Sonntag, 5. Dezember 2010

1968: Libertäres Feuer, Pfeife, lange Haare



Ende der 60er Jahre war es durchaus nicht altmodisch wenn Jugendliche Pfeife rauchten. Wer kann sich noch an die Stanwell-Werbespots im Westfernsehen erinnern? Sowohl der von mir sehr geschätzte Talkmaster Hans-Joachim Kulenkampff (1921-1998), wie auch die lustigen Zeichentrickfiguren von Loriot tönten: „Drei Dinge braucht der Mann: Feuer, Pfeife, Stanwell!“ Nicht daß ich mich von dieser Werbung beeinflußt hätte, aber als Jugendlicher probiert man schließlich alles einmal aus und so rauchte ich eine Zeitlang Pfeife, „Stanwell“-Tabak aus dem Westen zwar nicht, aber so klangvolle Osttabakmarken wie „Kolumbus“, „Tonka-Krüllschnitt“, „Schwarzer Krauser“ (alles Feinschnitte) und sehr viel später den ersten richtigen groben Pfeifentabak den es in der DDR gab, den „Prestige“.

Heute kramte ich mal wieder meine alten Tabakpfeifen hervor, allerdings rauchte ich nur mit den kleinen Pfeifen, die antike alte Pfeife mit den wunderbaren Elfenbeinminiaturen darauf, die hatte ich nur als Zierstück. Als 17jähriger hatte ich sie mal von einer Witwe gekauft, deren Mann Pfeifenraucher war. Die Dame hatte nur eine kleine Rente und verkaufte Stück für Stück die Pfeifen ihres Mannes. Damals brachten solche Stücke gutes Geld, heutzutage sind sie nur noch einen Bruchteil des damaligen Preises wert – leider! Neben meinen beiden Pfeifen, der antiken Pfeife und meinem Pfeifenreiniger, habe ich mal zwei alte Fotos heraus gesucht die mich mit einer dieser Pfeifen zeigen, dies war 1968 und ich 17 Jahre alt. Zu dieser Zeit war es noch nicht so einfach mit so langen Haaren herum zu laufen. Sowohl in den Schulen wie auch in den Betrieben stänkerten die Roten (SED-Typen) mit einem, sahen in den langen Haaren einen Angriff auf den Sozialismus. Das stimmte sogar teilweise, denn mit langen Haaren zeigte man versteckt libertäre Gesinnung. Kurze Haare trugen damals all die Jugendlichen die sich freiwillig zur Armee als Zeitsoldat meldeten oder die in die SED gehen wollten. Zum Glück hielt ich privat keinen Kontakt zu solchen Typen. Ein paar Jahre später, Anfang der 70er Jahre, da mußte die SED in punkto langer Haare klein beigeben, zuviele männliche Jugendliche trugen lange Haare, sogar die Genossen, die allerdings nur wegen der Mode und nicht mehr als Zeichen freiheitlicher Gesinnung.

Schauen Sie doch auch mal rein in die alten Werbespots für Stanwell-Pfeifentabak, besonders die Loriot-Zeichentrickfilme sind sehr amüsant:
http://www.youtube.com/watch?v=_9UcIm6BC80
http://www.youtube.com/watch?v=jphFKa88tOo

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