An dieses Zitat aus Dr. Gunter Bleibohms großartigen Schriften mußte ich denken, als ich gestern in die Stadt zur Sparkasse fuhr. Vor dem Parkplatz befindet sich ein ganz kleiner Platz mit Rasen, auf dem ein kleines Rotschwänzchen-Weibchen hin und her hüpfte um nach Eßbarem zu suchen. Ich freute mich sehr nach langer Zeit mal wieder ein Rotschwänzchen zu sehen. Vor etlichen Jahren, als alte Leute noch neben mir wohnten, da hatten die auf ihrem Vorbau einen Nistkasten, wo Jahr für Jahr ein Rotschwänzchen-Paar ihre Jungen aufzog. Doch der Nistkasten ist weg als jüngere Leute das Haus übernahmen und es „modern“, d.h. natur-und tierfeindlich umgestalteten. Seitdem gibt es keine Rotschwänzchen mehr in meiner Nähe.
Rotschwänzchen-Weibchen (Foto: Reiner Jacobs)
Ich blieb lange Zeit im Auto sitzen und beobachtete mit Vergnügen das kleine Vögelchen, welches sich auch nicht durch die viele Sparkassenkunden, die an ihm vorbei hasteten, stören ließ. Auch die Menschen beobachtete ich und war erstaunt, daß nicht ein einziger einen Blick auf das Vögelchen warf. Entweder schauten die Typen auf ihr Smartphone, unterhielten sich mit anderen Menschen über belanglose Dinge oder starrten stumpfsinnig vor sich hin. Hätte ich all die Menschen gefragt, ob sie nicht das emsige Rotschwänzchen gesehen hätten, hätten die Menschen mir mit blödem Gesichtsausdruck geantwortete: „Was, wie, welches Rotschwänzchen?“ Und die ganz Dummen hätten gefragt: „Was ist denn ein Rotschwänzchen?", wenn ich überhaupt eine Antwort bekommen hätte.
Wie stumpfsinnig ist doch die Mehrheit der Menschen, ist nur auf ihresgleichen eingestellt, voll nur auf Menschen programmiert, Natur, Umwelt, Tiere, werden gar nicht wahrgenommen. Sie haben gute Augen und sind trotzdem blind.
Dieserart grobschlächtige Menschen werden auch keinen Gefallen an einer Maria Grengg oder einem Erwin Strittmatter finden, zwei Schriftstellern, welche die kleine wunderbare Welt der Natur und der Tiere um uns herum so treffend beobachteten und davon schrieben.
Eines der wunderbarsten Bücher aus dem Besitz meiner Mutter ist das Buch „Die Flucht zum grünen Herrgott“ von Maria Grengg. Schon als Kind las ich es mit großer Begeisterung und in vielen Dingen prägte es mich, bewunderte ich doch die Lebenseinstellung und die Ansichten von Maria Grengg. Die Liebe zu Pflanze und Tier wurde wohl auch durch Maria Grengg in mir geweckt, das Füttern notleidendender Tiere im Winter, das Schauen der Schönheit von Pflanze und Tier.
Und natürlich ihre Einstellung zur Religion schätze ich noch heute: „Ich stehe dem Mittelalterlichen der Kirche innerlich fremd und abwehrend gegenüber mit meinem schönheitsuchenden, alles Lebendige gleichwertenden Herzen und meinen naturhaften Sinnen. Mein Gefühl wehrt sich gegen den pflanzen-, gewässer- und getierfremden Glauben aus dem palästinischen Wüstenland, den man den Vorvätern nur zu oft mit dem Schwerte aufgezwungen hat. In meiner Liebesbereitschaft für den leidenden Bruder, sei es Tier oder Mensch, neige ich mich aber ehrlich hin zur Lehre dessen, der auch in der Ecke meiner Stube zermartert am Schandholz hängt.“
Als junger Erwachsener verschlang ich geradezu Erwin Strittmatters „Schulzenhofer Kramkalender“ mit seinen so treffend kurzen Naturbeschreibungen, die Strittmaters Liebe zu den kleinen Dingen zeigten, den Pflanzen, den Tieren, die seit Jahrtausenden von den anmaßenden Menschen mißachtet wurden. Ein wunderbares Beispiel ist die 84. Geschichte: „Bevor der Mensch war, war der Star (Vogel)...“!
Beide Bücher zum Lesen sehr von mir empfohlen!
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