Mittwoch, 24. Juli 2019

Kunstbanausen trotz guter Kulturarbeit in der ehemaligen DDR


Gestern stellte sich eine Reinigungskraft vor, die als Minijobberin bei mir einmal in der Woche reinemachen sollte. Ich zeigte ihr die Räume, darunter einen meiner zwei Salons, da dieser besondere Sorgfalt in der Behandlung erfordert. 

Vorab, ich nahm sie nicht! Eine Reinigungskraft muß keine Kunstkenntnisse haben, aber doch Achtung vor Kunst und Antiquitäten und ganz so doof sollte meine Reinigungskraft auch nicht sein, denn Pöbel möchte ich nicht gern um mich haben. 

„Huch“, so kreischte sie über meine alten „Klamotten“. Sie hätte dagegen „moderne“ Möbel (wahrscheinlich aus dem Möbel-Billig-Laden!). Warum ich denn diese unmodischen Sachen „rumstehen“ hätte, sie hätte die längst weg geschmissen und der alte kleine Schrank, gäbe doch gutes Feuerholz für meinen in der Diele stehenden Ofen her.


Anfänglich dachte ich, sie macht Scherze, aber bald merkte ich, daß sie es ernst meinte. Ich klärte sie auf, daß die alte „Klamotte“ ein Stück aus dem Frühbarock sei, noch vor 1700 und auch das Schloß noch original aus der Zeit sei, siehe letztes Foto. Da guckte sie nur dumm aus der Wäsche.


Daß das darüber hängende Oelbild von einem berühmten italienischen Maler, Pietro Barucci (1845-1917), stammte, das erwähnte ich gar nicht mehr, das hätte sie eh nicht begriffen (Pietro Barucci siehe:https://en.wikipedia.org/wiki/Pietro_Barucci), auch das Bilder von Barucci in bekannten Museen hängen. Es wäre „Perlen vor die Säue“ geschmissen gewesen. 

Auf jeden Fall kann ich so eine Frau auf keinen Fall allein in meine Salons lassen. Es ist erstaunlich, daß so wenig an Kultur bei ehemaligen DDR-Bürgern hängen geblieben ist (Sie war in der DDR groß geworden, ist jetzt Rentnerin!), denn in den ehemaligen DDR-Betrieben wurde viel auf den allseits gebildeten Arbeiter Wert gelegt. Brigaden besuchten Kunstausstellungen, Theatervorführungen und wir als Kulturarbeiter bemühten uns redlich die Werktätigen mit Kultur bekannt zu machen, siehe dazu meine Blogbeiträge, wo ich als Klubhausleiter damals tätig war. Alles umsonst gewesen?

  

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