Ich war gerade 1 Jahr alt und da nahm mein Vater, zum Erschrecken meiner Mutter, eine Stelle im DDR-Ministerium für Handel und Versorgung in Berlin an. Zuzug meiner Mutter mit mir nach Berlin wurde nicht genehmigt, angeblich aufgrund der Wohnungsnot in Berlin nicht möglich, aber wahrscheinlich steckte die Staatssekretärin Lisa Krause dahinter, die hinter meinem Vater her war. Mein Vater hätte diese Stelle ja nicht annehmen müssen, aber er war abenteuerlustig und die Karriere reizte ihn. 1.250 Mark Monatsgehalt klingen in heutiger Zeit wenig, waren aber 1952 mächtig viel Geld, ein Facharbeiter kam meistens nicht über 200 Mark Monatslohn hinaus.
Eingebrockt hatte das Arbeitsverhältnis die frühere Oberbürgermeisterin Dessaus, Lisa Krause (https://de.wikipedia.org/wiki/Lisa_Krause), die einen Narren an meinem Vater gefressen hatte, die ihn auch zur SED gebracht hatte.
Übrigens, das linke Lumpenpack von Wikipedia schrieb: "1946 kam sie als Umsiedlerin in die Sowjetische Besatzungszone". Wikipedia benutzt das Wort "Umsiedler", statt "Vertriebene", wie es schon die DDR tat, obwohl es sich bei den Vertriebenen aus den deutschen Ostlanden bekanntlich nicht um freiwillige Umsiedler handelte. Das Wort "Vertriebene" durfte in der DDR nicht verwendet werden, was die Vertriebenen sehr schmerzte, auch daß sie sich nicht zu Heimatreffen oder geselligen Treffen mit ihren Landsleuten treffen durften um heimatliche Traditionen zu pflegen. Die Kultur und Tradition der ostdeutschen Gebiete sollte in der DDR ausgelöscht werden.
Diese Lisa Krause kannte meinen Vater von seiner Arbeit auf dem Dessauer Rathaus und sie wollte ihn unbedingt als persönlichen Referenten nach Berlin holen, denn sie wurde zur Staatsekretärin am DDR-Ministerium für Handel und Versorgung am 1.10. 1952 berufen. Sie hatte beste Kontakte zur Regierung und empfahl dem Minister für Handel und Versorgung meinen Vater als ihren persönlichen Referenten, später des Ministers selber, einzustellen. Es war bekannt, daß sie meinen Vater auch privat interessant fand und außerdem hatten beide das selbe Schicksal, den Verlust ihrer Heimat durch die Vertreibung aus dem Osten, nach 1945. Mein Vater blieb nicht lange bei ihr als persönlicher Referent, denn schon am 2. Februar 1953 schied sie wegen einer schweren Erkrankung aus ihrer Stellung als Staatssekretärin aus. Mein Vater besuchte sie sehr oft am Krankenbett an der Charité. Ab 3. Februar 1953 wurde mein Vater persönlicher Referent des Ministers für Handel und Versorgung, Curt Wach (https://de.wikipedia.org/wiki/Curt_Wach), der am 2. Februar 1953 zum Miníster ernannt wurde.
Mein Vater ließ leider Frau und mich (als Baby) in Dessau allein, da Fahrten nach Dessau nur alle 2 Monate einmal möglich waren, da damals im Ministerium rund um die Uhr gearbeitet wurde, da die Versorgungslage in der DDR hoch brisant war.
Durch Zufall fielen mir dieser Tage die Einstellungsdokumente in die Hände und ich war erstaunt, daß man noch 1952 nicht so einfach nach Berlin ziehen durfte. Es bedurfte eines Arbeitsvertrags und erst dann wurde vom Magistrat von Groß-Berlin eine Aufenthaltsgenehmigung erteilt (als drittes Blatt eingescannt). Obwohl bei der Regierung beschäftigt, bekam mein Vater nur ein möbliertes Zimmer bei einer alten Dame. Wohnungen waren 1952 in Berlin verdammt knapp und nur auf Bezugsschein zu bekommen.
In der Stalinzeit legte man in der DDR-Zeit großen Wert auf Moral auch in familiären Dingen, jedenfalls bei SED-Genossen. Da mein Vater sich in Berlin, nachdem Lisa Krause das Ministerium verließ, eine Freundin in Berlin suchte und meine Mutter und mich als Baby immer mehr vernachlässigte, da wandte sich meine Mutter an den Minister Curt Wach. Der Minister Curt Wach, ein durch und durch moralisch eingestellter Mann, dem Unmoral ein Graus war und dem es ein Graus war, daß ein Genosse seine gerade erst geheiratete Frau und sein gerade erst geborenes Kind für ein Großstadtliebchen verläßt, legte meinem Vater in drastischen Worten nahe, im Ministerium zu kündigen und wieder nach Dessau zu ziehen und die Parteigruppe im Ministerium verdonnerte meinen Vater dazu zu seiner Familie zurück zu kehren. Der Minister und die Partei äußerten, daß ein Genosse nicht seine gerade erst geheiratete Frau und ein gerade erst geborenes Kind für eine leichtlebige Freundin verläßt. Das würde die Partei nicht dulden und wenn er sich nicht fügen würde und zu Frau und Kind zurück kehren würde, würde er wegen unmoralischem Verhalten gekündigt werden und aus der Partei ausgeschlossen werden, dann könne er als Straßenkehrer arbeiten gehen.
Mein Vater fügte sich und seine etwas naiven Träume selbst einmal Minister zu werden zerplatzten, aber er bekam über das Ministerium auch eine andere Stellung als Direktor in Dessau zugewiesen. Zum Glück für mich, hörte mein Vater auf die Partei, sonst wäre ich ohne Vater groß geworden. Wie ich später erfuhr, kontrollierte der Parteisekretär des Ministeriums, ob mein Vater auch wieder zu seiner Familie zurück gekehrt war und sich um die Familie kümmerte.
Kurze Zeit später, nachdem Stalin tot war, griff die SED nicht mehr ins Privatleben ein und Moral war dann der SED schnuppe, da denke man nur mal an Honecker, der trotzdem er verheiratet war, auch eine Geliebte hatte, die er später sogar heiratete: Margot Honecker. Und er verließ seine Frau (Edith) und sein kleines Kind, wegen der jungen Margot
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen