Samstag, 3. Oktober 2020

Erinnerung an Schneidemühl, Teil 3

Ich konnte es kaum glauben, als mir das Sparkassenbuch meines Vater in die Hände fiel, wo mein Vater noch am 28.12.1944  700 Reichsmark einzahlte, zu einer Zeit als schon die Russen in Ostpreußen standen und der Krieg sich dem Ende zuneigte. Jedem hätte eigentlich zu dieser Zeit klar sein müssen, daß Deutschland den Krieg verliert und schon der 1. Weltkrieg zeigte ja, daß alle Guthaben auf Sparkassen und Banken verfielen. Nur wer sein Geld in Sachwerten, wie Gold, angelegt hatte, der rettete sein mühsam Erspartes vor dem Totalverlust. 

Da stehen nun immer noch 2.198,25 Reichsmark als Guthaben zu Buche, bei der Schneidemühler Stadt-Sparkasse, die mit dem Spruch warb:

Hier sparst Du sicher!

Futsch! Und so ging es den Deutschen schon oft, nach dem verlorenem 1. Weltkrieg, dann in der Weimarer Republik bei der Inflation, bei der Währungsreform 1948 und uns DDR-Bürgern bei der Währungsumstellung 1990, wo unser gespartes Geld halbiert wurde, siehe dazu mein eigenes Sparbuch: http://barrynoa.blogspot.com/2019/12/schauble-verhohnt-in-zeitungsinterview.html. Zuletzt die Entwertung (Halbierung) durch Umstellung von D-Mark auf Euro. Daß auch der Euro eines Tages zusammen krachen wird, ist so sicher wie das Amen in der Kirche.

Nun sollen wir Mitteldeutschen heute am 3. Oktober auch noch jubeln, daß uns der Westen mit Haut und Haaren geschluckt hat. Mir persönlich hat man mein Erspartes halbiert und eines ist auch klar wie Kloßbrühe, mit 100 Mark Ost konnte man in der DDR viel mehr anfangen als mit 100 Mark West nach dem Anschluß 1990 und jetzt 50 Euro. Mit 300 Mark Ost konnte man in der DDR leben, seine Miete bezahlen, alle Lebensmittel kaufen, Strom und Heizung und Kleidung und sonstiges bezahlen. Also war die Halbierung unserer Vermögen durch Umtausch von Ost zu Westgeld eine totale Verschlechterung. 

Ich stelle mir vor, man hätte das mit den Westdeutschen gemacht, ihnen ihre Ersparnisse halbiert, es hätte einen Aufstand gegeben, der die Regierung hinweg gefegt hätte. Wir DDR-Bürger mußten es schlucken, aber der 3. Oktober ist für uns absolut kein Grund das auch noch zu feiern, daß wir so über den Tisch gezogen worden sind. 






Für alle Freunde Schneidemühls, sehr zu empfehlen, die Seite des Heimatkreises Schneidemühl e.V. mit vielen alten Fotos:



  

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