Donnerstag, 15. April 2010

Karriere-Christen/innen



2 ½ Millionen Mitglieder zählte in der DDR die SED, alles überzeugte Kommunisten? Wohl kaum, das Gros der „Genossen“ waren Karriere-Kommunisten die sich Vorteile von der Mitgliedschaft verschafften oder verschaffen wollten. Dieser Typ Mensch, der immer mit dem A…. an die Wand kommen will und dafür sich dem Opportunismus verschreibt, den wird es immer geben. Die ehrlichen SED-Mitglieder blieben ihren Überzeugungen treu, diejenigen die nur persönliche Vorteile aus der Heuchelei zogen, die verließen fluchtartig 1989/90 die Partei. Nicht viel anders ist es derzeit mit der Mitgliedschaft in den beiden großen Kirchen in Deutschland, auch da entdecken viele Bürger auf einmal den „Glauben“, lassen sich taufen und werden Mitglied. Warum? Neben wirklichen Bekehrungen sind es vornehmlich die gleichen Gründe die schon die Bürger der DDR zu SED-Genossen werden ließen – Vorteilssuche im beruflichen oder gesellschaftlichen Leben.

„Die Zeit – online“ (http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2010-03/kirche-mitarbeiter-christen ) schreibt: „Nur für die Bewerbung lassen sich viele Menschen taufen. Denn im sozialen Bereich haben Nicht-Christen geringere Chancen auf eine Anstellung.“

Nun in dem Beitrag ist viel von qualifizierten Arbeitsstellen bei den Kirchen die Rede, aber die Praxis aus meinem nahen Umfeld zeigt, daß sogar ABM-Kräfte sich während oder nach Beendigung ihrer ABM taufen lassen nur um die begehrten Minijobs bei der Kirche zu bekommen oder dies tun in der Hoffnung dann weiterhin bessere Chancen zu haben, was auch in der Praxis tatsächlich dann der Fall ist, obwohl es sich um Minijobs handelt die keinen Bezug zur Verkündigungstätigkeit haben, es also eigentlich nicht nötig wäre, daß diese Personen der Kirche angehören. Ob jemand aus Glaubensüberzeugung sich taufen läßt oder nur aus Berechnung, dies scheint die großen Kirchen wenig zu interessieren. Eigentlich müßte man doch interessiert sein Überzeugungschristen in den eigenen Reihen zu haben und Karrierechristen müßten verpönt sein, aber dies scheint nicht der Fall zu sein. Man kann es dem Pfarrer allerdings auch nicht verdenken, daß er darauf vertraut, daß ein Erwachsener der die Taufe wünscht dies aus ehrenwerten Motiven heraus macht, aber wenn diese Person dies in Verbindung mit einer Arbeitstelle bei der Kirche macht, dann müßten doch eigentlich die Alarmglocken beim Pfarrer klingeln.


Wikipedia: „Als Namenschristen bzw. Taufscheinchristen werden Menschen bezeichnet, die zwar nominell durch das Sakrament der Taufe zu einer christlichen Kirche gehören, sich selbst als Christen bezeichnen oder aus Tradition eine Kirche besuchen, dabei aber nicht die christlichen Glaubenswerte für sich in Anspruch nehmen.“

Wenn man wirklich ein Christ sein möchte, bedeutet dies Jesus Christus nachfolgen zu wollen. Und wirklich Jesus Christus in einem Maße nachzuahmen, daß man sich nicht nur Christ nennt, sondern auch durch sein Leben beweist, ein Christ zu sein. Sonst würde man nur einer der vielen Millionen oder Milliarden Namenschristen sein, die behaupten ein Christ zu sein, Jesus Christus aber durch ihre Werke verleugnen, indem sie sich beispielsweise in Kriegen gegenseitig töten. Wozu muß man bereit sein, wenn man Jesus nachfolgen möchte: Wer wirklich ein Christ sein möchte, muß dem Beispiel von Jesus Christus nachfolgen, der bereit war Leiden auf sich zu nehmen.

„Prinzipiell sollte man Niemandem sein Christsein absprechen. Aber wer den Befragten absolute Verdutztheit aufs Gesicht stempeln will, sollte nach Abgabe der Erklärung einfach mal fragen: "Und wo ist deine Beziehung zu Gott?" Christsein bedeutet, eine Beziehung zu Gott zu haben.“ (aus: „Der Irrweg der Taufscheinchristen“, Evangelische Brüder-Unität – Herrnhuter Brüdergemeine )


Die Praxis zeigt leider, daß Glaubensheuchler/innen gute Chancen bei Kirchens haben. Verdenken kann man es diesen Karrierechristen nicht wenn sie Glaubensheuchler/innen werden, denn die persönlichen Vorteile können immens sein, dies konnte ich bei zwei ABM-Kräften die letzten Wochen beobachten. Während die eine der beiden einen schönen Minijob bei der Kirche bekam, ging die andere leer aus und mußte mit einem miesen Reinemache-Minijob in der freien Wirtschaft vorlieb nehmen. Nun raten Sie, liebe Leser, welche von beiden, vorgab zum Glauben gekommen zu sein und welche von beiden eigentlich im Leben christlichere Werte lebte aber nicht der Volkskirche beitrat bei der sie die ABM gehabt hatte? Die Antwort kann man sich in dem obigen eingescannten alten Kalenderblatt zusammen reimen, frei nach Martin Luther.


PS: Große Hochachtung habe ich persönlich vor Erwachsenen die sich allerdings aus ehrlicher Überzeugung taufen lassen. Dies ist besonders in zahlenmäßig kleinen Kirchen und Religionsgemeinschaften der Fall, denn dort gibt es kaum mal berufliche Vorteile, eine Mitgliedschaft dort zieht eher persönliche Nachteile des Gläubigen nach sich. Aber auch in den großen Volkskirchen gibt es natürlich noch genügend ehrliche Christen die keine Karrierechristen sind, die mit großem persönlichen Einsatz sich ehrenamtlich für die Kirche und die Menschen einsetzen, sei es als Gemeindekirchenrat, ehrenamtliche Helfer, Grüne Damen oder als stille Beter.

Keine Kommentare: