Montag, 28. Juni 2010
Für immer jung und schön: Albert Lynch´s "Florentinisches Edelfräulein"
Heute weitgehend unbekannt, war Albert Lynch (1851-1912) um 1900 einer der bekanntesten Salonmaler Europas. Der aus Peru stammende Künstler studierte in Paris Malerei und lebte und arbeitete lange Zeit in Frankreich. Ein Bild von ihm mag ich besonders, es ist das oben von mir eingescannte „Florentinische Edelfräulein“. Aus einem alten Kunst-und Modejournal von 1890 schnitt ich es als 10jähriger Junge heraus, so gut gefiel es mir. Schon damals war ich kein Freund der Salonmalerei, aber die von Lynch Abgebilldete schien mir meinem Frauenideal sehr nahe zu kommen, welches ebenmäßige edle Gesichtszüge mit ästhetischer Gesamterscheinung verbindet. Da man in der Kunst - und im wirklichen Leben sowieso - auch bei Frauen, fast nur grobschlächtige und unedle Frauengestalten zu sehen bekommt, ist man natürlich desto begeisterter wenn ein Maler uns an wirklicher Schönheit teilnehmen läßt. 1890 wurde das Bild in einem deutschen Kunst-und Modejournal gedruckt und eventuell im selben Jahr von Albert Lynch gemalt. Das florentinische Edelfräulein ist in der Blüte der Frauenschönheit, so mit 17 Jahren gemalt worden. Es wäre möglich gewesen, daß dieses Edelfräulein 1961, als ich als 10jähriger dieses Bild aus dem Journal schnitt, noch gelebt hat. Die Dame wäre dann 88 Jahre alt gewesen. Für immer jung und schön aber bleibt sie in diesem Bild, ein göttliches Wunder welches wir durch die Kunst und durch Künstler erfahren dürfen. Daß alle wirkliche Kunst göttlichen Ursprungs ist, ist mir eine Selbstverständlichkeit, wobei man keineswegs göttliche Kunst mit religiösen Themen verwechseln darf. Arkadische sperrige Akte des Expressionisten Otto Müller oder pornografische Szenen des Expressionisten Egon Schiele sind allemal göttlicheren Ursprungs als blutleere Traktatbildchen wie man sie sehr oft bei den großen Volkskirchen und puritanischen christlichen Gemeinschaften findet. Schon im alten Ägypten, der Wiege der Kunst, sah man das Göttliche in der Kunst wirken.
Dazu der Autor und Kenner des alten Ägypten, Hans Georg Brecklinghaus:
„Die Übersetzung des ägyptischen Wortes für ,,Bildhauer“, s-ankh , bedeutet: ,,der lebendig macht“, und es wird von ihm gesagt: ,,Ohne seine Kunst ist kein Weiterleben“ (nach dem Tode, d.Verf.). Das Erschaffen einer Statue wurde mit dem Begriff für ,,Gebären“ bezeichnet. Dies gibt dem Künstler eine über das Handwerkliche hinausgehende Bedeutung und weist klar auf einen geistig-religiösen Auftrag der Kunst hin. Und in der Tat ist bis zum Neuen Reich Kunst überwiegend religiöse Kunst gewesen. Selbst wenn sie weltliche Inhalte zur Darstellung brachte, diente sie einem spirituellen Zweck.
Der Künstler diente einer göttlichen Aufgabe, er war Ausführender eines überpersönlichen Kunstschaffens. Erst die direkte oder imaginative Durchlässigkeit für die geistige Welt, für das Göttliche, gab der Kunst die Möglichkeit, eine Welt lebendiger Ordnungen widerzuspiegeln. Der Schutzgott der Künstler ist nicht von ungefähr der Ur- und Schöpfergott Ptah, der Gott aller formbildenden Kräfte, die im menschlichen wie im göttlichen Schaffen zur Offenbarung kommen.“
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen