Freitag, 18. Juni 2010

Suhler G´schichten mit einem Exkurs über die praktizierte "Freiheit" in Deutschland



Die DDR war in Bezirke eingeteilt, ähnlich den jetzigen Bundesländern. Einer dieser Bezirke war Suhl mit der gleichnamigen thüringischen Bezirksstadt Suhl als Verwaltungszentrum. Wie keine zweite Stadt in der ehemaligen DDR verlor Suhl durch die Wiedervereinigung an Bedeutung, denn die Bezirke wurden aufgelöst und Erfurt wurde Hauptstadt Thüringens, die Folge – das ehemals prosperierende Suhl verkam immer mehr zur unbedeutenden Kleinstadt. Eine Abwanderung in westliche Bundesländer setzte ein, zumal auch die bisherigen Betriebe Suhls nach der Wende durch die Treuhand plattgemacht wurden. Obwohl diese Politik in allen ehemaligen DDR-Städten praktiziert wurde, war dies in Suhl besonders krass. Zwei Wirtschaftszweige waren es besonders die Suhl zu DDR-Zeiten großgemacht hatten: die Waffenproduktion und die Mopedherstellung.

Wer kennt nicht die Mopeds Marke Simson? Jahrzehnte knatterten sie über die Straßen in allen Teilen der DDR. Besonders Jugendliche waren scharf darauf so ein Gefährt zu fahren, zumal man es schon als 15jähriger mit dem einfachen Mopedführerschein (der im Gegensatz zu heute spottbillig zu erwerben war) fahren durfte.

Rückblickend gesehen wurden Jugendliche in der DDR auf keinen Fall so infantilisiert wie es jetzt in der Bundesrepublik der Fall ist. Mit 14 Jahren hatte man in der DDR die umfassenden Rechte eines Jugendlichen und mit 18 Jahren war man ohne Ausnahme volljährig, mit allen Rechten eines Erwachsenen. Und heute? Da wurden per Gesetz aus Jugendlichen Kinder, denn per Gesetz ist jede Person unter 18 Jahren ein Kind (aus der Rahmenrichtlinie: „Als Kind kann – je nach Regelungszusammenhang – ein Mensch bis zum Erreichen des 18.Lebensjahres definiert werden“)! Was für eine Entmündigung und Verkindlichung von Jugendlichen! Hätte sich die damalige DDR solche Gesetze einfallen lassen, dann hätte es im Westen einen Aufschrei gegeben und man hätte von krasser Unfreiheit gesprochen. Und nun in der „freien“ Bundesrepublik? Einen Mopedführerschein mit 15 gibt es nicht mehr und abgesehen davon, daß man bis zum 18. Lebensjahr als Kind gilt, hat man, wie in der DDR, mit 18 Jahren noch lange nicht die Rechte eines Erwachsenen. Bis zum vollendeten 25. Lebensjahr wird man in dieser ach so freien Bundesrepublik unmündig gehalten, dies u.a. durch die Hartz-Gesetze, die es z.B. einem unter 25jährigen Bürger nicht gestatten aus der elterlichen Wohnung zu ziehen. Miete und Heizung und einen vollen Hartz-IV-Satz bekommt so ein unter 25jähriger nämlich nicht, ist also gezwungen weiter bei den Eltern wohnen zu bleiben. Zu allem Überdruß darf er auch über seine 285,- Euro Hartz-IV-Geld nicht selbst verfügen. Dies darf allein der Haushaltsvorstand der „Bedarfsgemeinschaft“ und das ist immer ein Elternteil, dieser bekommt das Geld des unter 25jährigen auf sein Konto. Hat nun der junge Erwachsene ein schlechtes Verhältnis zu diesem Elterteil, dann kann es vorkommen, daß er weder Taschengeld bekommt und er voll und ganz auf die Gnade und Ungnade seiner Eltern angewiesen ist, so wie ein kleines Kind, welches auch nicht bestimmen kann ob es zu Mittag Spaghetti oder trocken Brot zu essen bekommt. Mit Freiheit hat dies alles natürlich nichts zu tun, sondern mit dem Gegenteil davon. Auch da gilt wieder, hätte sich die DDR solche gegen die elementarsten Menschenrechte so einschränkenden Gesetze einfallen lassen, die westlichen Medien hätten Tag für Tag diese Unfreiheit mit Recht angegriffen. Und jetzt? Da können immer mehr die Freiheit mit Füßen tretende Gesetze erlassen werden, die bürgerliche Medienmeute eiert nur ein wenig rum und man verlegt sich auf Nebenschauplätze um das Volk von den wirklichen Problemen abzulenken. Ein Grund mehr sich diese bürgerlichen Medien nicht einzuverleiben, geschweige denn ihrer Meinungsmache Glauben zu schenken.

Ich selbst hatte als Jugendlicher kein Moped, aber viele meiner Freunde fuhren so ein Zweirad. Zur Erinnerung an diese Mopedzeiten ein Foto eines Simson SR 2, welches in den 60er und 70er Jahren viel gefahren wurde. Zur Waffenproduktion in Suhl! Da ich weder Jäger noch Soldat war, hatte ich noch nie eine Schußwaffe in der Hand. Stattdessen kann ich aber den Lesern einen kunsthandwerklich sehr gut gemachten Brieföffner aus Suhl, der ein altes Jagdgewehr darstellt, zeigen. Besonders fein ist die Intarsienarbeit auf dem Sockel des Brieföffners, ein Stück welches ich mal zum Geburtstag geschenkt bekam und welches nun in meinem Bücherschrank steht.

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