Samstag, 24. Juli 2010

Dessau-Törten: Fotos vom Bombeninferno 1945 und ein desinteressierter Heimatverein


Als alter Törtener freut man sich natürlich wenn man zu Festivitäten des benachbarten Prioraus eingeladen wird, siehe: http://barrynoa.blogspot.com/2010/06/775-jahre-priorau.html . Der Heimatverein Priorau ist sehr rührig und da hatte es mich nicht verwundert, daß ich eingeladen war, schließlich ist mein Blog auch in Priorau bekannt und die Verbindungen meiner Mutter mit Priorau, die interessierten natürlich die dortigen Heimatfreunde. Als Blogger der auch viel über anhaltische Historie schreibt, eigentlich nicht ungewöhnlich, daß man da eingeladen und interviewt wird. Bekanntlich gilt der Prophet aber im eigenen Land nichts und ähnliches Interesse habe ich bisher speziell bei Törtenern vermißt, schließlich gibt es auch in Törten einen Heimatverein, der sich aber scheinbar für historische Dinge nicht interessiert, denn es wird ja wohl bekannt sein, daß ich als alter Törtener (1951 dort geboren, meine Mutter lebte hier und meine Großeltern waren mit die ersten Siedler auf dem Sandberg (1927/28) und wo Großvater als Maurer auch noch unser Haus selber baute) und als ehemaliger Klubhausleiter des Klubhauses der Werktätigen Dessau-Törten, natürlich etliches über die alte Zeit weiß und als Mann der Archive und Autor für Heimtfreunde interessierende Dinge auf Lager hätte. Bisher aber Funkstille! Bis gestern! Da klingelte es und ein Herr stand vor der Tür und stellte sich als Mitglied des Heimatvereins Törten vor. "Na bitte", dachte ich, da interessiert man sich also doch was ich an historischem Wissen beitragen kann. Bestimmt hatte man auch von meinem Vortrag gehört, den ich vor einiger Zeit in einer benachbarten Stadt über die Klubs der Werktätigen gehalten hatte und wo ich einen alten Schmalfilm aus den 60er Jahren über das Klubhaus Törten vorgeführt hatte, denn dies müßte doch eigentlich einen Heimatverein interessieren? Nichts dergleichen, der gute Mann bettelte mich nur um Bargeld an. Der Verein bräuchte noch Geld für ein bevorstehendes Fest, ein Pflaumenkuchenfest und da dachte er, ich könne da was beisteuern. „Und sonst weiter nichts? - fragte ich. „Nö, sonst nichts weiter“! Für ein Pflaumenkuchenessen Geld beisteuern und historisches Interesse ist gleich null? Nein Danke, kann ich da nur sagen. Also diese Bettelei war schon eine ziemliche Frechheit, zumal merkwürdigerweise alle meine Nachbarn von dieser Bettelei verschont blieben. Nun, was soll´s, Heimatverein ist eben nicht gleich Heimatverein!

Angeregt durch diese kuriose Bettelei stöberte ich mal wieder in meinen Archiven. Wenn es auch den Heimatverein Törten nicht interessieren sollte, so doch bestimmt einige Bürger unseres Stadtteiles: Fotos nach den Bombenangriffen 1945 auf Törten. Über den Bombenangriff vom 7. März hatte ich ja schon hier im Blog berichtet, siehe: http://barrynoa.blogspot.com/2009/03/das-bombeninferno-des-7-marz-1945-in.html . Hier nun ein paar Fotos unseres Hauses auf dem Sandberg, aufgenommen 1945. Die Zerstörungen bei diesen Fotos entstanden ausschließlich durch den Luftdruck einer Luftmine die wenige hundert Meter weiter in einem Garten auf dem Sandberg niederging. Nach diesen Zerstörungen ging es weiter, denn der Krieg war ja noch nicht aus, 14 Tage lag Törten unter amerikanischem Beschuß. Das Bild darunter zeigt unser Haus 1950 wie es dann provisorisch unter großen Mühen wieder aufgebaut war. Allerdings mit Fenstern die eigentlich nicht paßten, aber man mußte ja froh sein überhaupt Glasfenster zu bekommen, es gab ja zu Ende des Krieges und nach dem Krieg nichts mehr. Das letzte Foto zeigt mich in unserem Garten auf dem Arm von Frau Bönicke, der bekannten Törtener Lebensmittelhändlerin. Neben uns steht ihr Mann, Fritz Bönicke, der mein Patenonkel war, neben meinem Cousin. Weitere Fotos aus Törten auch in meinem Blogbeitrag:
http://barrynoa.blogspot.com/2010/03/bn-und-seine-kinderbekleidung-der-50er.html  .

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