Montag, 27. Mai 2013
Apotheke ist nicht gleich Apotheke in Dessau
Neulich im Fernsehen ein Bericht über Apotheken der verheerend ausfiel: So gut wie alle Apotheken berieten falsch zu Schmerzmitteln oder gar nicht bei den Testkäufern des Fernsehens! Wenn also überheblich von den normalen Apotheken gegen Internetapotheken mobil gemacht wird, weil diese nicht beraten würden, dann zeigte dieser Fernsehbeitrag, daß es mit der Beratung der Apotheken nicht weit her ist.
Dieses vernichtende Urteil kann ich nur bestätigen. Im vorigen Jahr hatte ich monatelang mit einer nicht heilen wollenden Weisheitszahnwunde zu tun gehabt, wo der Kiefer sich entzündet hatte und wo die Kieferchirurgie mir letztendlich das nicht ungefährliche Clindamycin verschrieben hatte, siehe dazu: http://barrynoa.blogspot.de/2012/10/desolates-deutsches-gesundheitswesen.html. In der Apotheke in der G....straße in Dessau keine Beratung, daß dieses Mittel zu 20 % schwere Durchfälle erzeugt. Ich hätte also gut und gern dieses Mittel auch in einer Internetapotheke bestellen können, wenn es eh keine Hinweise auf solche Auswirkungen in einer normalen Apotheke gibt. Ja und eine gebogene Nadel für die Spritze mit der ich meine Wunde nach Anweisung des Kieferchirurgen täglich mehrmals selber ausspülen sollte, die konnte mir diese Apotheke auch nicht besorgen. Die damalige Antwort der Apothekenhelferin: "Gehen sie doch zur Kieferchirurgie zum Spülen, wir können so eine Nadel nicht besorgen!" Dümmlich hoch drei das Ganze, wenn man nach jedem Essen die Essensreste aus der Wunde wegspülen soll. Sollte ich 4 mal am Tag zum Spülen in eine Arztpraxis fahren? Die besagte Nadel also über das Internet besorgt.
Der Mensch ist vergeßlich, so auch ich, und anstatt diese Apotheke mit unmöglichen Mitarbeitern fortan zu meiden, ging ich heute wieder hin, dies weil diese Apotheke mir am nächsten ist, also reine Faulheit von mir. Wieder landete ich bei diesen jungschen Apothekenhelferinnen, die Inhaberin war mal wieder nicht da. Da ich über das Wochenende Blasenprobleme hatte, wollte ich mir Urin-Teststreifen holen, wo man sehen kann ob Blut im Urin ist oder Eiweiß ausgeschüttet ist, ein Zeichen von einer Entzündung. Gesagt getan! Eine der Apothekenhelferinnen schaute im Computer nach und konnte mir stolz mitteilen, daß sie fündig geworden sei, sie könne eine Packung von 100 Teststreifen bestellen, Kostenpunkt 88,00 Euro. 88,00 Euro? Was soll ich mit 100 Teststreifen und dann 88,00 Euro? Wahnsinn! Auf meine Frage ob es nicht kleinere Packungen geben würde, mit vielleicht 10 Teststreifen, antworteten die beiden Verkäuferinnen, daß es sowas nicht geben würde. Ich war empört: "Das gibt es nicht in Deutschland? Wie ich von Bekannten weiß, gibt es das sowohl in Thailand wie auch in Spanien und bestimmt auch in vielen anderen Ländern. Und natürlich in dem Entwicklungsland Deutschland mal wieder nicht?" Die Antwort der beiden deutschtümelnden Damen: "Jedes Land ist eben anders, wir sind eben in Deutschland!" Letzeres in der Betonung nicht etwa negativ, sondern noch stolz seiend auf dieses kundenunfreundliche Land. Es fehlte bloß noch, daß diese Deutschtypen die Deutschlandfahne dazu geschwenkt hätten. Einfach widerlich so eine Deutschtümelei!
Ja und dann die eine der beiden: "Gehen sie doch zum Arzt, der hat Teststreifen, natürlich geht diese Untersuchung über den Arzt, das macht dann die Arzthelferin zu den Laborterminen!" Sehr witzig das Ganze! "Da soll ich also beim Arzt mich vielleicht rund 3 Stunden in den Warteraum setzen, damit der dann die Anweisung an seine Arzthelferin erteilt, und ich dann weiß ob meine Blase leicht entzündet ist, ob Blut im Urin ist oder ob alles okay ist?" Darauf diese weltfremden Damen von einem anderen Stern: "Drei Stunden Wartezeit? Das haben wir noch nie gehört! Aber nicht wenn sie einen Termin haben!" Weltfremd und abgehoben, denn einen Termin noch am selben Tag zu bekommen, dies ist ja wohl als Kassenpatient in Dessau so gut wie unmöglich und ein Termin in ein paar Wochen nützt bei einer akuten Sache eh nichts.
Ein Bekannter von mir, der mit mir in der Apotheke war, mischte sich ein, wollte den beiden weltfremden Damen begreiflich machen, daß bei den derzeitigen desolaten Zuständen bei den Ärzten es solch ein Patientenparadies nicht geben würde, daß man gleich dran käme zu einer Behandlung beim Arzt, wie das die Beiden darstellen würden und daß 3 Stunden Wartezeit durchaus möglich sind. Waren die beiden Damen so weltfremd oder wurden sie als Angehörige des Gesundheitswesens bei Ärzten anders bedient als jeder normale Bürger? Oder waren sie noch nie beim Arzt, waren kerngesund? Sehr unwahrscheinlich, daß sie noch nie etwas von den Unzulänglichkeiten des deutschen Gesundheitswesens gehört hatten, aber da sie sich als Teil dieses Systems fühlten, wollten sie dieses scheinbar schön reden. Abstoßend das Ganze!
Nun kommt der Knaller! Ich erzählte die Story einem Bekannten am Telefon. Der: "Ach die Apotheke in der G....straße! Kannst Du vergessen! Voriges Jahr wollte ich mal testen ob ich Zucker habe, ging dort hin, wollte auch Teststreifen kaufen. Ähnlich wie bei Dir! Angeblich gäbe es nur große Packungen für teures Geld. Das stimmte nicht, die lügen entweder wie gedruckt, wollen hohen Umsatz machen oder sind einfach unfähig. Da bin ich anschließend in die Apotheke in den Junkerspark gefahren. Anstandslos habe ich dort sofort zum Mitnehmen 10 Teststreifen bekommen, dies für billiges Geld. Laß Dir nichts von denen vormachen, fahre nochmal los in eine andere Apotheke und versuche dort dein Glück!"
Hm, also ich konnte dies einfach nicht glauben, denn die Apothekenmitarbeiter schauten doch wohl alle in den gleichen Computer? Sollte das möglich sein, daß ich woanders doch solche Teststreifen in kleiner Packungsgröße bekommen würde? Höchst unwahrscheinlich! Ich los, zur südlichsten Apotheke in Dessau, dort nach diesen Teststreifen gefragt und ..... die Apothekerin fragte ob mir eine Packung mit 10 Teststreifen für 5,80 Euro reichen würden. "Ja, natürlich! Haben Sie die da, oder müssen sie die bestellen?" "Können Sie gleich mitnehmen, haben wir da!"
Ich war platt, damit hatte ich nicht gerechnet! Da war es also mal nicht das Land Deutschland was desolat war, wo man nicht mal solche simplen Teststreifen in kleiner Packung bekommen konnte, wie in anderen Ländern üblich, sondern es waren Typen hinter dem Tresen einer Apotheke über deren Sachkenntnis und Verhalten man nur den Kopf schütteln kann. Daß es bei Handwerkern schwarze Schafe gibt, dies ist bekannt, aber bei Apotheken hätte ich das nicht erwartet. So kann man sich täuschen! Das Fazit: Mißtrauen ist überall angebracht, auch dort wo man es aus Tradition nicht vermutet.
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