Montag, 11. Mai 2020

Nachtrag zum 8. Mai - ein Tag der "Befreiung"?

Geradezu pervers ist es vom 8. Mai 1945 als Tag der Befreiung vom Faschismus zu sprechen. Erstens war es niemals das Ziel der Alliierten Deutschland vom Faschismus zu befreien oder gar die Juden zu retten. Als die USA und England die Möglichkeit gehabt hätte Juden zu retten, da verweigerten sie ihnen die Einreise und nahmen damit in Kauf, daß sie in den KZ´s landen würden. Auch gegen Faschismus hatten die Westmächte nie etwas, denn sonst hätten sie das Franco-Regime nach 1945 in Spanien ebenfalls zum Teufel gejagt. Nein, sie unterstützten das faschistische Franco-Regime, weil Franco ihnen militärische Stützpunkte einräumte. Es ist ein Propagandamärchen, daß es die Alliierten interessierte, was für ein Regime in Deutschland herrschte und sie die Deutschen vom Faschismus befreien wollten. 

Auch das Schicksal der Zwangsarbeiter interessierte nicht. Es war nämlich bekannt, daß Dresden von Zwangsarbeitern wimmelte und trotzdem wurde Dresden mit einem Feuersturm bombardiert, wohl wissend, daß die Nazi-Bonzen in sicheren Bunkern saßen und Zwangsarbeiter schutzlos den Bomben ausgeliefert waren.

Nur noch zwei Beispiele, wie sadistisch die amerikanischen und englischen Tiefflieger handelten. Als der Krieg schon ziemlich zu Ende ging und keine Wehrmachtsziele mehr anstanden, machte es diesen Terroristen Spaß Kinder und Frauen wie die Hasen abzuschießen. Als Dessau-Törten unter 14tägigem Beschuss der Amis lag, hockten die Bewohner in den Kellern, hatten aber Hunger. Ein 14jähriges Mädel aus unserer Nachbarschaft setzte sich aufs Fahrrad um in Alt-Törten Milch vom Bauern zu holen. Es war ein warmer Frühlingstag und sie hatte ein buntes Kleid an. Wie Anwohner berichteten kam ein amerikanischer Tiefflieger auf wenige Meter herunter und das junge Mädel wurde mit Schüssen durchsiebt. Selbstverständlich konnte der Schütze erkennen, daß es ein Kind, eine Zivilistin, war, aber es machte den Amis Spaß auf Wehrlose zu schießen. Befreier?

Dann, eine ukrainische Zwangsarbeiterin, ermordet von einem amerikanischen Tiefflieger. Meine Mutter war bei Junkers im Entwurfsbüro. Anfang Januar 1945 zog das Entwurfsbüro von Dessau nach Raguhn ins dortige Bootshaus. Mutter mußte mit, obwohl sie gern zuhause geblieben wäre, aber sie war zwangsverpflichtet, wie fast alle Werktätigen. Jeden Tag mußte sie mit dem Zug vom Bahnhof Dessau-Süd nach Raguhn hin und zurück fahren. Andauernd wurde der Zug beschossen und nur mit viel Glück überlebte sie. In Raguhn kamen auch andauernd Tiefflieger und schossen auf alles was sich bewegte. Eine ukrainische Zwangsarbeiterin, die als Reinemachefrau Dienst machen mußte, hatte sich gerade an der Mulde nach ihrem Dienst ausgeruht und wurde von einem amerikanischen Tiefflieger durchsiebt. Meine Mutter kannte diese Ukrainerin gut, hatte sie doch schon im Dessauer Junkers-Entwurfsbüro als Reinemachefrau gearbeitet. Sie soll eine blonde Schönheit gewesen sein, mit ihren langen Zöpfen und höchstens 17 Jahre alt. Als sie geborgen wurde, war sie kaum noch zu erkennen, da furchtbar entstellt. Befreier?

Übrigens, auch mein Vater konnte ein Lied singen von den amerikanischen „Befreiern“ wie sie die Kriegsgefangenen verhöhnten und quälten. 14 Tage gab es überhaupt nichts zu essen und die jungen Amis machten sich einen Spaß daraus Beutelchen mit Pfefferkörnern über den Stacheldraht zu schmeißen und sich dann halb tot zu lachen, wenn die Gefangenen vor beißendem Hunger so ein paar Körner aßen und der Mund höllisch brannte und es kein Wasser gab, nur einmal am Tag eine Kelle von einem ca, halben Liter. Die meisten seiner Kameraden verreckten in diesem Lager, ausgenommen allerdings die hohen Nazi-Offiziere, die bekamen von den Amis alles, die mußten nicht verrecken wie die einfachen Landser. Befreier?


Als Nachtrag zum 8. Mai 1945 möchte ich noch zwei Stimmen zu Wort kommen lassen, einmal den „Roten Morgen“ (Zentralorgan der KPD/ML) und das „Compact"-Magazin.


„Roter Morgen“

Der 8. Mai – ein Feiertag?

Vor 75 Jahren am 8./9. Mai 1945 kapitulierte Nazi-Deutschland in Reims bzw. Karlshorst (Ostberlin). Im Zusammenhang damit kommt die Diskussion auf, den 8. Mai als Tag der Befreiung dauerhaft zu installieren.

Eine Befreiung kann man erst richtig feiern, wenn man sich selbst befreit hat. So haben sich die Völker Jugoslawiens und Albaniens mit ihren Partisanenarmeen selbst befreit. Auch die anderen Völker Europas konnten das Ende der faschistischen Barbarei feiern.

Eine Erlösung war der 8. Mai auch für die zahlreichen gequälten und auf den Tod wartenden Häftlinge der Konzentrationslager und Insassen der Kriegsgefangenenlager. Die KZ-Häftlinge von Buchenwald, Sobibor und der Insel Rab (Kroatien) konnten sich sogar selbst befreien.

Beim deutschen Volk sah dies aber anders aus. Man war zwar erleichtert, daß die barbarische Nazi-Diktatur zusammen gebrochen war. Aber eine Festtagsstimmung konnte nicht aufkommen. Viele schämten sich ob ihrer Borniertheit, das Hitler-Regime unterstützt zu haben oder wechselten die Farbe opportunistisch von braun zu schwarz.

Alles andere als Freude konnte bei den 14 Millionen vertriebenen Deutschen aus Ostdeutschland und Osteuropa (Sudetenland, Batschka, Banat, Siebenbürgen usw.) aufkommen, die anschließend ihre Heimat verloren unabhängig von ihrer politischen Einstellung, seien sie Nazis, Liberale, Sozialdemokraten oder Kommunisten gewesen, hungerndumherirrten.

Es konnten sich auch die jungen Mädchen oder Frauen nicht freuen, die sich in den Kellern verstecken mußten und die 860 000 von den Allierten vergewaltigten Frauen.
Die Freude hielt sich auch in den Grenzen bei den Millionen Ausquartierten, die zurück in die von den anglo-amerikanischen Kriegsverbrechern zerbombten Städte kamen.

Mehr Trauer als Freude hatten diejenigen, deren Angehörige gefallen, vermißt oder in Gefangenenlager geraten waren.

Eine Befreiung war es auch nicht für die 10 000 deutschen Kriegsgefangenen, die die Amis in den Rheinwiesenlagern verhungern ließen.

Das „Nie wieder Krieg“, eine Welt ohne Kriege hielt nur ein paar Monate an. Schon im März 1946 schürten die anglo-amerikanischen Imperialisten den Bürgerkrieg in Griechenland, im Oktober 1946 begannen die französischen Imperialisten den Indochina-Krieg. Es folgte 1950 der Korea-Krieg und 1954 der Algerienkrieg.

Auch die Kommunisten hatten nur ein paar Jahre Pause zwischen KZ und Gefängnissen.
Am 11. Mai 1952 wurde Philipp Müller, Mitglied der FDJ auf einer Demonstration gegen die Wiederaufrüstung in Essen von der Polizei erschossen.
1954 wurde die FDJ verboten und die Jungkommunisten wanderten in die Gefängnisse.
1956 wurde die KPD verboten und die KPD-Genossen kamen ins Gefängnis.
Eine Befreiung sieht anders aus. Eine Befreiung gibt es nur, wenn sich das Volk von Kapitalismus und Imperialismus befreit.

Wenn schon unbedingt ein neuer Feiertag her muß, dann der 9. November.
Am 9. November 1918 begann die Novemberrevolution, wo die Arbeiter-, Bauern- und Soldatenräte den 1. Weltkrieg beendet und wenigstens kurzzeitig die Junker und die Kapitalistenklasse entmachteten.



Compact“:

Liebe Leser,
wer von Befreiung redet, könnte damit meinen, dass diese sinnlose Zerstörung von Hab und Gut im Krieg mit jenem Tag endlich aufhörte. Dieses furchtbare Gemetzel nicht nur an den Fronten, wo sich die Soldaten gegenüber standen, sondern auch zu Hause an der "Heimatfront", wo diese furchtbaren und militärisch nutzlosen Bombennächte endlich ein Ende haben konnten. Eine Befreiung vom Tod und Verderben bringenden Krieg.

Andererseits hatten viele Deutsche noch schreckliche Jahre vor sich. Über 15 Millionen von ihnen wurden damals vertrieben, aus den sogenannten Ostgebieten. Die Völker dieser Länder nahmen bittere Rache an den Schwächsten unter den Besiegten. Frauen, Alte und Kinder wurden innerhalb weniger Stunden gezwungen, ihr Zuhause zu verlassen und in eine ungewisse Zukunft gen Westen zu marschieren. Die Sieger schauten schweigend zu.

Über zwei Millionen überlebten diese Trecks nicht. Zig andere lebten mit Traumata und Störungen, die man heute posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) nennen würde. Das wirkte noch Jahrzehnte nach.

Die Männer waren meist an der Front gefallen oder warteten in Gefangenenlagern auf ihr weiteres Schicksal. Und erlitten eine furchtbare Rache der Sieger, wie z B. auf den Rheinwiesen.
Wer von Befreiung redet, führt das Wort Schuld gleich mit im Mund. Diese ewige Schuld, die uns Deutschen angedichtet und jetzt auch vom Bundespräsidenten Steinmeier wieder betont wurde,
vergiftet am Ende den Völkerfrieden.

Unsere Vorfahren waren da schon mal schlauer. Die wussten, dass ein echter Neuanfang nur mit der Formel vom westfälischen Frieden gelingen kann: "Allen wird alles vergeben und vergessen." Nur wer vergeben kann, wird am Ende vom Besiegten auch nichts mehr fordern wollen. Keine Reparationen, keine ewig währende Wiedergutmachung, keinen Kult um die ewige Schuld.

Wenn Steinmeier 75 Jahre nach dem Kriegsende davon redet, dass man „Deutschland nur mit gebrochenem Herzen lieben“ könne, sagt dies viel mehr über unsere Niederlage aus, als es sich selbst Steinmeier wird vorstellen können. In diesem Sinne wurden Generationen von Deutschen zu einem Selbsthass erzogen, der in der Geschichte der Völker wohl beispiellos bleiben wird.

Dass wir darüber unsere nationale Identität über Bord werfen sollen, wie von den Deutschlandhassern seit Jahren gefordert, ist eines der schlimmsten Resultate von 1945 und am Ende eine ziemliche bittere Niederlage!

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