Es ist nicht zu leugnen, daß mir in meiner Jugend die Dessauer Schriftsteller imponierten, weniger dessen was sie schrieben, denn da war ich nicht so begeistert, sondern es imponierte mir was sie persönlich ausstrahlten. Sie verkörperten für mich personifizierten Individualismus in einer Zeit des Kollektivismus. Ja und dann gar diejenigen Schriftsteller die es geschafft hatten in den Schriftstellerverband der DDR aufgenommen zu werden mit all den damit verbundenen Privilegien, wie kostenlosen Aufenthalten im Kurheim des Verbandes, den hochbezahlten Verträgen mit volkseigenen Betrieben zwecks Anleitung von „Zirkeln Schreibender Arbeiter“, verbunden mit maximal 2 Tagen Arbeit im Monat damit und einem Monatshonorar was dem Monatsgehalt eines kleinen Angestellten entsprach und natürlich mit dem „freischaffend“ sein, also nicht jeden Morgen ins Büro gehen müssen, selber bestimmen können wie der Tag abläuft. Nun diese Privilegien genossen nicht alle Schriftsteller und es waren auch oft nicht die besten ihrer Zunft die diese Privilegien hatten. Persönlich bekannt war ich nur mit wenigen Dessauer Schriftstellern. Niemals kennen gelernt habe ich z.B. Werner Steinberg oder Joachim Specht, die wohl bekanntesten Dessauer Autoren. Statt dessen führte ich viele interessante Gespräche mit Christa Borchert (siehe auch im B.N.-Blog meine Reportage in der damaligen „LDZ“ über Christa Borchert). Dies war dem Umstand geschuldet, daß sie in einem Ladengeschäft zu erreichen war. Sie war die Buchhändlerin der Kunstbuchhandlung „Bild und Buch“ in Dessau. Ursula Hörig lernte ich über ihre Tochter Floriane kennen mit der ich eng befreundet war. Floriane verunglückte tragischerweise in jungen Jahren tödlich. Mit Willibald Krause arbeitete ich auch als Klubhausleiter zusammen (siehe im Blog mein Gästebuch mit der Eintragung von Willibald Krause) und ich besuchte ihn auch ab und an in seinem Haus in Dessau-Waldersee. Ein paar mal ging ich auch mal in einen „Zirkel Schreibender Arbeiter“ um mir ein wenig handwerkliches Rüstzeug zu holen. Dies war dort aber nicht so mein Ding und so blieb dies nur eine kurze Episode. Dieser Zirkel wurde von dem Schriftsteller Manfred Richter geleitet. Ansonsten war ja Dessau keine Stadt die magisch Autoren anzog oder in deren Mauern viele Schriftsteller wohnten, wenngleich das Schreiben seitens des Staates sehr gefördert wurde, einmal durch die „Zirkel Schreibender Arbeiter“, die Volkskorrespondenten bei der Tageszeitung „Freiheit“ (SED), den ehrenamtlichen Mitarbeitern der „Mitteldeutschen Neuesten Nachrichten“ (NDPD) und der „Liberaldemokratischen Zeitung“ (LDPD) und durch das sehr rührige Kreiskabinett für Kulturarbeit mit seiner Leiterin Waltraud Kroker.
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