Mittwoch, 4. Februar 2009

Erinnerungen an den buchclub 65





Ein Leben ohne Lesen? Unvorstellbar – jedenfalls für mich! Und meine besten Freunde im Leben waren schon immer die Bücher! Rückblickend gesehen war die DDR zwar ein Staat mit Zensur, aber die bessere Literatur gab es hier zu lesen und eben nicht in Westdeutschland. Es war ja keineswegs so, daß sich die DDR gegenüber der Weltliteratur abschottete, nein alle wirklich ernste und hohe Weltliteratur gab es auch hier, aber man siebte schon sehr und die chronische Devisenknappheit der DDR tat sein übriges was den Kauf von Lizenzen anlangte. Jedenfalls bemühte sich die DDR sehr gute Literatur seinen Bürgern anzubieten und Trivialliteratur gab es nur in geringem Umfang. Ich bekam ja ab und an als Kind auch mal Kinderbücher aus dem Westen, diese enttäuschten mich sehr, denn sie waren so oberflächlich, behandelten nie gesellschaftlich relevante Themen, waren meistens kleinbürgerlicher Mief, von revolutionären Themen oder Fortschrittsgeist – keine Spur! Ich bat schon als 10jähriger meine Oma mir keine Bücher mehr zu schicken, ausgenommen Comichefte, die ich sehr liebte, schon der konturierten Grafik wegen, die mir schon als Kind gefiel.

Natürlich wurde ich auch Mitglied des buchclubs 65, die Anmeldung datierte vom Dezember 1966, siehe Scan. Etliche Jahre war ich Mitglied in diesem Buchclub. Die Preise waren moderat. So kostete ein Buch in der Jugendreihe, die ich abboniert hatte, 3,80 Mark der DDR oder 4,80 Mark der DDR. Vierteljährlich erschien eine Mitgliederzeitschrift und ich möchte den werten Lesern meines Blogs ein paar Scans vorstellen. Natürlich habe ich diese Zeitschriften aufgehoben und wie man an den Löchern sieht in Ordner abgeheftet. Da wird es dem Sammler zwar grausen, denn damit sinkt der Sammlerwert drastisch, aber vieles an aufhebenswertem Papier kann man halt nur in Ordnern sammeln, ansonsten würde man im Chaos versinken. Gern erinnere ich mich aus dem Stegreif an Bücher aus dem buchlub 65 wie Gerstäckers „Die Regulatoren in Arkansas“, oder Strittmatters „Schulzenhofer Kramkalender“, oder Davids „Der schwarze Wolf“, oder Londons „Alaskagold“, oder Jefremows „Das Mädchen aus dem All“, oder Brezas „Audienz in Rom“, oder Waterhouses „Billy der Lügner“ und natürlich an eines meiner Lieblingsbücher bis jetzt, die „Hirten der Nacht“ von Jorge Amado.

Glanzvoll auch die Geschenkbände nach einem Jahr Mitgliedschaft, so z.B. einmal Goethes „Faust“ mit wundervollen Zeichnungen des von mir geschätzten Bert Heller. Auch die Leserzeitschrift des buchclubs 65 fand ich gut gemacht. Ist das Titelbild von Heft 4 aus dem Jahre 1967 nicht wunderbar, auch in dieser Modernität? Horst Hussel, der dieses Titelbild schuf, war ja nun nicht gerade als sozialistischer Realist bekannt, trotzdem verwendete man diese avantgardistischen Collagen von ihm. Alles in allem nahm der buchclub 65 seine Aufgabe wahr, die Menschen zu allseits gebildeten Bürgern zu machen. Wer dies für sich in Anspruch nahm, der konnte sich wirklich allseitig bilden, dem standen nur geringe Hindernisse im Weg. Und was es in der DDR an Literatur oder in den sonstigen Medien nicht gab, dies saugte man eben aus dem Westfernsehen oder dem Radio. Eine Indoktrination der Bevölkerung war deshalb ausgeschlossen, denn Radio konnte man überall in der DDR hören, auch im „Tal der Ahnungslosen“ um Dresden herum wo man kein Westfernsehen empfangen konnte. Ich war lange Zeit fleißiger Hörer von kulturellen und politischen Radiosendungen, besonders hörte ich regelmäßig den Deutschlandfunk aus Köln und die deutschsprachigen Programme von Radio Tirana.

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