Montag, 11. August 2014

Einkaufs"erlebnisse" in Dessau

Eine Bekannte aus Nürnberg, mit der ich des öfteren telefoniere, machte mir den Mund wässrig, als sie mir erzählte, daß sie mal wieder einen Romanescu zu Mittag gekocht hätte, dazu die Kartoffelsorte „Bamberger Hörnchen“. Romanescu, diese Art Mischung zwischen Blumenkohl und Brokkoli, kannte ich, sie schmeckt auch mir besser als ein Blumenkohl oder ein Brokkoli. Irgendwann gab es Romanescu auch mal in einem Supermarkt in Dessau, aber gesehen hatte ich ihn lange nicht. Und „Bamberger Hörnchen“? Nie gesehen diese Kartoffelsorte in Dessau, wo es überhaupt nur 2-3 Kartoffelsorten in einem Laden gibt, was meine Bekannte im Westen nicht glauben wollte, die mir immer von interessanten Kartoffelsorten erzählte, die sie gerade gekauft hatte, von denen man hier im Osten nur träumen konnte. Ihr Gemüsehändler hat immer mindestens 15 verschiedene Sorten im Angebot, das ist das absolute Mindestmaß. Hm, gerade bei Kartoffeln hat man den Eindruck, als wenn die guten Kartoffeln im Westen bleiben und wir die Kartoffeln bekommen die im Westen keiner haben will, die, wenn wir die nicht essen, sonst nur an die Schweine verfüttert würden.

Also los in die Einkaufstempel von Dessau, nach Romanescu Ausschau haltend. Lange schon war ich nicht mehr bei Kaufland in Dessau-Mildensee, deshalb mal dorthin, schließlich ist es neben dem Edeka-Center im Junkers-Park wohl der größte Supermarkt, denke ich! Von einem Tempel keine Spur, eher ein Billigmarkt, denn die schöne Kaufland-Gaststätte gibt es nicht mehr, dafür drängen sich Menschen im Eingangsbereich an eine Art Imbiss mit wenigen Plätzen, an denen sich zu allem Überdruß Massen an Kunden vorbeidrängen, also angenehme Eßkultur sieht anders aus. Das Angebot: grauenvoll, nur Fleischgerichte! Also ich habe nicht ein einziges vegetarisches Gericht dort entdecken können. Da braucht man sich nicht wundern, daß der Fleischkonsum immer mehr zunimmt, wenn so ein großer Supermarkt keine Alternativen anbietet. Als die Gaststätte noch da war, da war es noch besser, aber jetzt: niveaulos!

Romanescu bei Kaufland? Fehlanzeige! Ich fragte einen zuständigen Herrn, der dort Gemüse sortierte. Der genervt, ob dieses „Ansinnens“, wollte nicht glauben, daß es in westdeutschen Städten diesen Romanescu so gut wie immer gäbe. Warum sollte dies auch nicht der Fall sein, denn Blumenkohl und Brokkoli gibt es ja auch bei uns fast das ganze Jahr lang und Romanescu ist nicht anders im Anbau. Wie so oft, das Personal im Osten hat keine Ahnung oder stellt sich dumm, meint man müsse mit dem Einheitsfraß zufrieden sein, den es hier fast deckungsgleich in allen Supermärkten gibt.

Vorbei am Eierstand, wo Kaufland mit 99 Cent die 10er Packung Bodenhaltungseier wirbt und damit wie so viele andere Anbieter sich einen Dreck um den Tierschutz von Millionen von Legehennen in diesen Eierfabriken schert, durch diesen niedrigen Preis die Landwirte zu immer mehr Ausbeutung der Hühner und immer schlimmeren Lebensbedingungen der Hühner treibt. Da stand eine junge Mitarbeiterin und sortierte Eierpackungen aus, wo ein Ei von Zehnen der Packung kaputt war. Diese Packungen wanderten mitsamt den ganzen Eiern in einen Abfallbehälter wo schon Pappen und ähnliches lagerten. An die 20 Packungen hatte sie schon aussortiert. Ich sprach sie an, warum denn nicht wenigstens die ganzen Eier aussortiert würden, die dann an einem gesonderten Regal einzeln verkauft werden könnten. Sie guckte nur dumm, wahrscheinlich war sie des Denkens und Sprechens nicht mächtig, oder war sie eine der geduckten Mitarbeiterinnen, die sich nichts trauen, denen das eigenständige Denken und Handeln vor lauter deutschem Obrigkeitsdenken abhanden gekommen war, ähnlich den Knechten und Mägden im 19. Jahrhundert, die, wenn sie ein Fremder ansprach, sich nicht trauten zu antworten und immer auf die Herrschaft verwiesen, weil es ihnen von der verboten war Auskunft zu geben und sie nur das machen durften was die Herrschaft angeordnet hatte? Tatsächlich, sie: „Fragen Sie die Kollegin dort vorn, ich kann dazu nichts sagen“! Na ja, das 19. Jahrhundert hat Einzug gehalten, selbstständiges Denken, Handeln und Sprechen war dieser jungen Frau wahrscheinlich eingebläut, dieses zu unterlassen, oder eine extrem Dumme die nicht antworten kann, nichts dazu sagen kann, was sie da macht, keine eigene Meinung hat? Na, dann fragte ich die Kollegin, auf die mich die verhuschte Mitarbeiterin verwies. Die, aus ganz anderem Holz geschnitzt (wahrscheinlich eine festangestellte und etwas höher gestellte Mitarbeiterin als die andere Mitarbeiterin), wollte mir in schnoddrigem Ton weismachen, daß die Eier wieder zurück an den Erzeuger kämen. Wer´s glaubt wird selig! Das gäbe ein mächtiges unlogisches Transportproblem, zurück zu einem Großlager, einer Großhandlung, dann der Hühnerfabrik. Blödsinn hoch drei! Diese Mitarbeiterin dachte mich verdummen zu können, da hatte sie aber die Rechnung ohne den Wirt gemacht, denn ich wußte wie in den Supermärkten mit derlei Eierpackungen umgegangen wird, sie landen nämlich im Müll. Sollte märchenhafterweise Kaufland eine Ausnahme sein? An Märchen glaube ich nicht, sondern an das was mir Mitarbeiterinnen, die mal Praktikum in Supermärkten machten, erzählten und teilweise auch fotografierten, daß massenweise Eierpackungen, auch wenn nur ein einziges Ei kaputt war, in den Müll geschmissen werden. Siehe zu in den Müll geschmissene Lebensmittel auch diese meine Blogbeiträge mit Fotos: http://barrynoa.blogspot.de/2013/12/unmoralische-supermarkte-lebensmittel.html, http://barrynoa.blogspot.de/2014/01/stolle-und-vogelfutter-in-den-mull.html und http://barrynoa.blogspot.de/2012/03/die-amoralische-vernichtung-von.html.


Ist es gegenüber den Hühnern nicht eine Mißachtung perversesten Ausmaßes, daß sie in Tierhöllen bis aufs Blut ausgebeutet werden, sie unter grauenvollen Lebensbedingungen, jeden Tag ein Ei legen müssen und sonst nur im Streß dahin vegetieren, nach einem Jahr in einem Schlachthof entsorgt werden, wenn dann achtlos vom Handel ganze Kisten mit Eiern weg gedonnert werden? Die Achtung vor einem Ei ist in dieser Gesellschaft restlos weg, weil solche Verkäuferinnen überhaupt nicht mehr wissen, was es heißt für ein Huhn dieses Ei zu „produzieren“. Entfremdung von der Natur oder Interessenlosigkeit dieser Handelsleute? Diese Typen schauen doch bestimmt Fernsehen? Da gibt es doch nun genügend Sendungen die sich mit diesen Themen beschäftigen, die die unhaltbaren derzeitigen Zustände anklagen, wo Tiere in der Massentierhaltung gequält werden und wo dann wiederum der Handel Massen an Lebensmitteln achtlos in den Müll kippt. Schauen diese Typen so was nicht, sondern nur Tingeltangel-Sendungen mit Schlagergesang oder Fußball oder Formel 1-Sendungen? Wahrscheinlich, denn sonst könnte dieses System doch so gar nicht funktionieren, denn dann würden doch die Mitarbeiter in solchen Supermärkten das nicht so mitmachen. Oder sind diese Typen die absoluten Egoisten, denken nur an ihre Karriere, an ihren Job, ihr Geld, und alles andere ist ihnen egal, so wie die Weiber-Kreaturen in den Schweinezuchtanlagen, die wegen des Geldes kleine Ferkel totschlagen, sie oft lebend in die Abfalltonnen kippen, dies ohne Gefühlsregung, nur an ihre volle Lohntüte denkend, die sie dann eventuell für Alkohol, Tand und Kirchensteuer ausgeben, siehe: http://barrynoa.blogspot.de/2014/07/wir-sind-weltmeister-hysterie-und-tier.html und http://barrynoa.blogspot.de/2014/07/deutsches-schweinesystem.html ?

Was eine gute Sache dort bei Kaufland in Dessau-Mildensee ist, das ist ein kleiner privater Stand vor dem Kaufland und zwar mit Produkten von freilaufenden Tieren, wie Wollschweinen. Wer schon nicht auf Fleisch und eine Bockwurst ganz verzichten kann oder will, der sollte wenigsten dort kaufen, denn statt Fleisch von Tieren aus Tierhöllen gibt es dort Produkte von Tieren die wenigstens frei laufen können und nicht in engen Ställen gehalten werden. Die Verkäuferinnen dort auch ganz anders. Man konnte sich mit ihnen normal unterhalten und meine Fragen wurden sachlich und nett beantwortet. Die Verkäuferinnen waren wohltuend anders, nicht so obrigkeitsheischend dummfrech, wie die, mit denen ich vorher zu tun hatte.

Da ich also im Kaufland Dessau-Mildensee keinen Erfolg hatte mit dem Kauf von einem Romanescu, fuhr ich kurzerhand zum Dessauer Edeka-Center im Junkers-Park um dort mein Glück zu versuchen. Ich war lange nicht da und war erstaunt über das neue Nummernsystem an der Fleischtheke. Man muß wissen, daß dort eine ellenlange Fleischtheke steht - übrigens nur ein winziger Bruchteil dessen gibt es in diesem Edeka-Center Regale für vegane Produkte - ist Edeka ein Handlanger der Fleischindustrie? Das drängt sich einem auf, denn vegane Produkte gibt es ja mittlerweile jede Menge, aber eben nicht in den Supermärkten. Da ist man gezwungen diese bei Versandhändlern zu bestellen, z.B. beim Lebe-Gesund-Versand, siehe: http://barrynoa.blogspot.de/2014/07/den-tieren-zuliebe-vegane-lebensmittel.html. Ich ging an der Fleischtheke vorbei, kopfschüttelnd über das übermäßige Angebot, welches entschieden größer war als das Angebot an Gemüse, denn auch Romanescu hatten sie, wie auch schon Kaufland Dessau-Mildensee, nicht im Angebot, und war Zeuge eines merkwürdigen Zwischenfalls. Ein alter Mann, bestimmt schon über 80, der wurde von dort mit anstehenden Kunden zur Ordnung gerufen. Er hätte keine Nummer gezogen, würde sich wohl vordrängeln wollen und sich nicht an die Vorschriften halten wollen. Der wußte gar nicht, wie ihm geschah, war sich keiner Schuld bewußt, bis ihn diese Kundinnen aufklärten. Er hätte, wie beim Jobcenter (Als wenn so ein alter Mann wüßte wie es in einem Jobcenter zugeht!), eine Nummer zu ziehen, dann würde diese Nummer aufleuchten und er würde dann bedient. Was für ein Schmarren, um bedient zu werden, war man gezwungen eine Nummer zu ziehen? Schön blöd die Leute, die dort noch kaufen, sich das bieten lassen, sich selber zur Nummer machen. Statt als Kunde König zu sein, ist man dort nun eine Nummer?
 
So ähnlich im Edeka-Center im Dessauer Junkers-Park
 
Ein Glück, daß ich sowieso an einer Fleischtheke mich nicht anstelle, aber daß sich das die Fleischesser gefallen lassen? Ich fragte einen Mitarbeiter, was denn das solle. Dieser, ein, wie mir schien, nicht so ganz kleiner Mitarbeiter, meinte, daß dies notwendig gewesen sei, da es früher oft Rempeleien bis hin zu Tätlichkeiten unter den Kunden gegeben hätte, wer denn dran wäre und jetzt würden die Kunden diszipliniert dort anstehen. Hm, sollte das wirklich so sein, bisher ungesittete Kunden, denen durch Nummernziehen Disziplin beigebracht werden mußte? Sollte der Pöbel Überhand genommen haben, sogar an einer Fleischtheke nur noch durch Nummernziehen in die Räson gebracht werden können? Ich fand die Begründung einfach nur lachhaft und unglaubwürdig. Deshalb sprach ich mal noch einen anderen Mitarbeiter an, ein ältere Verkäuferin. Doch da landete ich wieder bei einer absolut obrigkeitshörigen Kollegin, die mir antwortete, daß sie sich dazu nicht äußern könne, diese Nummernsache wäre von oben so angeordnet worden. Ich: „Von Oben“? „Ja, und da haben Sie keine Meinung zu haben? Seit wann ist das denn so mit den Nummern?“ Sie: „Schon länger, die Leute haben erst gemeckert, aber nun haben sie sich dran gewöhnt!“ Ich: „Na ja, das ist typisch deutsch, die Deutschen haben sich in der Vergangenheit an alles „gewöhnt“, wenn es von der Obrigkeit kommt. Eine letzte Frage an Sie! Wenn ihre Chefs anordnen, daß Rentner kein Bier mehr bekommen dürfen, dann befolgen Sie das wohl?“ Sie: „Was soll ich machen, ich muß das machen was angeordnet wird!“ Typisch, da braucht man sich bei dieser deutschen Obrigkeitsmentalität nicht zu wundern, daß unsere Vorfahren alle Schandtaten die von der Obrigkeit angeordnet wurden, brav ausgeführt haben, unter dem deutschen Motto: Nach oben katzbuckeln und nach unten treten!

Letztendlich landete ich dann noch bei Porta. Und dort, wie ein Kontrastprogramm, ein ganz anderes Klima: Nettes zuvorkommendes Personal, gar nicht verhuscht oder dummfrech, kein „Nummernziehen“ etwa an der Selbstbedienungstheke der Gaststätte, die ein breites Angebot hat, im Gegensatz zu dem schäbigen Imbiss bei Kaufland Dessau-Mildensee und dazu ein Ambiente der Gaststätte, wo man wirklich als König Kunde seinen Kaffee trinken und sonstig speisen kann, eben ein Einkaufstempel mit Niveau. Es gibt als auch Licht, nicht nur Schatten, bei den Handelseinrichtungen in Dessau.     

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