Mittwoch, 19. Mai 2010

Die Barockstadt Oranienbaum - Teil 3



Heute möchte ich fortfahren mit Fotografien des Oranienbaumer Parkes. Kommt man von Dessau, dann sieht man als erstes am südlichen Ende der Parkanlage die Orangerie, welche mit 176 Meter Länge eine der größten ihrer Art in Europa ist. 1812-1818 von dem Baumeister Carlo Ignazio Pozzi im klassizistischen Stil erbaut, beherbergt sie noch heute im Winter die vielen exotischen Kübelpflanzen und dient im Sommer u.a. Ausstellungen als Domizil. Die Besucher, die Oranienbaum von früher her kennen, vermissen allerdings den kleinen günstigen Parkplatz direkt gegenüber der Orangerie. Noch vor ein paar Jahren stand dort ein kleiner Kiosk, der sich harmonisch in das Ensemble einfügte. Dort konnte man auch sein Auto parken. Nach langem Rechtsstreit wurde dieser Kiosk nun abgerissen, mal wieder gegen die Interessen der Bürger, die es gern gesehen hätten, wenn dieser kostenlose Parkplatz weiter genutzt werden könnte und wenn in diesem Kiosk typische Kioskwaren für Touristen angeboten würden. Daß man Touristen auch preiswerte Handelseinrichtungen anbieten muß um weiter attraktiv zu sein, dies ignorieren leider die Verantworllichen. Wie schön wäre es gewesen wenn Autofahrern und Radtouristen diese Verkaufseinrichtung nebst kostenlosem Parkplatz erhalten geblieben wäre. Es geht insofern also auch in Oranienbaum immer mehr bergab, es wird alles immer besucherunfreundlicher. Statt allen Menschen den wunderbaren Park schmackhaft zu machen, so wie zu DDR-Zeiten, wo breite Schichten gern den Park besuchten, setzt man heute lieber auf die High Society. So können diese Herrschaften die halbe Orangerie für 1.100 Euro pro Tag für Feste, Bankette und dergleichen mieten. Auch die regelmäßig stattfindenden Parkfeste sind nicht für Kulturinteressierte konzipiert, sondern sie bedienen den Geschmack einer kleinen geldbürgerlichen Schicht die sich an dekadenten Kunstdarbietungen erbaut.

Nun, trotz der Verwerfungen der derzeitigen kulturellen Ausrichtung des Parkes, ist der Park noch immer sehenswert und das schöne Alte und die Natur haben ja schon etliches im Laufe der Jahrhunderte überstanden. Derzeit blühen im hinteren Teil des Parkes die Rhododendron-Büsche, welche eine stattliche Höhe erreicht haben. Hinter der Orangerie befindet sich ein kleiner Citrusgarten, eine Art Lehrgarten. Der von mir fotografierte Holzturm ist nicht etwa ein monströser antiker Galgen, sondern er dient den schweren Kübelpflanzen als Umtopfhilfe und dergleichen. Der alte Kupferstich von Schloß und Park Oranienbaum stammt übrigens aus dem bekannten Werk von Johann Christoph Beckmann „Historie des Fürstentums Anhalt“ von 1710-1716.

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