Donnerstag, 6. Mai 2010

Thomaschristliche Kirche in Indien - älteste christliche Kirche der Welt



In einer früheren Kolumne schrieb ich schon einmal über den Apostel Thomas ( http://barrynoa.blogspot.com/2009/06/der-vergessene-apostel-thomas.html ), den Apostel der in unserer Kultur am wenigsten bekannt ist, dessen Evangelium, welches das authentischste Evangelium überhaupt ist, es nicht einmal in die bei uns gültige Bibel geschafft hat, der aber Jesus Christus näher stand als viele andere hochgelobte Schreiber des Neuen Testaments, wie Johannes oder gar Paulus, da Thomas Jesus persönlich kannte, da er einer seiner 12 Jünger war. Lange bevor Paulus eine Kirche in Europa oder Vorderasien gründete, da hatte der Apostel Thomas schon eine Kirche in Indien geschaffen. Im Jahre 52 landete er in Kranganore - einer Hafenstadt an der Westküste Indiens (Malabarküste). Jüdische Händler, die in Indien lebten, waren seine ersten Anhänger. In kürzester Zeit bekehrte er auch Hindus, sogar Adelige ließen sich taufen, und so entstand die erste christliche Gemeinde. Es entstanden noch zu seinen Lebzeiten in Indien sieben große und eine kleine Gemeinde, die erste christliche Kirche auf Erden war geboren, dies fernab von dem damaligen römischen Reich. Die Nachkommen nennen sich heute noch nach seinem Namen: Thomaschristen. Im 4. Jahrhundert kamen sie in Verbindung mit der Kirche von Seleukia Ktesiphon (siehe auch:  http://www.oikoumene.org/de/mitgliedskirchen/kirchenfamilien/assyrische-kirche-des-osten.html ), gegründet vom Heiligen Mari und vom Heiligen Addai zwei Jüngern des Apostels Thomas, die er auf seiner Reise nach Indien bekehrt hatte. Die Thomaschristen übernahmen die syrisch-orthodoxe Liturgie. Einen großen Einschnitt in das Leben der Thomaschristlichen Kirche stellte die Kolonisierung durch die Portugiesen dar. Diese versuchten mit List und Gewalt den Thomaschristen den römisch-katholischen Glauben aufzuzwingen. Diese Bemühungen, die indischen Thomaschristen unter die Oberhoheit des Papstes in Rom zu bringen, dauerten Jahrhunderte lang an und brachten die thomaschristlichen Kirchen fast zum Verschwinden. Erst in der Neuzeit und mit dem Ende des Kolonialismus erstarkte die selbständige thomaschristliche Kirche wieder. Größte der derzeitigen unabhängigen Kirchen in Nachfolge des Apostels Thomas ist die Malankara Orthodox-Syrische Kirche  (http://www.malankaraorthodox.tv ) mit etwa 2,5 Millionen Mitgliedern. Sie führt ihre Geschichte und Autorität auf den Apostel Thomas und auf eine ununterbrochene Nachfolge (Apostolische Sukzession) zurück. Heutiges Kirchenoberhaupt ist der Katholikos, Moran Mor Baselius Marthoma Didymos I. Die Kirche wird auch als Indisch-Orthodoxe Kirche bezeichnet und ist zu unterscheiden von der Malankara Syrisch-Orthodoxen Kirche (Jakobiten), welche zum Patriarchat in Damaskus gehört.


Für die Leser des Blogs dazu drei Scans, einmal das Thomas-Kreuz, Zeichen der Anhänger des Thomaschristentums, der Grabstein des Heiligen Apostels Thomas in Mailapur, dort gestorben im Jahre 72, und die derzeitigen Bischöfe der Indisch-Orthodoxen Kirche (Malankara Orthodox-Syrische Kirche) dessen Oberhaupt, der Katholikos, den Titel „Nachfolger auf dem Thron des Apostels Thomas“ trägt.

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