„I´m free“ (Ich bin
frei) ist ein Song von den Rolling
Stones aus dem Jahre 1965. 1965, einer Zeit der Unfreiheit und des
Konservativismus, sowohl im Westen wie im Osten. Liedtexte wie „I´m free“
weckten die Jugend auf zu rebellieren gegen diese Unfreiheit und waren
vielleicht gar nicht so politisch von den Rolling Stones gemeint, wurden aber
von uns Jugendlichen in der DDR damals so aufgefaßt. Bewußt spielte meine
Rockband „Yo-Yos“, in der ich Schlagzeug spielte, solche Titel wie „I´m free“
oder „Street fighting man“ um indirekt gegen das sozialfaschistische
unfreiheitliche DDR-Regime zu protestieren. Dies führte zwar nicht zu
Repressionen, denn verboten waren diese Titel ja nicht, aber Förderung bekam
man als Band nicht gerade von Seiten des Staates, wie solche Bands die „rote“
Lieder in ihrem Repertoire hatten.
Daß persönliche Freiheit natürlich einen
Dreck wert ist, wenn nicht soziale Absicherung dazu kommt, das war uns schon
damals bekannt. Die Hoffnung erfüllte sich aber leider nicht, daß nach dem
Anschluß der DDR an die BRD 1990 es zu Freiheit und sozialer Gerechtigkeit
kam. Die bis 1990 teilweise freiheitliche Gesellschaft in
Westdeutschland wurde immer unfreiheitlicher und unsozialer, nicht etwa wegen
der Wiedervereinigung, sondern weil es nicht mehr notwendig war gegenüber dem
Gegner DDR mit Freiheit und Sozialstaat im Kampf der Gesellschaftssysteme zu
punkten. Es stellte sich heraus, daß Freiheit und Sozialstaat nur solange
gebraucht wurden um den „real-sozialistischen“ Gegner zu besiegen. Daß dieser
Gegner DDR absolut nicht sozialistisch war, sondern sozialfaschistisch, brachte
enorme Pluspunkte für das westliche System und die Sympathien der Mehrheit der
DDR-Bevölkerung, die frei und sozial abgesichert leben wollte.
Die derzeitigen
Systemparteien haben allesamt Anteile am Freiheitsabbau und Sozialabbau, einige
mehr, andere etwas weniger, die Partei „Die Linke“ eingeschlossen, trotz
gegenteiliger Propaganda. Als Partei des radikalen Sozialabbaus ist die FDP zu
bezeichnen, die nicht mal mehr für Freiheitsrechte eintritt, siehe Zustimmung
zum Beschneidungsgesetz (nur ein einziger Abgeordneter der FDP stimmte gegen
dieses Schandgesetz). Wenn die FDP von der politischen Bildfläche der
Bundesrepublik verschwindet, ist es nicht schade, denn auch in den sogenannten
sozial-liberalen Zeiten war sie die Partei der Besserverdienenden, des
Großkapitals und des öffentlichen Dienstes und keineswegs so freiheitlich und
sozial wie sie jetzt rückblickend verklärt wird.
Es wäre gut wenn der Platz der
FDP im Bundestag zukünftig zum Beispiel von der Piratenpartei besetzt würde,
allerdings nicht als „liberaler“ Nachfolger der FDP in die Fußstapfen der alten
FDP der 70er Jahre tretend. So eine Piratenpartei braucht Deutschland genauso
wenig wie ein Mensch einen Kropf am Hals. Was die Bürger brauchen ist eine
freiheitliche und gleichzeitig soziale Partei, da dies von den herkömmlichen
Parteien nicht vertreten wird, eine Partei die neben persönlicher Freiheit auch
die Schere zwischen Arm und Reich schließt, welche die Privilegien des
öffentlichen Dienstes radikal abschafft, die jedem Bürger ein menschenwürdiges
Leben staatlicherseits garantiert, ohne derzeitige Schikanen durch Arbeitsämter,
Jobcenter und Stadtverwaltungen, die bürokratisch gegen den Bürger vorgehen, die
sich als „Der Staat sind wir“ und nicht als Dienstleister für den Bürger
verstehen.
Mindestlohn, Mindestrente und bedingungsloses Grundeinkommen sind
dazu gute Instrumente. Derzeit ist die Piratenpartei noch tief gespalten,
zwischen bourgeoisen Kräften, die sich schon als modernisierte FDP verstehen,
dauernd das Wort „liberal“ in den Mund nehmen, obwohl es diskreditiert ist,
eben weil das Soziale darin nur Anhängsel ist, und Kräften die aus den Piraten
eine wirkliche freiheitliche und soziale Partei machen wollen, und sozial sein,
heißt links sein, soziale Gerechtigkeit der Mitte oder gar rechts gibt es
nicht.
Sollten in der Piratenpartei die bourgeoisen Kräfte die Oberhand
gewinnen, die aus den Piraten eine liberale Partei machen wollen, dann wird sie
der Wähler gnadenlos abstrafen und sie werden in der Versenkung verschwinden.
Weshalb gab es denn die letzten großen Wahlerfolge für die Piratenpartei in den
Bundesländern? Doch nicht etwa wegen des Urheberechts oder freiheitlichem
Internet, sondern weil die Bürger eine Alternative haben wollten zu den
bourgeoisen herkömmlichen Parteien, aber keineswegs eine Kopie von etwa der
FDP, und sei sie auch noch so sozialliberal oder gar eine Kopie der Grünen. Bekommen die
Bürger mit, daß die Piratenpartei auch eine bürgerliche systemerhaltende Partei
ist, die an den Lebensumständen des unterdrückten und ausgebeuteten Volkes auch
nichts ändern will, dann wird man sie schlicht und einfach nicht wählen. Warum
auch eine Kopie wählen wenn man ein Original haben kann?
Gibt es jetzt schon
einen Ruck von einer linken Partei hin zu einer liberalen Partei bei den
Piraten? Äußerst bedenklich sind die Aussagen des Bundesvorsitzenden der
Piratenpartei Schlömer in einem Interview in der „Neuen Osnabrücker Zeitung“: „Es sei in der Vergangenheit versucht worden, «uns als linke
Partei zu vereinnahmen. Das ist aber nicht die Politik, die die Piraten
favorisieren», sagte Schlömer der «Neuen Osnabrücker Zeitung» «Wir sind eine
liberale Partei mit dem Kernanliegen, dass die Bürger frei handeln und entscheiden
können.» Die FDP habe dieses liberale Fundament an die Piraten verloren.
Die deutlich gefallenen Umfragewerte hält der Piratenchef für normal. «Wir waren nie eine Partei der dreizehn Prozent, sondern sehen uns zwischen fünf und sieben Prozent.» Für die Landtagswahl in Niedersachsen im Januar nächsten Jahres gab Schlömer sechs Prozent der Stimmen als Ziel aus.“
Die deutlich gefallenen Umfragewerte hält der Piratenchef für normal. «Wir waren nie eine Partei der dreizehn Prozent, sondern sehen uns zwischen fünf und sieben Prozent.» Für die Landtagswahl in Niedersachsen im Januar nächsten Jahres gab Schlömer sechs Prozent der Stimmen als Ziel aus.“
Nun mit derlei Aussagen und
Verortungen, daß die Piratenpartei keine linke Partei sein solle, sondern eine
liberale, werden alle Chancen vergeben jeweils mal wieder in einen Landtag
einzuziehen, geschweige denn in den Bundestag zu kommen. Gegen derartige
Aussagen sollten die Linken in der Piratenpartei mobil machen und nicht wie die
Linken in der SPD das Maul halten wenn ein Spitzenkandidat Steinbrück unsoziale
Forderungen erhebt (höheres Kanzlergehalt) oder wenn er als Abgeordneter mehr seinen
persönlichen finanziellen Vorteil suchte, durch hochbezahlte private Vorträge
als sich um seine eigentlichen Abgeordnetenaufgaben zu kümmern, wofür er hohe
Diäten, finanziert vom Steuerzahler, erhältt. Derlei Stillhalten der linken
Kräfte in einer Partei, unter dem Motto „Wir müssen nach Außen hin zusammenhalten, egal was
passiert“, dies zahlt sich nicht aus und wird hoffentlich in der Piratenpartei
nicht kopiert, denn diese Partei ist ja mit dem Versprechen der absoluten
Transparenz angetreten und dies bedeutet auch, daß auch die Ansichten eines
Vorsitzenden kritisiert werden können und daß keine Einheitsmeinung in der
Partei verordnet wird, wie: „Wir sind nicht links, sondern nur
liberal“!
I´m free (Rolling Stones, 1965):
I´m free to do what I want any old time
(Ich bin frei zu tun, was ich die ganze vergangene Zeit wollte.)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen