Süßkirschenzeit? Ist die jetzt nicht längst vorüber? Nicht immer! Meine Kindheit vom 6. Lebensjahr an verbrachte ich auf dem Dessau-Ziebigker Knarrberg und dort in unserem Garten stand ein Süßkirschbaum dessen Früchte erst in den letzten Tagen des Juli anfingen reif zu werden und wo die Ernte sich bis Mitte August hinzog. Das war für mich natürlich wunderbar, da ich am 8. August Geburtstag habe und so an diesem Tag immer leckere Kirschen essen konnte. Lecker waren sie wirklich, diese süßen Knorpelkirschen. Unsere Nachbarn und Bekannten hatten auch Kirschbäume, aber solch köstlich schmeckende Kirschen hatte keiner, denn das konnte man vergleichen, weil wir auch da mal Kostproben bekamen.
War es nun tatsächlich „Büttners späte Knorpelkirsche“ die wir da im Garten stehen hatten? Ich weiß es leider nicht, kann leider auch keinen mehr fragen. Der Baum war schon alt als wir dort einzogen und existierte nur bis Anfang der 70er Jahre. Von Krebswucherungen geschwächt ging er ein. Das haben wir sehr bedauert, weil die Früchte der später von uns angepflanzten kleinen Kirschbäume nie mehr diesen tollen Geschmack hatten. Sollte es „Büttners späte Knorpelkirsche“ gewesen sein, so wäre es eine sehr alte Kirschsorte gewesen, 1795 in Halle an der Saale gezüchtet, siehe: http://www.alte-obstsorten.de/sortendb/sortenliste.php5 , sowie historische Abbildung oben. Gut möglich wäre es, denn gerade sehr alte Sorten haben einen Geschmack an den spätere Züchtungen nicht heran kommen, bestes Beispiel sind Erdbeeren oder Äpfel, wo die neuzeitlichen Früchte die jetzt im Handel angeboten werden im Vergleich zu alten Sorten kaum mehr genießbar sind.
1958 stand unser geliebter Kirschbaum im Frühjahr noch in voller Blütenpracht, siehe mein eingescanntes Foto aus diesem Jahr, und dann zwei Fotos im gleichen Jahr, wo ich mich als 7jähriger im Sommer an unseren geernteten Kirschen labe.
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