Samstag, 9. Juli 2011

Neues: Die Mausefallenstraße zwischen Dessau und Roßlau


Die Stadt heißt neuerdings Dessau-Roßlau, so wie schon zu Hitlers Zeiten einmal, aber wer als fremder Autofahrer zwischen den Teilen Dessau und Roßlau fahren muß, der merkt schnell, daß in der Praxis von  e i n e r  Stadt keine Rede sein kann. Ganz im Gegenteil, seit der Zusammenlegung beider Städte ist es kaum mehr möglich mal schnell von Dessau nach Roßlau zu kommen, so wie das noch bis vor ein paar Jahren problemlos der Fall war. Millionen von Euro wurden in die neue Straße zwischen Dessau und Roßlau verballert und das Resultat: Brauchte man für die rund 7 km früher im Höchstfall 15 Minuten, so passiert es jetzt immer häufiger, daß man stundenlang im Stau steht. Die Autofahrer sitzen dann wie in einer Mausefalle fest, denn rechts und links sind sie von Leitplanken eingeschlossen, ab der Abzweigung zum Wallwitzhafen gibt es von Dessau nach Roßlau keine einzige Möglichkeit mehr abzubiegen oder gar wie früher umzudrehen.

Gestern ab 15.00 Uhr war es mal wieder der Fall: Stau ohne Ende! Es stellt sich die Frage, was passiert, wenn es dort mal eine Massenkarambolage gibt? Einen Standstreifen wie bei Autobahnen gibt es nicht, Rettungskräfte kämen also absolut nicht an den Unfallort, es sei denn mit Hubschraubern. Wer sich diesen Straßenbau ausgedacht hat und wer ihn genehmigt hat, kann nur als Schildbürger bezeichnet werden.

Gestern wollte ich mit ausländischen Bekannten zum Dessauer Wallwitzhafen zu eben der Stauzeit um 15.00 Uhr fahren, mußte also besagte Strecke fahren. Die Bekannten fuhren mit dem eigenen Wagen. Schon ich hatte Mühe von der linken Spur auf die rechte zu kommen, denn nur von der rechten kann man die letzte Abzweigung vor Roßlau bekommen, die zum Wallwitzhafen führt. Trotz Blinkens und halbem Einschwenken auf die rechte Spur ließ mich natürlich kein Fahrzeug mit den bekannten Kennzeichen DE, WB, AZE, ABI auf die rechte Spur, dies obwohl ihnen dadurch kein Platzverlust entstanden wäre, denn sie konnten sich ja denken, daß ich zum Wallwitzhafen abbiegen wollte, denn ansonsten auf die rechte Spur zu wechseln wäre Blödsinn gewesen, da man prinzipiell auf dieser Strecke auf der linken Spur schneller voran kommt. Es war also mal wieder die typisch deutsche und insbesonders ostdeutsche Verbiesterung, die man schon in den verkniffenen unfreundlichen Gesichtern der Fahrer und Fahrerinnen, die alle im mittleren Alter waren, sah. Es war ein Ausländer, der freundlich mich reinwinkte, ein polnisches Fahrzeug. Das war mal wieder typisch! Und da maßen sich überhebliche Deutsche an sich gerade über die Polen zu erheben, wie ich gerade vor ein paar Tagen bei einer Diskussion erleben mußte, wo eine frühere SED-Genossin (was soll man von diesen Typen eigentlich erwarten) den Polen Faulheit in der Arbeit nachsagte, dies ausgerechnet den Polen, die hier in Deutschland die Drecksarbeit machen, die fleißig wie kein anderer arbeiten, sei es als Erntehelfer, Handwerker oder Altenpflegerin. Diese Anmaßung kam dann von einer Type, die, jetzt Mitte 70, schon mit 55 Jahren mit einer fetten Rente in den Vorruhestand gehen konnte, in einem Alter wo Polinnen heutzutage jeden Tag hier zur Arbeit gehen.

Ich kam also glücklich in die rechte Spur und konnte zum Wallwitzhafen abbiegen, anders meine ausländischen Bekannten, auch die ließ keiner rein und statt nun einfach stehen zu bleiben, bis sie mal jemand auf seine Spur lassen würde, da ließen sie sich durch das Gehupe hinter ihnen und die verbiesterten deutschen Gesichter einschüchtern und fuhren weiter, meinten, sie kämen später noch einmal von der Straße runter. Weit gefehlt! Ich mußte 1½ Stunden auf sie warten, ehe sie auf der Gegenbahn endlich im Wallwitzhafen ankamen. Was nun das Schlimmste an diesen Zuständen war, daß sie keinen Tropfen Wasser im Auto hatten, den Seltersvorrat hatte ich in meinem Auto und so bekam der 80jährige Vater meiner Bekannten, der mit im Auto saß, mächtige Kreislaufprobleme, denn es war ja gestern Nachmittag sehr heiß.

Wir fragten uns später, was diese Bekannten wohl gemacht hätten, wenn ihr Vater auf dieser Strecke einen Hitzschlag oder einen Herzinfarkt erlitten hätte, in dieser Mausefallenstraße, wo kein Rettungsdienst bei so einem Stau durchgekommen wäre? Meine ausländischen Bekannten schüttelten nur mit dem Kopf über diese desolaten Zustände hier und die Verschlechterung auf allen möglichen Gebieten hier im Anhaltischen. Man muß sich als Einheimischer schämen für die Zustände hier und die unmögliche Mentalität der eigenen Mitbürger, dies wird einem besonders klar wenn man Ausländern die Heimat zeigen will.         

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