Donnerstag, 21. Juli 2011

Altes: Urlaub im FDGB-Erholungsheim "Louis Fürnberg" in Bad Schandau im Jahre 1964


Im Beitrag http://barrynoa.blogspot.com/2010/06/romantische-bootsfahrt-in-der.html schrieb ich im vorigen Jahr über eine romantische Kahnfahrt auf der Kirnitzsch, der Oberen Schleusen Klamm - dies war während eines Urlaubs im Jahre 1964 in Bad Schandau. Diesen Urlaub verbrachten meine Eltern und ich im Bad Schandauer FDGB-Erholungsheim „Louis Fürnberg, siehe alte Postkarten, wo ich das Zimmer wo wir wohnten rot markiert habe. Ein großes Zimmer mit kleinem Balkon und mit einem tollen Ausblick auf die Elbe und die dahinter liegenden Berge. Schmilka lag auf der gegenüberliegenden Seite und die Bahnstrecke der Eisenbahn schlängelte sich dort entlang. Damals fuhren noch Dampfloks, die gaben ein romantisches Bild ab, dazu dann der rege Schiffsverkehr auf der Elbe – es gab wirklich jede Menge zu sehen.

Das „Louis Fürnberg“ war nach meinem Geschmack, es hatte Eleganz und Charme der 20er Jahre, so empfand ich das jedenfalls. Bad Schandau war damals ein eleganter Ort und es war viel los. Im Freilichtkino von Bad Schandau lief 1964 gerade der DEFA-Film „Die Glatzkopfbande“ von 1963, siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Glatzkopfbande. Jedenfalls erinnere ich mich daran, diesen Film in Bad Schandau mit großem Interesse gesehen zu haben. Abschreckend, so wie die Intensionen der Filmemacher waren, war mir diese „Bande“ nicht, ehe fand ich den anarchistischen Touch interessant. Und dann die schwarzen Lederjacken, die waren für Jungs meines Alters damals angesagt. Auslöser war dieser Film, die „Bande“ trug solche Jacken. Diese Jacken aus Kunstleder (Lederol) waren in damaliger Zeit hoch begehrt und teilweise ein Zeichen der Nichtangepaßtheit in das System, so wie ein paar Jahre später der grüne Parker.

Natürlich machten wir auch Ausflüge, so zum „Kuhstall“ und zum Lichtenhainer Wasserfall, über den man eigentlich nur schmunzeln konnte, wurde der doch gestaut und alle Stunde zog man an einem kleinen Wehr damit die Touristen ihren Wasserfall hatten. Beeindruckend die Felsenlandschaften des Elbsandsteingebirges die man nur bestaunen kann. Damals kletterten Bergsteiger noch auf die Barbarine, auch Laien, und diese Kletteraktionen wurden immer von Massen an Touristen bestaunt. Was mir damals an Bad Schandau gefiel, dies war, daß man sich wie in einem anderen Land fühlte, es war weit freier dort als im Dessauer Alltag. Schon das gehobene Hotelniveau des „Louis Fürnberg“ und der damals noch ein wenig elitäre Charakter Bad Schandaus, versetzte einen in eine andere Stimmung. Es wurde an der Uferpromenade des Abends flaniert, die von Lampions erhellt war, die sich in der Elbe spiegelten, es gab jede Menge Tanzveranstaltungen, Cafés und Wein-Gaststätten wie in südlichen Ländern, es war ein mächtiger Kontrast mit dem damaligen sonstigen tristen DDR-Alltag. Auch große Kinder und Jugendliche konnten sich hier ausleben, fern von Junger-Pionier-Welt und FDJ. Ich erinnere mich daran wie die jungen Mädchen modisch chic dort durch die Straßen flanierten und mit den Jungs an einigen Treffpunkten schäkerten, es war ein kleines Dolce Vita der DDR. Jedenfalls hatte ich dort als 13jähriger meine ersten sexuellen Abenteuer. Zuhause hätte ich darauf wohl noch ewig warten müssen.

Das größte Naturerlebnis war die Kahnfahrt auf der gestauten Kirnitzsch, die ich schon in dem Extrabeitrag im vorigen Jahr beschrieb. Zu der Kahnfahrt gehörte auch eine kleine Wanderung angeführt von der Kahnfahrerin, die über Stock und Stein ging, wie man unschwer auf dem Foto des letzten Scans sehen kann - Vater, Mutter und ich rot markiert.     

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