Donnerstag, 18. August 2011

Licht und Schatten im Wörlitzer Park im August 2011


Endlich mal ein Sommertag mit viel Sonne und da lockt natürlich mal wieder der Wörlitzer Park, zumal ich mir nicht entgehen lassen wollte, die jetzt blühende Agave am Floratempel zu sehen. Diese Blüte ist ja wirklich gigantisch, siehe Fotos! Eine Agave wächst nur langsam und blüht nur einmal im Leben, dann aber sensationell! Leider geht sie nach der Blüte ein.

Die Agaven am Floratempel passen zu diesem, vieles um den Tempel hatte im Zeitalter der Empfindsamkeit, als der Wörlitzer Park entstand, auch eine erotische Bedeutung, so die Rabatte vor dem Tempel, die einen erigierten Penis darstellt (Fotos Nr. 5 und 6), der auf das Gotische Haus zeigt und die Eicheln an dem Dach dieses Schlosses (19. Foto) sollten auch doppeldeutig aufgefasst werden. Das 18. Jahrhundert liebte es mit Andeutungen und Doppeldeutigkeiten zu spielen und vermied direkte erotische Darstellungen, wenn dann nur im antikisierenden Gewande. Die Laube neben dem Floratempel, siehe 7. Foto, diente neben dem Aufenthalt an heißen Tagen wohl auch als Liebeslaube, jedenfalls kann man sich diesen lauschigen Ort als solchen so vorstellen.

Ja und dann natürlich wieder ein Wermutstropfen, hervor gerufen durch die sattsam als bürgerfeindlich bekannten deutschen Behörden! Konnte man 100 Jahre lang, seit es Automobile gibt, auf der Straße die zur Coswiger Fähre geht, in Höhe des Eingangs der zum Floratempel führt, parken, so ist dies jetzt nicht mehr möglich, Verkehrsschilder verbieten es. Ja und das, wo gerade seit ein paar Jahren die Wörlitzer Falknerei auf der anderen Seite das touristische Angebot von Wörlitz durch tägliche Flugshows bereichert. Gerade mal 5 Autos können noch dort parken. Ja und den Weg bis zur Falknerei zu fahren, um etwa einen körperbehinderten Bürger dort hin zu bringen, dies geht auch nicht mehr, denn man kann auf dem Weg dorthin nicht mehr wenden, da der Pächter der die dortige Wiese von der Kulturstiftung (?) gepachtet hat hart am Weg einen Graben angelegt hat. Durch das hohe Gras auf der Wiese sieht man den Graben nicht – eine tückische Falle! Wenn Wörlitz so weiter macht, dann wird es mit den Besucherzahlen weiter bergab gehen, allenthalben nur Abzocke und Bürgerfeindlichkeit. Daß die Bürger Deutschlands immer älter werden und alte Menschen vielleicht nicht mehr gut zu Fuß sind, also den weiten Weg vom Parkplatz an der Seespitze bis zum Floratempel und der Falknerei nicht bewältigen können, daran denken die Verantwortlichen nicht und darum geht es weiter bergab mit Wörlitz.

Heute an diesem sonnigen warmen Tag konnte ich kaum Besucher des Parkes sehen. Kennt man die Besuchermassen von früher, dann kann einen das sentimental stimmen. Ein Gartenchef Kurt Lein, der zu DDR-Zeiten den Park leitete, hätte diese bürgerfeindlichen Parkverbotsschilder wohl kaum akzeptiert und hätte zuerst an das Wohl der Besucher gedacht als an die Einnahmekasse eines gebührenpflichtigen Parkplatzes und sich nicht mit vorgeschobenen Argumenten abgegeben, daß angeblich die Straße zu eng sei, daß auf einer Seite auf einmal nicht mehr Autos stehen können. Der Wörlitzer Park also nur noch ein Park für junge fitte Besucher, etwa diese kulturlosen Fahrradtouristen, die auf den Wiesen mitten im Park neuerdings Picknick machen? Wenn diesen Niedergang der selige Fürst Franz sehen könnte, der würde sich im Grabe in seiner Marmorgruft in der Walderseer Kirche umdrehen! 
     

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