Samstag, 20. August 2011

Neues: 1-Euro-Job-Brigade in Dessau-Roßlau säubert die Wasserstadt von Grün


Dessau konnte sich mal die „Stadt im Grünen“ nennen und war stolz auf seinen grünen Gürtel. Die Zeiten sind vorbei seit 1-Euro-Job-Brigaden „den Wald fegen“. Ich habe hier im Blog ja schon des öfteren über die massenhaft vorkommenden grünzerstörenden Maßnahmen in Dessau-Roßlau berichtet, wo besonders das Unterholz in großem Stil vernichtet wird. Daß gerade im Unterholz die Mehrzahl an Tieren lebt, dies hat sich bei den Verantwortlichen in Dessau-Roßlau noch nicht herum gesprochen. In anderen Städten werden mit großem Aufwand sogenannte Benjes-Hecken (http://de.wikipedia.org/wiki/Benjeshecke) angelegt um verloren gegangene Flora und Fauna zurück zu holen - in Dessau-Roßlau wird gnadenlos das Gegenteil gemacht.

Derzeit „bearbeitet“ mal wieder so eine Brigade die Grünflächen der Wasserstadt und es steht zu befürchten, daß sie sich wie die Holzfäller die den Urwald am Amazonas ruinieren, bis zum Diepold in der Muldaue vorarbeiten. Auf dem Platz am Diepold, einem idyllischen Gewässer, steht nämlich schon der Bauwagen dieser Brigade vom Jobcenter. Toll, daß dieser schäbige Wagen, der mal wieder einen neuen Anstrich nötig hätte, und dies wäre dann endlich mal eine sinnvolle Arbeit für die dort tätigen 1-Euro-Jobber, den Blick auf den Diepold versperrt. Daß Dessau mal wegen seiner point de vues, der Sichtachsen und Ausblicke in die Landschaft berühmt war, dies scheint niemand mehr von den Verantwortlichen zu wissen und Besucher unserer Stadt können nun wochenlang einen schäbigen Bauwagen sehen, statt sich am Anblick des Diepolds zu erfreuen.

Am Ende der Wasserstadt stehen Garagen mit der Rückseite zur Straße. Dies ist ein mehr als unästhetischer Anblick, aber Mutter Natur war erfinderisch und so hat sich seit längerer Zeit dort ein wilder Grüngürtel entwickelt, der die häßliche Rückfront der Garagen wunderbar verdeckte. Und das tolle daran, in diesem dichten Wuchs konnte sich eine vielseitige Fauna ansiedeln. Das ging von der Spitzmaus, Kröten, Käfern, bis hin zum Teichrohrsänger, der in Ermangelung eines breiten Röhrichtstreifens am nahen Diepold das mannshohe röhrichtartige „Unkraut“ als Nestbauersatz gern annahm. All dies fiel nun dieser Brigade zum Opfer. Radikal ist alles gerodet worden und man kann nun nur noch auf diese häßlichen Garagenrückwände schauen. Wie wildromantisch und durch das viele Grün CO2-schluckend der Grünstreifen vorher war, dies kann man an den Fotos sehen, die ich an Restbeständen heute machte, wo noch nicht gerodet wurde.

Link zum Teichrohrsänger:

http://www.nabu.de/aktionenundprojekte/vogeldesjahres/1989-derteichrohrsaenger  

Auszug: Als streng an Schilf und andere Röhrichte gebundene Vogelart steht der Teichrohrsänger für eine ganze Lebensgemeinschaft von Pflanzen und Tieren, die vor allem durch Entwässerungsmaßnahmen, Uferverbauung und Eutrophierung der Gewässer bedroht ist.

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