Gestern schrieb ich in einen Blogbeitrag über den ostpreußischen Dialekt, siehe: http://barrynoa.blogspot.de/2012/12/altes-der-frohliche-ostpreue.html und da erwähnte ich das Danziger Goldwasser als eines der wenigen Dinge die vom deutschen Osten in unserem Alltag übrig geblieben sind. Heute erhielt ich eine Email von einem Dr. Bauer, einem alten Danziger, der mich darauf aufmerksam machte, daß Danzig nicht zu Deutschland gehörte, ein souveräner Staat (eine alte freie Hansestadt nebst einigem Umland), der unter Aufsicht des Völkerbundes stand, war. 1939 überfielen die Nazis Danzig und erklärten völkerrechtswidrig den Anschluss an das Deutsche Reich. In Danzig lebte bis dahin ein Völkergemisch von hauptsächlich Deutschen, aber auch Polen, Kaschuben und sehr vielen Juden („Die Zahl der Juden in Danzig betrug am 18.08.1929 10.448 Personen und stieg nach 1933 weiter an. Im Jahr 1936 lebten über 11.000 Juden in der Stadt......“, aus Ramonat, Wolfgang: Der Völkerbund und die Freie Stadt Danzig 1920 - 1934; Studien zur Militärgeschichte, Militärwissenschaft und Konfliktforschung, Band 18, Dissertation 1977 mit Zitat aus: Sodeikat: Die Verfolgung und der Widerstand der Juden in der freien Hansestadt Danzig vo 1933 bis 1945 in Bulletin des Leo Baeck Instituts, Nr. 30, Tel Aviv, 1965)
Dr. Bauer bat mich folgenden Text in meinem Blog zu veröffentlichen:
"Werter Herr Nowack, ich schätze Sie als hochgebildeten und vielseitigen Autor und lese seit langem mit grossem Interesse Ihren Blog. Möchten Sie nicht einen kleinen Beitrag auch unserem von der Weltöffentlichkeit in Stich gelassenen ehemals unabhängigen Staat Danzig widmen? Wir alten Danziger würden uns sehr freuen! Hier ein paar Informationen von mir: 1945 wurde das Staatsgebiet der Freien Stadt Danzig von den Russen besetzt, die es Polen übereignete, welches es sich völkerrechtswidrig aneignete, wie schon 1939 das Deutsche Reich, die meisten deutschen Danziger wurden vertrieben. Daß sowohl die Besetzung eines unabhängigen Staates seitens der Deutschen 1939 wie 1945 seitens der Polen Unrecht war, ist unbestritten, wurde aber nie groß thematisiert, da unser Land so klein ist und es geografisch im Machtbereich der Sowjets lag, mit denen man sich von westlicher Seite nicht anlegen wollte. Man kann den Staat Danzig gut mit Luxemburg vergleichen, etwa gleiche Größe, beide mehrheitlich von deutschstämmigen Bürgern bewohnt und beide Länder wurden im 2. Weltkrieg von Deutschland besetzt. Luxemburg wurde nach 1945 wieder ein souveräner Staat, aber Danzig ließ man fallen – eine Ungerechtigkeit ohnegleichen, auch seitens des Westens und besonders seitens des Völkerbundes, der sich 1920 verpflichtet hatte die Unabhängigkeit Danzigs zu garantieren und zu schützen. Bis heute besteht eine Exilregierung der Freien Stadt Danzig, die sich der berechtigten Interessen Danzigs annimmt. Was besonders tragisch ist, daß es auch sehr viele jüdische Bürger gab, die sich nach 1945 Hoffnung machten, daß sie zusammen mit deutschen Antifaschisten, wie den Danziger Sozialdemokraten, die in den 20er Jahren in Danzig sehr stark waren, einen freiheitlichen Staat Danzig wieder aufbauen könnten, wo alle die Juden die nicht nach Israel auswandern wollten, eine sichere Heimstatt haben könnten, denn auch im sowjetischen Herrschaftsbereich, wie auch in Polen gab es starken Antisemitismus. Diese Hoffnung erfüllte sich nicht."
Werter Dr. Bauer, ihr Tipp selbst doch mal das gute Danziger Goldwasser zu trinken, der rennt bei mir offene Türen ein. Wenngleich ich so gut wie keinen Alkohol trinke, so steht doch für Besucher bei besonderen Anlässen in meiner Bar immer das wunderbare Danziger Goldwasser (http://de.wikipedia.org/wiki/Danziger_Goldwasser), ein wirklich sehr gut schmeckender Likör mit echtem Blattgold darin, parat, siehe obiges Foto. Gold soll ja, alter Überlieferung nach, eine heilkräftige Wirkung haben (wer weiß?). Ein Blick in einen Teil meiner Bar beweist die Anwesenheit dieses Likörs, werter Dr. Bauer.
Hier ein Link zur Geschichte der Freien Stadt Danzig: http://de.wikipedia.org/wiki/Freie_Stadt_Danzig und oben das Wappen der Freien Stadt Danzig und eine grobe Übersichtskarte mit der geografischen Lage.
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