Sonntag, 9. Dezember 2012

Neues: Holzmicheleien am Dessauer Bauhausgebäude "Kornhaus"


Mein Vorschlag zu noch mehr Heimeligkeit am Dessauer Kornhaus: Werte Frau Gröger, dieser ganze Bauhausstil wirkt doch wirklich zu kühl, nöch! Auf dieses komische Flachdach gehört ein richtig schönes Schindeldach, nöch? Und drauf noch ein Hexenhäuschen aus viel deutschem Holz (die großen Glasscheiben sollten auch weg, da gehören Butzenscheiben rein). Da könnten Sie dann für die "90%igen" urige Baudenabende veranstalten unter dem Motto: „Lebt denn der alte deutsche Michel noch? Jaaaaaa, er lebt noch!“

Also das ist wirklich der Hammer der Woche: Schwibb-Bögen am historischen Bauhausgebäude "Kornhaus"!

Ich habe ja nichts dagegen wenn einfache Menschen, die eventuell sogar aus dem Erzgebirge kommen, sich Schwibb-Bögen ins Fenster stellen, oder daß eine einfache rustikale Kneipe dies tut, aber daß ein Bauhausgebäude damit „verziert“ wird, dies ist eine Verhöhnung der Bauhausmoderne, auf die Dessau stolz sein müßte, denn viel mehr als Bauhaus, das Dessau-Wörlitzer Gartenreich und Junkers hat Dessau ja nicht zu bieten.

Da kann man in der MZ-online vom 7.12.12 folgendes lesen (Auszug):Wie viel Weihnachten verträgt ein Bauhaus-Gebäude? Diese Frage stellt sich derzeit offenbar im Kornhaus. Mit dem Advent haben in dem Gebäude große Schwibbogen Einzug gehalten... Als "Gipfel der Geschmacklosigkeit" bezeichnet Kurt-Gerhard Roye das, "was die jetzige Pächterin den Bauhausbesuchern und den Kornhausgästen zumutet". Er findet, dass die Weihnachtsdekoration "jenen Stil, dem das Haus durch seine Geschichte als Bauhausbau verpflichtet ist" bewahren sollte. Doch davon sieht er die jetzige Ausstattung weit entfernt. "In jedem zweiten Fenster verhindern riesige Schwibbögen den Blick auf die Elbe und künden von einer Zeit, als eifrige Handwerker in den Hobbykellern und Garagen Laubsägen schwangen, um zur Weihnachtszeit die Trostlosigkeit ihrer Plattenbausiedlungen mit erzgebirgischen Volkskunstimitaten zu erleuchten", schreibt Roye. Die Schwibbogen seien tatsächlich Handarbeiten, bestätigt Regina Gröger. Indes kann sie die Empörung über den weihnachtlichen Schmuck nicht nachvollziehen. "Es sind so viele Leute begeistert, dass es hier jetzt ein wenig weihnachtlich aussieht", freut sie sich über die Reaktion "von mindestens 90 Prozent". "Darüber haben sich schon etliche überaus lobend im Gästebuch geäußert", sagt Gröger, "und vor allem in den Gesprächen mit dem Personal betonen die Besucher immer wieder, dass es ihnen so gefällt... Viel öfter sei sie dagegen auf die ansonsten eher kühl wirkende Ausstattung angesprochen worden"..."

Der ganze Artikel hier: http://www.mz-web.de/servlet/ContentServer?pagename=ksta/page&atype=ksArtikel&aid=1353577152218  

Aha, 90 % der Besucher finden es also gut, daß spießbürgerliche Heimeligkeit in ein Gebäude der klassischen Moderne (Denkmal!!!) Einzug hält? Soviel kleinbürgerliches Denken und kleinbürgerliche Kunstanschauung ist nun wohl kaum den Bürgern zuzutrauen und wenn dann wäre es eine traurige Sache, daß soviel Primitivität unter den Menschen herrschen sollte. Ich stelle mir vor, daß das Bauhaus in der Gropius-Allee seine Fenster im Sommer mit Gartenzwergen dekoriert, die sind ja auch so schön heimelig und 90 % der Bürger lieben sie. Oder daß an der Oper statt langweiliger Opern schöne Stimmungsliederabende á la Ballermann stattfinden – Jürgen Drews, der „König von Mallorca“ bringt dann endlich Stimmung in den Laden, denn 90 % der Bürger finden den gut. Ja, ja, das deutsche Spießbürgertum, vermengt mit proletenhaftem Milieu der ehemaligen DDR und ihrer damaligen „Avantgarde“, die jetzt fest in der Marktwirtschaft angekommen ist! Schlimm, daß der Denkmalschutz noch nicht eingeschritten ist und derlei zuläßt. Bauhausstadt Dessau?

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