Sonntag, 22. Juli 2012

Leser-Emails zur Debatte um die Genitalverstümmelung (Beschneidung)


Es ist hochinteressant wie auf meine Blogbeiträge zur Beschneidung reagiert wird. Erschreckend wie Vertreter von Kirchen reagieren, so z.B. die eines nicht namentlich genannt werden wollenden Pfarrers (keine Angst, selbstverständlich nenne ich keine Namen!)

Pfarrer einer Freikirche: „.... Ich möchte Sie bitten, meine Zeilen nicht in Ihrem Blog zu veröffentlichen. Ihre Beiträge habe ich gelesen. Meine Freikirche hat zu den Vorkommnissen nicht Stellung genommen. Sie wird es vermutlich auch nicht tun, weil wir für die Freiheit der religiösen Überzeugungen eintreten.
Was Ihnen nicht so vertraut sein dürfte, und das betrifft die Juden: Wer nämlich davon ausgeht, dass die Bibel Gottes Wort ist, wer diesen Gott liebt und ihm dienen will, der wird ihm gehorsam sein. Und diese von Gott für sein Volk geforderte Praxis kann nie von einem Menschen rückgängig gemacht werden.
Darf ich noch ein persönliches Wort an Sie richten?
Ich bin etwas erstaunt oder erschrocken, über die harten Worte die Sie finden, um diese Praxis zu verurteilen. Dabei würde ich Sie aber fragen wollen: Diese Praxis gibt es seit Jahrtausenden. Warum haben Sie in der Zeit des Bestehens Ihres Blogs nie darauf hingewiesen? Sind auch Sie ein Opfer der Kampagne, die jetzt läuft? Wenn Ihnen das so ein Anliegen ist, dann wundert mich, dass Ihre Empörung plötzlich aufbricht wie eine neue Ölquelle.
Da Sie sehr für Meinungsfreiheit eintreten, bitte ich sie, auch die Meinung anderer mehr zu tolerieren“.

Mein Kommentar:

Nun werter Herr Pfarrer, selbstverständlich wahre ich Ihre Anonymität, aber warum diese Angst, die eigene Überzeugung auch öffentlich kund zu tun? Haben Sie ehrlich gesagt kein Mitleid mit dem Baby beim Anblick einer Beschneidung, siehe Video? Wenn also in der Bibel stehen würde, daß man Menschen foltern müsse, weil Gott dies fordert, dann würden sie auch das gutheißen? Heißen Sie etwa die Bibelsprüche gut, die fordern, daß man Knaben mit der Rute züchtigen soll, daß Frauen in der Gemeinde zu schweigen haben oder daß man einen ungehorsamen Sohn steinigen soll? All diese Sprüche sollen Gottes Wort sein? Diese Anschauung ist ja schlimmster Fundamentalismus, ähnlich dem Fundamentalismus der Islamisten. Ja warum ich jetzt im Blog darüber schreibe und nicht schon vorher? Erstens schreibe ich nicht nur im Blog, sondern auch in Foren und da habe ich schon vor vielen Jahren meine Empörung zum Ausdruck gebracht. Ja und was heißt hier Kampagne? Erstmalig haben mutige Richter ein richtiges Urteil gefällt und eine Kampagne wurde von reaktionären Kräften dagegen getreten, die religiöse altertümliche Riten über die körperliche und seelische Unversehrtheit von kleinen Kindern stellen. Werter Herr Pfarrer, ich bin froh nicht ihrer Freikirche anzugehören, denn ich halte Ihre Ansichten für zutiefst unchristlich und unhumanistisch. Warum wurde wohl die Prügelstafe an Kindern in Deutschland mit Recht verboten, obwohl in der Bibel folgendes steht?: „Entziehe dem Knaben nicht die Züchtigung; wenn du ihn mit der Rute schlägst, wird er nicht sterben. Du schlägst ihn mit der Rute, und du errettest seine Seele von dem Scheol.“ Sprüche 23,13-14
Wie kann man denn in heutiger Zeit solche Bibelsprüche wortwörtlich nehmen, sie wortwörtlich gar als „Gottes Wort“ ausgeben? Dies ist doch das Gegenteil dessen was Jesus von uns möchte! Sprüche die den Tod von Homosexuellen fordern oder den Tod von sogenannten Zauberern oder den Tod  von Frauen die vergewaltigt worden? Mit Recht werden diese Bibelsprüche abgelehnt und die Rechtsprechung beachtet sie in Deutschland nicht (in den USA teilweise doch, denn dort haben reaktionäre fundamentalistische „Christen“ durchgesetzt, daß die Prügelstrafe erlaubt ist). Zum Glück leben wir nicht in von religiösen Fundamentalisten beherrschter Gesellschaft! Oder mittlerweile doch, wenn die Religion über die körperliche Unversehrtheit gestellt werden soll? Zurück ins geistige Mittelalter, am besten noch in archaische Zeiten?

K.-H. S. (Medizinstudent): „....Sie haben noch eines nicht erwähnt. Ein acht Tage altes Kind ist noch von der Geburt gezeichnet, denn die Geburt ist auch für das Kind eine grosse Anstrengung, nicht nur für die Mutter, das wird oft übersehen. Da einen solchen Eingriff zu machen, ist tatsächlich eine schwere Körperverletzung. Was auch nicht erwähnt wird, daß bei einem Baby die Vorhaut mit der Eichel noch fest verwachsen ist, so dass es bei der Lösung zu Verletzungen der feinen Eichelhaut kommen muss, die äußerst schmerzhaft für das Baby sind....

Mein Kommentar: Vielen Dank für diesen medizinischen Hinweis. Ein Grund mehr, religiöse Genitalverstümmelung als schwere Körperverletzung zu ahnden, so wie das in dem Urteil der drei Kölner Richter zum Ausdruck kommt.

W.Z. (keine Berufsangabe): „Sehr richtig, in ihren Block aufzuklären. Wo kommen wir denn dahin Körperverletzung zu dulden, nur weil es heisst das würde Gott verlangen. Ich bin Atheist, bedauere aber solche Gläubigen die an einen Gott glauben der so grausam ist, das von Menschen zu verlangen, was in der Bibel steht und in den Koran. Sie haben in ihren Block vergessen, was im Koran steht und was da alles Religion ist, soll das etwa auch in Deutschland straffrei sein, ist ja halt religiös, wie Frauen steinigen und Abhacken der Hand bei Diebstahl?...."

Mein Kommentar: Da haben Sie recht, wenn Beschneidung aus religiösen Gründen straffrei ist, dann kann jede noch so große andere Grausamkeit legitimiert werden. Gleiches Recht für alle, also dann auch wieder Prügeln der Kinder erlaubt, nur weil es die Bibel verlangt?

H.K. (ohne Berufsangabe): „Was du dich man so aufregst, dass die Kirchen solche Grausamkeiten dulden wollen, obwohl sie doch als Christen gar nicht betroffen sind und nur die Juden und der Islam! Hast du keine Geschichtskenntnis, dann müsstest du doch wissen, dass bis in die Neuzeit die Kirchen unhuman handelten und ihnen die Bergpredigt und so am Arsch vorbei ging. Die haben doch schon immer gegen die Humanität gehandelt. Wo war denn die Stimme der Kirchen als die Juden, Zeugen Jehovas, Kommunisten und so weiter von den Nazis verfolgt und ermordet wurden? Ganz wenige nur. Die meisten schwiegen oder begrüßten das NS-Regime, genau so wie sie jetzt wieder schweigen zur Körperverletzung an Kleinkindern oder dies sogar wollen, dass das erlaub wird. Du schreibst, da in einem Beitrag, der in der Bibel stehen soll und Gottes Wort sein soll? Todesstrafe für Homosexuelle!
"Wenn jemand bei einem Manne liegt wie bei einer Frau, so haben sie getan, was ein Gräuel ist, und sollen beide des Todes sterben; ..."
(3.Mose 20,13)  
Kannte ich vorher nicht, dachte dass ist nur bei den Islamisten so, wo in vielen Ländern die Todesstrafe auf Homos steht. Nun brauche in mich nicht zu wundern, dass die Christen es richtig fanden wenn Homos getötet wurden, früher und bei den Nazis.

Mein Kommentar: Lieber H.K.: Das ganze Übel ist, daß es sowohl bei den Juden, den Moslems, wie den Christen Fundamentalisten gibt, die meinen jedes Wort in ihren Schriften wäre Gottes Wort. Das ist natürlich Aberglauben, sondern die Schriften wurden von Menschen geschrieben und die übernahmen damalige archaische Sitten und Gebräuche und schrieben diese mit auf und gaben sie als Gottes Wort aus. Beispiel: In der Zeit von Paulus gab es natürlich noch keine Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau und als Paulus seine Briefe schrieb, war es ihm eine Selbstverständlichkeit, daß die Frau dem Manne untertan sein sollte. Das war die Meinung von Paulus vor 2000 Jahren, aber doch niemals Gottes Wort. Liberale Christen haben dies natürlich längst erkannt und sie sind es die den Geist wirklich christlichen Glaubens erkennen. Derzeit allerdings sind die fanatischen Fundamentalisten auf dem Vormarsch und beherrschen mittlerweile viele Länder, von Saudi-Arabien (Islam) angefangen, bis hin zu den USA (Evangelikale). Aber es gibt Hoffnung, denn sogar bei den Juden regt sich Widerstand gegen archaische Riten wie die grauenvolle Beschneidung, wie man im Internet lesen kann, wo jüdische Bürger das Urteil von Köln zur Beschneidung begrüßten.  

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