Sonntag, 29. Juli 2012

Geliebte Schwalben des Hauses Knarrberg 34


Schwalben


Hoch in die blauen Lüfte schwingt
die Schwalbe sich vom Dach.
Und eh ihr Zwitscherruf verklingt,
schwingt sich die zweite nach.

Die dritte folgt, die vierte auch
flitzt pfeilschnell hinterher.
Nun schwimmen über Dunst und Rauch
sie frei im Sonnenmeer.

Sie tummeln wie die Fischchen sich
im unbegrenzten Reich.
Ich freue ihres Treibens mich
und seh's doch täglich gleich.

Wie nisten sie so traut und treu
am heimischen Gebälk,
sie kehren alle Jahre neu,
ich werde alt und welk.

Eins aber, Schwalben, blieb mir doch
und bleibt wohl länger mir,
die Herzgedanken fliegen noch
und höher noch als ihr.

Bis in ein Licht so hell und klar,
wie ihr es nie erschaut,
und bau'n wohl noch ein Nestchen gar,
wo nie ein Vogel baut.

Gustav Falke



Meine Lieblingsvögel sind Schwalben! Dies kommt daher, weil ich mit Schwalben groß geworden bin. In dem Haus (Knarrberg 34 in Dessau-Ziebigk) wo ich meine Kindheit und Jugend und überhaupt die meiste Zeit meines Lebens verbracht habe, da lebten Rauchschwalben mit meinen Eltern und mir unter einem Dach, sie hatten Ihr Nest in der Garage. 

Es war in der Knarrberg-Siedlung üblich, daß die Siedler Rauchschwalben eine Heimstatt gewährten. Als die Siedlung gebaut wurde, wurden extra für Schwalben an jedem Haus Einfluglöcher angebracht, eines an der Forderseite und eines an der Rückseite der Garage. Auf einem alten Foto Ende der 50er Jahre (rechts mein Vater, links ich) sieht man eines dieser Einfluglöcher, siehe Pfeil. Jedes Haus hatte hinten am Haus eine kleine Überdachung wo Wäsche aufgehängt werden konnte und auf den Wäscheleinen saßen dann oft die Schwalben und zwitscherten fröhlich, siehe 3. und 4. Foto. 

Man kann sagen, daß wir mit den Schwalben und ihrem Lebens-Zyklus mitlebten, jedenfalls gehörten Schwalben immer zur Familie Nowack dazu. Es war eine große Freude wenn die erste Schwalbe im Frühjahr nach ihrem langen Flug zu uns nach Hause kam, wir sie am Abend auf Nägeln an der Garagenwand sitzen sahen und wir sie aus der Nähe ansehen konnten und sie uns mit großen Augen ansah. Sie kannte uns ja schon vom Jahr vorher. Und wie froh waren wir, wenn auch der Partner heil ankam und beide nach einiger Zeit anfingen das alte Nest (letztes Foto) neu auszupolstern und  dann die Schwälbin Eier legte. Ja und dann erst die Wochen der Fütterung, da war in der Garage immer mächtiges Treiben. Wenn einmal sehr schlechtes Wetter war, wo die Schwalben kaum Futter fanden und eines der Jungen am Verhungern war, dann half alles nichts und dieses Junge bekam von uns mit der Pinzette Nahrung, dies natürlich nur wenn das die Schwalbeneltern nicht sahen. Dies ging sehr gut und ich kann mich nicht erinnern, daß in den vielen Jahrzehnten wo wir dort wohnten ein Junges nicht durchkam. Ja und dann der erste Ausflug der Jungen, dies war immer eine schwierige Sache, sowohl für die Schwalbeneltern wie auch für die Jungen. Schön, daß die Schwalben bis zu ihrem Abflug im Herbst in den Süden sich immer wieder in unserer Nähe blicken ließen und auch gern mal in der Garage übernachteten, dies besonders bei schlechtem Wetter. 

Im Laufe der Jahre wurden die Nistmöglichkeiten der Schwalben auf dem Knarrberg immer weniger, viele der alten Siedler verkauften ihr Haus, zogen weg und die neuen Besitzer waren meistens kleinbürgerliche Typen der neureichen Cliquen an der Macht der damaligen DDR und die hatten an Schwalben im Haus kaum Interesse, eher daran ihr Haus ähnlich westlicher Häuser „schön“ zu modernisieren. Ob heute überhaupt noch auf dem Knarrberg Schwalben mit ihren Bewohnern unter einem Dach wohnen, dies bezweifle ich. Es ist dies mehr als schade, aber in meiner Erinnerung werden die Schwalben des Knarrbergs immer einen besonderen Platz einnehmen, diese wunderbaren zarten Geschöpfe, siehe auch meine anderen Blogbeiträge zum Thema Schwalben:      





http://barrynoa.blogspot.de/2011/07/aus-alter-zeit-rose-und-glas-von-1885.html







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