Samstag, 26. Dezember 2015

Anti-Weihnachten 1896 und 2015


Im Jahre 1896 erschien bekanntlich der erste Jahrgang der Münchner Jugendstil-Zeitschrift „Jugend“. Das Heft Nr. 52 erschien am 26.12.1896, also an einem 2. Weihnachtsfeiertag, was uns heute verwundert, wo an Feiertagen oder sogar an sogenannten Brückentagen alles nur auf Sparflamme funktioniert, da jeder Hans Wurst freie Tage haben will. Das war um 1900 noch anders, da gab es Freizeit oder gar Urlaub nur für eine ganz kleine Schicht, allerdings waren die Feiertage für große Teile der Bevölkerung frei, natürlich nicht für die Dienstleister, wie Hauspersonal oder die Zeitschriftenverkäufer, die Zeitschriften wie die „Jugend“ unters Volk brachten, auch an einem 2. Weihnachtsfeiertag.

Weshalb ich diese Ausgabe vom 2. Weihnachtsfeiertag 1896 erwähne, das hat mit dem Titelbild zu tun. Arpad Schmidhammer (1857-1921), siehe auch: https://de.wikipedia.org/wiki/Arpad_Schmidhammer, war um 1900 einer der schärfsten antiklerikalen Karikaturisten seiner Zeit und daß an seinem Weihnachtsbaum neben „normalem“ Christbaumschmuck Figuren von einem Pärchen und zwei Babys hängen - er in Uniform, sie mit einem großen Beutel mit viel Geld und die Babys, die gerade „geborene“ Zeitschrift „Jugend“ symbolisierend, das war damals ein Aufreger, besonders in bigotten christlichen Kreisen.
 
Daß es antichristlichen Weihnachtsschmuck auch heute gibt, ist bekannt, besonders antimäßig der Baumbehang mit dem Kopf von Darwin, der ja bekanntlich als erster die Illusion der Menschen, daß sie die Krone der Schöpfung wären und sie mit mit ihren Brüdern und Schwestern Tieren nichts zu tun hätten, glänzend widerlegte.

 
Foto: Archie McPhee

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