Sonntag, 11. Mai 2008

B.N. und der Demokratische Aufbruch




Na, meine letzten Postings im Blog haben ja einigen Wirbel bei den Lesern ausgelöst, das merkt man an der Fülle an Emails. Das war dann ein Wechselbad der Gefühle. Erst empören sich einige linke Leser, daß ich den Dessauer Jagdflieger Boelcke gewürdigt habe und kurze Zeit später kamen empörte Emails von ehemaligen Bürgerrechtlern die mein 1. Mai-Posting mit der Würdigung des Kommunisten Hoxha kritisieren. Also um das mal klar zu stellen, ich bin weder ein Mann der Mitte, noch ein sogenannter Linker oder gar ein Rechter, sondern schlicht und einfach ein unabhängiger Publizist. Und sowohl der kaisertreue Boelcke gehört zu den Persönlichkeiten der Dessauer Geschichte wie auch Hoxha, der zwar nur mal kurz in Dessau war, aber der dennoch eben durch die Namensgebung des Café Tirana die Stadt irgendwie auch indirekt mit geprägt hat. Ist es auch nicht natürlich, daß man in einer Zeit des massiven Sozialabbaus auf Politiker hinweist, die trotz eines armen Landes, wie dem damaligen Albanien, z.B. Renteneintrittsalter von 50 und 55 Jahren durchgesetzt hatten, wir dagegen von unseren Politikern gerade das Renteneintrittsalter von 67 Jahren vorgesetzt bekommen?

Also Ehre wem Ehre gebührt, egal ob es nun Boelcke oder Hoxha ist. Den linken Emailschreibern kann ich betreffs Boelcke nur entgegnen, daß bei seinem Tode auch die feindlichen englischen und französischen Soldatenverbände ihr Bedauern über den Tod von Boelcke ausdrückten. Unvergessen bleibt sein Einsatz in Frankreich als er sein eigenes Leben aufs Spiel setzte und ein Kind dort aus Lebensgefahr rettete. Daß ich keineswegs den Militarismus verherrlichen möchte, dies ist klar, dazu bin und bleibe ich durch und durch Pazifist.

Was nun den Tenor der meisten Zuschriften zu Hoxha anlangte, da wunderten sich einige Leser, daß ich da einen Kommunisten positiv darstellen würde, ich aber doch früher ein Bürgerrechtler war der scharfe Worte gegen das SED-Regime fand. Man führte dann etliche Reden von mir an die ich als Funktionär des DA gehalten hatte. Dies ist richtig, zu diesen Reden stehe ich auch noch heute, allerdings mit Abstrichen, denn unter dem SED-Regime gab es eben keinen wirklichen Sozialismus, sondern dieser war entartet. Und gerade auf Stadt-und Bundeslandebene war das Erfordernis der Zeit gegen die alten SED-und Stasiseilschaften mobil zu machen. Die Dessauer SPD und das Neue Forum waren da sehr handzahm und gingen nicht energisch gegen diese Seilschaften vor, deshalb auch der kämpferische DA am Runden Tisch in Dessau. Ich habe mal drei alte Zeitungsausschnitte aus der Wendezeit heraus gekramt. Der Demokratische Aufbruch, sozial und ökologisch (ja dieser Namenszusatz war uns damals wichtig!) war damals keineswegs von der CDU abhängig, sondern durchaus eigenständig und an einen Anschluß an die CDU war damals noch nicht zu denken. Daß die meisten der alten Mitstreiter dann später in die CDU gingen, wie Angela Merkel, dafür kann ich nichts. Etliche Dessauer DA-Mitglieder taten dies nicht und blieben unabhängige Bürgerrechtler. In einem Interview führte ich auch aus, daß eine freie Marktwirtschaft mit dem DA nur unter sozialen und ökologischen Bedingungen möglich ist (siehe dazu den Passus des Interviews). Von einem Bruch der Gesinnung kann also nicht die Rede sein, wie ein alter DA-Freund mir gestern schrieb.

Dann gab es noch eine Email wo sich eine Leserin wunderte, daß ich in meinem 1-Mai-Posting und auch in anderen Postings recht kritisch mit der Stadtverwaltung umgehen würde und wie denn diese reagieren würde, da ich doch zu den Personen gehört hatte, die für die Dessauer Wende mit verantwortlich zeichneten. Nun da überschätzt man mich und den Einfluß des DA am Runden Tisch. Der DA war eine der kleinsten Dessauer Bürgerrechtsbewegungen, also viel hatten wir nun wirklich nicht zu sagen. Für was ich mit verantwortlich zeichnete, dies war der erste Koalitionsvertrag in Dessau, den unterzeichnete ich mit (siehe Zeitungsausschnitt wo ich vorn links sitze, neben mir Rainer Schmitt, ebenfalls DA-Mitglied), ansonsten waren wir schon damals sehr kritisch was die Stadtverwaltung anlangte und hielten damit auch nicht hinter den Berg. Ja, und wenn ich auch natürlich heute Parteien wie die SPD und die Grünen wegen ihrer jetzigen unsozialen Politik kritisiere, so heißt dies doch noch lange nicht, daß ich deshalb mit den Lokalpolitikern persönlich verfeindet wäre. Also dies ist absolut nicht so. Von der SPD schätze ich persönlich Angelika Storz, Christian Sachse oder Karl Gröger und wenn wir uns sehen dann gibt es immer eine freundschaftliche Begrüßung. Karl Gröger kenne ich schon aus der DDR-Zeit, er hatte sogar mal Anfang der 80er Jahre die Bauzeichnungen für meine Garage angefertigt. Auch mit OB a.D. Hans-Georg Otto verstehe ich mich oder mit dem FDP-Mann Dr. Jürgen Neubert, ebenfalls OB a.D., alles Persönlichkeiten die mich aus der Zeit der Wende kennen und da spielen heutige unterschiedliche politische Ansichten kaum eine Rolle, dies trübt diese alten Freundschaften absolut nicht, wenngleich auch nicht immer Hosianna geschrien wird über meine Postings, aber man respektiert diese, was will man mehr? Wichtig ist mir, daß man überhaupt wahrgenommen wird, eine Homepage die keiner kennt und die keiner lesen würde, die wäre mehr als verfehlt. Da sind Seiten die auch Kontroversen auslösen mir x-mal lieber.
Bekannte ehemalige DA-Mitglieder:

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