Dienstag, 20. Mai 2008

Et in Arcadia ego










Et in Arcadia ego – auch ich bin in Arkadien! Diese künstlerische Aussage zieht sich wie ein roter Faden auch durch meine Geisteshaltung und schlägt sich wie bekannt in meinen künstlerischen Arbeiten nieder. Mit dieser Arkadienbegeisterung bin ich nicht allein. Seit der Antike bis jetzt ist sie geistiger Hintergrund der unterschiedlichsten Künstler, von dem antiken Dichter Theokrit, über Goethe und Schiller, dem Komponisten Beethoven (siehe seine „Pastorale“, eines meiner Lieblingstücke von Beethoven) bis hin zu dem expressionistischen Maler Otto Mueller und vielen, vielen anderen.

Et in Arcadia ego ist ein lateinischer Ausspruch. Er bedeutet auf deutsch "Auch in Arkadien (bin) ich" und findet sich erstmalig in zwei Gemälden des französischen Malers Nicolas Poussin (siehe Scan Nr.1) mit dem Namen "Die Hirten von Arkadien". Eine Erwähnung eines Grabmals mit einer Inschrift vor einem idyllischen Hintergrund findet sich auch in Vergils Eclogae (V, 42 ff)
et tumulum facite, et tumulo superaddite carmen:
Daphnis ego in silvis, hinc usque ad sidera notus,
formosi pecoris custos, formosior ipse.

Vergil versetzte das von Theokrit in den Eidyllia (Idyllen) idealisierte Schäfertum in die griechische Landschaft Arkadien. Die griechische Landschaft Arkadien war dann ab etwa dem Jahre 1500 zum Symbol für das „Goldene Zeitalter“ geworden, in dem die Menschen als glückliche Hirten lebten.

Aber, auch das idealisierte künstliche und künstlerische Arkadien ist kein Paradies oder gar das Himmelreich, sondern, so die Definitionen von Becht-Jördens und Wehmeier: „Weil der Tod selbst in Arkadien herrscht, seine Herrschaft also keine Grenzen kennt, bedarf es überall da, wo der Tod am Werk ist, auch der Kunst und des Trostes, den sie aufgrund ihrer Befähigung zur Repräsentanz des Abwesenden gewährt. Sie gestattet so die imaginäre Begegnung mit anderen Menschen über räumliche und zeitliche Grenzen hinweg, und sie erlaubt auch die kommunikative Auseinandersetzung mit dem leidvollen Thema der Sterblichkeit und auch des eigenen Todes bei gleichzeitiger Wahrung der notwendigen Pathoskontrolle. Sie macht die Sterblichkeit als gemeinsames Schicksal aller Menschen erfahrbar, dem diese aber nicht hilflos ausgeliefert sind. So setzt sie erst den Menschen in den Stand, im Angesicht des Todes leben zu können, ohne in Panik oder Depression zu verfallen.“
Die deutsche Übersetzung des Satzes „Et in Arcadia ego“ wurde von Goethe in seiner „Italienischen Reise“ als Motto voran gestellt, erhielt aber ihre heutige Popularität erst durch Friedrich Schillers Gedicht „Resignation“, das mit den Worten beginnt: „Auch ich war in Arkadien geboren“. (Wikipedia-Definition)

Meine Arkadienbegeisterung speist sich aus verschiedenen Quellen. In erster Linie natürlich, daß ich bis heute die antiken Dichter lieber lese als neuzeitliche Literatur. In der heutigen Zeit werden diese viel zu wenig gelesen. Leider ist der humanistische Zweig an den Gymnasien mit Latein und Altgriechisch seit langem unterpräsent. Dies ist mehr als schade, denn alles wirklich wichtige ist schon damals mal geschrieben worden. Die Erkenntnis, daß sich eigentlich recht wenig wesentliches in 3000 Jahren verändert hat, ist frappierend, erschließt sich aber nur dem, der ein wenig die antiken Dichter sich zu Gemüte führt. Hinzu kamen dann noch persönliche Begegnungen, wie die mit dem Dessauer Lateinlehrer und Schriftsteller Waldemar Fietz. Lange Jahre war ich als Jugendlicher Stammgast im Klub der Intelligenz im Dessauer Birkenweg. Jeden Dienstag trafen wir Jugendlichen uns zu einem Themenabend. Da nun Waldemar Fietz zu den älteren Stammgästen des Klubs gehörte, hielt er des öfteren Vorträge über sein Spezialgebiet, die Antike. Viel zu früh verstarb dieser hochgeistige Mann, mit deren beiden Töchter ich damals gut bekannt war. Sein Buch „Die Brücke am Janiculus“ steht noch heute in meinem Bücherschrank, natürlich mit eigenhändiger Widmung von Waldemar Fietz. Dahingehend geprägt wurde ich auch in der Jugend durch den Prisma-Verlag, von dem ich immer per Post mit den Neuerscheinungen bekannt gemacht wurde. Wie bekannt, widmete sich der Prisma-Verlag besonders dem Altertum in seinen populärwissenschaftlichen Büchern, die ich gern kaufte und las.
Ich habe mal 8 Gemälde der bekanntesten Maler der Arkadia-Begeisterten eingescannt, die meines Erachtens symptomatisch sind. Nach dem wohl bekanntesten arkadischen Bild, den „Hirten in Arkadien“ (Scan Nr. 1) von Nicolas Poussin folgen in zeitlicher Abfolge Friedrich August von Kaulbach (Scan Nr. 2), Thomas Cole (Scan Nr. 3) und Thomas Eakins (Scan Nr. 4) - da beachte man die typischen antiken Musikinstrumente, wie Panflöte und Aulos. Dann folgen die bekannten Symbolisten Maurice Denis (Scan Nr. 5), Paul Gauguin (Scan Nr. 6) und Ludwig von Hofmann (Scan Nr. 7). Während nun Denis und von Hofmann noch antike Landschaften abbilden, so verlegt Gauguin sein Arkadien in die Südsee. Bekanntermaßen suchte er ja auch persönlich dort das verlorene Arkadien, fand es aber in der Wirklichkeit dort auch nicht (siehe sein Buch „Noa, Noa“, von welchem ich meinen Künstlernamen „Noa“ ableitete), aber desto mehr in seinen Bildern. Ludwig von Hofmanns Arkadien-Oelbild befindet sich in Dessauer Privatbesitz. Dem Besitzer danke ich für die Möglichkeit dieses hier in meinem Blog veröffentlichen zu dürfen. Den Reigen schließt der berühmte expressionistische Maler Otto Mueller ab (Scan Nr. 8). Auch Otto Mueller findet seine arkadischen Motive nicht mehr in der Rückschau auf die Antike, sondern er transportiert das arkadische in eine moderne idyllische Landschaft, mit Weihern und nackten Badenden. Zu Otto Mueller habe ich eine ganz besondere Beziehung, da ich mich früher viel mit ihm beschäftigt habe. Als vor etlichen Jahren die große Mueller-Ausstellung in Leipzig stattfand und ein umfangeicher Katalog erschien, konnte ich aufgrund meiner Recherchen die Autoren korrigieren. Diese hatten behauptet, daß diese Ausstellung die erste nach 1945 im Osten gewesen wäre. Dies stimmte nicht, denn schon 1947 fand mit Unterstützung der sowjetischen Besatzungsbehörden in der sowjetisch besetzten Zone eine große Otto-Mueller-Ausstellung statt. Dies war den Kunstwissenschaftlern in Leipzig nicht bekannt, wurde aber von mir durch alte Unterlagen nachgewiesen. In einem späteren Posting werde ich eventuell noch einmal auf dieses Thema zurück kommen und den Schriftwechsel mit Leipzig hier veröffentlichen.

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