Schön ist er nicht, mit seinen weit über 80 Jahren, aber dennoch liebe ich ihn sehr, den Gravensteiner Apfelbaum in unserem Garten. Arg lädiert, mit kaputter Rinde, von Katzen zerkratzt, von Spechten zerhämmert, die ich mit künstlicher Rinde heilen mußte, weil er sonst eingegangen wäre, mit einem abgebrochenen großen alten Ast und von Ameisen malträtiert, die in seinem Innern hausen, trotzt er dennoch den Herausforderungen des Lebens und es ist immer noch Leben in ihm was lebenswert ist, wie bei einem alten Menschen, der trotz aller Gebrechen und Krankheiten leben möchte und leben soll. Die wenigen Kräfte die der alte Baum aus der Erde und den Sonnenstrahlen saugt, die raubt ihn zu großen Teilen auch noch eine mächtige schmarotzende Mistel, aber dennoch, auch dieses Frühjahr schlug er zu einem neuen Frühling aus, wenngleich auch nur noch an wenigen kleinen Ästen und er hat wieder schöne Blüten. Dieser Baum ist ein ganz edler, seine Früchte haben einen unnachahmlichen wunderbaren Geschmack, sind sehr groß und all die Jahre hat er so eine Fülle an Früchten getragen, daß wir dies kaum bewältigen konnten. Traurig stimmt einen nur, daß er seiner eigentlichen Bestimmung nicht nachkommen konnte, kein einziger Apfelbaum entsprang aus den vielen tausenden Apfelkernen seiner Früchte, ein Schicksal welches fast alle Kulturbäume haben, deren Nachkommenschaft fast nur aus Baumschulen kommen. Der Gravensteiner ist ein rot-gelber herber August-Apfel. Die Sorte wurde 1669 als Zufallssämling gefunden und stammt vermutlich aus Gravenstein an der Flensburger Fjörde in Nordschleswig. Sie ist eine der kostbarsten europäischen Apfelsorten. Das Fruchtfleisch ist saftig, fein würzig und hellgelb. Möge er noch recht lange in unserem Garten stehen!
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