Montag, 19. Mai 2008

Werbe-Nostalgie: Sehpferdchen und Minol-Pirol








Es ist doch merkwürdig, als Kind habe ich sehr gern Werbung im Fernsehen geschaut und heute hasse ich Werbung, würde diese nie gucken, habe vor Jahren nie private Sender angemacht die Werbung brachten und jetzt schaue ich überhaupt kein Fernsehen mehr, da ich das bürgerliche Einheitsfernsehen absolut nicht mehr mag mit seinen dauernden Vorschauen und der penetranten Werbung sogar im öffentlich rechtlichen Fernsehen und der schnellen amerikanischen Machart, ohne Pausen und mit der bürgerlichen Mainstream-Meinungsmache. Ein Fernsehgerät besitze ich nicht mehr, meine täglichen Informationen beziehe ich aus dem Internet, da ich dort auch Seiten finden kann, die frei sind von der allgemeinen Meinungsmache der offiziellen Medien.

Ganz anders mein Verhalten als Kind! Da war der Fernseher das Tor zur großen weiten Welt, dies ganz besonders das Westfernsehen. Ich habe gerade dieser Tage überlegt was von den damaligen Werbesendungen bei mir hängen geblieben ist und da sind es letztendlich doch nur wenige Dinge die ich noch heute in lieber Erinnerung habe. Ganz oben in der Sympathie standen bei mir die Zeichentrickfüller die das Werbefernsehen des NDR einrahmten, ähnlich wie jetzt die Mainzelmännchen des ZDF: das Sehpferdchen. Diese lustige Seepferdchen-Familie, die sinnigerweise Sehpferdchen hießen, zog mich immer in den Bann. Noch heute habe ich die Melodie der Film-Musik dazu im Ohr. Schauen Sie selbst: Ist das Sehpferdchen nicht eine sympathisch wirkende Zeichentrickfigur? Gar nicht freundlich war Bruno, das HB-Männchen, aber man hatte größtes Verständnis für ihn, weil er ein mächtiger Pechvogel war, immer ging alles schief bei ihm – bis er endlich sein entspanntes Lächeln aufsetzte als der kleine HB-König vom Himmel schwebte und ihm eine HB-Zigarette anzündete, die Bruno sichtlich all seinen Ärger vergessen ließ. Also auch Bruno gehörte zu meinen großen Werbelieblingen. Bei den Sympathieträgern der Ost-Werbung war es auch eine künstliche Figur, die ich sehr mochte und deren Werbefilmchen ich in der DDR-Werbesendung „tausend tele tipps“ mit großem Vergnügen ansah: der Minol-Pirol. Als ich als 18jähriger einen gebrauchten Trabant kaufte, da fuhr lange Zeit ein Minol-Pirol-Wimpel mit. Dummerweise habe ich diesen Wimpel nach der Wende für nur 1 Mark verkauft, heute hätte ich ihn gern wieder, es hingen doch zuviele Erinnerungen daran. Ja und da war da noch die Fewa-Johanna, die auf jeder Packung „Fewa“ (Feinwaschmittel) prangte. Auch die gefiel mir, eine wirklich lustige Waschfrau, viel urtümlicher als die Clementine des Westens in der Ariel-Reklame. Immer schon gern mochte ich den Sarotti-Mohren der bekannten Sarotti-Schokolade. Da gibt es eine ungebrochene Sympathie vom Kind bis heute. Obwohl ich im Krimskrams ersticke, so kaufe ich noch heute die bunten Nostalgie-Konfektkästen der Sarotti-Edition, allein weil ich deren Aufmachung mag mit den verschiedenen alten Variationen des Sarotti-Mohrs.

Ja und dann war da noch die sexy-Werbung des bekannten Werbedesigners und Fotografen Charles Wilp für Afri-Cola, die mir als Kind gefiel.
Die Kampagne mit dem Slogan „Sexy-mini-super-flower-pop-op-cola - Alles ist in afri-cola…“ wurde durch den Werbespot geprägt. Junge Mädchen bewegten sich lasziv hinter einer Glasscheibe, über die Wasser lief. Besonders provokant wirkte damals, dass sie in einigen Spots als Nonnen verkleidet waren und eben sexy waren, dies im Geiste der 68er sexuellen Befreiungsbewegung gegen die bisherige Prüderie. Die Werbung für Langnese-Eiskreme gefiel mir wegen ihres Witzes und der Strandstimmung, die den Musikclips der damals von mir geschätzten Band „Beach Boys“ ähnelte. Ein weiterer von mir in Erinnerung gebliebener Werbespot war der für die Seife „Fa“. Als pubertierender Junge war man ja früher nicht mit Darstellungen von Erotik verwöhnt, die einem als Stimulanz von sexuellen Handlungen hätten dienen können. Außer dem einen Aktfoto was in der monatlich erscheinenden Zeitschrift „Das Magazin“ erschien und wenigen auf dem Schwarzmarkt des Schulhofes erstandener schwarzweiss-Pornobildchen, waren es eben die ästhetischen Körper in Werbespots wie dem von „Fa“, die einem Jungen von 12 bis 14 Jahren so gefielen, daß sie mir noch heute einfallen, wenn ich an Werbung von Anno dunnemals zurück denke.

Von den Kress-Seiten habe ich für Interessenten ein paar dieser alten Spots für die Leser des Blogs heraus gesucht, die Kress in seinem Archiv hat. Alte Spots mit dem Minol-Pirol sind leider nicht dabei, aber vielleicht tauchen die später doch noch mal irgendwie im Netz auf. Viel Spaß beim Anschauen der alten Werbespots!

Sarotti:
http://www.kress.de/cont/spot.php?spot=143&page=5&order=id&fi=&br=

Langnese:
http://www.kress.de/cont/spot.php?spot=350&page=19&order=id&fi=&br=

Fa-Seife:
http://www.kress.de/cont/spot.php?spot=239&page=15&order=id&fi=&br=

Afri-Cola:
http://www.kress.de/cont/spot.php?spot=210&page=12&order=id&fi=&br=&PHPSESSID=skiutao61qqubhnp3rv8rdjgvuee8h5a

HB:
http://www.kress.de/cont/spot.php?spot=123&page=3&order=id&fi=&br=&PHPSESSID=1tksokoa497457toarfo2nol6ghr4li4

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