Ein wunderbares Klubhaus und eine wunderbare Jugendgruppe - damals im Klub der Intelligenz „Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff“ in Dessau (Träger war der Kulturbund). Schon das Klubhaus war gediegen, eine alte Villa, gelegen im Stadtteil Dessau-Siedlung und man fühlte sich dort wie zuhause und wie in einem alten englischen Klub. Der Klub hatte verschiedene Räume, eine gastronomische Bewirtschaftung, eine ganz tolle Kellerbar, einen herrlichen Garten wo man in Liegestühlen entspannen konnte und dann natürlich den großen Salon wo die größeren Veranstaltungen stattfanden, aber auch wo man einfach nur saß, sich unterhielt, Schach spielte oder Zeitung las. In diesem Klub fühlte ich mich viele Jugendjahre wohl und drei Tage in der Woche war ich mindestens dort. Die 70er Jahre waren dort ein Traum, in den 80er´n wurde es dann dort immer ungemütlicher mit einer äußerst unsympathischen Klubsekretärin. Aber unter der lieben, aber auch resoluten Klubsekretärin Frau Semmel und ihrem zigarrerauchenden Ehemann und dem Klubvorsitzenden Herrn Polenz, fühlte sich jedes Klubmitglied dort mehr als wohl. Es war ja auch immer etwas los, von den großen Faschingsbällen angefangen bis hin zu den vielen Vorträgen, Konzerten und Diskussionsrunden. Der Dienstag war der Tag der Jugendgruppe des Klubs. Wir waren eine wirklich nette Truppe, vielseitig gebildet, lustig, mit guten Umgangsformen und immer an Kultur interessiert. Ich war da sehr aktiv in diesem Klub, lud auch immer wieder andere Jugendliche ein, so die Studentinnen der Pädagogischen Hochschule, die in der Nähe, in der Oechelhaeuser-Straße, ihr Internat hatten und so kam es natürlich auch zu Liebschaften. Dummerweise habe ich kaum das Klubleben dort fotografiert, so daß man von all den tollen Veranstaltungen oder Bällen kaum einen Eindruck bekommen kann.
Nach langem Suchen fand ich ein paar Schnappschüsse die ich zu einer Veranstaltung gemacht habe, die von dem von mir sehr geschätzten Waldemar Fietz (siehe mein Posting „Et in Arcadia ego“) geleitet wurde. Es muß sich um einen literarisch-musikalischen Abend gehandelt haben, denn der Sohn des LDZ-Lokalredaktionschefs Harry Herrmann und eine Tochter von Waldemar Fietz rezitieren da aus Mappen und Waldemar Fietz (der Herr im mittleren Alter) steht in der Nähe des Konzertflügels, sowie der Chor der Pädagogischen Hochschule singt ja gerade. Um was es sich da für eine Veranstaltung gehandelt hat, dies ist mir leider entfallen. Jedenfalls sieht man ein wenig von dem Ambiente des Klubs, aber leider wirklich nur sehr wenig. Für Interessenten habe ich auch noch einmal das in dem Arcadia-Posting erwähnte Buch „Die Brücke am Janiculus“ eingescannt, welches Waldemar Fietz zusammen mit Heinrich Alexander Stoll geschrieben hatte. Ab und an tauchen auch die anderen Bücher von Fietz immer mal bei Ebay auf, es lohnt sich wirklich diese zu lesen. Hochinteressant auch sein Fachbuch „Vom Aquädukt zum Staudamm“. Dann habe ich noch zwei alte Monatspläne des Klubs gefunden auf denen ich per Pfeil angekreuzt habe wo ich an Veranstaltungen mitgewirkt habe. Zum Abschluß ein kleines Aquarell welches ich mal bei einem Basar des Klubs erstanden habe. Es zeigt einen kleinen Teilnehmer des Kinderfaschings im Klub. Dieses zauberhafte Aquarell stammt von dem bekannten und beliebten Dessauer Maler und Illustrator Heinz Rammelt. Rammelt war wie viele andere Dessauer Künstler und Geistesschaffende dem Klub der Intelligenz sehr verbunden und in ihm sehr aktiv.
Nach der politischen Wende war dann Schluß mit dem schönen Klubleben, der Klub wurde geschlossen, es ist jetzt ein privates Wohnhaus daraus gemacht worden. Alle Herrlichkeit der Welt hat leider ein Ende, was bleibt sind die schönen Erinnerungen an diesen Klub der entscheidend an der geistig kulturellen Bildung vieler Dessauer seinen Anteil hatte.
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