Donnerstag, 4. Dezember 2014

1990: Interview des Zukunftsforschers Robert Jungk mit dem Sexualwissenschaftler Prof. Dr. Ernest Borneman zur Sexualpolitik in der Zukunft

Leider existert seit einiger Zeit die Seite der Weltloge Tanatra nicht mehr, auf der nachfolgender Beitrag mit Scans von Armin von Bodenhausen stand. Ich hatte mir Kopien gemacht und da ich denke, da dieser Beitrag gerade jetzt wieder aktuell ist, veröffentliche ich ihn hier noch einmal. Erstaunt bin ich, daß Professor Ernest Borneman 1990 die nachfolgende Entwicklung so klar vorher gesehen hat.


Folgendes Interview Robert Jungks mit unserem hochverehrten Freund Prof. Dr. Ernest Borneman (1915-1995), dem wohl wissenschaftlichsten Sexualwissenschaftler unserer Zeit und Kämpfer gegen Reaktion und Irrationalität, dem mit Recht das Prädikat eines Universalgenies zuerkannt wurde, entnehmen wir in der ungekürzten Fassung aus der Biografie Sigrid Standows über Ernest Borneman, Verlag Der Grüne Zweig, 1991, ISBN 3-925817-79-4. Das Buch ist hiermit wärmstens empfohlen. Gekürzte Fassungen des Interviews hatten wir schon früher einmal veröffentlicht, ebenso erschien in der Zeitschrift" Campo de criptana" und linken Studentenzeitungen dieses Interview. Gerade in der heutigen Zeit der Hysterie um den angeblichen sexuellen Mißbrauch von Jugendlichen, wo Gesetzentwürfe auf der Tagesordnung stehen die Fotoaufnahmen und Zeichnungen von Teenagern im Bikini verbieten werden und diese unter den Kinderporno-Paragrafen fallen sollen, ist dieses Interview von 1990 sehr aufschlußreich, weil es die gesellschaftlichen Hintergründe dieser reaktionären Entwicklung aufzeigt, durch sexuelle Repression ungeahnten Ausmaßes die unterdrückte Jugend fügsam zu machen für mittelalterliches Gedankengut, mit dem eine spätkapitalistische Gesellschaft besser ihre Ziele durchsetzen kann. Nach dem Zusammenbruch des sozialistischen Lagers braucht man die freiheitliche Maske nicht mehr zu Propagandazwecken und will nun ungehindert das Zeitalter des Rollback einläuten: Einschränkung bürgerlicher Rechte durch einen Überwachungsstaat, Abbau der sozialen Errungenschaften, Verschärfung des liberalen Strafrechts nach us-amerikanischem Vorbild, wo schon für geringste Vergehen wie einer Schwarzfahrt mit der Straßenbahn Gefängnis verhängt wird (wird jetzt schon praktiziert) und der Kriminalisierung der Jugendsexualität durch Gesetze, die es nicht mal in dieser Sexualfeindlichkeit im Kaiserreich gab.

Armin von Bodenhausen
 








 


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