Donnerstag, 11. Dezember 2014

Bescheidene Wünsche 1945-1949: „Ein Dach überm Kopf und das tägliche Brot..."

Flüchtlingstreck über das Frische Haff 1945, eingebrochenes sterbendes Pferd

Der westdeutsche Liedermacher Konstantin Wecker sagte mal: "Es gab einmal eine Zeit, da war die Erinnerung daran, wie unsere besten Leute selbst zu Flüchtlingen wurden und auf die Hilfsbereitschaft anderer Völker angewiesen waren, in Deutschland noch sehr lebendig..."

Sehr blauäugig und geschichtsklitternd dieser Wecker, denn worauf er mit den „besten Leuten“ anspielte, das waren die politischen und rassischen Emigranten die ab 1933 fliehen mußten, die aber keineswegs die Hilfsbereitschaft der anderen Völker erfahren durften, denn sowohl die politischen Flüchtlinge, wie auch die rassischen, wurden nicht mit offenen Armen aufgenommen, sondern im Gegenteil oft sogar interniert, an den Grenzen abgewiesen und damit nach Deutschland zurück in den Tod getrieben. Besonders hart traf es die Juden, die nicht mal von Ländern wie die USA oder England aufgenommen wurden, sondern höchstens noch in China unterkommen konnten, aber auch da nur wenn sie Beziehungen hatten.

Züge mit Flüchtlingen aus dem deutschen Osten 1945 in Dresden
 
Schlesier warten im Jahre 1946 unter freiem Himmel an einem Sammelpunkt auf den Abtransport
Aus: J. Bahlcke: Schlesien und die Schlesier, München 1996, S. 167
 
Flüchtlinge, 1945
Aus: "Wach auf, mein Herz, und denke", Berlin 1995, S. 369
 
Nun gibt es ja ganz Einfältige die heute verbreiten, daß den rund 14 Millionen deutschen Flüchtlingen, die aus den deutschen Ostgebieten vertrieben wurden, daß denen geholfen wurde. Weit gefehlt! Statt Hilfe bauten die Besatzer noch die verbliebenen Fabriken ab und Hilfe aus dem Ausland gab es auch so gut wie nicht. Die Vertriebenen waren weitgehend auf sich selbst gestellt, denn auch die Einheimischen in den Westgebieten und in Mitteldeutschland unterstützten sie kaum und viele Vertriebene verhungerten ja bekanntlich auch im Winter 1945/46. Noch 1947 zu Weihnachten waren die Wünsche der Flüchtlinge bescheiden: „Ein Dach überm Kopf und das tägliche Brot und Arbeit für unsre Hände", so wie es in dem anrührenden Flüchtlingslied, welches Hans Albers zu Ehren der Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten 1947 sang, heißt, siehe:
 
 
Hans Albers 1947
 
 
Dieses Lied ist dem Lied „Es weht der Wind von Norden, er weht uns hin und her ...“ ähnlich ergreifend (auch aus dem Jahre 1947) und ist so gar nicht zu vergleichen mit all dem Tand den die heutigen Schlageraffen so singen. Über „Es weht der Wind von Norden, er weht uns hin und her ...“, siehe diesen meinen Blogbeitrag: http://barrynoa.blogspot.de/2014/03/hans-albers-1947-es-weht-der-wind-von.html.

Wer wie ich 1951 geboren wurde, der hat zwar diese schlimme Zeit nicht mehr mit erleben müssen, ist aber dennoch geprägt von den Nachwirkungen von Krieg und Nachkriegszeit, sei es durch die Eltern oder die Großeltern, die zum Teil ebenfalls Vertriebene waren (mein Vater und seine Eltern wurden aus Schneidemühl in Pommern vertrieben) oder durch die Ruinen der Bombenangriffe der Angloamerikaner auf Dessau, die bis weit in 60er Jahre das Stadtbild und das Leben beeinflussten. Noch Anfang der 70er Jahre sprach man von „Friedensweihnachten“ bezugnehmend auf die Kriegsweihnachten des 2. Weltkriegs. Das Anspruchsdenken der Deutschen und der ausländischen Einwanderer heutzutage, deren Unbescheidenheit, zeigt, daß das frühere Elend und die frühere Bescheidenheit restlos vergessen wurden oder daß einwandernde Ausländer scheinbar noch nie was davon gehört haben.

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