Montag, 1. Dezember 2014

60er Jahre in der DDR: Krimis aus dem Westen

 



Neben Comics las ich als Kind auch gern Krimis und da hatte ich das Glück die ausgelesenen Taschenbücher meiner Bekannten, Lore und Dieter Harbrucker, zu bekommen (zu den Harbruckers, siehe: http://barrynoa.blogspot.de/2010/03/bn-und-lore-und-dieter-harbrucker.html).

Diese Krimis waren aus dem Westen, und das war doch damals in den 60er Jahren nach dem Mauerbau etwas besonderes für DDR-Jungs. Von Außen sahen diese Taschenbücher wie triviale Schmöker aus, was sie aber nicht waren, denn etliche der Autoren waren schon damals Klassiker der Kriminalliteratur, wie Agatha Christie oder Georges Simenon. Aber schon Edgar Wallace, Victor Gunn und Bernhard Borge waren in der DDR nicht gern gesehen.

Lores Mutter und Dieters Großmutter, die alte Frau Heinzelmann, Frau des Dessauer Hofjuweliers Heinzelmann, die auch bei den Harbruckers, ihrer Tochter und ihrem Enkel, wohnte, die war auch eine begeisterte Krimileserin englischer Autoren, allerdings las sie die in englischer Sprache, weil sie meinte, nur so den vollen Lesegenuß zu haben. Die Harbruckers hatten das Glück, Verwandte im Westen zu haben, die ihnen immer tüchtig Pakete schickten und darin waren auch immer diese Krimis.

Daß z.B. bei den Goldmann-Taschenbüchern es sich um gute Literatur handelte und nicht um triviale Schmöker, dies kann man auch an den Ankündigungen auf den Taschenbuchrückseiten sehen, wo ich auch mal zwei davon eingescannt habe. Für mich waren diese Krimis immer eine gute Entspannung zwischen Büchern die etwas anspruchsvoller waren. Schon als Kind „quälte“ ich mich mit dem Lesen von Dante oder Tasso ab, nicht weil mir das auferlegt wurde, sondern weil mich diese alte Weltliteratur reizte. Durch die Kenntnisse dieser Literatur lernte mich auch meine sehr viel spätere Arbeitgeberin, die Kunstwissenschaftlerin Charlotte Timmling, schätzen. Meine Mutter lag mit ihr längere Zeit in einem Zimmer im Krankenhaus, wo ich Mutti immer zu den Besuchszeiten besuchte, damals, Anfang der 60er Jahre, nur an einem Mittwoch-und einem Sonntag-Nachmittag in allen Krankenhäusern möglich. Zwangsläufig kam es da auch zu Gesprächen mit der Bettnachbarin Frau Timmling und die war begeistert sich mal mit jemanden über Weltliteratur unterhalten zu können. Ich weiß noch, daß sie sehr erstaunt war aus dem Munde eines 13jährigen Zitate und Zusammenhänge aus Tassos „Befreitem Jerusalem“ zu hören, einem Werk, was kaum noch gelesen wurde.

Was ich damit sagen will:
Das Lesen von Comics, Krimis und anspruchsvoller Weltliteratur schließen sich nicht gegenseitig aus! In Einzelfällen wurden ja auch Krimis zu Weltliteratur, so Arthur Conan Doyles „Sherlock Holms“-Detektivgeschichten, die ich natürlich auch alle schon als Kind gelesen hatte. Die gab es aber damals schon in der DDR zu kaufen oder in der Bücherei auszuleihen.


Zwei sehr populäre Schlager, die Anfang der 60er Jahre, aus der Zeit, woher die von mir eingescannten Krimis stammen, mit Krimis und Kriminalem zu tun hatten:

Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett:


Kriminal-Tango:

 

 

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