Altes: Kunstkalender von 1916 kündet von schwerer Zeit
1916! Keine gute Zeit für einfache Menschen, weder an der Front noch in der Heimat! Ein alter Kalender aus unserem Familienbesitz zeigt wie die Kunst unter den Kriegseindrücken reagierte. Neben hurrapatriotischen Bildern (die ich nicht eingescannt habe) sind auch etliche Bilder zu sehen, die von Künstlern stammen die niedergedrückt sind ob des Leides des Krieges und die dies auch künstlerisch verarbeiten und sei es nur in einem Mädchenporträt (Titelbild des Kalenders von Hans Thoma), welches vor dem Kriege nicht so ernst ausgeschaut hätte. Deutschtümelnd dagegen wie eh und je das Bild der Mutter mit ihrem Kinde von Rudolf Schiestl, ernst und bedrückt dagegen die Grafiken von Wilhelm Steinhausen, Otto Soltau und Max Slevogt. Auch Otto Modersohns „Wassermühle“ wirkt seltsam traurig, ganz anders als seine Worpsweder Landschaften vor dem Kriege, obwohl das Moor ja schon immer schwer auf das Gemüt wirkte. Frei und unbeschwert dagegen die Julibilder (Es ist halt Sommer und das verschönt so manches!) von Max Liebermann und Max Seliger, trotz des Krieges noch die freiheitliche Einstellung zum nackten Körper der Lichtzeit um 1900 zeigend. Fast 100 Jahre danach im 21. Jahrhundert ist von der Hochschätzung der Freikörperkultur nichts mehr übrig geblieben und die Freikörperkultur wurde in die Schmuddelecke gedrängt und neuerdings sogar kriminalisiert. Das Oktoberblatt von Alfred Kubin „Der heilige Krieg“ entlarvt den Militarismus, besonders den der sich schändlicherweise auf Gott beruft. Ein Blatt welches in seiner schonungslosen Aussage noch immer gültig ist, besonders heute wo wieder deutsche Soldaten auf fremdem Boden im Krieg sterben und Islamisten meinen einen "heiligen" Krieg führen zu müssen. Sogar Philipp Francks Wannsee-Grafik ist kein normales Landschaftsbild, zu hoch und bedrohlich türmen sich dort die Wolken – Sinnbild der Bedrohung des Lebens durch den allgegenwärtigen Krieg damals im Jahre 1916.
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