Samstag, 23. Januar 2010

Zauberhafte Nymphen









Unser Dessau-Wörlitzer Gartenreich ist voll von Anspielungen auf die Mythologie der Antike. In unserer wasserreichen Gegend haben da natürlich auch die verschiedensten Nymphen ihren wohlverdienten Platz. Wenngleich in meinem letzten Blogbeitrag ich die Illusion leider nehmen mußte, daß es sich bei der Steinfigur im nördlichen Georgengarten um eine Nymphe handeln würde (siehe Beitrag), so gibt es dennoch genügend Beispiele im Gartenreich wo wir „echten“ Nymphen begegnen dürfen. Bekannteste Nymphe ist wohl die Quellnymphe Egeria in der Nähe des Steins in den Wörlitzer Anlagen. Bei dieser Nymphe handelt es sich um eine römische Quellnymphe, „zuständig“ für den Zufluß zum Nemisee, an dem das Heiligtum der Diana von Aricia lag. Sie soll die Geliebte oder Gattin des nach Romulus zweiten Königs von Rom, Numa Pompilius, gewesen sein. Ihr wird die Funktion einer Geburtsgöttin zugeschrieben. Ihr Kult ist vermutlich mit dem der Diana Aricia nach Rom gelangt, wo sie im Hain der Camenae, der römischen Quellgottheiten, verehrt wurde, denen man Wasser und Milch opferte.

Meine heutigen Scans zeigen Bilder von Nymphen bekannter Künstler aus verschiedenen Jahrhunderten. Auf dem ersten Bild sehen Sie die Pfeiffersche Nachbildung der Grotte der Egeria im Wörlitzer Park, dann folgen von Johann Wilhelm Schirmer ein italienisches idealisiertes Landschaftsbild mit der originalen Grotte der Quellnymphe Egeria, John William Waterhouses berühmtes Nymphenbild von Hylas mit den Nymphen die ihn ins Wasser ziehen wollen, gefolgt von dem nicht minder berühmten Bild einer Quellnymphe von Jean August Ingres, welches sehr sinnfällig den Quell symbolisiert und Anselm Feuerbachs Nymphe in italienischer idealer Landschaft die zwei kindliche Musikanten belauscht. Zum Schluß zwei Fotos die zeigen, daß sich auch zeitgenössische Künstler des Themas Nymphe annehmen: die ästhetisch zauberhafte Plastik einer Nymphe von Christoph Kopacz.

Hermann Lingg

Egeriagrotte

Egeria, lieblicher Name, du lebst im Hain noch, im Felsen der Quelle, im Dunkel der Eichen! Du weilst, du webst am Brunnen, im Eppich der Schwelle. Hier ward, o Nymphe, mit Reigentanz dein Fest gefeiert in Chören; die Stürme der Zeit vermochten nicht ganz den heiligen Frieden zu stören. Hier könnt' ich vergessen all' irdische Pein, die Sorgen in Lethe versenken.O Tal der Liebe, stets will ich dein, hetrurisches Tempe, gedenken! Ich glaub', es kommen in deinem Raum vom Born, aus dem sie stammen, die Seelen der Menschen, beflügelt im Traum, in heimlichen Stunden zusammen. Im Schlummer führt Eros an liebender Hand zu Lauben im Schatten der Myrten aus Fluten den Schiffer ans heimische Land, zu Hirten aus Nacht die Verirrten.


Lord Byron
Junker Harolds Pilgerfahrt
Vierter Gesang

116 Von elysäischen Wassertropfen blinkt noch jetzt das Moos, das deinen Quell umflicht; im grottumschürzten Born sich spiegelnd, winkt hier ewig jung mit heitrem Angesicht der Geist des Orts. Kunstwerke stören nicht sein mildes Grün. Kein Becken, das längst sprang, hemmt mehr die Flut, die an dem Steinbild dicht, dem Kopfberaubten, hüpft mit leichtem Gang, und Ranken, Blumen blühn den vollen Bach entlang,

117 Phantastisch bunt zum Strauße hier verknüpft! - Die Hügel sind von Blüten überschwommen, durchs Gras die Eidechs schnellen Auges schlüpft; die Sommervögel bieten euch Willkommen, und bunte Blumen bitten euch beklommen, hier möchtet ihr doch säumen noch ein Weilchen; ihr Farbenschmelz ist ganz in eins entglommen, mit tiefen blauen Augen blickt das Veilchen, von Himmelshauch geküßt, als wärs von ihm ein Teilchen!

118 Hier wohntest du in dieser Zauber Mitte! Egeria! Dein Götterbusen schlug bei deines sterblichen Geliebten Tritte; und nahte Mitternacht im Pupurflug, umfing euch Liebende der Sterne Zug. Bei dem Geliebten, - was ist da für Bangen? Für eine Göttin, welche Liebe trug, war diese Grotte passend zum Umfangen, Orakel wurde sie, wo Götterworte klangen.

119 Und hast du nicht als ihn dein Arm umfangen, ein himmlisch Herz dem irdischen verbunden? Die Liebe, die, gleichwie sie angefangen, in Seufzern stirbt, hast du sie nicht umwunden mit ewiger Lust? Das Mittel nicht gefunden, das sie unsterblich macht? Nicht den Genuß, verklärt? Vom Gift des Pfeiles nicht gesunden das Herz gemacht? Zerstört den Ueberdruß das Giftkraut, dem der Geist qualvoll erliegen muß?

Keine Kommentare: