Dienstag, 19. Januar 2010

Ostalgie: Säfte aus Vietnam und DDR-Verkaufskultur



Handel in der DDR? Ja das war schon eine ambivalente Sache. Das was hergestellt wurde, dies war gut, hielt, bei Industriewaren, länger als der Kram den es jetzt so gibt. So läuft z.B. unser guter AKA-Haarfön immer noch bestens, und dies nach über 40 Jahren. Ein vor zwei Jahren neu gekaufter Fön dagegen hat schon längst den Geist aufgegeben. Und dann waren Grundnahrungsmittel extrem billig früher, wie z.B. ein Brötchen (5 Pfennige) und die Lebensmittel, wie Wurst z.B., die waren von hoher Qualität, schmeckten, ganz im Gegensatz zu der Einheitswurst jetzt, sehr gut. Nachteil des Ganzen früher - es gab zuwenig Ware, die Schlangen vor den Geschäften rissen selten mal ab und die Verkaufskultur war unter aller Kanone. Verkäuferinnen führten sich auf wie Polizisten, Krankenschwestern, Gefängnisaufseher, Lehrer und Mitarbeiterinnen bei Hartz-IV-Ämtern sich noch heute aufführen – den Bürger kommandierend und überheblich. Hinzu kam, daß der Großteil der Verkäuferinnen (Verkäufer gab es kaum!) kaum Manieren hatte. Merkwürdigerweise nahmen die Kaderchefs für den Handel gern den Plebs des Volkes, also die mit großer „Schnauze“ und proletenhaftem Auftreten. Scheinbar meinte man, daß die sich besser dem Kunden gegenüber durchsetzen könnten. Also es war schon verkehrte Welt, in der DDR war die Verkäuferin der König und nicht der Kunde, so wie es sich gehört hätte. Teilweise ist dies allerdings noch heute so, 20 Jahre nach der Wende! Das deutsche Verkaufspersonal hat oft noch immer nicht diese dienende Mentalität dem Kunden gegenüber, aber dies hängt wahrscheinlich mit der generellen deutschen Mentalität zusammen. Vergleicht man z.B. heute eine durchschnittliche vietnamesische Verkäuferin mit einer deutschen Verkäuferin, dann ist der Unterschied schon frappierend – die Vietnamesin ist sympathischer, freundlicher und dem Kunden gegenüber dienender, die deutsche Verkäuferin tritt immer noch mehr als selbstbewußt auf, will dem Kunden gegenüber keine dienende Rolle übernehmen.


Ausnahmen gab es natürlich zu DDR-Zeiten, was die Freundlichkeit des Verkaufspersonals anlangte! Ich wuchs ja in Dessau-Ziebigk auf und ungern ging ich in den Gemüseladen vom Konsum. Ein altes Raubein von Verkaufsstellenleiterin namens Theer bediente da unfreundlichst und proletenhaft mit den Kunden rumpöbelnd. Dagegen ging ich gern in das Gemüsegeschäft Schneider, denn eine Verkäufern namens Ammer (Eigenartig, dass man sich diese Namen so merkt!) war die Freundlichkeit in Person. Das Angebot war natürlich immer mickrig, darum waren Produkte wie die getrockneten Bananen die aus Vietnam kamen schon etwas besonderes. Diese schwarzen kleinen Trockenbananen schmeckten geradezu köstlich. Noch heute habe ich diesen unvergleichlichen Geschmack auf der Zunge wenn ich daran denke. Trockenbananen heute haben leider diesen wunderbaren Geschmack nicht mehr.

Ja und dann bekam man, wenn man Glück hatte, diese kleinen Büchsen aus Vietnam mit den exotischen Säften wie Ananas und Mango. Auch das war etwas ganz besonderes, denn exotische Früchte und Säfte kannten wir ja fast gar nicht, außer Apfelsinen, Mandarinen und Zitronen zur Weihnachtszeit nach langem Anstehen. Bananen waren absolute Mangelware, schon eher bekam man Grapefruits. Diese Grapefruits aus Kuba waren allerdings den heutigen Pampelmusen im Geschmack weit überlegen. Sie waren weniger saftig und nicht so sauer und man konnte das herrliche Fruchtfleisch sehr gut von den Zwischenhäuten trennen.
Von zwei der vietnamesischen Saftdosen hatte ich damals die Etiketten abgetrennt und archiviert und stelle sie mal für die Ostalgiefans ins Netz: ein Mangosaftetikett und ein Ambarellaetikett.

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