Mittwoch, 18. September 2013

Desolate Zustände auf dem Dessauer Hauptbahnhof im Jahre 2013


 Der Dessauer Hauptbahnhof in den 1960er Jahren, als es dort noch öffentliche Toiletten gab die immer offen waren

Also desolate Zustände herrschen jetzt in Dessau - wie im alten Rom! Da rief mich gestern Abend ein Bekannter an, der dieser Tage seit 30 Jahren mal wieder in Dessau war. Noch einmal will er nicht kommen, wie er mir sagte! Er kannte den Dessauer Hauptbahnhof noch aus DDR-Zeiten, mit der Mitropa-Gaststätte unten, einem Wartesaal unten, dem Mitropa-Café oben und natürlich Toiletten die für jeden offen waren, Reisenden wie auch Mitropa-Gästen, dies selbstverständlich kostenlos.

Mein Bekannter, der bald auf die 80 zugeht, berichtete mir folgendes: Da kein Wartesaal mehr vorhanden, setzte er sich in das neue große Café Steinicke, welches im Bahnhof die einzigste Gelegenheit bietet auf den Zug zu warten (sogar mit großem Raucher-Zimmer). Er trank dort einen Kaffee und bestellte sich was zu essen. Als blasenkranker alter Mann drückte ihn die Blase, fragte die Bedienung, wo denn die Toiletten des Cafés seien, die Antwort: „Toiletten haben wir nicht, da müssen sie schon auf die Bahnhofstoilette gehen!“ Wie bitte? Eine Gastronomie ohne Toiletten, das gibts doch gar nicht (doch in Dessau!), sagte mein Bekannter. „Gastronomie darf doch nur genehmigt werden wenn Toiletten vorhanden sind!“ (Da hat er recht!)

Was nun machen? Sein Essen stand noch auf dem Tisch und seine Taschen, seinen Mantel einfach dort im Steinicke-Café stehen lassen? Ging nicht! Also, er sich angezogen, die Taschen geschnappt, das Essen im Café stehen gelassen und raus in die Bahnhofshalle. Dort das nächste Malheur - die Toiletten waren geschlossen! Ein Passant machte ihn darauf aufmerksam, daß er Geld in den Türöffnungs-Automaten stecken müsse, sonst geht die Tür nicht auf. Ja, damit hatte mein Bekannter nicht gerechnet, er hatte immer noch die DDR-Zeit auf dem Dessauer Bahnhof in Erinnerung, wo natürlich nicht für dringende Bedürfnisse abgezockt wurde und Kleingeld hatte er auch nicht mehr einstecken, er hatte dieses zur Bezahlung im Café Steinicke ausgegeben. Seine größeren Geldscheine nahm der Türöffnungs-Automat nicht, mein Bekannter stand hilflos da. Einen großen Geldschein wechseln? Wo? Im Café Steinecke war es mittlerweile voll am Tresen! Vordrängeln! Das versuchte er, doch zwei „Damen“ die vor ihm standen pöbelten ihn an, sie wären vor ihm dran. Dann passierte das Malheur, seine kranke Blase hielt nicht mehr und er machte in die Hose.

Mit nasser Hose mußte er mit dem Zug nach Hause fahren (das ist Gift für Blasenkranke). Sein Essen war inzwischen auch auf dem Tisch bei Steinecke weg und was das Schlimmste war, als er in der Bahnhofshalle auf den Zug stehend wartete - er konnte ja nicht mit nasser Hose sich wieder in das Café setzen - da pöbelten ihn zwei südländisch aussehende Jugendliche (er meinte, es wären Türken oder Araber) mit üblen Beschimpfungen an. „Opa-Penner“, „Piss-Opa“, waren nur die harmlosen Beschimpfungen, die er über sich ergehen lassen mußte. Die deutschen Passanten mischten sich nicht ein (typisch), ließen das Gesindel mit dem alten Mann so umspringen.

Es ist sagenhaft was sich heutzutage so abspielt. Da genehmigen die Behörden auf dem Dessauer Hauptbahnhof ein Café ohne Toiletten, kostenlose offene Toiletten gibt es auch keine mehr und da erdreisten sich ausländische Jugendliche in Deutschland einen alten Mann anzupöbeln? Ich stelle mir vor, das würden deutsche Jugendliche in der Türkei oder in einem arabischen Land mit einem einheimischen alten Mann machen. Die Bevölkerung dort würde solchem Pack Beine machen, würde dies nicht zulassen. Hier aber Duckmäuser! Oder ist es die Angst der Leute, dann als ausländerfeindlich und rechtsradikal dazustehen, einer Gesinnungskeule die derzeit gern geschwungen wird?

Derzeit hat meine Bekannter eine Blasenentzündung, muß das Bett hüten, bekommt Antibiotika. Sein Hausarzt meint, dies kam eindeutig von der nassen Hose zu einer Jahreszeit wo es schon empfindlich kühl ist.  

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