Heute also beim Tierarzt, wo sie im Gegensatz zu den anderen tierischen Patienten sehr souverän war, denn sie saß eine geschlagene Stunde bei mir artig auf der Schulter, nur unterbrochen mit öfterem Anstupsen an mich, mit dem fragenden Blick, wie lange wir wohl noch warten müßten in diesem Wartezimmer. Die meisten dort Wartenden hatten nette Worte für Pfötchen, wunderten sich, daß sie so artig auf der Schulter sitzen blieb, hatten das bei einer Ratte nicht vermutet, denn ihre Katzen oder Hunde waren unruhig. Dann ging die Tür auf und eine Familie - Mann, Frau, Kind - kam herein und die Frau zuckte zusammen und schrie laut auf als sie ins Wartezimmer blickte. Auf die Frage der Sprechstundenhilfe, was sie denn hätte, stammelte die Frau mit ekelverzerrtem Gesicht: „Die Ratte, die Ratte!“ Auf die Nachfrage ob sie denn diese Ratte so eklig fände, bejahte sie dies. Nun war diese Frau selbst absolut nicht ästhetisch: mehr als fett, dazu gewöhnliches Proletengesicht; kurz gesagt: abstoßend! Ich bin ja auch nicht auf den Mund gefallen und erwiderte: „Ja, Sie finden die Ratte eklig, aber vielleicht findet die Sie auch eklig?“ Das saß! Diese Type verzog noch mehr ihr Gesicht als vorher schon, zeigte durch Mimik ihr äußerstes Mißfallen, fühlte sich verletzt, denn solche Typen finden sich häufig selbst noch attraktiv und erwarten Komplimente statt so einen Konter. Obwohl genug Plätze vorhanden waren, setzte sich diese Familie nicht, hielt gebührenden Abstand von mir und Pfötchen. Ich mußte innerlich mächtig schmunzeln und die anderen Leute im Wartezimmer grinsten!
Pfötchen (unten) und Ilse (oben)
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