Donnerstag, 11. September 2014

Erinnerung an Erna und Fritz Bönicke (Lebensmittel-und-Gemischtwarenhändler in Dessau-Törten)

2011 mußte der letzte noch übrig gebliebene Tante-Emma-Laden in Dessau-Törten schließen, das traditionsreiche Lebensmittelgeschäft Bönicke, und dies nach 77 Jahren des Bestehens. Am 3. September 1935 eröffneten Erna und Fritz Bönicke in der Törtener Kreuzbergstraße in ihrem gerade neu erbauten Haus ein Geschäft für Lebensmittel und Gemischtwaren. Törten war damals ein Dessauer Vorort mit jeder Menge an kleinen Läden - Bäcker, Fleischer, Drogerie usw., die alle irgendwie über die Runden kamen. Allein in meiner Straße, dem Sandberg, einer absoluten Nebenstraße, gab es mehrere Geschäfte, meistens aus der Lebensmittelbranche, aber sogar ein Schmuck-und-Uhrengeschäft (Uhren-Koppe) gab es. Die Siedler hatten alles, in die Stadt zum Einkaufen fahren, dies brauchten sie nicht.

Nach 1945 lichtete sich ein wenig der Bestand an Läden, aber es gab immer noch etliche, wie bei uns um die Ecke, eine Drogerie, ein Bäcker und das Tabakwaren-und Lotto-Geschäft des Herrn Ulrich, genannt "Zigarren-Ulrich", der auch Getränke und Spirituosen führte. Nach der Wende war dann tote Hose, nur ganz wenige Geschäfte überlebten, denn die Menschen fuhren zu den großen Supermärkten. Daß damit ihr Ort verödete, daran dachte kaum jemand. Als einzigster Tante-Emma-Laden überlebte Bönicke, bis eben 2011, als der Inhaber Sven Barycza, der Enkel von Erna und Fritz Bönicke, der mit tatkräftiger Unterstützung seiner Mutter Bärbel den Laden führte, schließen mußte - es lohnte sich nicht mehr, trotz umfangreichen Angebotes und tollem Service (Lieferservice etc.)!

Geschäftsgründer Fritz Bönicke starb 1977, Geschäftsgründerin Erna Bönicke 1986, das Geschäft führte dann viele Jahre die Tochter Bärbel, bis zur Übergabe an ihren Sohn Sven im Jahre 1998. Bekannt wurde das Geschäft Bönicke in dieser Zeit über die Grenzen von Dessau hinaus, weil man hier noch viele Jahre nach der Währungsumstellung von D-Mark auf Euro, mit D-Mark einkaufen konnte.

Meine Eltern waren eng befreundet mit Fritz und Erna Bönicke und da lag es nahe, daß einer der beiden mein Taufpate wurde, und zwar „Onkel“ Fritz. Gern erinnere ich mich an die Besuche meiner Eltern und mir als kleinem Jungen in dem Wochenendhaus der Bönickes, welches sehr idyllisch an einem kleinen See lag, nicht wie jetzt viele der Wochenendhäuser dicht an dicht zum nächsten Nachbarn, sondern ziemlich separat. Bönickes arbeiteten die ganze Woche von früh bis spät in ihrem Laden, es war unwahrscheinlich was sie sich alles aufgeladen hatten, und da blieb nur Zeit für den Sonntag um zu entspannen und sie fuhren dann raus zu ihrem Wochenendhaus, wo sie allerdings auch nur Arbeit hatten. Ich, als kleiner Junge, fand das Gelände dort allerdings aufregend und abenteuerlich, und von der Belastung für "Onkel" Fritz und "Tante" Erna bekam ich wenig mit.

Ich habe zur Erinnerung an Erna und Fritz und ihr Wochenendgrundstück ein paar alte Fotos eingescannt, sie sind aus dem Jahre 1955, da war ich 4 Jahre alt darunter 2 kleine Fotos aus dem Jahre 1952. Schaut man sich heute den Bungalow  auf den Fotos an, dann wirkt er recht einfach, man muß aber bedenken, daß in den 50er Jahren auch so ein einfaches Wochenendhäuschen etwas ganz besonderes war, was kaum jemand hatte, ein absoluter Luxus zur damaligen Zeit, wie z.B. ein Auto.
 
 
 
Von oben nach unten:
 
1. Der kleine See am Grundstück
2. Das Wochenendhaus
3. am Fenster von links nach rechts: Fritz, Tochter Bärbel, meine Mutti, ich
4. Im Bungalow beim Pilze putzen, von links nach rechts: Mutti, Fritz, Bärbel
5. Erna Bönicke mit mir 1952 auf dem Arm, daneben Fritz
 

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