Sonntag, 31. Januar 2010

Nachtrag: DDR-Müll im Rathaus-Center Dessau

Na da lag ich ja mal wieder richtig mit meinem gestrigen Blogbeitrag - es hagelt Emails! Und bislang, nur zustimmende! So schreibt u.a. Karl-Heinz Baumann, daß er als er die Konsum-Verkäuferin-Puppe in der Ausstellung (siehe auch mein gestriges Foto) und in meinem Blog gesehen hatte zwar an Verkäuferinnen in der Sowjetunion dachte, aber er sich nicht erinnern kann, daß Verkäuferinnen in der DDR so ein Matroschka-Kopftuch je getragen hätten. Luise Baumann schrieb, daß sie noch immer einen alten DDR-Staubsauger benutzt. Der wäre fast 50 Jahre alt und saugt noch immer und er wäre insofern praktisch, da der Stoffbeutel schnell entleert werden kann und man keine Papiertüten kaufen muß. Ob heutige Staubsauger 50 Jahre durchhalten? Ja und Hans Dieter Krüger gab mir Recht mit dem ulkigen Wohnanhänger der da als DDR-typischer Wohnanhänger den Besuchern angedreht werden sollte. Herr Krüger ist ehemaliger Campingfreund und mit seinem Queck-Junior fuhr er noch nach der Wende immer nach Bayern auf Campingplätze und dort war man des Lobes voll über dieses Gefährt, zumal das strahlende Weiß gut zu seinem weißen Wartburg harmonierte. Aber so eine Krücke von Wohnwagen in der Ausstellung hatte er zu DDR-Zeiten nie zu Gesicht bekommen, jedenfalls zu 99,9999 Prozent der Campingfreunde hatten einen Wohnanhänger wie den Queck oder den Bastei und nicht so eine Ulknummer wie den in der Ausstellung gezeigten (ein Eigenbau?). Was sich die Ausstellungsmacher dabei gedacht haben, so etwas als DDR-typisch anzubieten, dies ist ihm auch ein Rätsel.  

Samstag, 30. Januar 2010

DDR-Müll-Ausstellung im Dessauer Rathaus-Center



Das Dessauer Rathaus-Center ist bekannt für ansonsten gute Ausstellungen, da konnte man bisher nicht meckern! Aber was den Kunden letztens als DDR-Nostalgie angeboten wurde, dies war unter aller Kanone! Ich selbst habe ja etliches an DDR-Nostalgie der verschiedensten Gebiete, von Zigaretten bis hin zu Seife, in meinen Sammlungen, aber Müll, den sammle ich natürlich nicht! Die meisten der in der Ausstellung im Rathaus-Center Dessau gezeigten DDR-Artikel waren wahrscheinlich aus dem Müll geholt – vergilbt, schäbig, ramponiert! Sollten so frühere DDR-Waren den Touch des minderwertigen bekommen? Allein dieser schäbige Trabant, der gezeigt wurde, so sah doch kein Trabant aus, denn DDR-Bürger pflegten ihr Auto und noch heute fahren genug Trabants herum die nicht so herunter gekommen sind. Auch die Waren des täglichen Bedarfs waren übel anzusehen. Allein dieses ramponierte schäbige Stück Seife, jeder durchschnittliche Sammler von DDR-Nostalgie-Sachen hat natürlich besser erhaltene Sachen, anderes schmeißt er in die Tonne. Wie alte DDR-Seife noch nach 40 Jahren aussieht, dies zeige ich gern in meinem Scan von zwei Stücken aus meinen Sammlungen.


Noch makabrer waren die aufgebauten Zimmer, die vortäuschen sollten als wenn die Mehrheit der DDR-Bürger in solchem Ambiente gewohnt hätte. Also ich kenne keinen einzigen Bekannten der eine so schäbige Schrankwand im Wohnzimmer stehen gehabt hatte und der auf der Schrankwand in der Vase eine Fahne des FDGB sich hingestellt hätte. Möglich, daß man solch minderwertiges Mobiliar entlassenen Strafgefangenen gestellt hat, denn da war es ja so, daß jeder aus dem Gefängnis entlassene eine eingerichtete Wohnung bekam und Arbeit sowieso, im Gegensatz zu heute wo viele Gefängnisinsassen leider in die Obdachlosigkeit entlassen werden. Also die Schrankwand meiner Mutter steht heute noch bei mir. Sie ist von guter Qualität und absolut nicht mit der Krücke in der Ausstellung zu vergleichen (siehe letztes Foto, nach den zwei Stück-Diplom-Seife)! Lachen mußte ich über den Lappen von Teppich in der Ausstellung! Also, liebe Ausstellungsmacher, die DDR war zwar in vielen Dingen schlimm, aber so einen ollen Teppich den brauchte sich kein DDR-Bürger hinlegen! Sogar durchgeknüpfte hochwertige Teppiche aus Vietnam konnte man für günstiges Geld kaufen, zwei davon habe ich heute noch und sie werden noch immer von Besuchern gelobt wegen ihrer frischen Farben und ihrer Schönheit. Im Gegensatz zu heute teuer angebotenen Teppichen haben sie schon über 40 Jahre bestens gehalten und sehen aus wie neu gekauft! Fast alle DDR-Waren waren von guter Qualität und hielten sehr, sehr lange, dies ganz im Gegensatz zu den Wegwerfwaren der heutigen Zeit. Also diese Ausstellung war völlig daneben! Bürger die älter sind und die DDR-Zeit kannten, die kann man natürlich nicht verdummen, aber junge Menschen die die DDR-Zeit nicht erlebt hatten, die fallen natürlich auf dieserart künstlich konstruiertes Negativbild herein. Ziemlich mies, so eine Desinformation!

Freitag, 29. Januar 2010

Altes: Kunstkalender von 1916 kündet von schwerer Zeit


1916! Keine gute Zeit für einfache Menschen, weder an der Front noch in der Heimat! Ein alter Kalender aus unserem Familienbesitz zeigt wie die Kunst unter den Kriegseindrücken reagierte. Neben hurrapatriotischen Bildern (die ich nicht eingescannt habe) sind auch etliche Bilder zu sehen, die von Künstlern stammen die niedergedrückt sind ob des Leides des Krieges und die dies auch künstlerisch verarbeiten und sei es nur in einem Mädchenporträt (Titelbild des Kalenders von Hans Thoma), welches vor dem Kriege nicht so ernst ausgeschaut hätte. Deutschtümelnd dagegen wie eh und je das Bild der Mutter mit ihrem Kinde von Rudolf Schiestl, ernst und bedrückt dagegen die Grafiken von Wilhelm Steinhausen, Otto Soltau und Max Slevogt. Auch Otto Modersohns „Wassermühle“ wirkt seltsam traurig, ganz anders als seine Worpsweder Landschaften vor dem Kriege, obwohl das Moor ja schon immer schwer auf das Gemüt wirkte. Frei und unbeschwert dagegen die Julibilder (Es ist halt Sommer und das verschönt so manches!) von Max Liebermann und Max Seliger, trotz des Krieges noch die freiheitliche Einstellung zum nackten Körper der Lichtzeit um 1900 zeigend. Fast 100 Jahre danach im 21. Jahrhundert ist von der Hochschätzung der Freikörperkultur nichts mehr übrig geblieben und die Freikörperkultur wurde in die Schmuddelecke gedrängt und neuerdings sogar kriminalisiert. Das Oktoberblatt von Alfred Kubin „Der heilige Krieg“ entlarvt den Militarismus, besonders den der sich schändlicherweise auf Gott beruft. Ein Blatt welches in seiner schonungslosen Aussage noch immer gültig ist, besonders heute wo wieder deutsche Soldaten auf fremdem Boden im Krieg sterben und Islamisten meinen einen "heiligen" Krieg führen zu müssen. Sogar Philipp Francks Wannsee-Grafik ist kein normales Landschaftsbild, zu hoch und bedrohlich türmen sich dort die Wolken – Sinnbild der Bedrohung des Lebens durch den allgegenwärtigen Krieg damals im Jahre 1916.

Donnerstag, 28. Januar 2010

Ostalgie: Quartett-Spiel "Dr. Dolittle und seine Tiere" von Harri Parschau








Zu DDR-Zeiten spielten wir Kinder gern Quartett-Kartenspiele. Ich muß sagen, diese waren fast immer ziemlich lehrreich. Von Quartett-Spielen wo man die bekanntesten klassischen Komponisten kennen lernte bis hin zu Kartenspielen über Heilkräuter - die Palette war eine sehr große. Heute allerdings möchte ich ein altes Quartett-Spiel aus meinen Sammlungen vorstellen welches weniger Wissen vermitteln sollte, sondern einfach nur Spaß bereiten wollte. Es war das comicmäßig gestaltete Spiel von „Dr. Dolittle und seine Tiere“ frei nach dem bekannten Buch von Hugh Lofting, gestaltet von Hans-Werner Tzschichhold und gezeichnet von Harri Parschau. Verlegt wurde das Spiel vom Verlag für Lehrmittel Pössneck und es wurde in der Altenburger Spielkartenfabrik hergestellt. Es kostete damals 2,40 Mark. Viel Spaß beim Anschauen der gelungenen Cartoons!

Mittwoch, 27. Januar 2010

Edle Schönheit des Jugendstils


                     













2000 Jahre europäischer Geschichte sind geprägt von großen Phasen moralischer, geistiger und geistlicher Dunkelheit. Die Zeiten des Lichtes waren bisher immer nur kurz und immer wieder machte sich die dunkle Restauration breit. Eine der Lichtzeiten war die Zeit ab ca. 1750. Ungefähr bis 1800 dauerte diese Periode und dies besonders in Frankreich: Aufklärung und bürgerliche Revolution mit den Idealen von Freiheit und Brüderlichkeit. Die zweite größere Zeit des Lichtes war schon nicht nur auf Frankreich und Umland beschränkt, sondern erfaßte fast das gesamte Westeuropa: die Zeit um 1900 mit all den sozialen und gesellschaftlichen Aufbrüchen sowie solidarische Krankenversicherung, staatliche Rentenversicherung, mehr Rechte der ausgebeuteten Massen und Kampf derselben um ihre Rechte, Reformbewegung, Freikörperkultur, Jugendstil auf allen Gebieten der Kunst und Kultur von der Malerei bis hin zur Musik (z.B. Gustav Mahler) und Literatur (z.B. Frank Wedekind).
Auch das Bild der Frau wurde ein anderes. Vorbei waren die Zeiten der Prüderie und der Unnatürlichkeit. Die Mode lehnte sich an die Antike an und Kleider und Gewänder waren fließend und engten den Körper nicht ein. Diese Kleider dienten aber nicht dazu den Körper zu entkörpern wie das z.B. bei der männlichen Hip-Hop-Mode der Jetztzeit geschieht (siehe:
http://barrynoa.blogspot.com/2009/10/vergleich-bademode-1979-und-2009-zuruck.html ) sondern diese damalige Mode sollte edel sein und gerade weil viele Trägerinnen sich auch der Freikörperkultur zuwandten war diese Mode keineswegs körperfeindlich.

Schon immer war ich ein großer Freund des Jugendstils und sammelte Kunst aus dieser Zeit. Der Jugendstil überwand das Ideal der üppigen Formen und in den Frauenbildnissen dominierte nun die Schönheit der schlanken jugendlichen Frau mit edlen Gesichtszügen. Schönheit feierte Triumphe über matronenhafte Frauen. In meinen heutigen Scans habe ich dies an bekannten Bildern berühmter Jugendstilkünstler dargestellt. Anfangen möchte ich allerdings mit einer bekannten damaligen Modeschöpferin, Yella Lang-Finckbein. In ihren Reformkleidern zeigt sich ganz deutlich der neue Modestil, der nicht nur ein neuer Kunststil war sondern ein neuer Lebensstil war. Es folgen zwei typische Bilder von John William Waterhouse, drei Bilder von Charles Amable Lenoir, vier Jugendstilbilder von Ludwig von Hofmann, drei Bilder von Alfons Mucha und drei Bilder von Heinrich Vogeler. Alle diese Künstler mag ich persönlich sehr. Natürlich wäre die Liste der nicht genannten anderen bekannten Maler des Jugendstils noch eine sehr lange und ist eventuell mal einem späteren Posting vorbehalten. Dennoch, schon die Scans der heutigen Bilder zeigen sehr deutlich das Edle und Lichte des Jugendstils. Sie sind ein Zeichen des göttlichen Abglanzes des Paradieses in ihrer hohen ästhetischen Schönheit. Frauen des Jugendstils sind fast immer elfenhaft und Gewöhnlichkeit und matronenhaftes Wesen und Aussehen sind ihnen fremd.

Dienstag, 26. Januar 2010

Deutsche Wirklichkeit 2010

„Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht!“
(Heinrich Heine)

 
Obiger Ausspruch Heinrich Heines vor 150 Jahren hat wohl nichts von seiner Gültigkeit in heutiger Zeit verloren. Es war wohl weniger die Sorge Heines um Deutschland die ihn umtrieb als seine Enttäuschung über die miese Mentalität der Deutschen die sich leider auch in 150 Jahren kaum geändert hat. Einziger Lichtblick der Jetztzeit ist die massenhafte Immigration anderer Nationen nach Deutschland und damit das Eindämmen teutscher abstoßender Wesensart, jedenfalls in bescheidenem Umfang. Am deutschen Wesen sollte die Welt wirklich nicht genesen, denn diese Wesensart ist mehr eine Unwesensart und stolz darauf Deutscher zu sein, dies können wir wahrlich nicht.

Ein Wesenszug der Deutschen ist die Ignoranz. Noch bis vor wenigen Jahrzehnten leugneten die Zeitgenossen der NS-Zeit davon gewußt zu haben, daß massenhaft ihre jüdischen Mitbürger vernichtet wurden. S i e hätten davon nichts gewußt! Schuld sei nur die verbrecherische Führung gewesen, der Hitler, die SS und ein paar Nazis. Die Deutschen selber hätten das nicht gewußt und schon gar nicht gewollt. Was für eine Heuchelei! Jeder, aber auch jeder Deutsche, wußte um die Juden. Schon 1933 begann die Diskriminierung der Juden auf allen Gebieten. Jeder Deutsche hatte schon mal Hitlers „Mein Kampf“ gelesen oder Auszüge davon, die NS-Propaganda im Radio gehört, in den Zeitungen gelesen, wo ununterbrochen gegen die Juden gehetzt wurde und ihnen Schlimmstes angedroht wurde. Jeder Deutsche war mal Zeuge als Juden abgeholt wurden, nie wieder kamen, als Geschäfte verwüstet wurden, sah die Schilder „Für Juden verboten!“ Ja und dann die Unaufrichtigkeit von all dem nichts gewußt zu haben, unter dem Motto „Ich bin klein, mein Herz ist rein“! Nein im Gegenteil, begrüßt hatte die Mehrheit der Deutschen die Schikane gegen die Juden, deren Diskriminierung, deren Vertreibung und Vernichtung, weil man selber davon profitierte oder glaubte davon zu profitieren.
 Und heute? Auch heute tut die Mehrheit der Deutschen als wenn sie von all den derzeitigen Diskriminierungen gegen Minderheiten nichts wüßte, meint es ginge in Deutschland zivilisiert und eigentlich doch recht gerecht zu. Die Mehrheit der Deutschen wählte z.B. Parteien die die verbrecherischen Hartz-Gesetze initiiert haben oder die diese befürworteten, ja die diese diskriminierenden Gesetze heute noch verschärfen wollen. Ist doch bezeichnend und aufschlußreich, daß sich mentalitätsmäßig in 150 Jahren nach Heinrich Heine kaum etwas geändert hat, oder?


Durch Zufall sah ich bei einem Bekannten Fernsehen – ich selbst tue mir die bürgerliche Verdummung des vom Staat oder von wenigen Medienkonzernen beherrschten Fernsehens nicht an und beziehe meine Informationen ausschließlich aus dem Internet wo es noch unabhängige und freie Stimmen gibt – dort lief auf dem Sender Sat 1 eine Sendung namens „Britt“, die niveauloser nicht sein könnte. Höhepunkt des Ganzen war für mich, daß dort einem jungen Mann von der Moderatorin vorgeworfen wurde, daß er seine Freundin diskriminieren würde, weil er deren Geld auf sein eigenes Konto überweisen lassen würde. Dieser junge Mann erklärte, daß er und seine Freundin in einer Bedarfsgemeinschaft leben würden und Hartz-IV bekommen würden und das Arbeitsamt sie gemeinsam veranlagen würde und er das gesamte Geld auf sein Konto bekäme, dies wurde vom Arbeitsamt so angeordnet. Darauf höhnisches Auslachen des dämlichen Studiopublikums und die Erwiderung der Moderatorin Britt, daß dies doch unglaubhaft sei, dies wäre ja absurd, wenn eine 22jährige (die Freundin des jungen Mannes) ihr Geld vom Amt nicht auf ihr eigenes Konto bekäme sondern der Bedarfsgemeinschafts-Haushaltsvorstand dies auf sein Konto bekäme und sie unterstellte dem jungen Mann, daß dies eine plumpe Ausrede sei. Moderatorin: „Wenn dies so wäre, daß dies vom Arbeitsamt so geregelt wird, dann wäre es ja absurd!“


Ja wo lebt denn diese bürgerliche Moderatorin, wo lebt denn die bürgerliche Mehrheit die sich in dem Studiopublikum manifestierte, daß sie nicht wissen oder wissen wollen wie absurd die Hartz-Gesetze sind? Natürlich hatte der junge Mann recht, daß eine Bedarfsgemeinschaft zusammen veranlagt wird und der Haushaltsvorstand das Geld auch der anderen Mitglieder der Gemeinschaft auf sein Konto bekommt. Diskriminierende Gesetze die an die Zeit der Gutsherren denken lassen, vor denen aber die Mehrheit der Deutschen die Augen verschließt: „Wir wissen von nichts“!

Daß nun diese verbrecherischen Hartz-Gesetze schlimmste Diskriminierung sind, dies ist dem übelsten deutschen Ignoranten garantiert schon aufgegangen, allein wenn er im Stadtbild die in gelbe Anzüge gekleideten 1-Euro-Jobber sieht die zwangsweise in Grünanlagen etc. für einen Euro die Stunde schuften müssen. Ja und wer kennt wohl nicht die massenhaften Fälle wo jugendliche Erwachsene unter 25 Jahren wie Kleinkinder behandelt werden, wo das Volljährigkeitsalter ad absurdum geführt wird, die der Willkür ihrer Eltern ausgesetzt sind, die nicht aus der elterlichen Wohnung ausziehen dürfen, nicht mal dann wenn sie woanders Arbeit finden?


Bestes Beispiel ein guter Bekannter von mir. Er 22 Jahre alt, lebte bis zum 21. Lebensjahr bei seiner Mutter, beide bekamen Hartz-IV. Das Geld wurde natürlich wie gesetzlich vorgesehen auf das Konto des Haushaltsvorstandes (lt. Gesetz immer der ältere) überwiesen. Von dem Geld bekam er jahrelang keinen Pfennig, alles behielt die Mutter, sogar dringende Arztbesuche konnte er nicht machen, da er ja die 10 Euro für die Praxisgebühr nicht hatte. Alle Versuche schlugen fehl, daß er sein Hartz-IV-Geld auf ein eigenes Konto bekäme, die Arge lehnte dies ab: Hartz-Gesetze! Ausziehen? Eine eigene Wohnung? Dies wurde natürlich abgelehnt, denn seit Hartz haben junge Erwachsene bei den Eltern zu bleiben und dies bis zum 25. Lebensjahr, da kann das Verhältnis noch so zerrüttet sein oder die Eltern dem Jugendlichen nicht einen Cent des ihm zustehenden Geldes geben. Interessiert nicht, die gutsituierten Beamten und Angestellten der zuständigen Ämter schon gar nicht, denn in diesem speziellen Fall wurde dem jungen Mann auch verwehrt aus beruflichen Gründen auszuziehen, er sollte weiterhin Hartz-IV beziehen und nicht etwa wegen eines Berufes in eine andere Stadt ziehen. Er tat es dennoch, arbeitete eine zeitlang und ist nun wieder auf Unterstützung angewiesen, und muß nun von 285,- Euro im Monat leben.  Sogar die Sozialgerichte meinten, daß man von diesem Geld leben könne. Man stelle sich vor: davon leben und Miete und Heizung bezahlen? So ignorant sind ausgerechnt die Deutschen, die selber hohe Beamtentarife im Monat bekommen! Die pausenlos verbreiteten Lügenmärchen, daß man junge Menschen in Arbeit bringen möchte, die erweisen sich bei näherem Hinsehen auf die wirkliche Praxis als Volksverdummung. Die Crux dieser verbrecherischen Gesetze ist, daß wenn z.B. ein 20jähriger aus Dessau sich eine Arbeitsstelle in Hamburg sucht, dort eine Wohnung anmietet, später arbeitslos wird, er vom Hartz-IV-Amt keine Mietkosten und Heizung bekommt so wie das über 25jährige bekommen. Ja diese jungen Erwachsenen müssen dann von 285,- Euro (mehr bekommen sie nicht, denn den vollen Satz bekommen erst über 25jährige) Miete, Heizung und Lebensunterhalt bezahlen. Da das nicht geht, müssen sie wieder zurück, zurück zu den Eltern, mit denen sie vielleicht total zerstritten sind. Da dies in den meisten Fällen nicht geht, bleibt nur die Obdachlosigkeit. Dies ist die traurige Realität in Deutschland und nicht das rosaTrallala was die bürgerliche Propaganda verbreitet.


Ja und die Deutschen, die davon nicht betroffen sind, die kümmert´s, wie immer schon, wenig. Statt gegen diese gegen die elementarsten Menschenrechte verstoßenden Hartz-Gesetze ihre Stimme zu erheben, da fordert z.B. diese Verdi-Gewerkschaft, die Interessenvertretung des öffentlichen Dienstes, für ihre Klientel 5 % mehr Lohn. Pfui Teufel, was für eine Perversion des Begriffes Solidargemeinschaft, kann man da nur sagen! Ausgerechnet die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes, die großteils auf den Ämtern sitzen die die Arbeitslosen schikanieren, die sollen zum eh schon guten Einkommen noch mehr bekommen und dies zu Lasten des Steuerzahlers, wohingegen unter 25jährige Hartz-IV-Empfänger mit 285,- Euro im Monat auskommen sollen, davon noch Miete und Heizung bezahlen sollen?



                            Deutschland, Deutschland über alles? Hoffentlich nicht!!!


Montag, 25. Januar 2010

Ostalgie: Abziehbilder





Wenn man als Dessau-Ziebigker Kind Schulbedarf kaufen wollte, dann ging man in den winzig kleinen Laden der Frau Kümmel. In der Schulstraße, genau gegenüber der Schule, betrieb Frau Kümmel ein Papierwarengeschäft. Tinte, Radiergummis, Schulhefte und anderen Schreibkram den bekam man da. Draußen stand in großen Lettern auch noch „Kartonagenfabrik“. Na, eine große Fabrik war es nicht gerade, die sich da in einer Werkstatt hinter dem Laden befand. Neben Herrn Kümmel - den man im Laden nie zu Gesicht bekam – arbeiteten da wohl noch ein, zwei Frauen. Was da nun eigentlich für Kartonagen hergestellt wurden, dies erfuhr man gar nicht, das heißt, ich jedenfalls fragte nie danach. Die meisten Kinder lockte das Angebot an Stammbuchbildern und Abziehbildern die in den 50er und 60er Jahren sehr in Mode waren, die ich aber nicht sammelte. Schon als Kind fand ich besonders die Stammbuchbilder furchtbar kitschig. Auch an den Abziehbildern fand ich keinen rechten Gefallen, jedenfalls kaufte ich nur einmal welche und die habe ich jetzt noch (siehe Scans), also abgezogen hatte ich sie nie. Es gab ja regelrechte Serien zu allen möglichen Themen und bei Klassenkameraden sah ich, daß die manchmal alles mögliche mit ihren Lieblingsmotiven beklebt hatten.

Sonntag, 24. Januar 2010

B.N. und Pif






Warum ich ab Mitte der 70er Jahre mir oft das Sonntagsmagazin der französischen Kommunistischen Partei am Kiosk für 2,80 Mark kaufte? Nun, das hatte mehrere Gründe! Zum ersten war dieses Journal sehr westlich aufgemacht, von der Werbung bis hin zu den Beiträgen und diesbezüglich waren wir ja in der DDR wahrlich nicht verwöhnt. Zum zweiten versuchte ich zu der Zeit gerade ein wenig französisch zu lernen und da kam mir eine Zeitschrift in französischer Sprach gerade recht. Ja und drittens mochte ich die kleine Comicserie „Pif“ die meistens in dem Journal drin war. Pif den mochte ich von klein an. Als Junge von ca. 9 Jahren bekam ich mal einen Plastikanhänger aus dem Westen geschenkt auf dem Pif ein Akkordeon spielte. Kennen Sie noch diese geriffelten Postkarten und Plastikkärtchen die wie 3 D aussahen? Bei dem kleinen Plastikanhänger bewirkte es, daß die Illusion bestand, daß die Comicfigur Pif das Akkordeon spielte. Ja und dieses Stück mochte ich als Kind sehr.

Die Freude dauerte nicht lange, ich nahm öfter Kinder mit nach Hause und mein mir teurer akkordeonspielender Pif war weg! Geklaut! Als ich dann Mitte der 70er Jahre am Zeitungskiosk die Zeitschrift der französischen KP „Humanité dimanche“ kaufte, da entdeckte ich den alten lieben Bekannten in der Comicserie „Pif “ wieder. Ja der Westen war weit weg und dessen Publikationen ebenso, da waren Comics keine Ausnahme und daß es in Westdeutschand den Pif in Comicserien zur Genüge gab, dies wußte ich damals gar nicht . Nach der Wende gab es ja noch eine lange Zeit das Comicheft „Yps“ zu kaufen, wo auch Pif und Hercules drin waren. Heute nun zwei Scans von der "Humanité dimanche", eine Hälfte eines Titelbildes von der Ausgabe Nr. 74, 29. Juni - 5. Juli 1977 (Preis 4 Franc oder 2,80 DDR-Mark) und der Hälfte der Seite 52 mit einer Pif-Comicfolge.

Samstag, 23. Januar 2010

Zauberhafte Nymphen









Unser Dessau-Wörlitzer Gartenreich ist voll von Anspielungen auf die Mythologie der Antike. In unserer wasserreichen Gegend haben da natürlich auch die verschiedensten Nymphen ihren wohlverdienten Platz. Wenngleich in meinem letzten Blogbeitrag ich die Illusion leider nehmen mußte, daß es sich bei der Steinfigur im nördlichen Georgengarten um eine Nymphe handeln würde (siehe Beitrag), so gibt es dennoch genügend Beispiele im Gartenreich wo wir „echten“ Nymphen begegnen dürfen. Bekannteste Nymphe ist wohl die Quellnymphe Egeria in der Nähe des Steins in den Wörlitzer Anlagen. Bei dieser Nymphe handelt es sich um eine römische Quellnymphe, „zuständig“ für den Zufluß zum Nemisee, an dem das Heiligtum der Diana von Aricia lag. Sie soll die Geliebte oder Gattin des nach Romulus zweiten Königs von Rom, Numa Pompilius, gewesen sein. Ihr wird die Funktion einer Geburtsgöttin zugeschrieben. Ihr Kult ist vermutlich mit dem der Diana Aricia nach Rom gelangt, wo sie im Hain der Camenae, der römischen Quellgottheiten, verehrt wurde, denen man Wasser und Milch opferte.

Meine heutigen Scans zeigen Bilder von Nymphen bekannter Künstler aus verschiedenen Jahrhunderten. Auf dem ersten Bild sehen Sie die Pfeiffersche Nachbildung der Grotte der Egeria im Wörlitzer Park, dann folgen von Johann Wilhelm Schirmer ein italienisches idealisiertes Landschaftsbild mit der originalen Grotte der Quellnymphe Egeria, John William Waterhouses berühmtes Nymphenbild von Hylas mit den Nymphen die ihn ins Wasser ziehen wollen, gefolgt von dem nicht minder berühmten Bild einer Quellnymphe von Jean August Ingres, welches sehr sinnfällig den Quell symbolisiert und Anselm Feuerbachs Nymphe in italienischer idealer Landschaft die zwei kindliche Musikanten belauscht. Zum Schluß zwei Fotos die zeigen, daß sich auch zeitgenössische Künstler des Themas Nymphe annehmen: die ästhetisch zauberhafte Plastik einer Nymphe von Christoph Kopacz.

Hermann Lingg

Egeriagrotte

Egeria, lieblicher Name, du lebst im Hain noch, im Felsen der Quelle, im Dunkel der Eichen! Du weilst, du webst am Brunnen, im Eppich der Schwelle. Hier ward, o Nymphe, mit Reigentanz dein Fest gefeiert in Chören; die Stürme der Zeit vermochten nicht ganz den heiligen Frieden zu stören. Hier könnt' ich vergessen all' irdische Pein, die Sorgen in Lethe versenken.O Tal der Liebe, stets will ich dein, hetrurisches Tempe, gedenken! Ich glaub', es kommen in deinem Raum vom Born, aus dem sie stammen, die Seelen der Menschen, beflügelt im Traum, in heimlichen Stunden zusammen. Im Schlummer führt Eros an liebender Hand zu Lauben im Schatten der Myrten aus Fluten den Schiffer ans heimische Land, zu Hirten aus Nacht die Verirrten.


Lord Byron
Junker Harolds Pilgerfahrt
Vierter Gesang

116 Von elysäischen Wassertropfen blinkt noch jetzt das Moos, das deinen Quell umflicht; im grottumschürzten Born sich spiegelnd, winkt hier ewig jung mit heitrem Angesicht der Geist des Orts. Kunstwerke stören nicht sein mildes Grün. Kein Becken, das längst sprang, hemmt mehr die Flut, die an dem Steinbild dicht, dem Kopfberaubten, hüpft mit leichtem Gang, und Ranken, Blumen blühn den vollen Bach entlang,

117 Phantastisch bunt zum Strauße hier verknüpft! - Die Hügel sind von Blüten überschwommen, durchs Gras die Eidechs schnellen Auges schlüpft; die Sommervögel bieten euch Willkommen, und bunte Blumen bitten euch beklommen, hier möchtet ihr doch säumen noch ein Weilchen; ihr Farbenschmelz ist ganz in eins entglommen, mit tiefen blauen Augen blickt das Veilchen, von Himmelshauch geküßt, als wärs von ihm ein Teilchen!

118 Hier wohntest du in dieser Zauber Mitte! Egeria! Dein Götterbusen schlug bei deines sterblichen Geliebten Tritte; und nahte Mitternacht im Pupurflug, umfing euch Liebende der Sterne Zug. Bei dem Geliebten, - was ist da für Bangen? Für eine Göttin, welche Liebe trug, war diese Grotte passend zum Umfangen, Orakel wurde sie, wo Götterworte klangen.

119 Und hast du nicht als ihn dein Arm umfangen, ein himmlisch Herz dem irdischen verbunden? Die Liebe, die, gleichwie sie angefangen, in Seufzern stirbt, hast du sie nicht umwunden mit ewiger Lust? Das Mittel nicht gefunden, das sie unsterblich macht? Nicht den Genuß, verklärt? Vom Gift des Pfeiles nicht gesunden das Herz gemacht? Zerstört den Ueberdruß das Giftkraut, dem der Geist qualvoll erliegen muß?