Samstag, 30. November 2013

18. Oktober 1900: Grundsteinlegung des Völkerschlachtdenkmals


Wie bekannt, feierte man dieses Jahr den 200. Jahrestag der Völkerschlacht bei Leizig und den 100. Jahrestag der Einweihung des Völkerschlachtdenkmals. Man baute 13 Jahre am Völkerschlachtdenkmal, denn Grundsteinlegung war am 18. Oktober 1900, wie auf obiger alter Postkarte aus meiner Sammlung zu lesen ist. Interessant auch, daß neben dem Porträt des Kaisers auch das Porträt des sächsischen Königs dort abgebildet ist, ein Zeichen, daß auch die Könige noch zur Kaiserzeit nicht nur Statisten waren. Der Spruch auf der Postkarte „Enkel mögen kraftvoll walten, schwer Errungenes zu erhalten“, der bewahrheitete sich tatsächlich, denn das Denkmal steht immer noch und wurde sogar in der DDR-Zeit erhalten.

Bloglinks zum Thema:





Freitag, 29. November 2013

Griff in die Fotokiste: Dessau in den 50er und 70er Jahren







Für die Dessauer Heimatfreunde heute ein Griff in meine Fotokiste.

Das 1. und das 2. Foto ist nicht von mir fotografiert worden, sondern von meinem Onkel Werner Caulwell. Das schöne kunstgeschmiedete Gitter am Dessauer Schloss stand noch nach der Bombardierung und fast totalen Zerstörung des Schlosses 1945 und war lange Zeit Mahnmal für die 85%ige Zerstörung der Stadt Dessau am Ende des 2. Weltkriegs. Werner machte die Aufnahme Mitte der 50er Jahre und man sieht im Hintergrund immer noch große Schuttberge. Das 2 Foto, wie gesagt auch von meinem Onkel, zeigt das Dessauer Café Tirana von Außen Anfang der 60er Jahre.

Die restlichen 3 Fotos sind von mir in den 70er Jahren geknipst worden und zeigen einmal den zugefrorenen großen Beckerbruch-See, der immer von vielen Schlittschuhläufern bevölkert war, dann das bekannte damals gerade neu aufgestellte Flugzeug im Dessauer Tierpark, welches lange Zeit als ein beliebtes Café diente und als letztes, die mehr als unscheinbare Bretterbude an den „Sieben Säulen“, worin sich eine privater Laden für Eis befand. Der Laden nannte sich zwar Eisdiele, aber wenn ich mich recht erinnere befand sich darin für Gäste neben dem Verkaufstresen nur ein einziger Tisch mit ein paar Stühlen darum. Zu fast 100 Prozent kauften die Menschen das Tüteneis um es dann draußen auf der Straße oder im nahen Georgengarten zu essen. Ich kenne es nicht anders, als daß immer eine lange Schlange vor der Eisbude stand, aber das war ja bekanntlich bei anderen Verkaufsstellen nicht viel anders, nur haben wir das mittlerweile fast vergessen.

Donnerstag, 28. November 2013

Sehenswertes Yahoo-Video und lesenswerte Kommentare dazu

Schauen Sie sich doch mal dieses Video an, liebe Blogleser:


Oft sind es ja miese Kommentare, welche Yahoo-Leser abgeben, aber heute habe ich mich gefreut über etliche Kommentare. Dem könnte ich nichts hinzu fügen, z.B.:



Willibald:

Schade, dass der Jäger nicht aufgrund eines Schrecks einen Herzinfarkt erlitt, tot liegen blieb und erst 14 Tage später gefunden wurde. Die Augen von Krähen ausgehackt, vom Wolf ausgeweidet und die Würmer kriechen durch die eustachesche Röhre von den Ohren zur Nase heraus. Das hätte ich dem Schießgeilen gegönnt.



Andreas:

da sieht man mal wieder, wie krank und primitiv Jäger sind!
Filmen sich auch noch selber beim töten unschuldiger Tiere.
Hoffentlich verwechselt sein Jägerkollege ihn beim nächsten mal mit Wild und jagt ihm eine Schrotkugel in den #$%$



unbekannt:

Jäger sind das letzte Dreckspack, die auch noch glauben, dass sie etwas für die Natur tun. Dabei sind Jäger für die Natur so nützlich, wie eine Ölplattform für´s Meer.
Jagen zum Spaß gehört verboten und die Jagd zur "Regulierung". allein in die Hände von Förstern.
Jäger erschießen!



Rom Limited:

Cool, wusste nicht das Hirsche soetwas machen. Haette dem 'Jaeger' aber noch in die Eier treten sollen.

Mittwoch, 27. November 2013

Erinnerung an den Kunsthistoriker Dr. Heinz Brauer (1900 - ?)





Heute möchte ich an ein weiteres Kunsthistoriker-Mitglied des Paul-Frankl-Kreises (Paul Frankl siehe: http://barrynoa.blogspot.de/2008/04/bn-und-professor-paul-frankl.html) erinnern: Dr. Heinz Brauer!

Am 13. 1. 1900 in Hamburg geboren (Sterbedatum ist mir nicht bekannt), studierte er zwar hauptsächlich bei Erwin Panofsky, siehe Martin Warnkes Schrift „Kunstgeschichte als Kunst - zum Gedenken an Erwin Panofsky (1892-1968), herausgegeben im Jahre 2000 vom Präsidium der Universität Hamburg, wo ein Brief Panofskys an seinen Schüler Heinz Brauer in Rom Erwähnung findet, Seite: 44, der aber auch in Wien und anderen Universitäten des In-und-Auslands Kunstwissenschaft studierte. Brauer hielt engen Kontakt zu den Kunsthistorikern in Halle (Saale) die sich um Prof. Paul Frankl geschart hatten. Zu Walter Timmling (siehe meine diversen Blogbeiträge und meine Publikation über ihn) bestand ein besonders enger Kontakt, dies schon deshalb, weil beide tief gläubig waren und sich dies auch in ihren Schriften widerspiegelte.

Obige zwei Fotos des jungen Heinz Brauer, über dessen späteren Werdegang ich leider nichts weiß, aber wo durchaus mir Leser Hinweise geben können, machte Walter Timmling im Frühjahr 1924. Auszüge aus drei Briefen (Abschriften) habe ich ebenfalls eingescannt, die Brauers tiefe Religiosität zeigen. Die Briefe sind aus den Jahren 1924 und 1925 und an Walter Timmling gerichtet.

Dienstag, 26. November 2013

Was man in einem alten Buch finden kann






Ich muß wohl doch öfter mal die Bücher meiner Eltern und Großeltern durchstöbern, denn es könnte ja sein, daß dort noch weitere für mich interessante Lesezeichen schlummern.

Neben den Büchern meiner Eltern - hauptsächlich die meiner Mutter, denn die war eine große Literaturfreundin - habe ich noch etliche Bücher meiner Großeltern. Aus diesem Regal nahm ich heute ein Buch meiner Großmutter Gertrud Simolke (geb. Dennhardt), weil ich für das Timmling-Archiv über den S. Fischer-Verlag recherchierte, mit dem die Kunstwissenschaftlerin Charlotte Timmling, bei der ich bekanntlich zu DDR-Zeiten als Mitarbeiter arbeitete (siehe diverse Blogbeiträge), in den 70er Jahren zutun hatte (dies ist eine andere interessante Geschichte über die ich später mal hier schreiben werde). Wie auch schon die Timmlings, so liebte auch meine Großmutter den Schriftsteller Friedrich Huch, siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Huch, der etliche seiner Bücher bei Fischer verlegte. Ich selbst konnte mich nie für Huch begeistern, d.h. eigentlich kenne ich ihn nicht, denn nicht eines seiner Bücher habe ich ganz gelesen, höchstens mal reingeschaut und 4-5 Seiten gelesen. Also kann ich mir über Huch absolut kein Urteil erlauben.

Ich blätterte heute also in den S. Fischer-Büchern meiner Oma Gertrud, freute mich bei dem Buch „Mao“ (1. Scan) über den Schriftzug meiner Oma (2. Scan), der nicht in vielen ihrer Bücher zu finden ist und dann fiel mir neben zwei alten Lotto-Scheinen auch noch ein Foto meines Großvaters Gustav in die Hände. Lesezeichen? Wahrscheinlich! Schön dieses Foto (3. Scan), wo Opa auf dem Vorbau seines von ihm selbst gebauten Hauses steht, welches jetzt mir gehört und wo ich die ersten 5 Jahre meines Lebens verbracht habe und nun schon wieder fast 20 Jahre dort mein zuhause habe. Ja, der Wein, der dort am Giebel zu sehen ist, der diesen bis zur Dachspitze bedeckte, das war ein leckerer süßer Wein, der ganze Stolz des Großvaters, der ihn fachmännisch hegte und pflegte. Weit über 100 Flaschen Wein, den er selbst ansetzte, waren der Lohn seiner Arbeit jedes Jahr. Und es war ein wirklich guter Tropfen, das weiß ich, denn ich trank einige Flaschen des Jahrgangs 1969 noch vor einem Jahr und eine einzige dieser Flaschen, ebenfalls Jahrgang 1969, die habe ich noch aufgehoben und werde sie wohl nie trinken, sondern als Erinnerung aufheben.

Ja, und die beiden Lottoscheine (4. und 5. Scan)? Auch über die freute ich mich mal wieder (seine alten Lottoscheine hatte ich schon öfter im Haus gefunden), denn auch sie erinnern an Opa Gustav, der ein begeisterter Lottospieler war, der aber nie eine etwas größere Summe gewann, dem das Glück im Leben sowieso abhold war, siehe diese Beiträge über ihn:
 



Montag, 25. November 2013

Zwei schöne Staffelei-Postkarten um 1900


Heute habe ich mal 2 unspektakuläre Postkarten der Zeit um 1900 eingescannt, dies deshalb, weil sie mir gefallen. Beide Karten sind insofern originell, da eine Staffelei die Botschaft transportiert, bei der linken Karte eine idyllische dörfliche Landschaft und bei der rechten Karte zeigt ein kleiner Junge auf eine Staffelei, die vielleicht um 1900 in den damaligen Schulen als Schultafel diente. Er zeigt auf das Foto des Kurhauses im anhaltischen Bernburg, wo dann mit weißer Schrift - an die Schultafelkreide angelehnt - der Kurort Bernburg mit „der stärksten Sole die es in Deutschland gibt“ gepriesen wird. Aber auch das Anpreisen der Umgebung von Bernburg kommt nicht zu kurz. Kurzum: eine gelungene Werbung für Bernburg in Anhalt!

Sonntag, 24. November 2013

Totensonntag: Totengedenken auch für Tiere?

 
Barry-Noa-Kiezflugblatt Nr. 83, September 1999
 
 
Totensonntag - Tag wo wir unserer verstorbenen Lieben gedenken! Nur der Menschen? Nein auch der Tiere die uns lieb waren und die oft treuere Begleiter im Leben waren als manch Verwandter und Bekannter. Wer Tiere zuhause hat, der hat nicht nur Freude, denn das Leid ist dann oft Dauergast, wie Krankheit und Tod von lieben Tieren. Dies wird meistens bei der Anschaffung eines Haustieres nicht bedacht. Besonders schlimm ist es, wenn es sich um Tiere handelt, die kein langes Leben haben, da ist Tod und Trauer Alltag. Trauern wird ein jeder Tierfreund, der in einem Haustier nicht nur ein seelenloses Spielzeug sieht.

Am heutigen Totensonntag mein Hinweis, auch der Tiere zu gedenken die nicht mehr unter den Lebenden weilen. Unten ein paar Links zum Tode von mir geliebter Tiere. Hund, Vogel, Fisch, Nager, sind darunter und jeder dieser Tode schmerzte, was manchen unsensiblen Menschen vielleicht den Kopf schütteln läßt, wenn es z.B. um eine Rättin geht, deren Sympathiewert bei der Mehrheit der Menschen tief im Minus ist. Egal, was der Mainstream meint, dies hat mich noch nie interessiert, so auch in dieser Frage nicht.









Samstag, 23. November 2013

"Frivolitäten" auf Postkarten um 1900



Pornografie und Frivolität sind in der Kunst schon solange begehrt, solange der Mensch Abbildungen in der Malerei oder Bildhauerei schaffen konnte, siehe die Kunstwerke die vor vielen tausenden Jahren entstanden. Daß es mal libertärere Zeiten gab und mal prüdere, dies ist allgemein bekannt. Um 1900, in der Blütezeit der Postkarte, waren natürlich auch Pornografie und Frivolitäten ein Kassenschlager. Besonders männliche Postkartenkäufer kauften diese, pornografisches allerdings nur unter dem Ladentisch und heimlich und Frivolitäten kaufte man zwar offen, verschickte diese aber keinesfalls an Damen, dies galt als mehr als unfein. Empfänger anzüglicher, obszöner oder gar frivoler Postkarten waren fast ausschließlich Herren, die sich über derartige Karten amüsierten. Es ist typisch, daß die von mir eingescannten obigen Postkarten alle offen versendet wurden - außer der 3. Postkarte (Fotografie einer posierenden „Dame“) und der letzten Postkarte mit der zweideutigen Jugendstilgrafik. Da ohne Stempel und Marken wurden sie vermutlich im Briefumschlag versendet oder landeten gleich in die eigene "Sammlung".  

Donnerstag, 21. November 2013

Glückliche Kinder auf Bildern von Ludwig Knaus (1829-1910)



Ludwig Knaus (1829-1910), siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Knaus, zählt nicht unbedingt zu meinen Lieblingsmalern, aber dennoch finde ich zwei seiner Bilder ganz zauberhaft. Es ist das Bild mit dem kleinen blumenpflückenden Mädchen, siehe 1. Foto und das Bild mit den kartenspielenden Schusterjungen, siehe 2. Foto.

Das blumenpflückende Mädchen ist ein anmutiges kleines Geschöpf welches Knaus so gemalt hat, daß man das Glück im Gesicht des Mädchens geradezu spürt, wie sie sich freut auf der traumhaften Wiese mit den nicht minder traumhaften Blumen einen Blumenstrauß pflücken zu können.

Etwas düsterer ist das Bild der kartenspielenden Schusterjungen, der linke Junge mit einem Säugling auf dem Arm, den er wahrscheinlich öfter betreuen mußte, und der rechte Junge konzentriert auf die Karten schauend. Wenn man um die gesellschaftlichen ausbeuterischen Zustände der damaligen Zeit weiß, weiß man um die wenigen glücklichen Momente dieser beiden Buben, die sie in einer Arbeitspause bei einem kleinen Spielchen gefunden haben. Älter als vielleicht 12-13 Jahre scheinen die beiden Knaben nicht zu sein, ein Alter wo es Mitte des 19. Jahrhunderts für Kinder diesen Alters hieß, von 6 Uhr morgens bis abends 18 Uhr arbeiten zu müssen, sei es nun als Lehrling, Hilfsarbeiter oder als Helfer in der Landwirtschaft, wenn man denn nicht begüterte Eltern hatte und weiterführende Schulen besuchen konnte. Trotz der Anmutigkeit des Bildes ist es dennoch ein Bild mit anklagendem gesellschaftspolitischen Charakters, wenngleich dies mit großer Wahrscheinlichkeit nicht die Intension von Ludwig Knaus war.

Käuflich zu erwerben ist das oben abgebildete Bild mit den kartenspielenden Schusterjungen übrigens im Antikhandel Neumann, Dessau, siehe näheres unter: http://antikhandelneumann.npage.de.

Mittwoch, 20. November 2013

PeTA.de: Die Wahrheit über Eier


 
 
Ich habe heute mal nur einen Flyer von PeTA eingescannt und bitte auch um Kenntnisnahme der anderen Tierrechte-Aktionen von PeTA, siehe http://www.peta.de. Obigem Flyer ist nichts hinzu zu fügen, vielleicht nur, daß leider die Mentalität der Deutschen keinen Deut besser geworden ist seit den Zeiten des Nationalsozialismus. Auch damals interessierte es sie nicht was in den Lagern der Nazis mit den dort eingesperrten Menschen geschieht, wie auch jetzt das Leid der Tiere in den "Tierfabriken" die Masse der Menschen kalt läßt - kaltherziges Egoistenpack, was besonders zu Weihnachten deutlich wird, wo unter dem Weihnachtsbaum beim Gesang von "frommen" Liedern, oft eine der armen Kreaturen aus Tier-KZ´s als "Weihnachtsbraten" (Weihnacht = geweihte Nacht) genüßlich verspeist wird.   

Dienstag, 19. November 2013

Anno 1900: Lange Haare und kurze Haare bei Jungs




Den SED-Sozialfaschisten waren in der früheren DDR lange Haare bei Jungs und Männern ein Graus, dies ganz in der Tradition der Nazis. Ich kann mich noch gut an die Hetze und Hatz der Lehrer erinnern, wenn es um lange Haare bei Schülern ging. Dabei waren die Haare anfänglich bei manchen Jungs gar nicht lang, sondern nur ein wenig die Ohren bedeckend. Schon das brachte das DDR-Lehrerpack in Wallung und in jedem derartigen Schüler sah man einen Feind des Sozialismus. Lange Haare waren oft der Grund, daß Schüler die sich weigerten ihre Haare zu kürzen, nicht zur erweiterten Oberschule zugelassen wurden, und die sich damit die berufliche Zukunft verbauten, d.h. dann auch nicht studieren konnten. Aber auch noch 1969 als ich im VEB Waggonbau Dessau Industriekaufmann lernte, nahmen einen die Lehrausbilder auf Korn und es gab unzählige Diskussionen mit diesen Spießbürgern. Da nützte auch rein gar nichts wenn man sich auf den Zottelkopf Karl Marx berief, solcherart Argumente verhärteten eher noch die Fronten. Rückblickend gesehen waren zum Beispiel meine etwas längeren Haare ein größeres Ärgernis für das rote Spießerpack als meine Weigerung am 1. Mai zur Demonstration zu kommen oder statt an FDJ-Nachmittagen lieber zur Jungen Gemeinde des liberalen und weltoffenen Pfarrers Bitzmann in die evangelische Auferstehungskirche in Dessau zu gehen, was ich, sowohl in der Schule wie auch Lehre kundtat.

Was mich nach der Wende am meisten ärgerte, das war, daß fast alle DDR-Lehrer im Amt bleiben durften. Dies empörte nicht nur mich, sondern auch Generationen von Schülern, die unter dem DDR-Lehrergesindel zu leiden hatten. Wenn man bedenkt wie rigoros die SED nach 1945 mit Lehrern umging die Mitglied der NSDAP waren, sie aus dem Schuldienst entließen und tausende unbedarfte Menschen in Schleuderkursen zu Junglehrern ausbildeten, dann konnte man es nicht verstehen, daß nach der Wende so mit den DDR-Lehrern verfahren wurde. Auch die Lehrer, die nicht Mitglied der SED waren, konnten ja in der DDR nur Lehrer werden, wenn sie zum sozialistischen Establishment gehörten, sie sich im Sinne des DDR-Staates auch gesellschaftlich stark engagiert hatten. Mir ist jedenfalls nicht bekannt, daß etwa ein Bausoldat, der den NVA-Dienst mit der Waffe abgelehnt hat, Lehrer in der DDR werden konnte.

Daß diese Roten meistens gar keine wirklichen Sozialisten waren, dies zeigte sich nach der Wende, wo Lehrer die Berufsgruppe der eifrigsten Wendehälse darstellte. Ein Bekannter von mir bekam z.B. an einer Roßlauer Schule von einer ehemaligen SED-Genossin, die nahtlos von der DDR in die Bundesrepublik in den Schuldienst glitt, eine 6 in Musik, weil er es aus politischen Gründen abgelehnt hatte das Deutschlandlied zu singen. Dieses verkommene Subjekt von Lehrerin hätte wahrscheinlich die Stasi informiert, wenn das gleiche ein Schüler zu DDR-Zeiten getan hätte, damals die DDR-Hymne zu singen abgelehnt hätte.

Was die wenigsten wissen, das ist, daß Haare lange Zeit ein Klassenmerkmal waren. Noch in der Kaiserzeit mußten Arbeiterjungs in Volksschulen kurze Haare tragen, taten sie das nicht, gab es welche mit dem Rohrstock. Dagegen durften Knaben aus „gutem Hause“, d.h. gutbürgerlich oder adelig, lange Haare tragen. Dies war mehr oder weniger ein Statussymbol der gehobenen Schicht. Erst mit Eintritt in das Jugendalter wurden die Haare gekürzt, schon im Vorgriff auf die spätere Zeit beim Militär, wo die Preussen die kurzen Haare eingeführt hatten, dies allerdings auch nur für die unteren Ränge, währendessen Generäle sich durchaus eine wallende Mähne erlauben konnten.

Postkarten um 1900 zeigten selten mal einfache Arbeiterjungs, schon gar nicht bei schwerer Kinderarbeit, dagegen gab es in Massen Fotografien und Grafiken wo bürgerliche oder adelige Knaben süßlich abgebildet wurden. Wenngleich diese Sujets besonders kitschig und wirklichkeitsfremd ausfielen, eines war damals Realität, daß die Buben aus „gutem Hause“ lange Haare tragen durften, im Gegensatz zu den Jungs der „niederen“ Schichten.

Ich habe mal ein paar Postkarten von Buben mit langen Haaren aus meiner Sammlung von Postkarten um 1900 heraus gesucht. Trotz langem Suchen fand ich nicht eine einzige eines Arbeiterjungen mit kurzem Haar, deshalb darunter dieses Foto einer Schulklasse um 1900, rechts die Mädchen sitzend, links die Jungen (alles Kinder „niederer“ Schichten).

Montag, 18. November 2013

Anno 1899 in Magdeburg: "Vorsicht mit Electricität"


Die obige humoristische Postkarte "Vorsicht mit Eletricität" aus dem Jahre 1899 wird bestimmt Magdeburger Heimatfreunde interessieren und natürlich auch Freunde von Cartoons die um 1900 entstanden sind. Diese Postkarte kam von der Kunstanstalt Zimmer &. Munte, Magdeburg, Zeichner leider wieder mal unbekannt, zumindestens nicht erwähnt, auf den Markt, als im Juni 1899 in Magdeburg die seit 1877 existierende Pferdebahn elektrisiert wurde, siehe: http://www.mvbnet.de/eine-zeitreise-zu-den-anfaengen-der-elektrischen/. Daß da ein Großteil der Bürger skeptisch war, ist anzunehmen, denn alle moderne Technik fand nicht gleich nur Begeisterung. Der Cartoonist beschrieb einen Unfall mit einer Pferdedroschke. Wahrscheinlich hatte manch Bürger damals Angst, daß so eine elektrische Straßenbahn nicht so gut bremsen könne, wie eine Pferdebahn. Jedenfalls ist der Cartoon recht lustig, obwohl, wenn es ein tatsächliches Geschehen gewesen wäre, es eine ziemlich traurige Angelegenheit gewesen wäre, besonders für das Pferd, welches in einem solchen Fall getötet worden wäre, hätte es sich ernsthaft verletzt.

Anno 1899: Der Komet kommt!


Da habe ich heute noch eine zweite Kometenscherzkarte aus dem Jahre 1899 gefunden, siehe den gestrigen Blogbeitrag http://barrynoa.blogspot.de/2013/11/mitte-november-1899-die-angst-vor-dem.html. Da diese meiner Meinung nach noch humorvoller ist als die gestern eingescannte Postkarte, möchte ich sie den werten Lesern nicht vorenthalten. Erschienen ist diese Postkarte 1899 in der Leipziger Lithografie-Anstalt von Bruno Bürger &. Ottilie, wie auch schon die gestrige Kometenscherzkarte. Der Zeichner ist mir leider nicht bekannt, könnte allerdings „Deponirr“ oder so ähnlich heißen. Es ist ein derartiges Wort undeutlich zu erkennen, muß aber nicht unbedingt der Künstlername sein. Auf jeden Fall ist es der gleiche Cartoonist wie bei der gestrigen Postkarte, dies sieht man auf den ersten Blick.  

Sonntag, 17. November 2013

Mitte November 1899: Die Angst vor dem Kometen



Aus gegebenem Anlaß schaute ich mir mal wieder meine alten „Mosaiks“ (Digedags) an. Dabei stieß ich auf das Heft Nr. 58 vom September 1961 mit dem Titel „Die Angst vor dem Kometen“, siehe Scan unten. Dort wird diese Angst vor einem Kometeneinschlag auf der Erde als Angst-und-Geschäftemacherei durch den Kakao gezogen, was ja auch meistens der Fall war. Da fiel mir ein, daß ich auch eine Postkarte aus dem Jahre 1899 besitze, siehe Scan oben, wo diese Kometenangst ebenfalls persifliert wird, dies auch mit viel Humor und cartoonmäßig. „Der Komet kommt, Weltuntergang am 13. November 1899“, heißt es da. Die Astronomen sagten für Mitte November 1899 den Vorbeiflug des 1892 von dem britischen Amateurastronomen Edwin Holmes entdeckten periodischen Kometen der Jupiter-Familie (17P/Holmes) vorraus und wie so oft sagten dann Weltuntergangspropheten den Einschlag dieses Kometen auf der Erde voraus. Ganz gegen die Logik versuchten dann Geschäftemacher Profit mit allerlei Dingen aus dieser Hypothese zu schlagen, was der Cartoonist der Postkarte gut herüber bringt.

Heute wissen wir natürlich, daß die uralte Angst vor einem Kometeneinschlag auf der Erde keine unbegündete ist, denn wenn ein Komet enschlägt, dann ist es aus mit dem Erdenleben, oder zumindestens für einen Großteil der Lebewesen, wenn man denn die Theorie vom Aussterben der Saurier und vieler anderer Lebewesen glauben kann, was ich für sehr wahrscheinlich halte. Aber auch schon kleine Kometen, wenn sie denn mal auf die Erde donnern, richten riesigen Schaden an, da denke man nur mal an den in Sibirien 1908 eingeschlagenen Kometen bei Tunguska, siehe: http://www.forschung-und-wissen.de/wissen/der-kometeneinschlag-in-der-sibirischen-tunguska-357682/


Samstag, 16. November 2013

Rainer Schlewitt: Als Kind in Berlin um das Jahr 1960 - Ost und West, "Mosaik" und "Micky-Maus"



Heute kam noch einmal eine Email von Herrn Schlewitt aus Bansin, siehe letzte Blogbeiträge über das „Mosaik“, die ich gern hier im Blog veröffentliche, da sie in der ganz persönlichen Schilderung der Zeit um 1960 ein Stück Geschichte lebendig werden läßt. Solche persönlichen Erinnerungen sind meines Erachtens immer realistischer als irgendwelche alten Zeitungsartikel aus verstaubten Archiven.

Mir ging es nicht viel anders als Ihnen, werter Herr Schlewitt, auch ich fieberte dem Erscheinen des neuen „Mosaik“ entgegen, mochte aber gleich gern wenn ein Paket meiner Oma aus dem Westen mit „Micky-Maus"- Heften ankam. Ich fand, daß die „Micky-Maus“ damals auch niveauvoller war als später, ab Ende der 60er Jahre. Was mir auch zusagte, dies war der Innenteil mit der „MMK-Zeitung“, erlaubte sie doch mal einen Schlüssellochblick in den Westen auf gedrucktem Papier, ansonsten gab es ja nur das Fernsehen (zum Glück in Dessau gut zu empfangen). Und zum Glück kauften meine Eltern recht früh einen Fernseher (Carmen) und zum Glück waren meine Eltern recht liberale Typen, die selber Westfernsehen schauten und mir das ebenfalls nicht verboten.

Was Sie da zu den Ganztagsschulen schreiben, na da sind wir ja seelenverwandt (lol). War bei mir nicht anders und besonders heute sehe ich die Entwicklung in der Bundesrepublik hin zu Ganztagsschulen und besonders zu Kinderkrippen als schlimm an, die man verhindern sollte. Lesen Sie dazu mal meine aktuellen Blogbeiträge, siehe:









Mit den freundlichsten Grüßen

Bernd Nowack aus Dessau (Anbei zwei alte Cartoons aus meiner "Produktion". Derzeit komme ich  allerdings kaum zum "Cartoonisieren", anderes läßt kaum Zeit dazu.)



Hier die Email von Rainer Schlewitt:



Zitat von Bernd Nowack:

Aber man lernt ja immer noch dazu, so die Bemerkung von Frau Bringezu, daß es auch Westberliner Leser gab, siehe Beantwortung von Leserzuschriften bis zum Mauerbau. Das war ein Aspekt der mir vollkommen neu war und worüber ich sonst noch nirgendwo gehört habe. Interessieren würde mich, ob das "Mosaik" auch in Westberlin zu kaufen war oder ob Westberliner Leser es sich aus Ostberlin besorgen mußten. Vielleicht wissen da Experten mehr und schreiben mal.

Hallo Herr Nowack, weil Sie indirekt danach fragen, melde ich mich noch einmal: - - - Zufällig wohnte ich als Kind von 1957 – 1964 in Berlin, - Ostberlin, Wilhelmsruh im Stadtbezirk Pankow. Aber sehr nahe an der Grenze zum französischen Sektor. Hinter unserm Hinterhaus fuhr die S-Bahn vorbei, dort war schon Westen. Nicht weit ab führte eine Hauptstraße zum S-Bahnhof Berlin-Wilhelmsruh und weiter unter einer Bahnbrücke hindurch nach Reinickendorf. Diesseits des S-Bahnhofes patroullierten Polizisten in grünen Uniformen, die stichprobenweise Ausweis- und Taschenkontrollen durchführten, drüben andere Uniformierte im dunklen Marineblau. Am Nachmittag ging ich mit meiner Mutti oft zum S-Bahnhof, um den Stiefvater abzuholen, der mit der Bahn von seiner Arbeitsstelle zurückkam. Jenseits des S-Bahnhofes war ein kleiner Shop, wo wir manchmal eine eisgekühlte Coca-Cola (Mini-Flasche) kauften und austranken oder Mamba-Kaubonbons. Man konnte mit Westgeld oder Ostgeld oder gemischt bezahlen, der Wechselkurs schwankte damals zwischen 1:4 und 1:5. Auf dem Bahnsteig an einem Kiosk war es möglich, Westzeitschriften zu erwerben, da hat Mutti mir auch manchmal eine „Micky Maus“ gekauft. Oder regelmäßig die „Hör zu“, des Radioprogramms wegen, in einer Spalte am Rand standen ziemlich gedrängt die Programme der „Zone“ drin, in der Mitte aber ganz groß RIAS und SFB. Auf der drittletzten Seite der „Hörzu“ fand man stets einen Einseiter-Comic um Igel Mecky, Vogel Charly u.a., der in nächsten Ausgabe dann fortgesetzt wurde. Dies guckte ich mir zwar interessiert an, aber all das – wie auch Micky Mouse, soweit ich das las, konnte mich trotz der Sprechblasen nicht annähernd so begeistern, wie die MOSAIK-Hefte, die damals erschienen, das taten. Ach so, ja, diesseits des Bahnhofs, also noch im Osten, aber unmittelbar vor der Grenze war ein anderer Zeitschriftenkiosk, und dort fragte ich regelmäßig nach dem neuem MOSAIK, immer wenn sich der Monat dem Ende zuneigte. Hatten sie es früher, als es uns die Post ins Haus brachte, dann kaufte ich zunächst dort ein Heft, denn ich konnte es kaum erwarten, die neueste Folge anzuschauen und zu lesen. Nun, so wie wir die Coca-Cola auf der anderen Seite des Bahnhofes kauften, werden auch Westberliner auf dieser Seite MOSAIKs erworben haben, das ist sehr gut vorstellbar, im Westen gab es das ansonsten, soviel ich weiß, nicht. Jedoch arbeiteten viele Westberliner im Osten, z.B. bei Bergmann-Borsig, oder umgekehrt auch Ossis in Westberlin. Und es gab viele andere Grenzübergänge nach Westberlin, wo die Einkaufsmöglichkeiten sicher ganz ähnliche waren wie die in W’ruh.

In der Berliner Schule probierte man Anfang der 60er Jahre gerade auch als neues Projekt die sogenannte "Ganztagserziehung" aus, man wollte die Schüler am liebsten bis zum Abend unter staatliche Kontrolle bringen. Das war für mich – der ohnehin ziemlich eigenbrötlerisch veranlagt – eine Sache, mit der ich überhaupt nicht klar kam. Und unsere Klassenleiterin war eine ganz Rote, deren höchste Momente im Leben es wohl waren, als sie mal persönlich mit Wilhelm Pieck sprechen durfte. Sie war schwer beleidigt, als ich zum Verkehrsunterricht mit der Deutschen Volkspolizei am Nachmittag auf dem Schulhof nicht dableiben wollte ...

Dann kam der 13. August 1961, wir machten zu der Zeit gerade Ferien an der Ostsee bei Oma und Opa. Nach dem Mauerbau wurden die Sicherheitsmaßnahmen schrittweise immer weiter verschärft. Wir wohnten im „Grenzgebiet“, vor unterem Haus gingen bewaffnete Posten auf und ab, wurden auf dem Bürgersteig Zäune gezogen. Wer dort nicht wohnte, hatte keinen Zutritt mehr, es sei denn, er hätte vorher eine Art Visum, eine Besuchserlaubnis, beantragt. Unter diesen Umständen sind wir 1964 wieder nach Bansin ins Haus der Großeltern zurückgezogen.

Verehrter Herr Nowack, stellen Sie diesen Beitrag in den Block oder nicht, ganz wie Sie es möchten, oder kürzen Sie ihn an passender Stelle.

Viele Grüße von Bansin nach Dessau

Rainer Schlewitt
 
 

 

Scherenschnitte auf alten Reklamemarken?



Bei einem früheren Treffen von Reklamemarkensammlern fragte ich einen älteren Sammler, der damals eine der größten Sammlungen von Reklamemarken in Deutschland besaß und der ein großer Experte war („war“ - da leider verstorben), ob denn die öfter auf Reklamemarken vertretenen scherenschnittartigen Grafiken von echten Scherenschnitten stammten oder ob es „nur“ Grafiken in rein schwarzer Farbe wären. Er antwortete mir, daß seines Wissens darunter keine Scherenschnitte als Vorlage gewesen sind, aber ausschließen könne er es nicht, daß vereinzelt Scherenschnitte Vorlage gewesen seien. Nun, egal, jedenfalls wirken diese Grafiken wie Scherenschnitte. Mein Fall sind sie nicht, ich liebe da mehr die farbigen Grafiken die Cartooncharakter haben, siehe auch diese meine Blogbeiträge wo ich derartig Marken aus meiner Sammlung vorgestellt habe - einige Links unten (Wer mehr Links zu meinen Blogbeiträgen zum Thema Reklamemarken sucht, der google bitte. Habe jetzt nicht die Lust alle derartigen Blogbeiträge rauszusuchen.).

Beim Durchsehen meiner Alben stellte ich fest, daß ich auch nur ein paar wenige dieser scherenschnittartigen Reklamemarken besitze, dazu auch noch unvollständige Serien. Wer also dieses Sammelgebiet hat, der möge sich bei mir melden, er kann sie günstig bei mir erwerben, da sie nicht in meine Sammlung passen. Wie gehabt an anhaltantik@yahoo.de schreiben!

Apropos sind auf Postkarten um 1900 ein nicht geringer Teil der Scherenschnittkarten wirklich echte Scherenschnitte, also nicht nur gedruckt. Besonders in Kurorten gab es Scherenschnittkünstler die für die Kurgäste und Touristen Scherenschnittporträts anfertigten. Diese wurden dann auch auf Postkarten geklebt und verschickt. Diesen Luxus konnten sich allerdings nur wohlhabende Bürger leisten, siehe dazu auch: http://barrynoa.blogspot.de/2011/04/alte-postkarten-scherenschnitte.html.


Reklamemarken-Links:


http://barrynoa.blogspot.com/2009/03/bn-und-die-reklamemarken.html 






http://barrynoa.blogspot.de/2011/06/reklamemarken-hohe-zeit-des-malzkaffees.html







Freitag, 15. November 2013

Leserzuschriften zum eingescannten Brief der "Mosaik"-Redaktion

http://barrynoa.blogspot.de/2013/11/leserzuschrift-zum-ddr-comic-heft.html, heute noch 3 weitere Emails von denen ich allerdings nur eine hier veröffentlichen möchte, da ausdrücklich gewünscht und für mich und die Blogleser interessant. Zu den Emails von Mackgipser (eine Anspielung an McGips aus dem Mosaik?) und Eulalia kann ich nur mit dem Satz von Hans Lazarowitsch antworten: „Des Menschen Unvernunft nötigt uns eigentlich Respekt vor dem Tier ab.“
 
Zu dem Vorwurf von Mackgipser, daß ich doch dieser "Stasi"-Partei Demokratischer Aufbruch angehört hätte, nur soviel, daß ein Wolfgang Schnur Stasimann war, heißt wohl noch lange nicht, daß diese Bürgerbewegung und Partei besonders stasiverseucht gewesen wäre, oder? Frau Kanzlerin Merkel stasiverseucht? Die war nämlich, wie ich und viele andere auch, im Demokratischen Aufbruch. Habe beide Emails gelöscht, so wie ich das öfter mal mache.
 
Zu Herrn Schlewitt, vielen Dank für Ihre Hinweise. Die Spalte Kommentare habe ich vor langer Zeit gesperrt, es war dort eigentlich nur anonymer Schwachsinn drin und anonym mag ich schon gar nicht, bin der Meinung jeder sollte den Mut und die Zivilcourage haben seine Meinung mit vollem Namen und Zuordnung mitzuteilen. Allerdings jede Email mit vollem Namen veröffentliche ich auch nicht im Blog, möchte aus meinem Blog kein Diskussionsforum machen, dazu sind es der Themen zuviele die ich anreiße und mir fehlt es auch persönlich an Zeit, da ich jede Menge anderer Dinge am Halse habe, als nur diesen Blog, der mehr Entspannung für mich ist, die Dinge mitzuteilen die mich gerade derzeit interessieren.
 
Ja, Herr Schlewitt, da verlangen Sie zuviel von mir, denn ein Mosaik-Experte bin ich leider nicht, aber eben immer noch ein Fan, deshalb kann ich nicht so in die Tiefe gehen, wie Sie vielleicht, dazu fehlen mir die Detailkenntnisse. Aber man lernt ja immer noch dazu, so die Bemerkung von Frau Bringezu, daß es auch Westberliner Leser gab, siehe Beantwortung von Leserzuschriften bis zum Mauerbau. Das war ein Aspekt der mir vollkommen neu war und worüber ich sonst noch nirgendwo gehört habe. Interessieren würde mich, ob das "Mosaik" auch in Westberlin zu kaufen war oder ob Westberliner Leser es sich aus Ostberlin besorgen mußten. Vielleicht wissen da Experten mehr und schreiben mal.
Viele Grüße nach Bansin aus Dessau
von Bernd Nowack

Sehr geehrter Herr Nowack,
ich wollte einen Kommentar zu Ihrem gestrigen Blockeintrag "Leserzuschrift zum DDR-Comic-Heft "Mosaik" Anfang der 1960er Jahre" posten, aber es klappte nicht. Ich weiß nicht genau, woran es liegt, aber es kam dauernd die Mitteilung, dass nur Teammitglieder Kommentare posten dürfen, und es über meine Googlemail-Adresse nicht geht. Vielleicht erklären Sie mir, was ich machen muß, oder Sie setzen den Kommentar gleich selber an die richtige Stelle, er folgt im Anschluss. Vielen Dank und einen freundlichen Gruß 
Rainer Schlewitt 

Hallo Herr Nowack, danke erst einmal auch von mir für die Veröffentlichung des Antwortbriefes von Hans Ehrhard, so hieß der damalige Chefredakteur vom MOSAIK, welcher mit Hannes Hegen nichts als Ärger gehabt haben soll, oder er mit ihm, weswegen Ehrhard dann - kurz vor Beginn der Runkelserie - durch Wolfgang Altenburger ersetzt wurde. Ich bin wie Sie Jahrgang 1951 und habe das MOSAIK mit den Digedags in meiner Kindheit und Jugend ebenfalls mit großer Begeisterung gelesen und auch heute noch meine Freude dran. Es stimmt übrigens nicht ganz, was Frau Bringezu schrieb, daß MOSAIK durch die Neos-Hefte, dem Planeten mit den zwei verfeindeten Staaten, der Republikanischen Union und dem Großneonischen Reich hinter den Kulissen so großartig punkten konnte. Nach Heft 37 - Dezember 59 - sollte sogar Schluß sein, weil Hannes Hegen nicht bereit war, alle Forderungen der Kulturfunktionäre zu erfüllen, die ihm vor die Nase gesetzt wurden, und allzu viele Kompromisse bei der Gestaltung seiner Geschichten einzugehen. Dann aber wurde - aufgrund der Beliebtheit von MOSAIK - das Heft doch weitergeführt, in einem anderen Verlag  - "Junge Welt". Ich war ein wenig verwundert, daß Sie in Ihrer Antwort nicht weiter auf die von Fr. Bringezu angesprochenen Weltallerlebnisse eingegangen sind. Denn so sehr weit weg war das Leben auf dem NEOS in der RU ja nun  vom DDR-Alltag nicht entfernt, in diesen Heften hat H.H. sicherlich noch die meisten Zugeständnisse an das  Politiksystem der DDR machen müssen, was ihm zwar im Grunde seiner Seele zuwider war, aber man merkt es den Heften nicht an, und es tat dem großartigen Humor keinen Abbruch.

Freundliche Grüße und vielen Dank auch von mir für außergewöhnliches Engagement 
Rainer Schlewitt , Bansin

Von einem ersten Grünleger-Ei, einer "Tierfreundin" und Pferden die zu Pferdewurst verarbeitet wurden





Wenn man Hühner hat, dann heißt es früh aufstehen, denn bekanntlich gehen diese früh schlafen, aber wollen dafür auch früh raus. Derzeit geht es ja, weil es erst spät hell wird, aber im Sommer...!

Wer meinen Blog liest, der weiß, daß unsere Hühner so frei und artgerecht gehalten werden wie nur irgend möglich, also nicht etwa in den Stall oder die Voliere am Tage eingesperrt werden. Nachts ist das etwas anderes, aber auch da gehen die Hühner ja selber in den Stall, ohne daß sie jemand dazu animiert.

Unter unseren 8 Hühnern ganz verschiedener Rassen ist auch ein sogenanntes Grünlegerhuhn, eine Mischung zwischen einem Wildhuhn und einem Zuchthuhn. Wir nannten sie Grüni und Grüni ist etwas besonderes, paßt eigentlich so gar nicht in die Hühnertruppe der überzüchteten anderen Hühner. Sie ähnelt im Aussehen und Verhalten eher einem Fasan als einem Haushuhn, auch war es viel schwieriger ihr Vertrauen zu bekommen, es dauerte sehr lange, ehe sie ihre Scheu ablegte.

Eigentlich ist das Leben der hochgezüchteten Hühnerrassen eine Qual. Damit meine ich nicht das millionenfache Leid in den Hühner-KZ´s, die beschönigend Hühnerfarmen genannt werden, sondern auch der Hühnerhalter der sie artgerecht hält, der wird feststellen, daß es einfach zuviel ist, wenn so ein kleines Hühnchen jeden Tag ein Ei legen muß. Es muß es einfach tun, den es ist so hoch gezüchtet, leider! Es ist einfach unnatürlich! Nur, als wir uns die Hühner anschafften, da taten wir es um wenigstens ein paar Hühnern ein Leben im Hühner-KZ zu ersparen und um nicht als Käufer von Eiern im Supermarkt mitschuldig zu werden an diesem Leid, denn obwohl wir natürlich früher nur Eier aus Bio-Haltung oder zumindestens Freilandhaltung kauften, die grauenvolle Bodenhaltung total ablehnten, so konnte man doch nie gewiß sein, daß es sich nicht doch um Eier handelte die von Hühnern stammten die schlecht gehalten wurden. Ganz auf Eier in der Ernährung zu verzichten, wenn man schon Fleischkonsum ablehnt, das fällt mir extrem schwer, obwohl ich weiß, daß auch durch meine 8 Hühner ca. 8 Hähnchen schon im Kükenalter sterben mußten oder elend in den Hähnchenmastanlagen vegetieren mußten, denn um weibliche Hühner zu bekommen müssen ja nun mal Eier ausgebrütet werden und da sind genau die Hälfte der Küken dann unerwünschte Hähnchen. Ich bewundere die Veganer, die konsequenter sind als ich, denn was sie machen ist der richtige Weg, was ich mache ist nur halbherzig, das muß ich zugeben.

Alle Hühner legten bisher mächtig Eier, nur eben Grüni noch nicht ein einziges. Als vor einiger Zeit eine Dame mit ihrem Hund bei uns anfragte ob sie denn frische Eier bei uns kaufen könne, wir mit ihr durch den Garten gingen und ihr die Hühner zeigten, da zeigten wir ihr natürlich auch Grüni und sagten ihr, daß die noch kein Ei gelegt hat. Die Frau meinte, na dann können sie diese unnütze Fresserin ja schlachten, einen schönen Braten würde sie ja abgeben. Damit war sie bei uns unten durch und daß sie jemals von uns Eier bekommen würde, das konnte sie sich abschminken. Sonst bin ich gar nicht so schlagfertig, aber da war ich es: „Ach und ihr Hund ist kein unnützer Fresser? Der könnte doch auch schön geschlachtet werden, oder? In manchen asiatischen Ländern macht man das!“ Das fand die „Tierfreundin“ gar nicht gut und meinte daß man doch wohl zwischen einem Huhn und einem Hund unterscheiden müsse! Die nachfolgende Diskussion über Sinn und Unsinn der Unterscheidung zwischen Nutztieren die man skrupellos ausbeuten könne, denen man keine Tierrechte zugestehen will und verhätschelten Haustieren, die brachte nichts und ich machte es kurz und sagte ihr, daß sie bei uns keine Eier bekommen würde, da wir nur an Tierfreunde welche abgeben würden. Daß ein Huhn ebenso als Haustier gehalten werden kann, dies war der Dame fremd, eigentlich verwunderlich in einer Zeit der Aufklärung allenthalben.

Daß wir unsere Hühner niemals schlachten würden, das ist so klar wie nur sonst irgendwas. Wie Hunde oder Katzen würden sie, wenn es nicht mehr geht, ihnen das Leben durch Krankheit zur Qual würde, eben genau wie diese eingeschläfert werden. Das wäre es ja wohl, erst lange Eier von ihnen bekommen und dann schlachten?

Als Jugendlicher hatte mich das Schicksal von zwei Pferden stark berührt. Die waren die einzigen zwei Pferde die ein bei uns in der Nähe befindliches „Fuhrunternehmen“ besaß. Von diesen zwei Pferden lebte der Kutscher noch am wenigsten, der bekam nur Lohn, den Hauptteil schöpfte die Fuhrunternehmerin ab. Das wußte ich, da ich mit dem Sohn der Unternehmerin befreundet war und ich mich über den nicht geraden armen Lebensstil wunderte. Oft sah ich den Pferdewagen von früh bis spät durch die Stadt ziehen und oft sah man den Pferden die Erschöpfung an. Irgendwann war Schluß mit dem kleinen privaten Fuhrunternehmen und die Unternehmerin verkaufte die Pferde, wie mir der Sohn sagte, würden die von der DDR an die Franzosen verkauft, wo die dann Pferdewurst draus machen würden. Wie ich später erfuhr, stimmte das und das Schlimme an der Sache war, daß die Pferde lebend nach Frankreich transportiert wurden und welche Strapazen so ein Transport für Tiere bedeutet, dies weiß jeder Tierschützer. Ausbeutung der Tiere noch bis zum letzten, die dieser Frau jahrelang einen hohen Lebensstandard durch ihre schwere Arbeit ermöglicht hatten - unmoralischer geht es nicht!

Na, jedenfalls heute morgen legte die gute Grüni ihr erstes Ei. Ich habe es mal mit anderen Eiern fotografiert, siehe obiges Foto. Es ist zwar kein tiefgrünes Ei, sondern nur pastos, aber dennoch mal was anderes. Grünlegereier sollen auch gesundheitlich besser sein, da entschieden weniger Cholesterin, ähnlich Wachteleiern. Unter dem Eierfoto ein Foto von Grüni und meine Wenigkeit mit Sissi, unserem Sussex-Huhn, auf dem Arm - unvorstellbar sie, wie auch die anderen Hühner, jemals zu schlachten und als Braten zu essen.

Der Wasserrosenteich im deutschen Gouvernementsgarten von Windhuk um 1900




Für die zahlreichen Postkartenfreunde unter meinen Bloglesern heute mal wieder eine Postkarte aus meiner Sammlung von Postkarten der Zeit um 1900. Wie bekannt (zahlreiche bisherige Blogbeiträge) ist mein Hauptsammelgebiet ja eigentlich Postkarten mit Cartoons, also weniger Fotografien, aber Ausnahmen bestätigen, wie so oft im Leben, die Regel. Ausnahmen sind natürlich alles was sich um Deutsch-Wituland dreht, verständlich da ich ja noch immer das Witu-Archiv unter meinen Fittichen habe, siehe diverse Blogbeiträge und meine Publikation „Die Kolonie Deutsch-Wituland und ihr Tausch gegen Helgoland“ (http://barrynoa.blogspot.de/2013/06/die-alte-mar-des-tausches-sansibar.html). Nur, da ist es leider so, daß postalische Belege dieses seltenen Gebietes hohe Summen erfordern würde diese zu erwerben. Leider sind da Neuzugänge an Originalen in den letzten Jahren für das Witu-Archiv nicht mehr möglich gewesen. Da muß man sich eben mit Kopien begnügen, die aber für die historische Aufarbeitung der Geschichte Deutsch-Witulands eigentlich auch genügen.

Eigentlich nicht mein Sammelgebiet, die anderen ehemaligen deutschen Kolonien! Dennoch rutschte obige Postkarte mal in meine Sammlung. Die Karte zeigt in der Vorderansicht den Wasserrosenteich im Gouvernementsgarten von Windhuk im damaligen Deutsch-Südwestafrika, die Rückseite ist andressiert an einen Postinspektor namens Spitzbart in Flensburg, nun nicht etwa frankiert und abgestempelt in Deutsch-Südwestafrika, sondern in der portugiesischen Kolonie Angola, die ja bekanntermaßen an Südwest grenzte. Meiner Meinung nach befand sich der Absender im Norden von Südwestafrika in einem Gebiet wo das portugiesische Postamt näher war als ein deutsches. Die Grenzen waren damals offen und europäische Siedler und besonders Einheimische wechselten die Grenze stets und ständig ohne sich überhaupt einer Grenze bewußt zu werden. Es kann natürlich auch sein, daß es sich um einen der zahlreichen Deutschen handelte die nach dem Einmarsch der Engländer in Südwest im 1. Weltkrieg sich nach Angola absetzten. Leider kann ich nicht entziffern in welchem Jahr die Karte abgestempelt wurde, da wüßte man dann mehr. Aber Experten auf diesem Gebiet werden da mehr wissen als ich. Besonders für die ist mein Scan speziell gedacht.      

Donnerstag, 14. November 2013

Leserzuschrift zum DDR-Comic-Heft "Mosaik" Anfang der 1960er Jahre




Heute erreichte mich eine interessante Email von einer Blogleserin zu meinem Beitrag über das „Mosaik“, siehe: http://barrynoa.blogspot.de/2013/11/ein-leserbrief-das-mosaik-und-der.html, den ich den werten Lesern nicht vorenthalten möchte:


Hallo Herr Nowack, entschuldigen Sie bitte, dass ich Sie eventuell mit meiner Email belästige und Sie müssen auch mit mir nicht in Emailverkehr treten, aber ich wollte Ihnen bloss mal etwas mitteilen, was Sie vielleicht interessiert.

 

Ich habe mich über Ihren Artikel über das Mosaik gefreut, besonders über den von Ihnen fotografierten Brief von 1962 aus der Mosaik-Redaktion. Der ist zwar mit Ehrhardt unterschrieben, wo ich nicht weiss wer das in der Redaktion war, aber er hätte auch von meinem Vater geschrieben worden sein. Dazu muss ich sagen, dass ich ein Jahr älter bin als Sie und als junges Mädchen auch gern das Mosaik gelesen habe und mein Vater hat 61/62, als Sie den Brief an das Mosaik geschrieben haben, Journalistik studiert, nachdem er erst einen Beruf in der Produktion hatte. 61/62 verdiente er sich in der Redaktion Mosaik/Atze etwas dazu und dazu gehörte auch, dass er Leserbriefe beantworten musste. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass er zuhause stöhnte wieviele Leser wieder geschrieben hatten. Wie er mir später als ich grösser war erzählte, waren da bis zum Mauerbau auch viele Westberliner Leser darunter. Nun kommt das Interessante, auch ich fand damals das Heft 62 nicht mehr so gut mit dem Text nur darunter und Vater erzählte mir damals genau das gleiche was in Ihren Antwortbrief von diesem Ehrhardt stand. Was soll ich Ihnen sagen, viele Jahre später, als mein Vater schon lange nicht mehr dort gejobbt hat, da kam durch Zufall mal wieder das Gespräch darauf und Sie hatten recht mit Ihrer Vermutung, mit den politischen Hintergründen, obwohl Sie das nur vermutet hatten. Vater erzählte mir folgendes:
 
Schon vor dem Mauerbau gab es von Seiten der DDR-Führung auch starke Abgrenzungen gegenüber dem Westen was die Eingruppierung in Schund-und Schmutzliteratur betraf, die man bei uns in der DDR nicht haben wollte. Weshalb man die Sprechblasen als westlichen Schund-und Schmutz eingruppierte, das weiss ich nicht, aber dumme Betonköpfe gibt es ja zu allen Zeiten. Jedenfalls wurde das Mosaik intern angezählt, man wollte reine Comichefte nicht, da waren diesen Genossen Frösi oder die Trommel viel lieber. Um nun nicht etwa ganz gestrichen zu werden, da entschied sich die Redaktion den Comiccharakter zu entschärfen und schaffte die Sprechblasen ab. Damit waren die Bonzen zufrieden, meinten das wäre nun nicht mehr westlicher Schund, eigentlich lächerlich, nicht? Wie mir mein Vater erzählte punktete das Mosaik mächtig mit der Weltraumserie bei den Verantwortlichen in der DDR, da besonders weil es auch dort zwei Systeme gab und die Guten waren da Bhur Yham wo sich die Digedags anschlossen. Jederman wusste dass da das kommunistische System gemeint war und die Gegenseite das kapitalistische System. Leider kann ich mich nicht mehr an die Namen der Gegenseite erinnern, weil ich leider die Hefte nicht mehr habe. Als mir mein Vater das erzählte, da erinnerte ich mich auch daran, dass bei mir an der Schule in Gruppennachmittagen und auch im Unterricht regelrecht eine Kampagne 61/62 gegen angebliche Schund-Schmutzliteratur gefahren wurde, wozu auch Micky Maus und Fix und Foxi zählten, die ich nicht besaß und wo ich als Schülerin dachte, dass da wirklich schmutzige Geschichten drin gestanden hätten. Ich hoffe, Sie freuen sich über meine Email!?

Mit freundlichem Gruß

Brigitte Bringezu

 
Natürlich freue ich mich, werte Frau Bringezu, über Ihre Email und ich hoffe, daß Sie nichts dagegen haben, wenn ich Sie hier in meinem Blog veröffentliche, denn „Mosaik"-Fan bin nicht nur ich, sondern zum Glück gibt es noch immer eine große Anhängerschar. Es stimmt was sie sagen, auch ich erinnere mich, daß in diesen Jahren mal ein FDJnik in unsere Klasse kam, bewaffnet mit einem Plattenspieler wo er ein paar westliche Schlager vorspielte, die bei uns Ekel vor westlichem Schund hervorrufen sollten, was bei uns Schülern nur das Gegenteil zeitigte. Zum Glück waren in meiner Klasse nur wenige Rote und nicht wenige meiner Klassenkameraden hörten westliche Sender mit westlicher Musik viel lieber als den damaligen DDR-Dreck, sehr zum Mißfallen einiger Lehrer, siehe meinen Beitrag über so einen ollen SED-Sozialfaschisten: http://barrynoa.blogspot.de/2009/08/von-einem-brutalen-sportlehrer-und.html.

Was übel war, daß „Micky Maus“, "Fix und Foxi“, „Felix“ damals streng verboten waren. Ganz besonders war den SED-Spießbürgern „Tarzan“ ein Dorn im Auge. Ein Mitschüler, der mal ein „Tarzan"-Heft mit in die Schule gebracht hatte, der wurde regelrecht fertig gemacht in der Klasse mit Eintrag, Einbestellung der Eltern und so weiter und das Heft landete nicht etwa im Schredder, sondern bei der Polizei (!). Ich hatte da mehr Glück, konnte meine geliebten „Micky-Maus"- Hefte, siehe: http://barrynoa.blogspot.de/2008/03/altes-beste-freunde-von-bn-comics.html, behalten, nahm sie aber nie in die Schule und erzählte auch roten Lehrern und roten Schülern nichts davon. Dieses ganze spießbürgerliche System damals erinnerte mächtig an die Kulturpolitik der Nazis, deren kleinbürgerliche Denkweise und auch die Uniformierung der Hitlerjugend wurde ja fast eins zu eins von den SED-Sozialfaschisten übernommen, siehe Pionierbluse mit Emblem und Tuch, inklusive Fahnenappelle und dergleichen Mummenschanz.
 
Ganz schlimm wurde es mit dem Aufkommen der Beatmusik. Schüler die ein wenig längere Haare sich wachsen ließen, wurden vom rotlackierten Lehrerpack zu Staatsfeinden erklärt und es kam vor, daß sie allein wegen ihrer langen Haare nicht zur erweiterten Oberschule zugelassen wurden, was nach sich zog, daß sie nicht studieren konnten. Einmal eckte ich mit einer Nietenhose aus dem Westen an, die mir meine Oma geschickt hatte. Da muß ich wohl so 12 Jahre alt gewesen sein. Auf den hinteren Taschen war ein Aufnäher drauf. Ich glaube „Texas Cowboy“ oder so ähnlich. Da wurde ich einen Tag der Schule verwiesen, meine Eltern wurde aufgefordert diesen Aufnäher abzutrennen. Dieses pseudorote Gesindel konnte man nur hassen, nicht umsonst verehrte ich damals Barry Goldwater, den republikanischen Präsidentschaftskandidaten von 1964 der USA, der durch seine freiheitlichen Reden bekannt wurde und vom Osten gehaßt wurde, siehe: http://barrynoa.blogspot.de/2008/11/namen-sind-nicht-immer-schall-und-rauch.html und http://barrynoa.blogspot.de/2012/11/barry-noa-for-barry-goldwater.html. Trotzdem gab es ein paar wenige Typen unter meinen Mitschülern, die trotz der erlittenen Unfreiheitlichkeit, sich als Zeitsoldat für die NVA meldeten oder gar schon in jungen Jahren später in die SED eintraten. Nur selten waren es überzeugte Rote, desto mehr Typen machten dies der persönlichen Vorteile willen um in der DDR besser Karriere machen zu können. Von derartigen Typen hielt ich mich fern, nicht ein einziger Freund und Bekannter von mir war in der SED oder hatte sich als Zeitsoldat bei der NVA verdingt. Solche Leute waren mir einfach zuwider. Geschätzt habe ich allerdings Bekannte, die, wie ich, Radio Tirana hörten, wo wirklich sozialistisches Gedankengut verbreitet wurde und nicht das kleinbürgerliche der SED-Sozialfaschisten.
 
Weshalb das „Mosaik“ so beliebt war, das resultierte auch daraus, daß es im Gegensatz zu den meisten anderen Publikationen der damaligen DDR in fremden Zeiten, in fremden Ländern spielte und zum Glück die damalige Gegenwart ausgespart wurde, ansonsten hätte man den „sozialistischen“ Einheitsbrei auch im „Mosaik" ertragen müssen, was viele Leser abgelehnt hätten. Was das bedeutet hätte, dies konnte man an der widerlichen Kinderzeitung für Hardcore-Pioniere „Trommel“ sehen, mit der fast alle meine Mitschüler nichts im Sinn hatten. Trotz Werbung las die bei uns keiner. Zum Glück gab es wenigstens das „Mosaik“.

Herzlichst

Ihr

Bernd Nowack


PS: Für Sie, werte Frau Bringezu, und natürlich auch für alle anderen Leser, einer meiner Anarcho-Cartoons, die vor über 10 Jahren mal auf den Markt kamen, siehe Abbildung oben!

Hier noch ein Link zu meinen alten Comics und den damaligen Zeitumständen: