Samstag, 30. April 2011

Amputierte Natur


Was Menschen an Kopfweiden schön finden, dies ist mir schleierhaft! Ursprünglich als Nutzbaum angepflanzt um die Weidenruten bequem ernten zu können, aus denen dann Körbe und anderes hergestellt wurden, haben Kopfweiden heutzutage kaum noch wirtschaftliche Bedeutung. Nichtsdestotrotz stutzt man Kopfweiden wie eh und je und begründet das gar mit Naturschutz. Die These: Die Kopfweiden böten Unterschlupf und Lebensraum für allerlei Getier! Nun auch in absterbenden normalen Bäumen finden Tiere Lebensraum, dazu muß aber nicht rigoros ein Baum amputiert werden. Die Stümpfe sehen tatsächlich aus wie amputiert, unnatürlicher geht es kaum. Dagegen sind sogar die geometrisch geschnittenen Bäume und Hecken in den Gärten des Barock noch natürlich. Kopfweiden sind ein gut sichtbares Beispiel des unheilvollen Wirkens des Menschen gegen die Natur.

Wunderbar die große Wiese mit den blühenden Kuhblumen am Ortsrand von Priorau. Kuhblumen heißen sie mit Recht, wie die im Hintergrund die schmackhaften Kuhblumen mampfenden Kühe mir zeigten. An eben dieser Wiese steht eine solche Kopfweide, wie übrigens an vielen Stellen in Anhalt und in ganz Deutschland.

Donnerstag, 28. April 2011

Altes: Werbe-Postkarten um 1900


Viele Firmen nutzten um 1900 die Möglichkeit auf Postkarten Werbung für sich zu machen. Einige solch interessanter Exemplare möchte ich heute vorstellen, so eine Werbepostkarte der Firma Garrett Smith &. Co. aus Magdeburg-Buckau, welche Beleuchtungswagen herstellte, eine belgische Postkarte die Weihnachten 1914 von dem Dessauer Soldaten des Landsturm-Infanterie-Bataillons Dessau (III. Compagnie) Paul Strützel nach der Heimat geschickt wurde, darauf eine Reklame für Melkmaschinen der Firma Mélotte, einer Firma die heute noch existiert und immer noch Melkmaschinen herstellt. Dann eine Karte die für den Kaufmännischen Jugendbund wirbt, darauf ein Motiv welches junge Mitglieder bei Sport, Spiel und Baden zeigt. Aber auch so etwas gibt es: Eine Postkarte mit der Reklame für „Medol“, einem Mittel gegen Räude bei Tieren. Es fragt sich, ob Empfänger so einer Karte nicht pikiert waren, denn wer wollte schon in den Geruch kommen, daß eventuell eigene Tiere dieses Mittels bedurften. Clever die Besuchsanzeigenkarte der Cigarrenfabrik – Tabakfabrik H. W. Fleischhauer aus Eisenach! Mit so einer Postkarte konnte sich ein Vertreter dieser Firma per Post bei den Kunden ankündigen. Ja, und eine Kuriosität ist eine Postkarte, die auch als Schüler-Mitgliedskarte des Vereins für das Deutschtum im Ausland gilt. Sehr schön gemacht ist die Werbekarte der Firma Franz Christophs. Diese Firma stellte Fußboden-Glanzlack her und hatte ihren Sitz in Berlin N.W., Mittelstr. 11, nebst Filiale in Prag-Carolinenthal. Wunderbar auf dieser Karte, die kunstvolle Lithografie einer Unter den Linden - Straßenszene von Berlin um 1900!   

Mittwoch, 27. April 2011

Altes: Ereignis-Postkarten um 1900


Weniger bekannt ist, daß Postkarten um 1900 auch öfter den Zweck hatten auf ein Ereignis hinzuweisen, Werbung zu machen für eine Ausstellung, ein Sportfest, ein Festprogramm und dergleichen Dinge mehr. Heute habe ich mal ein paar derartiger Postkarten eingescannt, so eine Karte der „Blumen-Bindekunst-Ausstellung“ in Hamburg, von 1913, eine des „Blumentages von Liegnitz“, von 1905, eine vom „Basar für die leidende Kindheit - unter dem Protektorate ihrer Majestät der Königin-Wittwe“ in Dresden, von 1905, eine des „12. Deutschen Turnfestes“ in Leipzig, von 1913. Auf dem zweiten Scan, dann eine Karte des „29. Altmärker Gau-Turnfestes" in Bismark, von 1900, eine der „Berliner-Gewerbe-Ausstellung“, von 1896, eine mit dem „Festprogramm der Kaisertage in München“, von 1906 und eine Postkarte von der „Grossen Berliner Kunstausstellung“, von 1913.   

Dienstag, 26. April 2011

Altes: Postkarten der Hamburg-Amerika-Linie


Interessant für Postkartensammler der Zeit um 1900 sind Postkarten mit Übersee-Dampfern, besonders dann wenn diese an Bord abgestempelt wurden, also original gelaufen sind, so wie die oben von mir eingescannte Postkarte von Bord eines Doppelschrauben-Postdampfers, kenntlich durch Deutsche-Seepost-Stempel. Die Hamburg-Amerika-Linie wurde von der Hapag, siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Hamburg-Amerikanische_Packetfahrt-Actien-Gesellschaft, betrieben, einer Gesellschaft die auch im Touristikgeschäft stark vertreten war. Wie auch heutzutage konnten sich diese Reisen allerdings nur schwerbetuchte Menschen leisten. Desto mehr erregten die Postkarten und Werbeplakate der Hapag beim Normalbürger Aufsehen und Fernweh. Hier ein paar solcher Werbeplakate:  


Montag, 25. April 2011

Der alte Apfelbaum: Deutungen und Aufregungen

Es fehlt mir an der Zeit auf jede Leser-Email einzugehen, dies schrieb ich ja schon des öfteren im Blog. Auf die zwei heute in der Post befindlichen Emails möchte ich aber mal hier eingehen. Sie haben recht, werte Frau Wagner, mein alter Apfelbaum in http://barrynoa.blogspot.com/2011/04/sterbender-bluhender-apfelbaum.html sieht tatsächlich aus wie ein sterbender alter Mensch. Sie sahen ganz richtig, daß man sogar mit Phantasie ein verhärmtes Gesicht erkennen kann - Augen, Nase, Mund. Allerdings muß ich Ihnen entgegnen, daß ich von einer Vermenschung von Pflanzen und Tieren wenig halte. Daß man aus dem Stamm ein Gesicht deuten kann, dies ist Zufall, denn an diesen Stellen sind schlicht und einfach Äste heraus gebrochen und man kann eventuell ein Gesicht sehen. Der Mensch denkt immer, daß er die Krone der Schöpfung sei und bezieht alles und jedes auf sich als Mittelpunkt – eine sehr einfältige Sicht der Welt. Hier noch einmal das besagte Bild:

Werter Blogleser Marko, schön, daß Sie als Jugendlicher ab und an in meinen Blog schauen und sich über viele meiner Ansichten aufregen müssen. Richtig, ich nehme öfter kein Blatt vor den Mund, wenn ich Mißstände im öffentlichen Dienst und überhaupt die gesellschaftlichen Mißstände in Deutschland aufs Korn nehme! Daß Ihnen meine Cartoons und meine Beiträge a l l e  nicht gefallen, ja das tut mir leid! Da kann ich nur empfehlen, dann auf Seiten zu gehen die Ihnen gefallen, es gibt doch nun wirklich zehntausende andere Blogs im Netz die man lesen kann. Schön für Sie, daß Sie im öffentlichen Dienst arbeiten und daß Sie in Ihrer langen Email sich als Jugendlichen bezeichnen. Also für mich ist ein 22jähriger - wie Sie schrieben - allerdings kein Jugendlicher mehr, jedenfalls nicht in meiner „altmodischen“ Definition, die Personen bis 14 Jahren als Kinder bezeichnet und Personen ab dem 14. Lebensjahr bis 17 als Jugendliche. Ab 18 ist man meiner Meinung nach ein Erwachsener, allenfalls ein junger Erwachsener. Was nun den alten „kotzhäßlichen“ Apfelbaum anlangt, dem Sie schnellstens die Säge wünschen und wo Sie an meinem ästhetischen Geschmack zweifelten, so kann ich mich nur wundern, daß so ein Beitrag, der doch eigentlich nur eine kleine Naturbeschreibung darstellt, Sie so erregt. Also werter „jugendlicher“ im öffentlichen Dienst arbeitender Herr, es gibt doch wohl nun wirklich wichtigere Dinge im Netz oder im richtigen Leben, worüber man sich aufregen kann, oder? Ästhetischer finde ich tatsächlich den Apfelbaum in den unteren Fotos, ein August-Apfelbaum von mir fotografiert in Priorau. Aber auch dieser Baum wird mal alt werden und dann ist äußerliche Schönheit perdu.

Fröhliche Ostern 2011 mit Osterkarten um 1900


Ja das hätte ich nicht vermutet, daß etliche Blogleser darauf gewartet haben, daß ich zu Ostern wieder meine Postkartenalben öffne und alte Kitschkarten hier veröffentliche. Na, dann tue ich dies noch, denn es ist ja heute noch Osterfeiertag und das Wetter bedeckt, so daß man sowieso keine Lust hat, einen Ausflug zu machen, zumal man ja in den der letzten Zeit mit wunderbarem Wetter und damit verbundenen „Raus-ins-Grüne-Ausflügen“ erst einmal gesättigt ist.

Bei den heute von mir eingescannten alten Osterkarten habe ich auch zwei aus den USA dabei. Die gehören eigentlich nicht zu meinem Sammelgebiet, aber ich habe diese beiden (mehr habe ich aus den USA nicht) trotzdem mal mit eingescannt, dies auch deshalb, da sie an einen Dessauer adressiert sind und das die anhaltischen Heimatfreunde interessieren wird. Adressat war Wilhelm Pinkel, wohnhaft in der Dessauer Mariannenstraße 18. Die Karten sind von 1924 und 1928, also schon deshalb nicht mehr ganz zu meinem Sammelgebiet (Kitschpostkarten aus der Zeit um 1900, als ungefähr von 1885 bis 1918) passend.  

Sonntag, 24. April 2011

Sterbender blühender Apfelbaum


2008 schrieb ich über unseren über 80 Jahre alten Apfelbaum, siehe http://barrynoa.blogspot.com/2008/05/geliebter-alter-apfelbaum.html . Der gute alte Gravensteiner liegt im Sterben, anders kann man es nicht nennen. Das Aufbringen von künstlicher Rinde damals hatte sein Absterben allerdings hinaus gezögert, so wie bei alten Menschen Medizin oder chirurgische Eingriffe manchmal das Leben verlängern. Schon damals hatten Misteln seine Schwäche ausgenutzt und Lebenskraft aus ihm gesaugt. Katzen und Spechte haben seine Rinde immer mehr zerstört und neuerdings machen sich Pilze an seinem Stamm zu schaffen. Fast alle Äste sind nun zu trockenem Holz geworden und die da bislang schmarotzenden Misteln sterben in Massen ebenfalls ab. Trotz alledem, an wenigen verbliebenen Ästen entfalten sich seine schönen Blüten, daß es einen freuen muß. Bis zuletzt erfüllt der alte Baum seine Pflicht, seinen Samen zu verbreiten. Wenn man daran denkt, daß in all der langen Zeit nicht ein einziger Apfelbaum aus den Kernen seiner Äpfel geworden ist, dann kann einen der Baum schon dauern, denn letztendlich war all seine eigentliche Mühe umsonst. Daß er unsere Familie viele Jahrzehnte mit seinen köstlichen Früchten versorgte und allein durch seine Anwesenheit im Garten Freude bereitete, war letztendlich dann eine Ersatzaufgabe seines Baumlebens. Und noch im Sterben leistet er Vögeln wertvolle Dienste, die auf seinen trockenen Ästen ihre Lieder schmettern und die in seinem morschen Holz viel mehr Nahrung finden als in jungen gesunden Bäumen.   

Samstag, 23. April 2011

Ostern mit altem Osterschmuck der Dessauer Heinz-Otto-KG


Ostern! Da wird natürlich ein kleiner Blumenstrauß mit Blumen aus dem eigenen Garten gepflückt. Schön, daß alles wieder wunderbar blüht – die Tulpen, die japanische Quitte, das Tränende Herz und all die anderen Blumen. Ja, und an so einen kleinen Strauß gehören zu Ostern natürlich die kleinen  Oster-Windspiele der früheren Heinz-Otto-KG dran. Diese Firma, in Dessau ansässig, produzierte zu DDR-Zeiten viel für ein schönes Heim, so z.B. Zimmerspringbrunnen, die in den 60er und 70er Jahren sehr beliebt waren und unter anderem auch diesen Osterschmuck. Billig waren diese drei Teile in der Tüte nicht, denn 21,50 Mark waren ein stolzer Preis, wenn man an die niedrigen Löhne denkt. Es gab ja nicht mehr sehr viele private Betriebe, und wenn, waren sie mit staatlicher Beteiligung, aber die Inhaber derselben nagten nicht am Hungertuch, sondern waren eine sehr begüterte Schicht. Da es nicht viel an Extravagantem in den Läden zu kaufen gab, war dieser Osterschmuck trotz des hohen Preises kein Ladenhüter. Für Dessauer Heimatfreunde ein Scan dieses Schmuckes und für alle anderen ein Foto meines Osterstraußes. Allen Lesern schöne Ostern!   

Sonntag, 17. April 2011

Privatim: Baumblüte 2011


Wenn ich in meinem Garten die Bäume blühen sehe, dann denke ich an Japan, sind doch die Japaner begeisterte Freunde der Baumblüte. Weltweit bekannt sind ihre poesievollen Kirschblütenfeste, aber auch an Pflaumenblüten erfreuen sich die Japaner sehr. Ein Unglück kommt selten allein, dieses Sprichwort ist wohl wahr, wie im Privaten wie auch im großen Ganzen. Schlimm, daß es dieses kulturvolle Volk so getroffen hat.

Mein kleiner Kirschbaum ist noch sehr klein, aber dennoch blüht er wunderbar und wahrscheinlich trägt er wieder, wie schon voriges Jahr, ein paar leckere Früchte, nur so zum Naschen. Da sind meine Pflaumenbäume schon bedeutend älter, 50 Jahre haben sie mindestens auf dem Buckel, jedenfalls die großen. Die kleinen Pflaumenbäumchen kamen von selber, herunter gefallene Früchte keimten und da möchte man sie nicht wegmachen, das täten einem leid. Verwerten kann man so viel Pflaumen kaum, aber deshalb habe ich die Bäume auch nicht, sondern es ist tatsächlich die Schönheit in der Blüte, die mich erfreut. Man will ja schließlich auch Bäume als Schmuck im Garten haben und keinen Ackergarten. Die Pfirsichblüte ist in diesem Jahr nicht besonders üppig, kein Wunder nach der Riesenernte im vorigen Jahr. Was mich auch jedes Jahr erfreut, dies ist der neue Austrieb im Frühling, wie z.B. an meinen Zuckerhuttannen. Junges Grün allenthalben im Frühling ist von so einer Frische, daß es nicht umsonst „Frisches Grün“, oder da oft erst im Mai, "Maiengrün" heißt. 

Samstag, 16. April 2011

Luthers Texte gegen Hexen, Juden, Bauern


In Ergänzung des gestrigen Beitrages http://barrynoa.blogspot.com/2011/04/bernhard-heeses-anhaltisches-sagen-und.html, betreffs Luthers Schuld an den Hexenverbrennungen in protestantischen Ländern (Calvin, der zweite große Reformator, befürwortete ebenfalls die Hexenverfolgung und beförderte Hexenverbrennungen) ein paar Zitate aus Luthers Texten:

„Es ist ein überaus gerechtes Gesetz, dass die Zauberinnen getötet werden, denn sie richten viel Schaden an, was bisweilen ignoriert wird, sie können nämlich Milch, Butter und alles aus einem Haus stehlen… Sie können ein Kind verzaubern… Auch können sie geheimnisvolle Krankheiten im menschlichen Knie erzeugen, dass der Körper verzehrt wird… Schaden fügen sie nämlich an Körpern und Seelen zu, sie verabreichen Tränke und Beschwörungen, um Hass hervorzurufen, Liebe, Unwetter, alle Verwüstungen im Haus, auf dem Acker, über eine Entfernung von einer Meile und mehr machen sie mit ihren Zauberpfeilen Hinkende, dass niemand heilen kann … Die Zauberinnen sollen getötet werden, weil sie Diebe sind, Ehebrecher, Räuber, Mörder … Sie schaden mannigfaltig. Also sollen sie getötet werden, nicht allein weil sie schaden, sondern auch, weil sie Umgang mit dem Satan haben.“
(Luthers Predigt vom 6. Mai 1526, WA 16, 551f. gegen die Hexen)

Daß Luther nicht nur ein übler Hexenprediger war, sondern auch in seinen Texten übelst gegen die Juden und die vom Adel unterdrückten Bauern hetzte, dies störte auch die DDR-Führung unter Honecker nicht, wie sogar Briefmarken anläßlich der Lutherehrung 1983 belegen. Daß die Nazis Luther hoch ehrten, ist verständlich, konnten sie sich doch seiner antisemitischen und deutschtümelnden Schriften ideologisch bedienen.

Luther gegen die Juden

Darum, wo du einen rechten Juden siehst, magst du mit gutem Gewissen ein Kreuz für dich schlagen und frei und sicher sprechen: Da geht ein leibhaftiger Teufel. (Weimarer Ausgabe LIII, S. 479, zit. nach Landesbischof Martin Sasse, Martin Luther über die Juden: Weg mit ihnen!, a.a.O., S. 5)

Die Juden sind junge Teufel, zur Hölle verdammt. (Erlanger Ausgabe XXXII, S. 276, zit. nach Landesbischof Martin Sasse, Martin Luther über die Juden: Weg mit ihnen!, a.a.O., S. 13)

Wenn ich einen Juden taufe, will ich ihn an die Elbbrücke führen, einen Stein an den Hals hängen und ihn hinab stoßen und sagen: Ich taufe dich im Namen Abrahams. (Tischreden, Nr. 1795)

Luther gegen die vom Adel unterdrückten Bauern

"Der Esel will Schläge haben, und der Pöbel will mit Gewalt regiert sein. Das wußte Gott wohl; drum gab er der Obrigkeit nicht einen Fuchsschwanz, sondern ein Schwert in die Hand."

Steche, schlahe, würge hie, wer da kann! Bleibst du druber tot, wohl dir! Seliglichern Tod kannst du nimmermehr uberkommen, denn du stirbst in Gehorsam göttlichs Worts und Befehls (Röm. am 13.) und im Dienst der Liebe, deinen Nähisten zu retten aus der Hellen und Teufels Banden. So bitte ich nu: Fliehe von den Bauren, wer da kann, als vom Teufel selbs!
(Martin Luther, 1525)

Freitag, 15. April 2011

Bernhard Heeses "Anhaltisches Sagen-und Geschichtenbuch"


Es ist ja ganz schön, wenn Blogleser mir schreiben, mir Fragen stellen und dergleichen mehr, aber die Enttäuschung ist oft groß, wenn ich nicht jedem antworten kann. Verständnis, daß bei der Fülle an Beiträgen und der damit einhergehenden Fülle an Emails, ich zeitmäßig überhaupt nicht in der Lage bin, alles zu beantworten, oder wenn, dann mit großer Zeitverzögerung, ist meistens nicht vorhanden. Jeder Leser nimmt an, daß er der einzigste am Tage sei, der eine Email schreibt und er erwartet eine Antwort oder Kontaktaufnahme. Das schaffe ich leider nicht, liebe Leser! Noch schlimmer ist es, wenn mich Leser brieflich kontaktieren und dann nicht mal eine Telefonnummer angeben und erwarten, daß ich Ihnen brieflich antworte. Also das geht schon mal gar nicht, allein schon der Portokosten wegen, vom Zeitaufwand ganz zu schweigen.

Beim Beitrag über Bernhard Heese, siehe: http://barrynoa.blogspot.com/2011/04/beitrage-zur-anhaltischen-mundart-teil_10.html , hagelte es Emails und auch ein paar Briefe sowie Anrufe gingen ein, die mich aufklären wollten, daß mein Beitrag über Heese unvollständig sei, denn Bernhard Heese wäre ja auch der Verfasser der „Dessauer Chronik“ und des „Anhaltischen Sagen-und Geschichtenbuches“ und dies hätte ich vergessen zu erwähnen. Hm!

Also, werte Leser, beide Sachen, das Sagenbuch wie auch die Hefte der Chronik stehen auch in meinem Bücherschrank und ich wußte, daß Heese der Autor war (bei der Chronik war er es nur teilweise, denn er verwendete auch Würdigs „Chronik der Stadt Dessau“ von 1876), aber ich habe diese Bücher bewußt außen vor gelassen, denn sie sind in bestem Hochdeutsch geschrieben und nicht eine einzige Zeile wird in ihnen gemundartelt. Meine kleine Serie heißt aber nun „Beiträge zur anhaltischen Mundart“ und hochdeutsche Publikationen haben darin keinen Platz, seien sie auch noch so typisch anhaltisch. Nun denn, trotzdem habe ich ein paar Seiten des Sagen- und Geschichtenbuches von Heese für alle Interessierte heute mal eingescannt, allerdings nicht in der Reihe der Beiträge zur anhaltischen Mundart, wo sie wirklich nicht rein gehören.

Max Korn, siehe auch sein Grab in meinem Beitrag http://barrynoa.blogspot.com/2010/03/geschichtslose-und-kulturlose-stadt.html und auch den Beitrag http://barrynoa.blogspot.com/2010/06/max-korn-und-die-jubelfeier-zum.html, hat das Buch illustriert und viele der alten Sagen sind noch heute beim Volk bekannt, wie die Sage vom Krötenring. In diesem Buch sind, wie der Titel schon sagt, neben Sagen auch Geschichten von Anhalt drin, Geschichten die auch heute noch des Lesens wert sind, wie die von einer Hexenverbrennung in Anhalt. 1688 wurde Anna Margarete Kirchberg aus Reinstedt der Hexerei angeklagt, furchtbar gefoltert und zum Tode auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Es ist schon mehr als befremdlich, daß die evangelische Kirche in Anhalt sich dieser ihrer früheren Schandtaten nicht stellt, denn derlei schlimme Taten geschahen auch in damals schon lange protestantisch gewesenen Ländern, wie eben den anhaltischen Landen. War auch die Verfolgung und Verurteilung von angeblichen Hexen Sache des Staates, so war doch der Auslöser der Hexenverfolgung die unchristliche Theologie der Kirche der damaligen Zeit, in Anhalt eben der evangelischen Kirche. Statt z.B. einen Luther zu ehren, der Hexenverfolgungen und Hexenverbrennungen aktiv förderte und forderte, wäre es seitens der Evangelischen Landeskirche Anhalts angebrachter, solche unschuldigen Opfer, wie eben Anna Margarete Kirchberg zu ehren.  

Mittwoch, 13. April 2011

Altes: Hans Bradtke (1920 - 1997) als Cartoonist


Was, Sie kennen Hans Bradtke (1920-1997) nicht? Aber bestimmt kennen Sie mindestens ein Dutzend Schlager von ihm, denn die sind echte Evergreens und fast ein jeder kennt sie. Bradtke war wohl der deutsche Schlagertexter der Nachkriegszeit, dessen Lieder am populärsten geblieben sind. Ich zähle nur mal ein paar dieser Schlager auf: Crazy Boy; Pack die Badehose ein; Für Gaby tu ich alles; Kalkutta liegt am Ganges; Rote Lippen soll man küssen; Gartenzwerg-Marsch; Zuckerpuppe; Pigalle, Pigalle, die große Mausefalle von Paris; Weiße Rosen aus Athen; Hämmerchen-Polka; Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett; Er hat ein knallrotes Gummiboot.

Weniger bekannt ist, daß Hans Bradtke auch ein großartiger Cartoonist war. Ein kleines Cartoonbüchlein von Hans Bradtke, welches Ende der 40er Jahre erschien, halte ich seit vielen Jahrzehnten in Ehren. „Alle Kinder singen mit“, heißt das Bild-und Malbuch und es ist wunderbar konzipiert, verbindet es doch die bekanntesten deutschen Kinderlieder mit tollen Cartoons, die man zum Teil auch ausmalen kann. Sogar Ausmalpostkarten sind darin, die einfach ausgeschnitten und versendet werden können. Man kann sich gut vorstellen, daß Bradtke durch die Arbeit an diesem Büchlein zu seinen späteren eigenen Liedtexten angeregt wurde.

Alle diese Kinderlieder, die Lieder für kleine Kinder sind, die kenne ich auch gut aus meiner Kindheit und sie sind mir immer noch im Ohr, wie: Backe, backe Kuchen; Ein Männlein steht im Walde; Häschen in der Grube; Alle meine Enten; Fuchs du hast die Gans gestohlen; Kommt ein Vogel geflogen; Hopp, hopp, hopp, Pferdchen lauf Galopp und  Laterne, Laterne.

Für die Freunde Hans Bradtkes, die ihn bisher nur als Schlagertexter kannten, ein paar Scans aus diesem Büchlein mit Cartoons von ihm. Mehr über Hans Bradtke bei Wikipedia, siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Bradtke .

Montag, 11. April 2011

Neue Mitbewohner: Jecki und Mecki, zwei Ratten


Ich hätte nie gedacht mal Ratten als Haustiere zu halten, denn besonders sympathisch waren mir diese Tiere nie, besonders ihren langen Schwanz fand ich mehr als unästhetisch. Wie so oft kommen die Haustiere ungewollt zu einem, weil man sie vor schlimmer Haltung bei anderen Menschen retten will, so wie uns das schon früher mit unserem Kater und einer Schildkröte passierte.

Vor drei Wochen besuchten mein Hausmeister/Mieter und ich einen unangenehmen Mitbürger der Schulden bei meinem Hausmeister hatte. Dieser Typ zahlte diese Schulden zwar nicht, da er all sein Geld scheinbar versäuft, denn schon am frühen Vormittag machte er eine Flasche Bier nach der anderen auf, aber in einer Ecke seiner verwahrlosten Wohnung sahen wir einen Käfig mit zwei verängstigten Ratten, die, steckte man einen Finger durch die Gitter sofort bissen. Wir waren entsetzt, der Käfig war überhaupt nicht artgerecht, keine Bretter, keine Unterschlupfmöglichkeiten und was das Schlimmste war, kein Krümchen Futter und die Wasserflasche ratzekahl leer.

Wir stellten den Typen zur Rede, doch den interessierte das nicht, meinte die Ratten könnten von ihm aus „krepieren“, er hätte kein Geld für Futter. Was sollten wir machen, die Tiere bei diesem Tierquäler verdursten und verhungern lassen? Wir boten ihm an, für den Erlaß seiner 20,- Euro Schulden die Ratten mitzunehmen. Da motzte der Kerl noch rum, meinte die wären mehr wert, jedenfalls der Käfig. Er wollte nun noch mehr Kapital aus den Tieren ziehen, die er vorher umkommen lassen wollte. Wir gaben ihm dann letztendlich noch zusätzlich Geld für 5 Flaschen Bier und konnten dann die Ratten mitsamt Käfig mitnehmen.

Es war wie ein Wunder, nach täglich gutem Futter, der Ausgestaltung des Käfigs mit rattengerechten Utensilien und Häuschen, haben sich Jecki und Mecki nun ganz toll eingewöhnt und jeden Tag staune ich mehr über die Anhänglichkeit und Intelligenz der neuen Haustiere und ich muß radikal meine frühere Einstellung gegenüber diesen Nagetieren revidieren. Meine anfängliche Distanz und Abneigung ist großer Sympathie gewichen. Die beiden beißen schon lange nicht mehr, wenn ich sie früh begrüßen komme und sie durch die Käfiggitter streichele. Mit ihren kleinen Pfötchen umfassen sie dann meinen Finger und lecken daran, ja und dann gibt es Leckerli, wie eine Haselnuß und eine kleine Scheibe hartgekochtes Ei, was sie neben Gurke und Salat besonders gern fressen. Auch aus dem Käfig lassen sie sich jetzt rausnehmen, was anfänglich nur mit Geschrei möglich war und mein Mieter nimmt Jecki oder Mecki mit in sein Wohnzimmer und da sitzt dann so eine kleine Ratti auf seiner Schulter oder auf dem Schoß, schläft dort oder schaut einfach nur in die Gegend. Im Zoogeschäft kauften wir für wenig Geld eine sogenannte Wohlfühl-Hängematte, siehe letzte Fotos. Von dieser können sich Jecki und Mecki kaum trennen. Sie genießen den neuen Luxus nach dem vorherigen Rattenelend, daß man nur schmunzeln kann und sich mit ihnen freut. Wie immer ein paar Fotos, heute gemacht.