Samstag, 31. Dezember 2011

Ein gesundes Jahr 2012 !

Donnerstag, 29. Dezember 2011

Gedenken an meinen Vater Leo Nowack











Vier Jahre ist es nun her, als mein Vater starb und dies unter typisch deutschen unwürdigen Zuständen, siehe: http://barrynoa.blogspot.com/2008/12/vaters-tod-vor-einem-jahr-am-29122007.html. Freud und Leid liegen eng zusammen, denn an einem 28.12. wurde er geboren und an einem 29.12. starb er. Zur Erinnerung an meinen immer für mich sorgenden Vater hier einige Links: http://barrynoa.blogspot.com/2008/01/tod-des-vaters.html, http://barrynoa.blogspot.com/2009/12/vaters-todestag-vor-2-jahren-zum.html,  http://barrynoa.blogspot.com/2010/08/vaters-souvenirs-aus-dem-2-weltkrieg.html, http://barrynoa.blogspot.com/2010/10/der-gewebeatlas-von-rudolf-lohse-und.html und sehr private Fotos, die aber meinen Vater so zeigen, wie ich ihn kannte (letztes Foto: Blumen und Geschenke zu seinem 50. Geburtstag).

Dienstag, 27. Dezember 2011

27.12.: Fannys Geburtstag





Der 27.12. war ihr Geburtstag, unserer lieben Dackelhündin Fanny Geburtstag! Lang ist es her und schon lange ist sie tot, aber dennoch ist sie mir noch immer sehr präsent - besonders in meinen Träumen - war sie doch ein vollwertiges Familienmitglied unserer kleinen Familie, siehe auch:

http://barrynoa.blogspot.com/2009/05/geliebte-unvergessliche-fanny.html, http://barrynoa.blogspot.com/2010/12/geliebter-dackel.html, http://barrynoa.blogspot.com/2011/08/altes-wundervolle-dackelhundin-fanny.html und http://barrynoa.blogspot.com/2010/12/dackel-for-ever.html.

Montag, 26. Dezember 2011

Anne Koch-Gosejacobs Weihnachtskrippe


Eine nette Freundschaft verbindet mich mit der Osnabrücker Autorin Anne Koch-Gosejacob, siehe ihre Homepage http://www.koch-gosejacob.de/, die besonders durch ihre Bücher „Der Fluch des Schmieds“ und „Wenn die Dämmerung den Tag umfängt“ bekannt geworden ist. Aber auch ihre beiden Kinderbücher „Vanessa und die Elfenkinder“ und „Lillys Reise ins Regenbogenland“ sind einfach nur zauberhaft. Anne Koch-Gosejacob schrieb ja bekanntlich in meinem Blog schon einen Gastbeitrag und sie berichtete auch über die niedersächsische Landesgartenschau 2010 hier im Blog mit wunderbaren Fotos, Links zu Blogbeiträgen über und von Anne Koch-Gosejacob siehe:

http://barrynoa.blogspot.com/2009/11/bn-und-anne-koch-gosejacob.html http://barrynoa.blogspot.com/2009/12/gastbeitrag-der-osnabrucker-autorin.html http://barrynoa.blogspot.com/2010/08/ein-neues-buch-von-anne-koch-gosejacob.html http://barrynoa.blogspot.com/2010/09/fotos-von-der-niedersachsischen.html.

Uns beide verbindet, neben dem Schreiben und Fotografieren, auch die Liebe zum Garten und zur Gartenkunst. Anne Koch-Gosejacob ist vielseitig begabt, dies zeigte auch ihre selbst getöpferte Weihnachtskrippe. Auch wenn ich bekanntermaßen kein Freund des Weihnachtsfestes bin, so gefiel mir dennoch ihre Weihnachtskrippe, die sie mir mit freundlichen Grüßen per Foto zusandte und die ich den werten Bloglesern nicht vorenthalten möchte.

Sonntag, 25. Dezember 2011

25.12.1953: Spielen mit Nachbarskindern und Hansi


Bescheiden waren sie, die Zeiten Anfang der 50er Jahre, dies sieht man auch an der Kinderkleidung. Auf den alten Fotos vom 25.12.1953 sieht man mich als 2 ½-jährigen kleinen Steppke (der mit dem Schal) im Kreise von Nachbarskindern auf deren Hof. Mit denen spielte ich gern und besonders der große Hansi (auf den Fotos, der ohne Mütze) hatte es mir von klein auf angetan. Wie mir meine Mutter später erzählte, war Hansi ein sangesfreudiger Junge, der gern die neuesten Schlager sang und dies gefiel mir und ich soll manches Lied zuhause nachgesungen haben, jedenfalls den Refrain und ein, zwei Strophen. Am Fenster soll ich immer nach Hansi Ausschau gehalten haben und „Hansi, Hansi“ gerufen haben und war er auf dem Nachbarshof, dann ab zu ihm und mit ihm gespielt. Was wohl aus ihm geworden ist? Rund 55 Jahre habe ich ihn nicht mehr gesehen. Ob er als Senior noch immer sangesfreudig ist und Schlager mit Begeisterung singt? Die Zeiten haben sich geändert, selbst etwas machen, dies kommt aus der Mode, stattdessen läßt sich die Masse heutiger Kinder nur noch berieseln und ist inaktiv und unkreativ. 

Freitag, 23. Dezember 2011

Links zu Wituland, Witu, Deutsch-Witu, Lamu und den Gebrüdern Denhardt

Palast des Sultans des Witulandes in Witu 1890

Googlet man im Internet zu den Begriffen Witu, Wituland, Deutsch-Witu, Lamu oder den deutschen Gebrüdern Denhardt, dann wird man teilweise auf viel Unsinn stoßen, so z.B. bei Wikipedia. Dort bleibt man beharrlich bei eindeutig falschen Darstellungen und Bemühungen dies richtig zu stellen, die fruchten nichts, so zu Geburtsdaten der Gebrüder Denhardt. Noch krasser ist der Sachverhalt mit der angeblich gezahlten Entschädigung Deutschlands an die Denhardts. Da kann man bei Wikipedia lesen, daß die Gebrüder Denhardt 150 000 Goldmark als Entschädigung für ihre Besitzung in Afrika vom Deutschen Reich bekommen hätten. Schwachsinn hoch drei! X-mal wies ich darauf hin, daß zwar diese 150 000 Goldmark damals vom Deutschen Reich den Denhardts angeboten wurden, diese lehnten aber ab, da sie diesen Betrag als zu gering erachteten. Letztendlich gingen sie gänzlich leer aus, durch den verlorenen I. Weltkrieg. Dieser Fakt ist wirklich allen Historikern bekannt, da gibt es nicht das Geringste dran zu deuteln, kann auch mit Dokumenten belegt werden, aber Wikipedia bleibt bei dieser Falschmeldung, siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Clemens_Denhardt, da nutzte auch meine Klarstellung auf der Diskussionsseite wenig, siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Diskussion:Clemens_Denhardt. Für die vielen Interessierten hier mal alle Links zu Beiträgen zu dem obigen Themenkreis die hier im Blog erschienen:

http://barrynoa.blogspot.com/2007/12/altes-die-deutsche-kolonie-wituland.html  


http://barrynoa.blogspot.com/2008/01/wituland.html  


http://barrynoa.blogspot.com/2008/03/bernd-nowack-und-wituland.html  


http://barrynoa.blogspot.com/2008/03/bernd-nowack-und-wituland-teil-2.html  


http://barrynoa.blogspot.com/2008/03/bernd-nowackund-wituland-teil-3.html  


http://barrynoa.blogspot.com/2008/03/bernd-nowack-und-wituland-teil-4.html 

http://barrynoa.blogspot.com/2008/03/bernd-nowack-und-wituland-teil-5.html  


http://barrynoa.blogspot.com/2009/02/ein-interessanter-witu-brief.html  


http://barrynoa.blogspot.com/2009/02/anfrage-eines-mitarbeiters-des.html

http://barrynoa.blogspot.com/2009/04/deutsches-witu-archiv-dessau.html


http://barrynoa.blogspot.com/2010/07/das-jahr-1890-der-englische.html


http://barrynoa.blogspot.com/2010/07/meine-literaturempfehlungen-zu-deutsch.html


http://barrynoa.blogspot.com/2011/12/exklusiv-im-bn-blog-reise-nach-lamu-und.html  

Donnerstag, 22. Dezember 2011

Exklusiv im B.N.-Blog: Reise nach Lamu und Witu im Jahre 2011, von Michael Dennhardt

Ich freue mich sehr, heute für die Blogleser exklusiv einen Reisebericht von Michael Dennhardt, einem entfernten Verwandten von mir, zu veröffentlichen. Wie die Blogleser wissen, habe ich ja schon des öfteren hier über Witu, Lamu und die Gebrüder Denhardt und ihre Kolonie Deutsch-Witu geschrieben. Michael war ein wenig mutiger als ich, und hat den weiten Weg vor ein paar Wochen nach Lamu und Witu nicht gescheut und natürlich bat ich ihn für alle Freunde der Geschichte des Witulands und Lamu einen Reisebericht zu schreiben. Hier ist er:


Lamu und Witu – Unerwartetes in Afrika


von Michael Dennhardt




Warum ich nach Lamu fuhr

Mein Vater erzählte mir von einem Buch „Denhardts Griff nach Afrika“. Darin sei beschrieben, wie zwei Brüder Denhardt auf Sansibar Land für Deutschland erworben hätten, das später mit den Briten gegen Helgoland eingetauscht wurde. Vater wusste nichts Genaues darüber und schon gar nicht, ob unsere Familie mit den beiden Denhardt-Brüdern verwandt ist. Als ich etwas Zeit hatte, nach der Herkunft meiner Dennhardt-Familie zu forschen, fand ich unsere Wurzeln im 17. Jahrhundert in Frauenprießnitz bei Dornburg in Thüringen.

Nun, die beiden Brüder Clemens und Gustav Denhardt (das zweite „n“ kommt und geht in den Kirchenbüchern) wurden in Zeitz geboren. Von dort führt eine Spur über deren Vater nach Minden in Westfalen. Das besagt noch nicht viel, höchstens, dass unsere Familien keinen gemeinsamen Vorfahren nach ca. 1700 haben können.

Andererseits ist die Geschichte der Brüder Clemens und Gustav Denhardt so interessant, dass ich die mittlerweile im Internet zugänglichen Fakten sammelte und sogar vor Kurzem in den Besitz des Buches „Denhardts Griff nach Afrika“ von Hermann Schreiber, Berlin 1938, gelangte.

Wie immer bei mündlichen Überlieferungen war, was mein Vater erzählte, nur ein Teil Wahrheit. Wahr ist, dass die Brüder um 1885 ursprünglich von Sansibar, der Insel vor der ostafrikanischen Küste, aus operierten, um auf dem Festland Land für das Deutsche Kaiserreich zu gewinnen. Im Vordergrund standen natürlich wirtschaftliche Interessen, wobei sicher auch das freundschaftliche Verhältnis, dass die Denhardts zum Sultan Ahmed Fumo Luti von Witu aufgebaut hatten, hilfreich war. Detailliertes zum Protektorat Witu-Land ist im Internet an verschiedenen Stellen nachzulesen (z.B. im Blog von Bernd Nowack, auf den Seiten „Deutsche Schutzgebiete“ und auf englischsprachigen Seiten über die kenianische Geschichte).

Da die Denhardts ihre Expeditionen aufs Festland nach Witu von der nahe gelegenen Insel Lamu starteten, begann ich mich für dieses Eiland zu interessieren.

Vielleicht sind Kenia-Kenner mit der Tatsache vertraut, dass der Lamu-Archipel mit den Inseln Lamu, Manda, Pate und Kiwayu ein Ziel des Individualtourismus in dem ostafrikanischen Land ist. Hier gibt es kleine Pensionen für Rucksacktouristen und sehr teure Hotels für die gut betuchten Reisenden, aber keine Allinclusive-Anlagen wie in Diani oder Malindi an der Festlandküste.

Was hat Lamu und die Inseln zu bieten? Eine intakte Altstadt, ohne Autos, die traditionelle islamische Suaheli-Kultur, Strände, interessante Ruinen verlassener Städte, ruhiges Wasser zwischen den Insel, das zum Segeln mit den traditionellen Booten, den Dhaus, einlädt. Und: Das „German Post Office Museum“, das im ehemaligen Wohnhaus von Gustav Denhardt mit deutscher Hilfe 1996 eingerichtet wurde. Also viele Gründe, eine Reise nach Lamu zu unternehmen. Und vielleicht würde es auch gelingen, Witu einen Besuch abzustatten.

Nach Lamu!

Es ist einfach nach Lamu zu reisen. Von Europa geht der Flug nach Nairobi, von dort mit einer kleinen Propellermaschine auf die Insel Manda. Hier nimmt man das Boot nach Lamu und ist in 10 Minuten in der Stadt. Zum Hotel muss man laufen. Das ist in der Regel nicht weit. Mein Hotel, das JamboHouse von Arnold Starosczyk, entsandte zwei Einheimische, um mich vom Flugplatz abzuholen und zum Hotel zu geleiten. Das gibt gleich von Anfang an ein sicheres und entspanntes Gefühl. Apropos Sicherheit: Ja, vor einigen Wochen ereigneten sich zwei Entführungen auf den Inseln Lamu und Manda (die Medien berichteten). Seitdem führt Kenia mit einigem Erfolg Krieg gegen die al-Shabaab-Milizen in Somalia. Nach kurzer Rücksprache mit Arnold vor meiner Abreise nach Kenia entschloss ich mich, trotz bestehender Reisewarnungen nach Lamu zu fahren, denn

1. lagen die Ereignisse schon Wochen zurück,

2. hat Kenia natürlich Sicherheitsmaßnahmen ergriffen und

3. liegt mein Hotel mitten in der Altstadt, so dass es von Schnellbooten aus Somalia gewissermaßen schlecht zu erreichen ist.

Offenbar denken aber nur wenige so wie ich. Im Flugzeug von Nairobi über Lamu nach Malindi saßen zwar einige Europäer, aber ich war der Einzige, der in Lamu am 2. November ausstieg.



Auch in der Stadt war kein Tourist zu sehen – alle abgereist oder storniert. Ich bekam schnell mit, dass eigentlich ein paar hundert Gäste auf den Inseln sein sollten. Es ist Saison. Eine Katastrophe für die Menschen hier. Leere Gästehäuser, leere Restaurants, keine Stadtführungen, keine Bootstouren. Außer drei bis vier nervenden Typen, bleiben die Menschen hier trotzdem unaufdringlich freundlich und gelassen.

Und nochmal apropos Sicherheit: Kriminalität gibt es hier praktisch nicht. Auch im Dunkeln kann man in der spärlich beleuchteten Stadt ohne Angst durch die Gassen bummeln. Hat man sich verlaufen, was bei dem Gassengewirr zu Anfang recht häufig vorkommt, findet sich immer jemand, der einen sicher dahin bringt, wo man hin will.

Lamu ist faszinierend

Lamu ist eine intakte Suaheli-Stadt mit interessanter Architektur, vielen traditionell rekonstruierten Häusern, die oft Gästehäuser oder kleine Hotels beherbergen. Die Stadt ist voller Leben. Es gibt viele kleine Geschäfte. Bei manchen dieser Geschäfte wird deutlich, dass sie schon bessere Zeiten gesehen haben. Da gab es hier viele Touristen, die den üblichen Krimskrams kauften.



An der Seafront gibt es viele Restaurants, in denen Fisch und anderes Meeresgetier in diversen Gerichten zu günstigen Preisen angeboten werden. Der Clou sind frisch gepresste Säfte - vor allem aus Mangos, Passionsfrüchten, Orangen - die es überall ganz preiswert gibt.

Nach entsprechender gesunder Stärkung macht es trotz der allgegenwärtigen feuchten Wärme Spaß, das alte Fort mit dem Marktplatz oder das Lamu-Museum anzuschauen oder einfach nur das bunte Treiben in den Gassen zu beobachten.


Jeden Tag kann man in der Stadt Neues entdecken. Autos begegnet man nicht, aber dafür Eseln, die Lasten schleppen oder Karren, in denen Waren transportiert werden. An der Seafront ist zu beobachten, wie aus Korallenkalkstein hergestellte Steine für den Hausbau von den aus Manda kommenden Dhaus entladen werden.

Oft tragen Frauen und Kinder schöne, geschmackvoll farbige Kleidung. Manche Frauen sind tief verschleiert, andere tragen nur ein Kopftuch oder sogar das nicht einmal. Einfach schön anzusehen.


Eine fremde Welt für uns Mzungu, wie alle Europäer hier genannt werden. Wären nicht die allgegenwärtigen Mobiltelefone, schiene es, als sei die Zeit vor hundert Jahren stehen geblieben. So traditionell, so einfach und freundlich. Das „Karibu!“ (Willkommen!) der Leute aus Lamu ist ehrlich gemeint.


Ausflüge

Aus den vielen Möglichkeiten, von Lamu aus kleine Touren zu machen, seien nur wenige, selbst unternommene genannt. Einen Besuch ist der Nachbarort Shela mit seinem schönen Strand wert. Ort und Strand sind zu Fuß, mit dem Motorboot oder – wie ich es gemacht habe – mit einer Dhau segelnd – erreichbar. Gegrillten frischen Fisch zum Mittag bereitet die Crew gern vor.

Eine Tour zu den Taqwa-Ruinen auf der Insel Manda lässt sich auf unterschiedliche Weise unternehmen. Ich habe wieder eine Dhau ohne Motor bevorzugt.



Das dauert, wenn wenig Wind ist, sehr lange, ist aber wesentlich entspannter, als wenn die Ruhe durch den Außenbordmotor gestört ist. Bei guter Fitness und Hitzeverträglichkeit bietet es sich an, vom Kisumu-Dorf auf Manda, wo die Korallenkalksteine für den Hausbau verladen werden, zu den Ruinen zu laufen.


Das dauert eine knappe Stunde (eine Strecke) und es ist viel Interessantes in Natur und Landschaft zu entdecken. Nach dem nachmittäglichen Fischessen ist es schön, an der Floating Bar, die auf dem natürlichen Kanal zwischen den Inseln Manda und Lamu schwimmt, Rast zu machen und mit der Dhau-Mannschaft ein Bier zu trinken.


Wer Fische nicht nur auf dem Teller mag, sollte nicht verpassen, einen Ausflug zur kleinen Insel Manda Toto zu machen. Das Boot muss aber einen Motor haben, um die Passage zwischen dem Festland und der Insel Manda zu meistern. Unterwegs gibt es einen Platz, an dem der Fischfreund vom Boot aus mit Maske und Flossen die Fisch- und Korallenwelt erkunden kann. Das Unterwasserleben ist hier aber nicht so reich, wie z.B. im Roten Meer. Während die Besatzung das Mittgessen zubereitet, ist es lohnend, die kleine Insel zu Fuß zu erkunden oder einfach den Strand und das Wasser zu genießen.



Nicht jeder kann sich mit hochorganisierten Tiersafaris in den Nationalparks Kenias anfreunden. Für mich war es interessanter, Wildtiere im freien Gelände zu sichten. Bei einer Fahrt nach Witu sind mit einiger Sicherheit Antilopen, Paviane und Giraffen zu sehen. Ein Abstecher zum bei Mpeketoni gelegenen See Lake Kenyatta bietet auch die Gelegenheit, Gazellen, Wasserböcke, Warzenschweine, Flusspferde und evt. Zebras zu beobachten.



All die genannten Aktivitäten sind weit weg von den üblichen Plätzen des Tourismus – ein besonderer Genuss.

Eine große Hilfe bei Organisation und Vermittlung der Ausflüge war mir Arnold im JamboHouse.

Einige Tips aus eigener Erfahrung

Eventuell sind einige Tage notwendig, um sich an das heiße und feuchte Klima zu gewöhnen. Also immer „pole pole“, was in deutsch am besten mit „sachte, sachte“ zu übersetzen ist.

Extremer Sonnenschutz muss sein, besonders bei Bootsausflügen. Vor Dhau-Ausflügen ist zu prüfen, ob das Boot ein Sonnensegel/-dach besitzt.

„Beachboys“ nerven oft und bieten Touren an oder erklären mit allerlei teils gut gesponnenen Geschichten, warum sie unbedingt Geld brauchen... Nur konsequentes und harsches Abweisen schafft schnell Ruhe.

Ein Dhau-Ausflug ist am Besten über die Kontakte des Hotels zu organisieren. Das JamboHouse arbeitet mit zuverlässigen Leuten zusammen. Anderenfalls ist es möglich, sich sein Boot an der Seafront selbst zu suchen. Aber dann mit dem Käpt‘n selbst verhandeln, keine Vermittler dazwischen lassen. Übliche Preise sind im Hotel zu erfragen.

Nicht auf Einladungen einlassen, es sei denn, die Leute sind schon freundlich bekannt. Die Erwartungen, wieviel Geld der Reisende für ein einfaches Abendessen spendiert, sind zum Teil exorbitant.

Es ist sinnvoll, für jede Leistung vorher einen Preis auszumachen. Falsch ist es, sich auf so etwas wie „Gib mir soviel wie du denkst, dass es mich glücklich macht“ einzulassen.



In Lamu und Witu auf den Spuren der Geschichte

Ich bin nicht der Einzige, der hier Forschungen angestellt hat.Ursprünglich wollte ich nur in Lamu nach Informationen schauen, die mit der kurzen Geschichte der Denhardts und des Protektorates Witu-Land in Zusammenhang stehen. Einen Ausflug nach Witu hatte ich ohne größere Erwartungen, etwas vor Ort zu finden, geplant. Immerhin ist es mehr als 130 Jahre her, dass der Protektoratsvertrag mit dem Sultanat Witu beendet wurde.

Weder die Stadtführer noch das sehenswerte Lamu-Museum geben Auskunft über die Ereignisse zwischen 1885 und 1890. Das German Post Office Museum in der Hauptstraße nahe des Forts zeigt hingegen eine Vielzahl von Exponaten, die mit dem ersten deutschen Postamt in Ostafrika und der Geschichte des Protektorats Witu-Land in Zusammenhang stehen. Neben rein postalischen Dingen, die für Philatelisten interessant sind, ist auch eine Kopie des Vertrages zwischen Großbritannien und Deutschland, der zur Aufhebung des deutschen Protektorats führte, ausgestellt. Umgangssprachlich wird dieser Vertrag – zu Missverständnissen führend - „Helgoland-Sansibar-Vertrag“ genannt. Einige Landkarten und Kopien von Briefen, u.a. von Clemens Denhardt, die über den problematischen Postverkehr berichten, sind ebenfalls zu sehen. Offenbar stammen die gezeigten Dokumente aus deutschen Archiven, in denen für den wissenschaftlich arbeitenden Historiker sicher viel zu finden ist.

Am interessantesten mag die kunstvoll geschnitzte Eingangstür des Hauses sein. Ich – auf die Authentizität der Vor-Ort-Informationen bauend - versuche einige Halbwahrheiten, die im Internet zu finden sind, richtig zu stellen:

Nach den hier im Museum erhältlichen Informationen wurde das Postamt 1888 in einem Gebäude eingerichtet, dass Frau Mwana Madina im späten 19. Jahrhundert bauen ließ. Erst nach Schließung des Postamtes im März 1891 wurde das Haus durch Gustav Denhardt umgebaut. Zu dieser Zeit wurde auch die Tür durch Ahmed Bwana Kijumwa (siehe folgender Abschnitt) angefertigt. In der Schriftkartusche zeigt die Schnitzerei in der Mitte den Namen „Denhardt“ in arabischen Schriftzeichen. Die arabische Schrift wird meist ohne Vokale geschrieben, so dass der Leser die Aussprache kennen muss: Von rechts nach links ist zu lesen: D N H R T (Das T befindet sich über den anderen Buchstaben).

Darunter und spiegelsymmetrisch zur Achse der Tür angeordnet, steht der Vorname Gustav. Auf der rechten Seite wieder von rechts nach links zu lesen: K S T F (das F steht wieder über den anderen Buchstaben).



Das passt gut zu dem Hinweis des Assistant Director Regional Museums, Herrn Athman Hussein (siehe folgender Abschnitt), dass alte Leute eventuell den Ort zeigen können, wo Gustav Denhardt auf Lamu eine Plantage besessen hat. Man solle nach „Kistaf“ fragen. Das auszuprobieren, gelang mir nicht mehr.

Meine Nachforschungen in der Bibliothek des Forts in Lamu brachte lediglich ein interessantes Buch zu Tage: Lamu in the 19th century: Land, Tradé and Politics, Marguerite Ylvisaker, African Studies Center Boston University, 1979. Mrs. Ylvisaker hat eine Fülle von Quellen ausgewertet und benannt, so dass sie in der Lage war, die Ereignisse zwischen 1885 und nach 1890 mit vielen Details sowohl aus deutscher als auch aus englischer Sicht darzustellen. Ich glaube, das Buch ist ein Muss für jeden an der Geschichte von Witu-Land Interessierten.


Erste Reise nach Witu

Auch, wenn der Ort Witu nur etwa 70 km entfernt liegt, erfordert ein Besuch doch einigen Aufwand. Arnold vom JamboHouse organisiert für mich ein Auto mit Fahrer und einen Begleiter, der mir in Allem behilflich sein soll. Douglas holt mich am Freitag, den 4. November vom JamboHouse ab. Wir fahren mit einem Schnellboot über den Mandakanal zum Festland nach Mokowe. Das dauert nur eine Viertelstunde. Dort wartet unser Fahrer mit einem ziemlich neuen Toyota-Pkw auf uns. Die Straße nach Witu ist nur eine löchrige Schotterpiste. Hier fahren auch die Busse von und nach Mombasa und der ganze LKW-Verkehr mit Waren nach Lamu. Die Fahrt geht mit 30 km/h bis maximal 60 km/h durch Buschland, teils offene Savannenlandschaft mit Doum-Palmen und Akazien als typische Vegetation, auch durch Farmland und relativ junge Nutzwälder mit Kasuarinen und Eukalyptusbäumen.



Paviane sitzen auf der Straße und verschwinden erst im Wald, wenn das Auto schon ganz nah ist. Wir beobachten Topis, eine Art der Leierantilope, die neben der Straße grasen. Ein Mungo rast vor uns über die Piste. Die Straße verläuft etwa an der nördlichen Grenze des ehemaligen Gebietes der deutschen Witu-Gesellschaft. Witu selbst liegt ebenso etwas nördlich dieser Grenze. Einige Kilometer vor Witu beginnt ein Waldgebiet, das auf Karten Utwani-Forst genannt wird. Dichter Urwald. Bei einer Rast hören wir tausendfaches Vogelgezwitscher, beobachten verschiedene Vogelarten und wieder Paviane. Durchgerüttelt erreichen wir nach ca. 2 Stunden Witu. Witu stellt sich uns als Straßendorf mit einigen Läden, ein paar offiziellen kleinen Gebäuden und einem Busstop mit vielen bunt gekleideten Menschen der verschiedenen hier ansässigen Völker dar.




Douglas hat die gute Idee, im kleinen Postamt zu fragen, an wen wir uns wenden können. Ein älterer Herr kommt, weiß aber nichts über deutsche Hinterlassenschaften in Witu. Er empfiehlt uns, zum D.O. (sprich: dieoh), dem Districtofficer zu gehen. Ich denke schon, dass mir das ein wenig zu offiziell für meinen privaten Besuch ist, aber warum nicht. Der D.O., Herr Abdulrahaman Achmed, „Chief of Witu“ empfängt uns freundlich. Ich erzähle kurz das, was ich über die Geschichte Witus weiß und schildere mein Anliegen. Ja, er kennt die Geschichte auch und wird uns helfen. Ich sei nicht der Erste, der danach fragt. Wir stellen fest, dass wir beide 55 Jahre alt sind. Der D.O. meint, na, wenn das kein gutes Zeichen ist... Der Mann ist ein sympathischer, lustiger Typ und in den folgenden Stunden werden wir noch viel Spaß miteinander haben. Aber erst müssen wir uns noch gedulden, bis der Chief eine chinesische Delegation empfangen hat. Es geht um ein Lager für 40 chinesische Arbeiter, die wohl etwas mit Energieversorgungsanlagen zu tun haben. Leider nicht mit der Straße …

Dann hat der Chief Zeit für uns und erzählt von einem sehr alten Mann, der alles über die Geschichte von Witu weiß, wo der Palast des Sultans war, wo die Deutschen lebten und vieles mehr. Der D.O. gibt uns einen Mann zur Seite, der uns zu dem Alten bringen soll. Das Erste, wohin er uns führt, ist das Grab von Sultan Ahmed.


Ein in der Mitte sehr demoliertes typisch islamisches Grabmal. An den Stirnseiten je eine Tafel mit Inschriften. Auf der einen Tafel kann ich entziffern: Sultan Ahmed. Ist es wirklich der Sultan Ahmed, mit dem die Brüder Denhardt Freundschaft schlossen? Im JamboHouse sehe ich mir später das Foto der Tafel noch einmal an: Ja, da steht „Sultan Ahmed ibn Sultan Fumo Luti“. Aber offenbar sind noch andere dort beerdigt, die Inschriften kann ich bisher jedoch nur schwer oder nicht lesen. Ein Einheimischer, arabischkundiger Mann liest auf der Tafel aber „Sultan Hamid“, was bei der nicht vokalisierten Schreibweise natürlich möglich ist (HMD = aHMeD oder HaMiD).

Zahlenangaben sind in Jahren nach der Hidschra zu erwarten, aber auf den Tafeln kann ich nur auf der zweiten klar eine 1278 entdecken. Das wäre um 1861. Auf der ersten Tafel ist mit Mühe eine 1309 lesbar: 1891. Bisher kann ich die Zahlen nicht erklären. Da bei den bisher im Internet aufgefundenen Namen der Sultane einige Konfusion herrscht, da einige Autoren offenbar mit arabischen oder Suaheli-Namen Probleme haben, kann das genauso gut auch bei den Jahreszahlen und Regierungszeiten der Fall sein.

Der alte Mann ist in Mombasa zu medizinischen Untersuchungen, erfahren wir in seinem Haus. Vielleicht kommt er nächste Woche wieder. Na ja, ich habe ja noch Zeit. Wir treffen Chief Abdulrahaman wieder. Tauschen Telefonnummern. Douglas verspricht, den Chief in der nächsten Woche anzurufen und zu fragen, ob der Alte wieder da ist. Der Chief erzählt von einem See gleich hinter Witu, voll mit Flusspferden und Krokodilen. Selbst Douglas wusste nichts darüber. Wollen wir natürlich sehen. Der Chief erklärt, dass ja heute der muslimische Feiertag sei und er nun endlich Feierabend machen müsse. Kommt doch nächste Woche wieder. Ok, versprochen.

Er zeigt uns noch sein Haus, erzählt von seinen drei Frauen, eine fürs Büro, eine für die Küche und eine, na ja, ihr wisst schon. In Afrika gehen die Männer sehr locker mit diesem Thema um.

Auf der Rückfahrt haben wir wieder eine Reifenpanne. Das dauert diesmal, da wir das Ersatzrad schon bei der Herfahrt verbraucht haben. Aber Glück gehabt. Hier ist ein Obststand mit Schatten und Massen von Bananen und Papayas. Wir vertilgen in den nächsten zwei Stunden einiges davon und freunden uns mit der Bäuerin und den Kindern an.


Douglas ist ein toller Gesprächspartner. Es wird nicht langweilig. Wir reden über das Leben hier und in Europa, Autopreise, Frauen und Religion. Ich muss immer ein bisschen lügen... Dann kommt endlich das reparierte Rad.

Auf der Fahrt entdeckt Douglas in einiger Entfernung zur Straße Giraffen. Wir halten. Er sagt: „Komm! Wir gehen näher ran!“ Ich barfuß in Sandalen? Kein Problem. Also pirschen wir durch die Savanne näher. Erst fliehen die beiden Giraffen ein Stück. Dann bleiben sie stehen und beobachten uns so wie wir sie. Wunderschöne Tiere!


In der Abenddämmerung erreichen wir Mokowe und setzen mit einem Motorboot wieder nach Lamu über. Wie schön die Stadt in der Dämmerung aussieht...


Wieder in Lamu

Wo findet man noch Historisches? Beim Silberschmied natürlich. Ich frage nach alten Münzen. Der eine hat eine alte Kupfermünze der British East African Company aus Mombasa von 1888. Die Zeit passt doch, und die Münze ist billig. Kein Schatz, aber ein schönes Souvenir. Der andere Silberschmied sucht und sucht. Ein silberner Schilling von 1930, ein Heller aus Kupfer von Deutsch-Ostafrika und eine ähnliche Münze wie die aus Mombasa, aber komplett arabisch beschriftet. Ich frage, ob jemand das lesen kann. Der Sohn des Ladenbesitzers kann: „Sultan Sayed Bargasch ...“ Mein unbedachter, erfreuter Ruf, dass das der Sultan aus Sansibar ist, der in den 1880-ern hier geherrscht hat, macht das Stück gleich viel teurer. Nach langem Handeln und Beinahegehen ist es dann doch erschwinglich. Silberschmied und ich sind wohl beide der Meinung, ein Geschäft gemacht zu haben.

Aus meinem Reiseführer kenne ich Namen von Personen aus Lamu, die sich mit Geschichte und Kultur auskannten und den Autoren mit Informationen halfen. Ich frage Arnold, ob er herausfinden lassen kann, ob die Damen und Herren noch in Lamu sind. Er betraut Abbas, einen zuverlässigen Stadtführer damit, nachzufragen. Von den drei erwähnten Personen sind zwei versetzt worden und einer gerade im Ausland, wird aber zurück erwartet. Bald bekomme ich die Nachricht, dass Herr Athman Hussein wieder da und bereit ist, mit mir zu sprechen. Abbas begleitet mich zum Treffen in einem Restaurant an der Seafront. Ich frage ihn, was denn Herr Athman von Beruf ist. Abbas sagt, der Herr sei Assistant Director vom kenianischen Nationalmuseum und zuständig für die ganze Küstenregion des Landes. Na gut, dass ich ein langärmeliges Hemd angezogen habe und kein T-Shirt … Dachte mir schon so was.

Herr Athman ist etwas wortkarg, vielleicht auch mürrisch. Als er erkennt, dass ich weder Anhänger reaktionärer deutscher Kolonialpolitik noch Vertreter irgendwelcher besonderer wirtschaftlicher Interessen bin, wird aus unserem Treffen ein interessantes und auch hochpolitisches Gespräch. Über Letzteres berichte ich lieber nichts. Über die Denhardts in Lamu weiß Herr Athman leider nicht viel. Sie hätten wohl sehr zurückgezogen gelebt und vieles über ihren Vertrauten Ahmed Abubakr Kijumwa (oder Kidjumwa oder Kijuma) geregelt. Dieser Kijumwa ist derselbe, der auch die Tür von Gustav Denhardt geschnitzt hat. Er wurde 1860 geboren und ist wohl kurz vor dem 1. Weltkrieg verstorben. Er galt als großer Meister in seiner Zeit.

Hinsichtlich Geschichte und Kultur von Lamu gab Herr Athman noch den Hinweis, dass ein Professor Ernst Damen aus Bayreuth in den 40-er Jahren des vorigen Jahrhunderts in der Stadt geforscht hat.

Weiterhin gab es eine Frau Alice Warner, die im 19.Jahrhundert hier war und womöglich auch mit den Denhardts Kontakt hatte. Ich solle versuche, Veröffentlichungen von beiden zu beschaffen.

Nach Herrn Athmans Darstellung hat Gustav Denhardt auf Lamu eine Plantage besessen (Kistaf, siehe vorn).


Zweite Reise nach Witu

Endlich! Douglas ruft am Dienstag, den 8. November an. Der sehr alte Mann wird in Witu am Mittwoch zurück erwartet. Wir planen unsere Fahrt für Donnerstag. Alles wie beim letzten Mal. Diesmal haben wir ganz neue Reifen am Auto. Sollte also in einem Zug durchgehen nach Witu. In den vergangenen Tagen hat es auf dem Festland oft geregnet. So erwarten uns einige tiefe Wasserdurchfahrten, die unser Toyota aber ohne Probleme meistert. In Witu werden wir vom D.O. schon erwartet. Und wir treffen den sehr alten Mann. Sein Name ist Behali Hassan Mahmud, er ist 81 Jahre alt und – wie es scheint – fit wie die Jungen. Leider ist die Assistentin des D.O. mit dem Büroschlüssel noch nicht aufgetaucht, so dass wir vor dem einsetzenden Regen unter einem Vordach Schutz suchen. Es schüttet wie aus Eimern. Herrn Behali, hier genannt „Hawari“, stört das nicht, er beginnt zu erzählen. Douglas kann gar nicht so schnell vom Kisuaheli ins Englische übersetzen. Herr Behali weiß einiges über die Zeit, in der die Deutschen in Witu waren. Er sagt, er wisse das von seinem Urgroßvater. Einiges kommt mir bekannt vor, anderes weicht zum Teil erheblich von den europäischen Quellen ab. Herr Behali erinnert sich an den Namen eines Deutschen: kissel. Er sei der Führer der Deutschen gewesen und wurde 1308 nachdem er beim Versuch, aus Witu zu fliehen, zwei Wächter getötet hat, selbst getötet. Zwei andere Deutsche, die damit nichts zu tun hatten, wurden von Einheimischen ebenfalls getötet. Als Folge dieser Ereignisse haben die Engländer Krieg gegen Witu geführt und die Stadt zerstört.

Aus europäischen Quellen ist zu entnehmen, dass Andreas Küntzel („kissel“) und 7 andere Deutsche am 15.09.1890 (1308) in Witu getötet wurden. Zwei weitere Deutsche fanden an anderen Orten den Tod. Es existieren unterschiedliche Versionen über den Hergang.

Herr Behali erzählt von zwei Plätzen in der Umgebung von Witu: In Gime, ca. 15 km entfernt, hätten die Briten gegen die Deutschen gekämpft und dort lägen auch noch alte Kanonen. In Mkuni sei ein Schlachtfeld der Araber. Näheres ist nicht zu erfahren.

Herr Behali erklärt, er besitze ein Buch, in dem alles über die Geschichte von Witu von den Anfängen bis zur Zerstörung durch die Briten aufgeschrieben sei. Er wird uns das Buch am Freitag in Lamu zeigen. Ich freue mich und hoffe mehr zu erfahren als die Bruchstücke aus seiner Erinnerung. Wir erfahren noch, dass das Grab, das wir in der vergangenen Woche besuchten, das von Sultan Ahmed Fumo Luti ist. Es befand sich im Bereich des Diwani (engl. State house, dt. vielleicht Palast – wir kennen die Bilder der kleinen Hütte). Wo die Deutschen ihre Häuser hatten, weiß der alte Herr nicht. Ich nehme an – unter Berücksichtigung von Informationen aus dem Buch von Frau Ylvisaker – dass es im Witu-Gebiet nur einzelne Anwesen deutscher Plantagenbesitzer gab, aber in Witu, außerhalb des Besitzes der Witu-Gesellschaft, keine Kolonialgebäude.

Da Herrn Behalis detailliertere Informationen erst mit den Geschehnissen nach Beendigung des deutschen Protektorats über Witu beginnen, kennt er die Denhardt-Brüder nicht, zumal Gustav als Berater am Hofe des Sultans Fumo Bakari schon im September 1889 durch einen Herrn Toeppen ersetzt wurde [YLVISAKER].

Wie sich später zeigen wird, hat der alte Herr Behali seine Informationen nahezu ausschließlich aus dem Buch, von dem er erzählte. Dazu später.

In einer Regenpause wechseln wir in das Büro des D.O. und erfuhren noch einiges über Herrn Behali selbst. Er war Jahrzehnte als LKW-Fahrer und Mechaniker beschäftigt. Sein Großvater und Generationen davor waren „Geschäftsleute“. Mittlerweile ist oder war der alte Herr mit 24 Ehefrauen verheiratet. Er isst nur einmal am Tag, raucht nicht, trinkt nicht …

Wir verabreden uns für Freitag Nachmittag in Lamu und verabschieden uns von Hawari. In einem kleinen lokalen Restaurant plaudern wir mit dem Chief Abdulrahaman. Er erzählt, dass der Bürgermeister von Zeitz ihn mal vor einigen Jahren besucht hat. Ich vermute, dass sein Wissen über die Denhardt-Geschichte daher stammt.

Wir fahren gemeinsam zum See hinter Witu. Der D.O. erzählt, dass er mal vorhatte, das Ufer des Sees touristisch zu erschließen und mit Hütten der ansässigen Völker (Oromo, Sanye, Bani, Pokomo, …) zu gestalten. Scheiterte am fehlenden Willen der Politiker. Um den See herum befinden sich kleine Plantagen mit Mango- und Limonenbäumen, Kashewbäumen, Kokospalmen u.a. Im See entdecken wir wirklich zwei Flusspferde, es sollen aber an die Tausend sein …


Nach freundlicher Verabschiedung vom Chief machen wir uns auf den Rückweg.

Wir beschließen, den See Lake Kenyatta, der auf alten Karten Lake Mkunguya genannt wird, einen Besuch abzustatten, um noch mehr Tiere zu sehen.

Nachdem uns Douglas bei den Rangern angemeldet hat, fahren wir zum See. Das ist hier kein Nationalpark, aber offenbar wird das Zusammenleben von Wildtierbestand mit den halbnomadischen Hirten überwacht.


Wir sehen wieder Topis. Dann unternehmen wir eine längere Wanderung über die üppig grünen, teilweise sehr nassen Grasflächen. In der Ferne sehen wir eine Herde Wasserböcke. Davor tummeln sich Gazellen, Warzenschweine und Paviane. Nur von Zebras, die hier auch zu finden sein sollen, keine Spur. Trotzdem eine schöne kleine Safari.

Bei der Rückfahrt bricht ein Bolzen der Radaufhängung. Bestimmt die Radmuttern nicht richtig festgezogen... Gelegenheit, das Städtchen Mpekatoni anzuschauen. Viele kleine Läden, ein offener Markt, hunderte Motorräder. Nach einer guten Stunde ist alles geschweißt und geschraubt und wir gelangen ohne weitere Zwischenfälle nach Mokowe, von wo wir im Mondschein wieder nach Lamu übersetzen.


Herr Behali in Lamu

Es ist Freitag, der 11.11.11. Ich gehe mit Douglas zum Mangrove Center, dem Restaurant, wo wir uns mit Herrn Behali treffen wollten. Er ist nicht da, geht nicht ans Telefon. Wir erfahren, dass Herr Behali in der Moschee ist. Einer der ältesten Männer von Lamu ist verstorben und unser alter Herr nimmt an den Begräbniszeremonien teil. Nach einer Stunde erreichen wir ihn und treffen uns an der Seafront. Der alte Herr ist sichtlich müde und möchte uns lieber am Sonnabend früh sehen. Natürlich stimmen wir seinem Vorschlag zu.

Sonnabend früh um 7 Uhr kommt er zum vereinbarten Platz und hat ein nicht sehr dickes Buch etwa im A4-Format dabei. Die Spannung steigt. Herr Behali – gut gelaunt und wieder sehr gesprächig – schlägt die ersten beiden Seiten auf und beginnt zu lesen. Douglas übersetzt so gut er kann. Das ist nicht sehr perfekt und auch unvollständig, aber anders geht es im Moment nicht. Das Buch ist mit arabischer Handschrift in Kisuaheli geschrieben. Ich frage nach dem Autor und wann es aufgezeichnet wurde. Dieser Teil sei am 3. Februar 1925 aufgeschrieben worden auf Basis von Berichten eines Sualeh bin Salim bin Abdullah vom 6. März 1318. Die Zahlen finden sich im Manuskript. Nähere Auskünfte zum Autor konnte Herr Behali nicht geben. Umgerechnet entspricht die Datumsangabe dem 4. Juli 1900. Es können also Erinnerungen eines Augenzeugen sein. Herr Behali hat das Manuskript zu einer seiner Hochzeiten von seinem Ururgroßvater erhalten. Auch, wenn manche Menschen hier ein hohes Alter erreichen, bleiben da wohl Zweifel.

Was steht aber im Buch geschrieben?

In Witu herrschte Sultan Ahmed Fumo Luti aus dem Geschlecht der Nabahani. Er und seine Gefolgsleute kamen von der Insel Pate. Sayed Bargasch (Sultan von Sansibar, Anm. des Autors) wollte Witu erobern. Sultan Ahmed bat die Deutschen um Hilfe und sie wurde ihm gewährt. Sultan Ahmed starb 1306 (ca. 1888/1889, Anm. des Autors), während die Deutschen noch da waren. Sein Nachfolger wurde Sultan Fumo Bakari, der Bruder von Ahmed. Unter seiner Herrschaft gab es Probleme mit den Deutschen. Kissel (Herr Küntzel, Anm. des Autors) wollte Witu verlassen. Die Wache verwehrte ihm das. Daraufhin tötete Kissel die Wächter. Aufgrund des Vorfalls brachten andere Einheimische zwei andere Deutsche um. Daraufhin brachte Sayed Bargasch die Briten nach Witu. Die britische Armee landete 1308 bei Kipini. Sie gingen landeinwärts und schlugen ihr Nachtlager bei Jakamba, etwa 5 km von Witu entfernt, auf. Die Briten töteten Fumo Bakari. Am 11. und 12. März 1308 führten sie Krieg gegen Witu. Alle Einwohner von Witu verließen vor dem Angriff die Stadt und lagerten bei Yongene. Die Briten brandten die ganze Stadt Witu ab. Danach kam Witu unter die Herrschaft der Briten und Sayed Bargaschs.

Hr. Behali benutzt „March“, um mir den dritten Monat des arabischen Kalenders zu nennen, der eigentlich rabi al-awwal heißt. Umgerechnet ergibt sich der 25. und 26. Oktober 1890, was exakt mit den europäischen Angaben zur Zerstörung Witus (26. Oktober) übereinstimmt.

Beim Vergleich dieser Schilderung mit den Worten Herrn Behalis bei unserem ersten Treffen, fällt die große Übereinstimmung auf. Ich bin sicher, dass sein Wissen fast ausschließlich aus diesem Buch stammt.

Nur die Nennung von Schlachtfeldern in Gime und Mukuni ist eventuell eine mündliche Überlieferung.

Herr Behali erzählt, dass in seinem Buch die ganze Geschichte von Witu beginnend vor vielen Jahrhunderten aufgezeichnet ist. Er ist davon überzeugt, dass der Platz schon so lange eine Stadt war. Ich habe weitere Seiten aus dem Buch gesehen. Sie stammen offenbar von anderen Schreibern und sind zum Teil mehrspaltig ausgeführt. Das Buch ist eher eine Art Geschäftsbuch mit Linien und europäischen Seitenzahlen. Bestimmt nicht viel älter als 1900. Vielleicht kann Douglas in der Zukunft noch mehr herausfinden, denn Herr Behali selbst schlägt vor, sich mit ihm zu treffen und das Buch weiter zu übersetzen. Das klingt gut und Douglas ist begeistert. Ich frage den alten Herrn, ob das Buch denn schon mal irgendwie veröffentlicht wurde. Nein, sagt er, das Buch ist seins und das gab und gibt er nicht aus der Hand. Ich frage vorsichtig, ob man nicht Kopien von den Seiten machen könnte. Er überlegt. Ja, aber da müsse er erst seine Frau fragen...

Aber meinem Ansinnen, die beiden Seiten, aus denen er uns vorgelesen hat, fotografieren zu dürfen, stimmt er gleich zu.



Nun überlege ich, wie das weiter gehen könnte. Vielleicht ist das Buch ja eine Abschrift den Historikern längst bekannter Dokumente. Möglicherweise ist es aber doch eine neue Quelle. Denn Chief Abdulrahaman von Witu sagte uns auch, Herr Behali scheint ganz angetan von mir und Douglas zu sein, er hätte das Buch sonst noch nie jemandem gezeigt.

Zur Geschichte von Deutsch-Witu-Land ist sicher wenig Neues zu erfahren, doch was verbirgt sich in den anderen Seiten des Manuskripts? Aber ich möchte dem alten Herrn keine Schar von Historikern auf den Hals hetzen, die ihm noch zu seinen Lebzeiten erklärt, dass in seinem Buch – seinem Familienschatz – vieles falsch überliefert ist. Er wird das Buch an einen seiner Söhne weitergeben. Das klang aber sehr unbestimmt, eher wie: Das interessiert die ja ohnehin nicht. Einer der Söhne arbeitet in Kanada, ein anderer hat ein Geschäft in Malindi. Keine gute Grundlage für die Weitergabe von Tradition. Das heißt, irgendwann wird das Manuskript verschwunden sein. Da habe ich mir was aufgehalst …

Herr Behali bittet mich um meinen Namen, Adresse, E-Mail usw. Er möchte in Verbindung bleiben – über den Chief in Witu. Ich gebe ihm alles gern. Nun müsse er aber gehen und ein Nickerchen machen, verabschiedet sich der alte Herr von uns. Mit Douglas vereinbare ich, in Kontakt zu bleiben. Er wird mich auf dem Laufenden halten.

Fazit

Das kurze deutsche Kolonialintermezzo hat hier in Lamu und in Witu fast keine Spuren hinterlassen. Das meiste sind erst in jüngster Zeit aus der Vergessenheit geholte Erinnerungsstücke, wie die Exponate im Postmuseum in Lamu. Die schöne Tür mit dem Namenszug von Gustav Denhardt ist jedoch etwas Authentisches.

In Witu befindet sich das Grab Sultan Ahmeds, das ein weiteres echtes Zeugnis der damaligen Geschehnisse ist.

In der Bevölkerung hier hat kaum etwas in der kollektiven oder familiengebundenen Erinnerung die Wechsel der Zeiten überdauert. Vielleicht ist Herr Behali einer der letzten, der wenigstens vermittelt durch sein altes Manuskript noch eine Ahnung von diesem kleinen historischen Zwischenspiel hat.

In wenigen Jahren wird davon nichts mehr geblieben sein. Vielleicht auch gut für die Brüder Denhardt, dass ihre wirtschaftlichen Intentionen im Spiel der großen Politik keine Chance bekamen. So liefen sie nicht Gefahr, in die übliche Kolonialpolitik mit Unterdrückung, Krieg und Völkermord hineingezogen zu werden. Daran würden sich die Völker noch erinnern! Welch ein Glück, dass es hier nicht soweit kam.

Für mich verbleiben einige Aufgaben: Die Entzifferung der Inschriften am Grab von Ahmed, die genaue Übersetzung der beiden Seiten aus dem Manuskript von Herrn Behali und das Finden einer Lösung, wie dieses historische Dokument seine Geheimnisse offenbaren kann und wie es für die Nachwelt erhalten werden kann.

Mittwoch, 21. Dezember 2011

Der Ungeist deutscher Märchen


Daß Zigarettenbilderalben früher durchaus zur Bildung beitrugen, dies habe ich in anderen Beiträgen beschrieben, siehe: http://barrynoa.blogspot.com/2009/04/bn-und-bildung-durch-zigarettenbilder.html, http://barrynoa.blogspot.com/2011/02/altes-die-zigarettenbilderalben-aus.html und http://barrynoa.blogspot.com/2011/02/altes-das-zigarettenbilderalbum.html. Das mir als Kind unsympathischste Zigarettenbilderalbum, welches in unserem Besitz war, dies war das Album „Deutsche Märchen“, 1939 erschienen, mit Bildern von Paul Hey. Diese waren zwar meisterlich gemalt, aber sie atmeten fast alle – mit wenigen Ausnahmen – deutschen Ungeist. Das Grauen herrschte in ihnen vor, Horror pur, bestimmt für die Erziehung von kleinen Kindern, die später mal, nun abgehärtet, die Grauen von Krieg und preußischem Drill, als Gott gegeben hinnehmen sollten. 90 Prozent der deutschen Märchen, atmen diesen Ungeist, das germanische Raunen kommt bei ihnen immer wieder zum Vorschein. Dieses Einschüchtern von kleinen Kindern, durch das Erzählen grausamer Geschichten, wurde durch die Bilder von Paul Hey noch verstärkt, siehe folgende Bilder:






Dieser Ungeist wirkt noch immer im deutschen Volk, auch wenn der Nationalsozialismus politisch überwunden wurde (mit Gewalt von Außen, also nicht vom deutschen Volk selbst), so bedient man sich noch heute dieser deutschtümelnden Märchen zur Kindererziehung. Es ist bezeichnend für reaktionäre Denkmuster, daß mit allen Mitteln man Kinder und Jugendliche von Sexualität und jeglicher auch nur den Anschein habender Pornografie fernhält, stattdessen aber keine Bedenken hat sie mit Horrormärchen voll zu stopfen, Horrormärchen die im Unterbewußtsein von Kindern weit schlimmere Folgen haben, als etwa ein Freikörperkultur-Film.

Einen positiven Beitrag zur geistigen Entrümpelung leistete in den 70er Jahren die antiautoritäre Erziehung, die solcherart geistigen Müll aus der Kindererziehung verbannte und stattdessen Kinderbücher gebar, die Kinder nicht mit Furcht aufwachsen ließ, sondern frei. Diese positive Entwicklung ist weitgehend durch die Reaktion zurück gedrängt worden und die Mainstream-Medien toppen z.B. durch Bücher und Filme wie „Harry Potter“ noch die alten grauenvollen Märchen.

Als Kind mochte ich nur 2-3 Märchen in dem Album, so das Märchen vom schneeweißen Hühnchen, von Ernst Moritz Arndt, das Märchen vom Kalif Storch, von Wilhelm Hauff und das Märchen vom kleinen Mädchen mit den Schwefelhölzchen, von Hans Christian Andersen, siehe Scans:




Hans Christian Andersen wurde von den Nazis einfach als deutscher Autor vereinnahmt, obwohl er Däne war. Dieses Märchen ist eigentlich keines, sondern eine Anklage gegen die ungerechte kapitalistische Gesellschaft. Bekanntermaßen erfriert das obdachlose Mädchen in der Kälte, sich immer nur mal an ein paar Schwefelhölzchen – ihrem einzigen Besitz – wärmend, während die bürgerliche Gesellschaft in ihren warmen Häusern sitzt, dies bei Braten und frommen Tischgebet, denn man ist ja durch und durch „christlich“. Daß sich an den gesellschaftlichen Verhältnissen kaum etwas geändert hat, dies zeigt die massenhafte Armut z.B. in Deutschland, wo jedes Jahr auch Obdachlose erfrieren und dies in einem Land des Reichtums und der Völlerei. Daß so eine Gesellschaft nicht den Hauch von christlich ist, dies ist eindeutig. Nur ganz wenige wirklich christliche soziale Einrichtungen gibt es in unserem Land, dazu zählen die Bahnhofsmissionen. Die Mehrzahl der sich dem Sozialwesen verschriebenen „christlichen“ Einrichtungen sind rein kommerzielle Unternehmen, die Profit machen und Heerscharen von Arbeitnehmern aus der bürgerlichen Mittelschicht ein gutes Einkommen bescheren wollen, die das „C“ nur noch als Etikettenschwindel in ihrem Namen haben, so wie gewisse Parteien sich christlich, sozial oder demokratisch nennen.