Montag, 20. Oktober 2008

Die Welt wird tauglich sein in ihr zu leben, wenn ....



Eines meiner Lieblingsbücher ist das schmale Bändchen von Jorge Amado mit dem Titel "Der gestreifte Kater und die Schwalbe Sinhá", eine poetische und traurige Liebesgeschichte zwischen einem Kater und einer Schwalbe, darinnen der Ausspruch von Estévao da Escuna: "Die Welt wird tauglich sein in ihr zu leben, wenn das Jawort geben aus Malta sich ein Katerlein und eine lächelnd-heitre Schwalbe!" Dieser Ausspruch berührte mich immer sehr, da er auch meine Weltsicht ist, denn die gnadenlose Natur des Fressens und Gefressenwerdens kann nicht tauglich sein, ist aber leider in der Natur so wie sie jetzt ist kaum änderbar, auch wenn es immer wieder Ansätze zur Veränderung dieser Natur gibt, wie etwa die moralischen oder religiösen Aufforderungen von Rufern in der Wüste, daß wenigstens der Mensch als vernunftbegabtes Wesen dieser Gnadenlosigkeit etwas tauglicheres entgegenstellen möge wie z.B. Goethes Forderung an die Menschen: "Hilfreich sei der Mensch und gut!", oder die Aufforderungen an die Menschen in einigen Religionen barmherzig zu sein, oder die Bemühungen der Utopisten, Anarchisten, Sozialisten und Kommunisten eine gerechtere Welt als die bestehende zu schaffen, zumindestens im Menschenbereich.

Jorge Amado (1912-2001), der berühmte brasilianische Schriftsteller, gehörte zu den Menschen die in ihren Werken diese Gerechtigkeit befördern wollten. Dieses Bemühen mißlang bisher, besonders das Bemühen eine bessere Gesellschaftsordnung als die des Kapitalismus zu schaffen, trotzdem waren die Werke Amados nicht vergebens, denn sie regten doch diesen und jenen zum Nachdenken an und ohne diese Rufer in der Wüste wäre das Leben auf dem Planeten Erde noch trostloser. Zu Amado kam ich als lesehungriges Kind durch die Lektüre seines Buches "Herren des Strandes", welches mir sehr gut gefiel, handelte es doch von den Randgruppen der Gesellschaft, denen gerade in der Zeit als ich dieses Buch zum ersten Mal las (Ende der 60er Jahre) die eigentliche fortschrittliche Kraft zugesprochen wurde, so in den gesellschaftswissenschaftlichen Thesen von Herbert Marcuse, den ich sehr schätzte.

Als ich meine Kiez-Flugblätter 1999/2000 veröffentlichte, war es mir ein inneres Anliegen diesen Ausspruch da Escunas grafisch umzusetzen und ich wählte eben das Motiv aus Amados Buch von dem gestreiften Kater und der Schwalbe in inniger Liebespose beim Kuß.

Donnerstag, 16. Oktober 2008

Der B.N.-Blog und Werner Richey



Im März diesen Jahres schrieb ich in einem Posting meines Blogs über „Zigaretten in der DDR“ (http://barrynoa.blogspot.com/2008/03/altes-zigaretten-in-der-ddr.html).
Kurze Zeit später rief mich der Autor Werner Richey an mit der Bitte doch für sein neues Buch „Aufgewachsen in Halle“ ein Foto meiner DDR-Zigarettenschachtel-Sammlung welches ich in meinem Blog hatte verwenden zu dürfen. Natürlich sagte ich zu! Seit ein paar Tagen ist nun Richeys Buch auf dem Markt. Erschienen im Wartberg-Verlag unter dem Titel „Aufgewachsen in Halle in den 40er und 50er Jahren“ ist Richey ein großartiges Zeitdokument gelungen weit über die lokalen Grenzen von Halle an der Saale hinaus. Schon die Bildauswahl ist vorzüglich und trifft den Zeitgeist der damaligen Zeit wie der berühmte Nagel den man auf den Kopf trifft. Von alten Progress-Film-Programmheften bis zu der Zeitschrift „Fröhlich sein und Singen“ und dem Moped KR 50 von Simson Suhl begegnen einem die Dinge dieser Zeit die auch noch in den nachfolgenden Jahrzehnten jedem DDR-Bürger auf Schritt und Tritt begegneten und die durch die Wende fast restlos verschwunden sind. Richeys Buch bewahrt diese Erinnerungen in netter Form für die Nachwelt und ich kann dieses Buch nur jedem als Lektüre empfehlen der sich für die Alltagshistorie unseres Landes interessiert.

Donnerstag, 2. Oktober 2008

Das "alte" Magazin






Jeder DDR-Bürger kennt „Das Magazin“, das wohl freieste Monatsjournal der DDR, besonders populär wegen seines Aktfotos. Weniger bekannt dürfte den meisten ehemaligen DDR-Bürgern sein, daß es in Deutschland von 1924 bis 1941 und dann kurzzeitig in Westdeutschland von 1949 bis 1950 schon mal ein Monatsjournal mit dem Namen „Das Magazin“ gab. Dieses „alte“ Magazin stand wohl Pate als man in der DDR sich 1954 entschloß ebenfalls ein „Das Magazin“ herauszugeben. Und wer nun dachte mit dem allmonatlichen Aktfoto hätte man 1954 Neuland betreten, der irrt, denn das „alte“ Magazin brachte gerade in den 20er Jahren weitaus freizügigere Aktfotos als das Magazin der DDR in den 50er Jahren. Nackte Freizügigkeit ist sowieso keine Erscheinung der neueren Zeit, ganz im Gegenteil, die um 1900 erscheinenden Journale, wie z.B. „Die Schönheit“ waren keineswegs prüde und viele veröffentlichte Aktfotos um 1900 würden heute der Zensur und der Hysterie um jugendliche Freikörperkultur und Aktfotografie zum Opfer fallen. Das „alte“ Magazin wurde von Franz Wolfgang Koebner herausgegeben, die verantwortliche Schriftleitung hatte Hubert Miketta.


Die Monatszeitschrift war in Form und Inhalt Vorbild für etliche Konkurrenz-Magazine, wie „Uhu, „Revue des Monats“, das „Wiener Magazin“, „Das Leben“, „Neues Leben“ und „Scherls Magazin“, von denen ich, wie auch das „alte“ Magazin, etliche Hefte in meinem Besitz hatte und die ich alle gern gelesen habe, besonders von der „Revue des Monats“ hatte ich viele Hefte. Heute möchte ich aus meinen Restbeständen der Heftesammlung den werten Lesern meines Blogs ein paar Scans eines Heftes zeigen, damit Leser die das „alte“ Magazin nicht kennen, sich ein Bild machen können von der damaligen Aufmachung. Was mich als Grafiker und Maler natürlich auch noch heute anspricht, das sind neben den diversen künstlerischen Fotografien in den Heften auch die vielen Illustrationen. Ein Cartoonist der mir besonders gefällt und der leider weitgehend vergessen wurde, ist Pol Rab. Seine Cartoons mit den beiden Hunden Ric und Rac sind große Klasse!