Samstag, 31. Juli 2010

Meine Literaturempfehlungen zu Deutsch-Witu (Wituland, Witu, Suhaheli-Sultanat)



Immer wieder werde ich per Email angeschrieben welche Literatur ich über die Geschichte der ehemaligen deutschen Kolonie Wituland empfehlen kann. Derzeit ist überhaupt nichts auf dem Büchermarkt, also der Interessierte ist voll und ganz auf Antiquarisches angewiesen, sogar meine Publikation aus dem Jahre 1999 ist nur noch antiquarisch erhältlich. Auch Anfragen an mich wegen Restbeständen sind zwecklos, da ich selbst mittlerweile nur noch ein einziges Exemplar besitze, alles andere ist restlos weg. Antiquarisch empfehle ich dann natürlich Hermann Schreibers „Denhardts Griff nach Afrika“ und für die Briefmarkensammler der Briefmarken Witulands ist R. Lerches „Das deutsche Schutzgebiet Suaheli-Land, Die Postwertzeichen des Suaheli-Sultanats“ ein unbedingtes „Muß“. Empfehlen kann ich auch Johannes Sigleurs „Kampf um Wituland“ und Josef Hübners „Die Saat des Andreas Küntzel“. Herbert Schreys „Die ersten deutschen Posteinrichtungen an der Ostküste Afrikas“ enthalten einen ausführlichen Anhang über Wituland, insofern ist dieses Buch ebenfalls zu empfehlen. Alle diese Bücher habe ich für die Leser des Blogs noch einmal eingescannt. Für Witufreunde auch noch ein Scan aus dem Wochenspiegel, Ausgabe Zeitz, den ich mal für diese Zeitung schrieb. Münzsammler fragten mich nach näheren Angaben zur Witu-Münze der Nördlichen Marianen an deren Entstehung ich beteiligt war. Anbei ein Scan des Schriftstückes zur Münze, auf diesem sind alle wichtigen Angaben vermerkt. Aus einem Auktionskatalog habe ich auch zwei Briefe eingescannt. Diese Briefe sind echt gelaufen und die Marken darauf keine der vielen Nachdrucke und dies macht sich natürlich auch im Preis bemerkbar.

Ein paar Emails bekam ich zu meinem gestrigen Blogbeitrag über den Sultanspalast Witus auf den englischen Zeichnungen. Man war da echt über die Ärmlichkeit erstaunt, denn schließlich stammte der Sultan aus der alten und einflußreichen Dynastie der Nabahani. Ich habe deshalb noch einmal eine deutsche Zeichnung aus den Jahren 1887/88 eingescannt, wo der Sultanspalast ebenfalls drauf ist. Das eigentliche Wohnhaus ist tatsächlich ein sehr kleines Häuschen, aber daneben befinden sich noch weitere Gebäude die zum Palastgelände gehören, so der Rundbau wo der Sultan seine Gäste empfing. Allerdings ist der Name „Palast“ für derart einfache Gebäude natürlich unpassend, hängt aber mit dem hohen Titel „Sultan“ zusammen. Sehr schön auf der Zeichnung ist auch die Fahne des Witulands zu sehen mit dem Stern, der auch auf den Dienstmarken Witulands drauf ist. Die deutsche Reichsfahne wehte nur auf dem erworbenen eigentlichen Deutsch-Witu, im übrigen Gebiet pochte der Sultan sehr auf seine Souveränität, welches sich ja auch bei den Briefmarken zeigte, die ausschließlich mit Suaheli-Schrift versehen sind.

Freitag, 30. Juli 2010

Das Jahr 1890 - der englische Kolonialkrieg gegen das Wituland



Bekanntermaßen tauschte das Deutsche Reich 1890 mit den Engländern Deutsch-Witu gegen die Insel Helgoland. Dabei ging es nicht nur um das tatsächlich sich in deutschem Besitz befindliche Deutsch-Witu, sondern es wurden gleich die außerhalb dieser Kolonie liegenden Gebiete des Sultans von Witu mit vertauscht. Diese Gebiete, die eigentlich völkerrechtlich dem eigenständigen Sultanat Wituland gehörten, waren zwar durch einen Schutzvertrag mit dem Deutschen Reich verbunden, aber dieser Schutzvertrag sah einen direkten Besitz des Deutschen Reiches nicht vor und damit war der Tausch selbstverständlich nicht rechtens. Allein die Hauptstadt des Sultanats des Witulands, mit Namen Witu, lag außerhalb des Gebietes Deutsch-Witus. Daß die Bevölkerung des Witulandes sich hintergangen fühlte, war verständlich und die Tumulte gegen deutsche Siedler eine direkte Folge. Etliche der deutschen Siedler wurden bei diesen Angriffen getötet, dies nahm die neue englische Kolonialmacht zum Anlaß eine militärische Strafaktion zu unternehmen. Eigentliches Ziel war es die Herrschaft Englands über das gesamte Sultanat Witu zu zementieren und nicht nur über das Gebiet Deutsch-Witus. Heute habe ich mal zwei Seiten aus englischen Quellen eingescannt, die deutlich zeigen wie brutal man gegen Wituland vorging. Interessant auch, daß der als Palast des Sultans bezeichnete Bau, mehr einer Hütte glich als einem Palast, ein Zeichen, daß es mit dem Reichtum des Landes nicht weit her sein konnte. Mehr zu Deutsch-Witu finden sich hier im Blog etliche Kolumnen und meine Beiträge bei http://www.deutsche-schutzgebiete.de/deutsche-kolonien.htm unter Deutsch-Witu.

Donnerstag, 29. Juli 2010

Altes: Buster Keaton und Alka-Seltzer-Speedy



Merkwürdigerweise sind heutzutage aus der Stummfilmzeit fast nur noch Charlie Chaplin und Laurel und Hardy (Dick und Doof) bekannt. Zur damaligen Zeit zählte aber Buster Keaton (1895-1966) ebenfalls zu den großen Stars. Obwohl Keaton nie lachte, ja nie auch nur sein Gesicht verzog, so zählte er dennoch zu den damals größten Komikern. Keaton stand in der Tradition der melancholischen Pierrots des 19. Jahrhunderts, die damals in Zirkussen und auf Bühnen wortlos auftraten. Mir gefiel Keaton immer besser als die meist klapsig agierenden anderen Stummfilmkomiker. Bei youtube gibt es einen Zusammenschnitt von ein paar kurzen Werbefilmen worin Buster Keaton im Alter agiert, zwar kein Stummfilm, aber dennoch wunderbar anzusehen, besonders da es Werbespots für Alka-Seltzer sind. Als Alka-Seltzer-Fan (natürlich nur wenn einen wirklich Kopfschmerzen und Übelkeit sehr zusetzen) ist mir natürlich das Maskottchen von Alka-Seltzer, Speedy, bekannt. Dieser lustige Bursche bewarb lange Zeit Alka-Seltzer mit großem Erfolg. Daß, Buster Keaton auch etwas marionettenhaftes an sich hat, dies bemerkte schon das Publikum der Stummfilmzeit. Passend ein Foto von Keaton aus den 20er Jahren mit einer Puppe die ihn darstellen soll. Diese Puppe stammte seinerzeit aus Deutschland, wo Keaton sehr beliebt war.

Viel Spaß beim Anschauen der alten Werbespots mit Buster Keaton und Speedy!
http://www.youtube.com/watch?v=qTT1TSdWjkQ

Dienstag, 27. Juli 2010

Mainstreammedien kontra freie Publizistin

Yahoo-Nachrichten, vom 26.7.2010, 12.20 Uhr: „Die ehemalige „Tagesschau“-Sprecherin Eva Herman sucht bekanntermaßen gerne die populistische Auseinandersetzung mit öffentlichen Streitthemen. Ihre eigenartige Sicht der Dinge hat die Moderatorin etwa in Bezug auf ihr Familienbild in mehreren Büchern offenbart. Nun meldet sich Herman erneut zu Wort - diesmal zum Loveparade-Unglück. In einem Internet-Beitrag vergleicht sie die Veranstaltung mit biblischen Szenen aus Sodom und Gomorrha. Gefragt hat sie keiner. Trotzdem nimmt Eva Herman die Loveparade-Katastrophe in Duisburg zum Anlass, ihre Meinung zu dem Unglück zu äußern…“

Ach, da sollen sich wohl in Zukunft nur noch Mainstreamer zu aktuellen Themen äußern dürfen? All die staatstragenden Massenmedien, angefangen vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen, bis hin zu Politikmagazinen der privaten Medienmogule á la focus oder schwerreiche Internetfirmen, wie eben yahoo? Wer hat denn yahoo oder die vielen anderen Medien um deren Meinung zum Unglück in Duisburg gebeten, auch die hat keiner gefragt!

Apropos Mainstreammedien! Wer da meint, wenn die in den Händen von Multimillionären sind und die Journalisten vergleichsweise dort viel Geld mit ihrer Schreiberei verdienen, dann wären derartige Beiträge sauber recherchiert, dann täuscht man sich. Neben der eindeutigen Meinungsmache in eine ganz bestimmte Mainstreamrichtung der bürgerlichen Gesellschaft lassen die allgemeinen Kenntnisse der Macher oft zu wünschen übrig. Auch focus-online stimmt in die allgemeine Hetze gegen die Autorin Eva Herman ein. Da ist es denn auch egal, daß man nicht mal ihren Namen richtig schreibt, ihr einfach noch ein „n“ an Herman dranhängt und gar auf der selben Seite bei einem Video über Margot Honecker von dem "kubanischen" Kommunistenführer Luis Corvalan schwafelt, obwohl Corvalan 30 Jahre lang der Führer der chilenischen Kommunisten war. Ein wenig Erdkunde- und Geschichtsunterrricht könnte den Profis beim focus nicht schaden.

Focus-online: Montag 26.07.2010, 07:56: Die umstrittene Ex-Moderatorin Eva Hermann will sich offenbar auf dem Rücken der Loveparade-Opfer profilieren. In einem Internetbeitrag zieht sie über Politik, Medien und die Technofans her, die „wussten, was sie erwartet“.
Die ehemalige Tagesschau-Sprecherin vergleicht die Zustände auf der Loveparade in einem Beitrag, der Seite ihres Buchverlages Kopp, mit den Zuständen in Sodom und Gomorrha. Die 51-Jährige fühlt sich angesichts der „dünn bekleideten Körper in rhythmischem Zucken“ an biblische Beschreibungen von den letzen Tagen erinnert. „Viele Partygäste wirken auch in diesem Jahr bereits lange vor dem Unglück wie ferngesteuert. Betrunken oder vollgekifft.“


http://www.focus.de/panorama/videos/margot-honecker-witwe-des-ddr-staatsratsvorsitzenden-zeigt-sich-in-chile_vid_18959.html  

Erinnerungsstücke


Wie wunderbar ist es doch in alten Truhen kramen zu können. Heute kramte ich mal wieder und da fiel mir eine alte Blechbüchse in die Hände, die wohl aus den 50er Jahren stammen müßte. Wer den „WK-Goldblatt-Tabak“ früher mal geraucht hat, dies weiß ich nicht, entweder einer von meinen beiden Opas oder mein Vater, der ja auch mal kurzzeitig rauchte, aber eigentlich meistens Zigaretten. Ja und da war da noch eine Zigarettenpapierdose, interessant, da von der britischen Empire Ausstellung 1924. Woher die nun in unseren Besitz kam, dies kann ich mir absolut nicht erklären. Anders sieht es da schon mit den silbernen Bernsteinmanschetten aus, die gehörten meinem Vater, dies weiß ich ganz genau, denn er trug sie früher sehr oft. Das war die Zeit wo er noch berufstätig war, später als Rentner sah ich sie nie mehr bei ihm und ich hatte sie schon vermißt. Ja und dann war da noch lockiges blondes Haar mit einem kleinen Zettel darin: Berndis Locken! Schon merkwürdig, wenn man sein eigenes Kinderhaar findet! Ja und, daß ich als kleiner Junge solch blondes Haar hatte, dies wußte ich ja durch alte Fotos. Interessant, daß man sich nicht nur körperlich im Laufe der Jahre sehr verändert, sondern, daß sich die Haarfarbe so verändert, denn in späteren Jahren wurde aus diesem Blond bei mir eine dunkle Haarfarbe, dies allerdings schon im Schulkindalter.

Sonntag, 25. Juli 2010

Im Net gefunden: Stützen des Ausbeutersystems - die großen "Volks"-Kirchen?

Auszug von www.hartz4-plattform.de, der


Hartz4-Plattform
keine Armut ! – kein Hunger ! – kein Verlust von Menschenwürde !
Bürgerinitiative für die Einführung des Bedingungslosen Grundeinkommens
sowie die Information und Unterstützung von Hartz IV-Betroffenen

Profitieren die kirchlichen Wohlfahrtsverbände Caritas und Diakonie von Hartz IV?

Brigitte Vallenthin sprach mit dem Vorsitzenden der Erwerbslosen-Initiative ARCA
Soziales Netzwerk e.V. aus Eschwege

Im Zusammenhang mit der Verhandlung der Verfassungswidrigkeit von Hartz IV am 20. Oktober 2009 vor dem Bundesverfassungsgericht hat die Hartz4-Plattform Kenntnis von einseitigen , regierungskonformen
Stellungnahmen gegenüber den Verfassungsrichtern erhalten. Zu einem in diesem Zusammenhang möglichen Interessenkonflikt der Wohlfahrtsverbände Caritas und Diakonie sprach Hartz4-Plattform-Sprecherin Brigitte Vallenthin mit dem Vorsitzenden der seit 11 Jahren bestehenden Erwerbslosen-Initiative „ARCA Soziales Netzwerk e .V.“ aus Eschwege , Thomas Kallay.

Brigitte Vallenthin: Uns haben die, die Regierungs-Linie einseitig unterstützenden
Stellungnahmen von Caritas und Diakonie zur Hartz IV-Verfassungsklage
außerordentlich erschrocken gemacht. Wie beurteilen Sie diese Position der Kirchen
gegenüber dem Bundesverfassungsgericht?

Thomas Kallay: Zunächst einmal ist es so, dass auch Caritas und Diakonie analog zur
Regierung steif und fest weiterhin behaupten, es ginge am 20. Oktober 2009 vor dem
Bundesverfassungsgericht "nur" um die Hartz-IV-Regelsätze für Kinder, obwohl es im
Verfahren 1 BvL 1/09, vorgelegt vom Landessozialgericht Hessen Az.: L 6 AS 336/07, eben
nicht nur um die Regelsätze für Kinder (§ 28 SGB II), sondern im Rahmen des § 20 SGB II
eben auch um den Hartz-IV-Eckregelsatz an sich, und damit auch um die Erwachsenen-
Regelsätze geht.
Dann darf man ja nicht vergessen, dass die Kirchen mit Diakonie und Caritas Altenheime und
andere Pflegeeinrichtungen betreiben, und dort bevorzugt examinierte Pflegekräfte einsetzen
sollen, die aufgrund von Arbeitslosigkeit Hartz-IV beziehen und als so genannte 1-Euro-
Jobber arbeiten müssen. Wie man weiß, zahlt der Staat denjenigen Arbeitgebern, die 1-Euro-
Jobber einsetzen, mehrere hundert Euro pro 1-Euro-Jobber, damit diese Arbeitgeber keine
Kosten durch die somit kostenlose Ausbeutung der Arbeitskraft ihrer 1-Euro-Jobber haben.
Speziell bei Diakonie und Caritas sollen zudem häufig examinierte Pflegekräfte als 1-Euro-
Jobber tätig sein, die 1-2 Jahre zuvor dort noch ganz regulär bezahlt worden sein sollen.
Gleiches soll für weitere Mitarbeiter solcher kirchlichen Einrichtungen gelten, z.B.
Reinigungskräfte, Hilfskräfte, Verwaltungsleute usw..

BV: Die Diakonie hat uns gegenüber um Verständnis für die Inanspruchnahme der
Hartz-IV-Mittel gebeten und dies mit zurückgehenden Kirchensteuereinnahmen
entschuldigt. Können Sie diese Haltung nachvollziehen?

TK: Nein. 1-Euro-Jobs sind Sklavenarbeit. Solche Zwangsarbeit ist nach dem Grundgesetz der
Bundesrepublik Deutschland hierzulande verboten, und das Grundgesetz - mal ganz
abgesehen von Moral und Anstand - gilt auch für die Kirchen. Wenn die Kirchen zudem
weniger Steuereinnahmen haben, sollten sie mal - gerade auch in Bezug auf Hartz-IV und 1-
Euro-Jobber - gründlich darüber nachdenken, warum die Menschen in diesem Land
scharenweise aus den Kirchen austreten. Denn: welche Kirche ist sozial und christlich
gesehen noch glaubhaft im Volk, wenn sie bundesweit (!) tausende Erwerbslose - darunter
viele gut ausgebildete Fachkräfte - für sich als 1-Euro-Lohnsklaven arbeiten lässt, anstatt
diese Leute anständig zu bezahlen – wie vor Hartz IV?

BV: Was würden Sie sagen, wenn Menschen, die die deutsche Geschichte vor 1949
und ihre unmittelbaren Folgen noch miterlebt haben, vor der Hartz IV-Entwicklung
warnen?

TK: Dass diese Leute recht haben, dass sie zu Recht warnen vor Ereignissen wie vor 1949,
über die heute in Deutschland niemand mehr reden will, weil die Parallelen zwischen den
damaligen unbeschreiblichen Ereignissen und dem heutigem Hartz-IV nebst Folgen zu deutlich
sind...

BV: Sehen Sie außer den unmittelbaren finanziellen Zuwendungen noch weitere Hartz-
IV-Vorteile für Caritas und Diakonie?

TK: Meiner Meinung nach sanieren die sich auf dem Rücken der 1-Euro-Jobber und dank der
Hilfe des Staates, der ihnen pro 1-Euro-Jobber viel Geld zahlt, womit die Arbeitskraft dieser
Leute ordentlich ausgebeutet wird. Sie ersetzen damit praktisch die ihnen entgangenen
Steuereinnahmen aufgrund Kirchenaustritten, anstatt drüber nachzudenken, was sie ändern
müssten, damit die Menschen Kirchenmitglieder bleiben. Der Fairness halber sei aber gesagt,
dass sich Kommunen und auch völlig reguläre Arbeitgeber auf gleiche Weise gesundstoßen,
denn Hartz-IV und die Regierung geben ihnen ja jede Möglichkeit dazu.

BV: Können Sie Beispiele für missbräuchliche Ausnutzung von qualifizierten 1€-
Jobbern nennen?

TK: Ja. Wir und zahllose andere Erwerbslosen-Inis in Deutschland hatten und haben
regelmäßig Fälle von Betroffenen auf dem Tisch, die genau das berichten - und die Kirchen
mit ihren "kirchlichen" Unternehmen sind bei weitem noch nicht einmal die einzigen, die auf
diese Art kostenlose Arbeitskraft ausbeuten, dafür kassieren und auch noch meinen, diese
Lohnsklaverei als gemeinnützig hinstellen zu dürfen.

BV: Könnte man in dem gesetzlichen System der 1€-Jobs nicht einen zusätzlichen
Konflikt mit dem Grundgesetz sehen?

TK: Sicherlich, denn das Grundgesetz verbietet Zwangsarbeit und durch diese hervorgerufene
Einschränkungen der persönlichen Freiheit in Deutschland - zumal, wenn, wie ja nun parallel
zu den Verfahren vor dem Bundesverfassungsgericht immer mehr ans Tageslicht tritt - Hartz-
IV, am Grundgesetz vorbei geschaffen, allein dem Zwecke dient, um - im Interesse und für
den Reichtum von Wenigen – aus Deutschland ein Niedrigstlohnland zu machen. Und wenn die
Betroffenen sich weigern, niedrigstentlohnt zu arbeiten, streicht man ihnen einfach die
Sozialleistungen. Das ist bei Hartz-IV ja schon vielen so widerfahren. Dass sich an solchen
Vergehen gegen das Grundgesetz unseres Landes und gegen die Menschenrechte sogar die
Kirchen beteiligen und obendrein noch davon profitieren, zeigt einmal mehr, was alles schon
in diesem Land in den Dutt gegangen ist...


„Die Stützen der Gesellschaft“, frei nach Georg Grosz von Claudia Ahlering, siehe auch: http://www.claudiaahlering.de/  


Magnus Gottfried Lichtwer (1719 - 1783): Das Pferd und der Esel

Ein sattes Pferd ging von der Krippe
Und fiel vor Wollust auf die Streu,
Ein dürrer Esel stund dabei,
Kein Esel, sondern ein Gerippe.
Den redete der Hengst mit diesen Worten an:
„Wie geht es, guter Greis! du scheinst mir ziemlich hager,
Bist du nicht recht gesund? macht dich der Gram so mager?'
„Ach!" sprach das Müllertier, „das hat es nicht getan,
Der Hunger und das viele Tragen,
Des Treibers Fluchen, Stoßen, Schlagen,
Mit einem Wort, mein Freund, die Not ist schuld daran.
O käme nur der Tod, das Ende meiner Plagen!"
„Ob es dir schon so elend geht",
Erwiderte der Gaul, „so sollst du doch nicht klagen;
Ein Weiser trägt die Not, die nicht zu ändern steht,
Du leidest nicht allein, und kurz, was willst du machen?
Das Schicksal tut, was ihm gefällt,
Dem wird das Leben süß, und dem wird es vergällt,
Das Weinen nützt oft mehr als Lachen."
Da sprach das graue Tier: „Dein Bauch ist voll und satt,
Und deine Weisheit stammt aus dem gefüllten Magen."
——— Der hat gut predigen und von Verleugnung sagen,
Der selber keine Sorgen hat.

Arthur Fitger (1840 - 1909): 2. Korinther 8, Vers 91

Die Amtswohnung des neuen Herrn Pastor
Möbliert ein reicher alter Jungfernchor;
Eins, zwei, drei Möbelwagen fahren vor.
Fauteuil und Sofa, Esstisch und Buffet,
Bratofen, Fliegen-, Eisschrank, Ehebett,
Silber- und Porzellanservice komplett.
Kompott, Konserven haufenweis beschafft,
Der Mettwurst Anmut und des Schinkens Kraft,
In Fass und Flaschen edler Rebensaft —
Besonders fehl ein Christusangesicht,
In goldnem Rahmen überm Schreibtisch nicht,
Des dornumrankte Inschrift also spricht:
"Bedenk, dass unser Heiland Jesus Christ
Um deinetwillen arm geworden ist,
Und dass du reich durch seine Armut bist."


Gabriele Galantara (Rata Langa) (1865 bis1937): Praktisches Christentum
"In Christi Namen — Barmherzigkeit! Wir haben Hunger!" — "Einen Moment ... Jesus hat Gesagt: 'Gebt den Armen von eurem Überfluss!' Wenn Sie nur zehn Minuten warten wollen, dann werden Sie sehen, dass von diesem Überfluss nur die Knochen übrigbleiben — und die sind für den Hund."

Bildquelle: Piltz, Georg: Geschichte der europäischen Karikatur. -- Berlin : Deutscher Verlag d. Wiss., 1976. -- 328 S. : 310 Ill. ; 28 cm. -- S. 188

Von pikanten Brotaufstrichen, von sparsamen Brüdern und frommen Pfarrern - oder doch von Mogelpackungen, Ausbeutern und Bauernfängern?




Also wenn ich früher, zu DDR-Zeiten, in ein Milchgeschäft ging, denn dort gab es damals Fleischsalate, dann nahm die Verkäuferin ein großes Stück Pergamentpapier, legte es auf die Waage und dann wurde darauf der Fleischsalat gepackt, oder man brachte ein Gefäß mit was vorher gewogen wurde und da kam dann der Fleischsalat hinein und das nicht zu knapp. Finkennäpfchen, wie sie heutzutage in den Regalen der Supermärkte mit Salaten stehen, die hätte man empört zurück gewiesen. Was sollte man mit derlei Zwergenportionen wohl anfangen sollen – eine Bemme beschmieren und das war´s dann? Also mit Miniportionen gab sich der DDR-Bürger früher nicht ab. Wenn nun schon die jetzige kapitalistische Wirtschaft diese Miniportionen anbietet, dann bitte schön aber in Verpackungen die nicht mehr Inhalt optisch vorgaukeln als drin ist!

Wie der Kunde heutzutage andauernd über den Tisch gezogen wird, dies mal an einem Beispiel: Da stehen in Paletten Becher mit Brotaufstrich der Marke „Prima Kost“ von der Supermarktkette Penny. Man sieht nur den oberen Teil und man greift zu. 10 cm Durchmesser mißt der Becher oben und unten ganze 6,5 cm. Unter dem voluminösen Deckel befindet sich also ein mehr als mickriges Becherchen – ein Finkennäpfchen! Es ist durchaus möglich, daß die Verpackung mehr wert ist als der Inhalt des Ganzen, denn in diesem Minibecher sind letztendlich sowieso nur 34 % Thunfisch (nach Angaben des Herstellers). Es wird heutzutage viel von Ökologie geschwafelt, aber man produziert Plastikmüll in Unmassen. War da ein System nicht weit ökologischer wo Verpackungen kaum gebraucht wurden, wo z.B. Salate in selbst mitgebrachte Gefäße gefüllt wurden, und wo im Nebeneffekt auch noch mehr Verkäuferrinnen Arbeit bekamen, eben durch diese manuellen Tätigkeiten? Solange natürlich fast der gesamte Lebensmittelmarkt einigen ganz wenigen schwer reichen Kapitalisten gehört, da wird sich kaum was ändern, denn diese Kapitalisten werden nie genug haben und immer mehr versuchen ihren Gewinn zu maximieren, auch wenn sie jetzt schon nicht wissen was sie mit all ihrem vielen Geld anfangen sollen.

Geld-online vom 25.3.1998:

Die Brüder Karl und Theo Albrecht sind mit ihrer Discount-Idee in die Riege der reichsten Männer der Welt aufgestiegen. Aber über keinen Konzern weiß man so wenig wie über Aldi, da "Die Unternehmen der Aldi-Gruppe" - so Theo Albrecht - "nicht zur Publizität verpflichtet sind". Und Verschwiegenheit ist in der Aldi-Welt keine Zier, sondern oberstes Gebot.
Das Privatvermögen der Aldi-Brüder wird derzeit auf circa 20 Milliarden Mark geschätzt. Offizielle Zahlen gibt es nicht. Durch ein trickreich eingefädeltes Netz mittelständischer Firmen umgehen die Geheimniskrämer die Bilanzpflicht. Der Konzern hat seine Arme längst in die europäischen Nachbarländer und nach Übersee ausgestreckt.

Das war 1998, 11 Jahre später schreibt das "Manager-Magazin" am 6.10.2009:
Die Brüder Karl (89) und Theo Albrecht (87) konnten auch 2009 die Plätze eins und zwei unter den reichsten Deutschen behaupten: Die beiden Aldi-Brüder verfügen über ein geschätztes Vermögen von 17,35 beziehungsweise 16,75 Milliarden Euro.

Typisch, die Reichen wurden immens reicher und die Armen in dieser Zeit ärmer!

Auf der Aldi-Fanseite http://www.ekggoenningen.de/aldi.htm  gibt nun ein evangelischer Pfarrer seinen Senf dazu. Ein großer Fan von Aldi, den es scheinbar nicht stört, daß in unserer „christlichen“ Gesellschaft Kapitalisten auf Milliarden Privatvermögen sitzen können, währenddessen große Massen der Bevölkerung um die nackte Existenz kämpfen müssen, z. B. 1-Euro-Jobs annehmen müssen um nicht zu verhungern. Statt gegen diese Ungerechtigkeit zu predigen macht dieser „Gottesmann“ Werbung für das Aldi-Kochbuch „Aldidente“. Etwas widerlicheres ist mir selten untergekommen, es zeigt, daß sowohl bei der römisch-katholischen Kirche wie auch bei der evangelischen Kirche in Deutschland jegliche christliche Moral fehlt, wenn derartige Typen dort Pfarrer sein dürfen.

Hier der Eintrag dieses evangelischen Pfarrers auf der Aldi-Fanseite : Meine Meinung: Meinen Einstand als Pfarrer in Reutlingen-Gönningen habe ich (nach dem ersten Dutzend Predigten) gegeben, indem ich unsere versammelte Mitarbeiterschaft (über 100 Leute) bekocht habe. Zum alljährlichen Empfang gab es Chili con carne - man spricht heute noch davon. Und wir hätten sicherlich noch heute davon zu essen, hätten sich nicht einige erbarmt und auch etwas mit nach Hause genommen.
Beispiel 2: Wieder über 100 Personen bei einem Konfirmanden-Essen (genitivus subjektivus natürlich, Sie Scherzbold). Fleischkäse beim ortsansäßigen Metzger bestellt. Den Beilagen-Nudel-Salat machen wir doch selber, oder, meine liebe Ehefrau?! Die Waschschüssel geschrubbt und los geht's ... Das soll reichen??? Naja, da war wohl ein Rechenfehler im eigens angefertigten Exel-Sheet. Also ab zu (mea culpa ... aber es war kurz vor Torschluß) Penny, drei weitere Kilo Nudeln ... Nein, es war kein Fehler, aber wieder eine Unmenge übrig. Diesmal halfen nur die schwiegerelterlichen Schweine (und einige Konfirmanden).
Sie sehen: Ich bin durchaus kompetent, was das Thema des Buches von Dagmar von Cramm anbelangt. Mit diesem Werk wären mir die genannten Fehlkalkualtionen nicht passiert. Viel besser hätten zwar meine Gerichte auch nicht geschmeckt - dazu liege ich schon zu sehr auf der Linie von von Cramm. Aber empfehlenswert ist dieses Buch für schlappe 14,99 für jeden, der in größeren Mengen zu kochen und zu planen hat allemal. Das ersetzt locker manchen viel teureren Schinken, der dann doch nicht weiterhilft. Also: alle Jugend-Diakone, Pfarrer mit kulinarischen Ambitionen und Selbstversorgerhaus-Beschicker: frisch ans Werk mit "Aldidente - kochen für viele"! Dazu gibt's als kalorienfreie Beilage die üblichen Bekenntnisse zum Aldiismus und viele wertvolle Tips.

Apropos 1-Euro Jobs! Daß durch diese schlimme Ausbeutung die Kirchen und ihre Organisationen besonders profitieren, dies ist bekannt, daß aber auch Milliardäre wie die Aldi-Brüder aus Hartz-IV-Empfängern Profit schlagen, dies ist weniger bekannt. Neben den 1-Euro-Jobs zwingen die Jobcenter und ARGE´n die Arbeitslosen sehr oft in „Maßnahmen“, dies sind Lehrgänge, wo in erster Linie die Inhaber der Weiterbildungsinstitute großen Profit schlagen, denn diese Lehrgänge kosten die Arbeitsämter und damit uns Steuerzahlern viel Geld bei wenig Nutzen, denn es wird meistens am Bedarf vorbei „weitergebildet“. Zu diesen Lehrgängen gehört dann meistens ein „Praktikum“ und da werden ganze Heerscharen von Arbeitslosen in die Supermarktketten vermittelt. Billigere Arbeitskräfte können z.B. die Brüder Aldi nicht bekommen, denn die Arbeitslosen müssen zum Nulltarif dort arbeiten. Arbeitsämter, Jobcenter und ARGE´n also als Beschaffer kostenloser Arbeitskräfte damit Multimilliardäre noch reicher werden?

Samstag, 24. Juli 2010

Dessau-Törten: Fotos vom Bombeninferno 1945 und ein desinteressierter Heimatverein


Als alter Törtener freut man sich natürlich wenn man zu Festivitäten des benachbarten Prioraus eingeladen wird, siehe: http://barrynoa.blogspot.com/2010/06/775-jahre-priorau.html . Der Heimatverein Priorau ist sehr rührig und da hatte es mich nicht verwundert, daß ich eingeladen war, schließlich ist mein Blog auch in Priorau bekannt und die Verbindungen meiner Mutter mit Priorau, die interessierten natürlich die dortigen Heimatfreunde. Als Blogger der auch viel über anhaltische Historie schreibt, eigentlich nicht ungewöhnlich, daß man da eingeladen und interviewt wird. Bekanntlich gilt der Prophet aber im eigenen Land nichts und ähnliches Interesse habe ich bisher speziell bei Törtenern vermißt, schließlich gibt es auch in Törten einen Heimatverein, der sich aber scheinbar für historische Dinge nicht interessiert, denn es wird ja wohl bekannt sein, daß ich als alter Törtener (1951 dort geboren, meine Mutter lebte hier und meine Großeltern waren mit die ersten Siedler auf dem Sandberg (1927/28) und wo Großvater als Maurer auch noch unser Haus selber baute) und als ehemaliger Klubhausleiter des Klubhauses der Werktätigen Dessau-Törten, natürlich etliches über die alte Zeit weiß und als Mann der Archive und Autor für Heimtfreunde interessierende Dinge auf Lager hätte. Bisher aber Funkstille! Bis gestern! Da klingelte es und ein Herr stand vor der Tür und stellte sich als Mitglied des Heimatvereins Törten vor. "Na bitte", dachte ich, da interessiert man sich also doch was ich an historischem Wissen beitragen kann. Bestimmt hatte man auch von meinem Vortrag gehört, den ich vor einiger Zeit in einer benachbarten Stadt über die Klubs der Werktätigen gehalten hatte und wo ich einen alten Schmalfilm aus den 60er Jahren über das Klubhaus Törten vorgeführt hatte, denn dies müßte doch eigentlich einen Heimatverein interessieren? Nichts dergleichen, der gute Mann bettelte mich nur um Bargeld an. Der Verein bräuchte noch Geld für ein bevorstehendes Fest, ein Pflaumenkuchenfest und da dachte er, ich könne da was beisteuern. „Und sonst weiter nichts? - fragte ich. „Nö, sonst nichts weiter“! Für ein Pflaumenkuchenessen Geld beisteuern und historisches Interesse ist gleich null? Nein Danke, kann ich da nur sagen. Also diese Bettelei war schon eine ziemliche Frechheit, zumal merkwürdigerweise alle meine Nachbarn von dieser Bettelei verschont blieben. Nun, was soll´s, Heimatverein ist eben nicht gleich Heimatverein!

Angeregt durch diese kuriose Bettelei stöberte ich mal wieder in meinen Archiven. Wenn es auch den Heimatverein Törten nicht interessieren sollte, so doch bestimmt einige Bürger unseres Stadtteiles: Fotos nach den Bombenangriffen 1945 auf Törten. Über den Bombenangriff vom 7. März hatte ich ja schon hier im Blog berichtet, siehe: http://barrynoa.blogspot.com/2009/03/das-bombeninferno-des-7-marz-1945-in.html . Hier nun ein paar Fotos unseres Hauses auf dem Sandberg, aufgenommen 1945. Die Zerstörungen bei diesen Fotos entstanden ausschließlich durch den Luftdruck einer Luftmine die wenige hundert Meter weiter in einem Garten auf dem Sandberg niederging. Nach diesen Zerstörungen ging es weiter, denn der Krieg war ja noch nicht aus, 14 Tage lag Törten unter amerikanischem Beschuß. Das Bild darunter zeigt unser Haus 1950 wie es dann provisorisch unter großen Mühen wieder aufgebaut war. Allerdings mit Fenstern die eigentlich nicht paßten, aber man mußte ja froh sein überhaupt Glasfenster zu bekommen, es gab ja zu Ende des Krieges und nach dem Krieg nichts mehr. Das letzte Foto zeigt mich in unserem Garten auf dem Arm von Frau Bönicke, der bekannten Törtener Lebensmittelhändlerin. Neben uns steht ihr Mann, Fritz Bönicke, der mein Patenonkel war, neben meinem Cousin. Weitere Fotos aus Törten auch in meinem Blogbeitrag:
http://barrynoa.blogspot.com/2010/03/bn-und-seine-kinderbekleidung-der-50er.html  .

Freitag, 23. Juli 2010

Peruginis edle und schöne Frauen













Gesichter des Alltags sind meistens gewöhnlich und wenig schön, dies ist bei uns in der ehemaligen DDR oft eine Folge der Vermännlichung der Frauen durch die proletenhafte Arbeitswelt in welche die Frauen durch die SED-Ideologie gezwungen wurden. Gefragt waren mannhafte Frauen die Mähdrescher fahren konnten, Bauarbeiterinnen mit Schwielen an den Händen oder „Flintenweiber“ mit losem Mundwerk, die als Verkäuferinnen Kunden dumm kommen durften - Damen waren unerwünscht! Ganz anders die wirklich schönen Frauen des Malers Charles Edward Perugini (1839-1918). Diese Frauen sind wirklich frauliche Geschöpfe, das Ordinäre und Unedle ist ihnen fremd. Perugini, der englische Italiener, war übrigens mit der jüngsten Tochter von Charles Dickens, Kate, verheiratet, und führte mit dieser schönen Frau ein großbürgerliches gesellschaftliches Haus, was man bei einer Tochter von Dickens eigentlich nicht vermutet hätte. Peruginis schöne Damen sind zwar in der viktorianischen Zeit gemalt worden, sie vermitteln uns aber dennoch ein klassizistisches Frauenideal voller Anmut und Edelhaftigkeit. Wenn schon die Realität uns Männern wenig wirkliche Frauenschönheit sehen läßt, so kann man sich wenigstens an der Schönheit der Frauen auf Bildern Peruginis erfreuen.

Donnerstag, 22. Juli 2010

Entartetes Christentum



Der alltägliche Wahnsinn in „christlichen“ Internetforen, der zeigt welch ein gebrochenes Verhältnis „Christen“ zur vorehelichen Sexualität haben. Besonders die Selbstbefriedigung ist weiterhin ein rotes Tuch für reaktionäre Christen. Auslöser des Ganzen sind die offiziellen Haltungen von Kirchen, wie z.B. der römisch-katholischen Kirche, die in der Selbstbefriedigung eine „absichtliche Erregung der Geschlechtsorgane, mit dem Ziel, geschlechtliche Lust hervorzurufen“, wie auch jeglicher freiwillige, außereheliche „Gebrauch der Geschlechtskraft“, eine „in sich schwere ordnungswidrige Handlung“ sehen. Allerdings werden in der Seelsorge Faktoren wie „affektive Unreife, die Macht eingefleischter Gewohnheiten, Angstzustände und weitere psychische oder gesellschaftliche Faktoren“ berücksichtigt, „welche die moralische Schuld vermindern oder sogar auf ein Minimum beschränken können.“ (Wikipedia). Diese unnatürliche Einstellung der Kirchen wirkte sich Jahrtausende lang auf die Menschheit aus und ist heute nicht nur auf die römisch-katholische Kirche beschränkt, sondern besonders evangelikale Kirchen und fundamentalistische christliche Gemeinschaften, aber auch Sondergruppierungen wie z.B. die Mormonen, sind diesem Leitbild verfallen. Man versucht besonders jungen Menschen Schuldgefühle einzureden wenn sie masturbieren. Das Leitbild dieser „Christen“ ist der bis zur Ehe absolut keusch lebende Mensch, danach aber wird von demselben Gläubigen in der Ehe erwartet, daß die ehelichen „Pflichten“ erfüllt werden. Es ist merkwürdig, da werden ohne Ende in den bürgerlichen Mainstream-Medien Krokodilstränen wegen sexueller Belästigungen in christlichen Heimen und Internaten vergossen, aber über den weit schwereren, da massenhaft vorkommenden, Mißbrauch der Unterdrückung der Sexualität, da schweigt man, ja komischerweise scheinen diese Taten kein Straftatbestand zu sein der verfolgenswert ist. Werden kirchliche Mitarbeiter schon wegen geringster sexueller Belästigung strafrechtrechtlich verfolgt und es gibt eine Medienhype, so sind Taten gegen die sexuelle Selbstbestimmung die sexualunterdrückerisch sind, zweitrangig. Oder ist bekannt geworden, daß die Nonne, die in Homes Tatsachenbuch „Gestohlene Kindheit“ (siehe: http://www.heimkinder-ueberlebende.org/GESTOHLENE_KINDHEIT_bei_Alexander_Markus_Homes.html ) einen Jungen den sie beim masturbieren erwischte, diesen fast halbtot folterte, auch strafrechtlich zur Verantwortung gezogen wurde? Oder interessieren die massenhaften Fälle der Sexualunterdrückung die bürgerlichen Medien sonderlich? Nein, denn diese Sexualunterdrückung sieht man nicht als schlimm an, schlimm ist nur Lust, denn diese ist sündig, wohingegen Sexualunterdrückung mit Schmerz einhergeht, welcher laut christlicher Unlogik nicht so eine schlimme Sünde ist wenn man dies anderen zufügt. Diese Nonne z.B., die als Erzieherin in einem christlichen Heim arbeitete, schämt sich ob ihrer Schandtaten und sie gab diese sexualunterdrückenden Mißhandlungen zu – eine seltene Ausnahme, siehe Auszug aus obiger Internetseite aus dem Buch von Homes „Gestohlene Kindheit“:

„Was im Rahmen der Heim-Erziehung - unabhängig davon, ob es sich um konfessionelle, private oder staatliche Heime handelt - Kindern angetan wurde - und zum Teil heute noch angetan wird -, ist eine Geschichte der Rechtlosigkeit von Kindern, ist eine Geschichte von Erniedrigung, Kränkungen und schwersten körperlichen und seelischen Mißhandlungen. Erwachsene, konkret: Nonnen, Patres, Erzieher, Erzieherinnen und Eltern sind schnell dabei, ihre Aggressionen und Haßgefühle, die mit ihrer eigenen, oft mit großer Gewalt verbundenen und erlebten Kindheit zusammenhängen, an den ihnen anvertrauten Kindern abzureagieren. Viele, sicherlich nicht alle, befriedigen überdies ihr Bedürfnis nach Macht.

In einem Gespräch mit mir (mit dem Autor des Buches Alexander Markus Homes: „Heimerziehung - Lebenshilfe oder Beugehaft?“ (Frankfurt/M. 1984) ) berichtet eine Nonne, die in katholischen Heimen arbeitete, ganz offen und ehrlich, wie »im Namen Jesu Christi« Kinder körperlich und seelisch gequält, gedemütigt, bestraft wurden: "Auch ich fing an, Kinder zu schlagen, zu bestrafen, sie mit Sanktionen zu belegen. Und ich wußte - wie alle Nonnen und Erzieher auch -, daß die Kinder sich nicht wehren konnten. Sie waren uns, unseren Launen, unserer Macht hilflos ausgeliefert! Wir haben alle bei den Kindern eine große Angst verbreitet. Die Angst beherrschte ihre Seele und ihren kleinen Körper und ihr junges Leben... Wir haben den Kindern immer wieder gesagt, daß wir sie im Namen von Jesus Christus erziehen und ihnen helfen wollen. Doch in Wirklichkeit haben wir - auch wenn diese Erkenntnis schmerzlich ist! - gegen diese christlichen Grundsätze verstoßen!" Mit dem Straf- und Unterdrückungsinstrument: "Gott" wurde den Kindern Gehorsam, Willigkeit, Anpassung und Unterwerfung abverlangt: "Durch die Drohung mit Gott ", gesteht diese Nonne, "hatten wir die Kinder unter Kontrolle, auch ihre Gedanken und Gefühle. Ist das nicht das Ziel jeder konfessionellen Erziehung, jedes konfessionellen Heims?"

Sie selbst bekennt sich dazu, Kinder auf das schwerste mißhandelt zu haben: "Ich träume heute noch von diesen Heimkindern. Aber es sind keine schönen Träume, keine schönen Erlebnisse, die da wach werden. Erst vor kurzem hatte ich wieder einen dieser Träume: Ich sah wieder, wie ich einen etwa sieben Jahre alten Jungen bei der Selbstbefriedigung erwischte. Ich war außer mir und stellte ihn zur Rede. Doch das Kind begriff nichts. Meine Wut wurde immer größer, und ich zog ihn an den Haaren in den Duschraum. Dort habe ich kaltes Wasser in eine Wanne einlaufen lassen und den Jungen mit Gewalt dort hineingezerrt und ihn viele Male untergetaucht. Ich sah - wie damals in der Wirklichkeit -, wie er sich zu wehren versuchte; ich hörte ihn wieder schreien. Es kostete eine ganze Menge Kraft, diesen kleinen, zierlichen Körper wieder und wieder unterzutauchen. Ich merkte, wie die Kraft des Jungen nachließ. Sein Gesicht lief blau an, und dennoch machte ich weiter. Der Junge bekam kaum noch Luft, als ich endlich von ihm abließ."

Daß, diese unchristliche „christliche“ Einstellung der Sexualunterdrückung kein Phänomen vergangener Jahrzehnte ist, dies zeigen „christliche“ Foren, besonders in den USA in erschreckender Weise. In den USA wo sogar der Besitz harmloser FKK-Fotos von unter 18jährigen als schlimmste Kinderpornografie mit langjährigen Haftstrafen geahndet werden, sind Prügel im Namen des Herrn normal, solange sie „sittlich“ sind, d.h. eine sexuelle Selbstbestimmung von Minderjährigen gibt es nicht, Eltern und geistliche Erzieher können, ja sollen die Kinder und Jugendlichen von sexueller Betätigung, und dazu zählt auch die Selbstbefriedigung, abhalten. Dazu sind alle Mittel recht. Auszug aus zwei us-amerikanischen Foren in deutscher Übersetzung:

„Ich habe ein Problem. Gestern schickte ich meinen Sohn auf sein Zimmer, weil er sich schlecht benommen. Etwa 15 Minuten später habe ich beschlossen, ihn zu kontrollieren, um sicherzustellen, dass er nicht schmollen. Ich normalerweise Tür klopfen vor dem Öffnen, aber dieses Mal ich öffnete es so. Ich war entsetzt zu sehen, er masturbierte. Er versuchte schnell zu stoppen und decken sich selbst, aber ich sah es. Er weiß, dass dies gegen das Gesetz Gottes und obwohl ich ihn nie erwischt es zu tun. Ich weiß, er hat Pastor hörte unsere Stimme gegen dieses Tun.
Meine Frage ist, wie ihn zu disziplinieren. Soll ich ihn verhauen für diese oder eine andere Form der Bestrafung? Ich weiß aus Erfahrung, die er nicht gut auf andere Formen der Strafe, und in der Regel endet als verloren. Ich habe einfach gesagt, mein Sohn sofort zu beenden, und wir brauchen es, um zu beten. Ich sagte, ich würde einige Zeit brauchen, um zu entscheiden, was seine Strafe sein wird. Ich wollte sagen, dass er wahrscheinlich in der Prügel seines Lebens. Er versteht, dass ich bin sehr viel gegen diese Sündhaftigkeit. Ich denke auch an die Entsendung einer Jugendgruppe und Mittwoch Dienstleistungen von nun an, weil ich glaube, er braucht mehr Zeit verbracht in der Kirche.“

„Meine Mutter war sehr gegen Masturbieren (strenge religiöse Person) und wir lebten mit unserer Großmutter auch, der als gerade ihr als religiöse. Ich hatte einen kleinen Bruder, der damals etwa 12 war und er mal erwischt wurde beim masturbieren, meine Großmutter, um Platz zu kommen zog seine Kleider aus und meine Mutter rief und mich in sein Zimmer wo mein Bruder lag auf dem Bett, und meine Großmutter hielt seine Arme, und ich hielt seine Beine, damit er nicht weg versuchen zu bekommen, während meine Mutter packte seine Hoden wirklich eng und hart und schlug mit Lineal oder etwas anderes darauf. Ich denke, ihr eine große Strafe zur Abschreckung Masturbieren von Jungen. Er kam nie wieder gefangen! Ich denke, dass er seine Lektion gelernt.“

Dem ist wohl nichts hinzuzufügen. Und da regt sich die „freie“ Welt über Unfreiheit in anderen Ländern auf? Dieses entartete Christentum welches besonders in den USA sehr stark verbreitet ist und Politik und Gesetzgebung bestimmt, hat nun nicht das Geringste mit den Lehren Jesu Christi zu tun, dieses „Christentum“ praktiziert das genaue Gegenteil der Lehre Jesu Christi. Eine Gemeinschaft kann es zwischen wirklichen Christen und diesen entarteten Christen nicht geben.

Seit vielen Jahren versuchen die so schlimm geschädigten Heimkinder in Deutschland, daß der Staat Bundesrepublik Deutschland und die Kirchen ihre Leiden anerkennen und sie entschädigt werden. Es wurde ein „Runder Tisch“ gebildet. Doch immer wieder versuchen die Verantwortlichen sich aus der Verantwortung zu ziehen, die Macht ist aber auf Seiten des Staates und der Kirchen und die Geschädigten sind ohnmächtig gegenüber dieser Phalanx der Herrschenden, siehe auch: http://www.emak.org/geschichten/geschichten-heim.htm  und http://www.emak.org/news/news_index.htm .

Bilder:
1. Cartoon Barry Noa: Spruch von Charles Baudelaire
2. Cartoon Barry Noa: „Sie predigen anderen Wasser und saufen selber Wein“ oder „Sie predigen anderen Keuschheit, während sie selber…
3. Die bekannten „Pollutionsringe“ der Firma Feix, die eigentlich Folterringe genannt werden müssten, da diese angelegt am Penis bei jeglichen Erektionen großen Schmerz beim Zuschnappen der Zähne erzeugen. Und diese „Pollutionsringe“ wurden ja fast immer zwangsweise Knaben angelegt, also eine eindeutige schwere Misshandlung.
4. Altes Exemplar der berüchtigten „Onanie-Verhinderungs-Korsette“, ebenfalls ein wahres Foltergerät des 20. Jahrhunderts. Solche Korsette konnten nur von den Eltern oder Erziehern geöffnet werden, da die Verschlüsse auf dem Rücken mit abschließbaren Schlössern gesichert waren.
5. Oelbild um 1910, welches sinnigerweise den Titel trägt: "Bestrafung eines unzüchtigen Knaben".
6. Beten als Buße für begangene vermeintliche Sünden, ein viel praktiziertes Mittel in christlichen Heimen und Internaten.

„Die traditionellen Normen unserer Gesellschaft, also die alten Vorstellungen über "richtiges" und "falsches" Sexualverhalten, gehen auf überlieferte Anschauungen vor allem der jüdisch-christlichen Mythologien zurück. Diese waren ausgesprochen sexualfeindlich und erlaubten geschlechtliche Beziehungen – wenn überhaupt – nur zum Zweck der Fortpflanzung. Weil aber die Menschen nicht so "enthaltsam" und frei von "Sünde" leben konnten, bekamen sie folgerichtig Schuldgefühle. Unter der Last ihrer Schuld- und Schamgefühle, bedrückt von einem schlechten Gewissen, waren und sind Menschen leichter zu manipulieren und zu beherrschen. Davon haben Staaten und Religionen Gebrauch gemacht.“

( Sexualwissenschaftler Prof. Dr. Ernest Borneman † )

Mittwoch, 21. Juli 2010

1967er Nostalgie: Hippies, San Francisco, Flower-Power und The Flower Pot Men



1967 ging es eigentlich los, daß man nach Westen schaute, wo endlich sich eine Bewegung auftat, die all den kleinbürgerlichen Mief hinter sich lassen wollte – die Flower-Power-und Hippie-Bewegung. Den Sommer 1967 erlebten auch wir Jugendlichen der DDR per Radio und Fernsehen als eine Art Befreiung, wenn auch nur als Zaungäste. Was wußten wir schon von der Unfreiheit für viele Menschen in Westdeutschland, der schlimmen Ausbeutung und den Mißhandlungen von tausenden Kindern und Jugendlichen in westdeutschen Heimen und Internaten, die meistens den Kirchen unterstanden? Für uns DDR-Jugendliche war naiver Weise der Westen gleichbedeutend mit Freiheit, als wir die Musik der Flower-Power-Bewegung hörten und Reportagen über Woodstock sahen. Herbert Marcuses und Max Webers Philosophien der Befreiung aus dem Gehäuse der Hörigkeit, die drang auch zu uns. Gierig wurden ihre Schriften verschlungen, die man sich illegal aus dem Westen beschaffte. Dazu dann am Abend  d_e_r   Hit eines Scott McKenzie: San Francisco (http://www.youtube.com/watch?v=bch1_Ep5M1s)!

San Francisco war überhaupt der Inbegriff einer neuen Freiheit. Sehnsüchtig schaute man dorthin und wünschte sich dabei zu sein bei den Hippies und kopierte natürlich in Mode und Lebensstil ein wenig die Hippies, so gut es in der spießbürgerlichen DDR eben ging. Meine absolute Lieblingsband dieser Zeit waren „The Flower Pot Men“. Ich halte sie heute noch für die Musikband, die wie keine andere das neue freie Flower-Power-Gefühl rüberbrachte. Zur Erinnerung an diese Zeit des Aufbruchs, des Versuchs der Befreiung aus der spießbürgerlichen Enge und der Überwindung unterdrückerischer Verhältnisse, ein paar Musiktitel dieser wunderbaren Musiker The Flower Pot Men. Der bekannteste Titel: Let´s go to San Francisco (1967): http://www.youtube.com/watch?v=PiK79FlEFAI , dann; Let´s go back to San Franciso: http://www.youtube.com/watch?v=76QeJhGvlTw , Young Birds Fly: http://www.youtube.com/watch?v=J20H9LPZzZQ  und You Can Never Be Wrong: http://www.youtube.com/watch?v=vLR9QNk0aYU . Anbei typische Netfotos dieser Zeit, die leider nur von kurzer Dauer war.

Badezeit - eine historische Sicht



Es ist Badezeit. Daß Bademoden etwas über den Grad der allgemeinen Freiheit aussagen, dies kann man geradezu an den Zentimetern Stoff ablesen die für Badehosen verwendet werden, siehe auch meine Kolumne: http://barrynoa.blogspot.com/2009/10/vergleich-bademode-1979-und-2009-zuruck.html . Vor 1900 war es ja geradezu eine Sünde etwas nackte Haut zu zeigen. Schuld an dieser perversen Moral waren die Kirchen, die seit jeher ein gebrochenes Verhältnis zu Nacktheit und Sexualität hatten. Allein schon die auf meinem ersten historischen Foto, welches vor 1900 entstand, gezeigte prüde Bademode rief jede Menge Sittlichkeitsfanatiker auf den Plan. Manch Predigt damals ergeiferte sich gegen die „Unmoral“ des gemeinsamen Badens von Mann und Frau. Dann ab 1900 die Zunahme natürlicher Lebensweise durch die Lebensreform-Bewegung und damit die Ablegung textilen Ballastes bis hin zur Freikörperkultur. Trotz Hetztiraden der Geistlichkeit konnte sich die Freiheit partiell Bahn brechen, dies aber nur in Nischen. Baden "ohne" war nur in streng abgeschirmten Vereinsgeländen möglich. Daß Baden ohne Badehose eifrige Ordnungshüter auf den Plan rief, welche die strengen Sittengesetze durchsetzten, dies zeigt das bekannte Foto der einen Stock schwingenden Ordnungsdame die gerade Kinder verjagt die es gewagt hatten nackt zu baden. Dies war 1924, in einer Zeit wo es männlichen Badegästen allerdings schon gestattet war knappe Badehosen zu tragen, ähnlich den Dreieckbadehosen. Frauen allerdings mußten immer noch einen Ganzkörperbadeanzug tragen, der Bikini war noch nicht erfunden und vor allem noch nicht gestattet. Die männliche Bademode der 30er bis 60er Jahre war knapp und absolut nicht prüde, dies obwohl die Zeiten ja mehr als reaktionär waren, Beispiel: zwei Bilder von Walter Timmling, das Oelbild von 1935 und die Farbtusche von 1946. Die 68er Befreiung auf allen möglichen Gebieten, brachte auch ein Umdenken in den Moralbegriffen. Verstaubte und entartete falsche Sittlichkeitsbegriffe die fast zwei Jahrtausende herrschten wurden endlich über Bord geworfen. Dies allerdings auch wieder nur partiell, ein Großteil der konservativen Bevölkerung verschloß sich der neuen Freiheit. Wie frei damals die 68er Bewegung war kann man schön an dem bekannten Anti-Struwwelpeter-Buch von Friedrich Karl Waechter (1970) sehen. Dieses berühmte Kinderbuch der ersten antiautoritären Kindergeneration trug wesentlich dazu bei auch Kinder von der Bevormundung durch „Autoritäten“ ideologisch zu befreien. Dies betraf auch das natürliche und unverkrampfte Verhältnis zum Körper. Während auf dem Foto von 1924 Ordnungshüter noch Respektspersonen sind vor denen die Kinder Angst haben mußten, sieht es bei den 68ern anders aus, da ist der Polizist in der Mangel der Kinder, die ihn gar auffordern seine Uniform (ein verhaßtes Symbol jeglicher Bevormundung) abzulegen und es ihnen gleich zu tun (siehe 5. Scan). Frei und ohne Respekt für den, die Freiheit beschneiden wollenden Polizisten singen sie

„Ach Grüner, komm wir laden dich ein zum Sonnenbaden.“
Im nu sind alle Knaben nackt.
Und haben sich fest eingehakt.
Und tanzen um den Grünen.
Wie Wellen um die Dünen.
Der brave grüne Ordnungsmann
schreit immer wieder: „Hosen an!“
Die Knaben aber schreien munter:
„Hosen runter, Hosen runter!
Was ist das für ein Sonnenbad,
bei dem man grüne Hosen hat?
Zeig deinen Ordnungspimmel
doch auch einmal dem Himmel!“

Auch diese freiheitlichen Zeiten sind seit den 1990er Jahren vorbei, die Reaktion hatte auf allen gesellschaftlichen Ebenen ein erfolgreiches Comeback. Eine neue Prüderiewelle schwappte von den USA auch nach Europa über, auch Deutschland blieb nicht verschont. Dies konnte natürlich auch an der Bademode nicht spurlos vorüber gehen. Statt normaler Badehosen trägt die männliche Jugend heute ellenlange Hosen beim Baden, Folge der neuen Prüderie. Die zu DDR-Zeiten progressiven evangelischen Kirchen fielen ebenfalls immer mehr in konservatives reaktionäres Fahrwasser, wie z.B. die Evangelisch-lutherische Landeskirche Sachsens. Bestes Beispiel dieser rückwärtsgewandten Geisteshaltung, die Kampagne gegen eine freizügige Kunstausstellung in Leipzig, siehe :

Ausschnitte aus einer Diskussion im Forum der sächsischen Landeskirche anläßlich des offenen Briefes der Weltloge Tanatra an die sächsische Landeskirche wegen der Querelen zur Kunstausstellung von Christoph Schlingensief in Leipzig, September 2006:

Bodenhausen. Offener Brief an die Landeskirche « am: 02. September 2006, 11:43:13 »

Offener Brief an die Evangelisch-lutherische Landeskirche Sachsen!Mit großem Bedauern haben wir Freunde und Sympathisanten der Weltloge Tanatra die Vorfälle um die Kunstaktion von Christoph Schlingensief im Leipziger Bildermuseum zur Kenntnis genommen. Daß Denunziantentum in der Vergangenheit in Deutschland schon immer weit verbreitet war, dies haben wir als kleine Religionsgemeinschaft genügend erfahren müssen. Auch die Prüderie diverser "Sittlichkeits"fanatiker feierte besonders in den Kirchen der Kaiserzeit und des NS-Regimes, sowie der Adenauerzeit, feierliche Urständ. Zu Kaisers Zeiten wurde manch vermeintlich unkeusche Stelle an Plastiken in Museen mit einem Feigenblatt versehen. Besonders die Jugend wurde vor "unzüchtigen" Bildwerken geschützt. Altersnachweise von 21 Jahren mußten erbracht werden um einige Räume in Galerien besuchen zu können. Immer waren es besonders die Kirchen die gegen Darstellungen der Nacktheit oder Sexualität zu Felde zogen. Es waren dieselben Kirchen, die Kanonen segneten und die gegen Gewalt an Menschen nichts unternahmen, ja die sogar weltliche Gesetze z.B. gegen Homosexuelle guthießen.In der DDR waren die Landeskirchen beachtenswert progressiv, weit mehr als manche Landeskirche im Westen. Sie waren wohltuend freiheitlich eingestellt, auch was persönliche und künstlerische Freiheit anlangte. Gerade Jugendpfarrer waren oft gute Beispiele von liberaler Denkweise gegen Prüderie und Muckertum.Desto bedauerlicher ist es, daß nach der Wende diese Liberalität zugunsten einer Denkweise zurück geht, die eher an die Kleinkariertheit mancher bibelfundamentalistischer Freikirchen erinnert, die ihre verqueren Moralbegriffe den amerikanischen Kirchen entlehnen.Es war nun ausgerechnet ein Mitarbeiter des sächsischen Landesjugendpfarramtes der Anstoß an der Ausstellung Schlingensiefs in Leipzig nahm und Anzeige gegen die Ausstellung erstattete. In diversen Fernsehbeiträgen wurde dieser Herr Thomas Feist eben nicht als Privatperson bezeichnet, sondern es wurde immer wieder auf seine Funktion in der Jugendarbeit in der Landeskirche hingewiesen. Es stellt sich nun die Frage der Distanzierung der Landeskirche von dieser Anzeige ihres Mitarbeiters und von dessen prüderiehaften Intensionen.Es ist erschreckend, daß ausgerechnet ein in der Jugendarbeit tätiger Mensch Anstoß an einer Installation nimmt, die beiläufig Masturbation zeigt, dies in einem Kontext von zwei Diktatoren. Gerade Schlingensief ist bekannt, eben nicht gewaltverherrlichend zu sein, sondern er erhob immer seine Stimme gegen Gewalt.Aber z.B. bei amerikanischen christlichen Fundamentalisten gilt Masturbation als etwas sündhaftes was zu unterdrücken ist. Im Gegensatz dazu haben diese Moralapostel nichts gegen Krieg, Kriegsspiele, Umgang mit Waffen etc. Eine wahrhaft scheinheilige Moral, die Jugendliche vor dem Anblick von Masturbation schützen soll, dies auch noch künstlerisch verfremdet, wie bei Schlingensief, gerade wo doch in Zeiten von Aids die Selbstbefriedigung die einzige natürliche Sexualitätsvariante für Jugendliche ist, der sie sich ohne Scham und falsche Moralbegriffe hingeben können und sollen. Durch eine angestrebte Altersbeschränkung dieses Moralapostels Feist wird erreicht, daß eben Masturbation wieder in eine unmoralische Grauzone verbannt wird, wie dies in dunkler Zeit von 1850-1968 der Fall war.Die Weltloge Tanatra bittet die Landeskirche sich von dieser Anzeige ihres Mitarbeiters zu distanzieren und Freiheit der Kunst und Sexualität moralische Unterstützung zu geben.Armin von BodenhausenWeltloge Tanatra, 2.9.2006

xover Re: Offener Brief an die Landeskirche « Antworten #1 am: 08. September 2006, 09:11:10 »

Lieber Herr von Bodenhausen,als Vertreter einer Weltloge, die in Deutschland immerhin 25 Mitglieder und ca. 50 Sympathisanten aufzuweisen hat, ist es meine Pflicht, Ihnen schnell eine Antwort auf ihren "Offenen Brief" zu geben.Wenn Sie etwas genauer recherchiert hätten, wäre Ihnen sicherlich aufgefallen, dass es mir nicht um prüden Konservatismus ging, als ich wegen der Installation von Schlingensief eine Anzeige einreichte. Es geht einfach darum, deutsche Gesetze auch zur Anwendung zu bringen: in diesem Fall das Jugendschutzgesetz. Ich diskutiere hier nicht mit Ihnen über die "verqueren Moralbegriffe amerikanischer Kirchen" oder über die "Gute alte Zeit in der DDR, als die Kirchen sowieso besser waren", sondern habe die Interessen und den Schutz meiner Kinder zu vertreten. Anscheinend kennen Sie die Installation gar nicht aus eigener Anschauung, sonst würden Sie nicht nur oberflächlich und leidenschaftslos das wiederkäuen, was sowieso in der Presse zu lesen war, sondern dies durch ihre eigene Meinung zu dem, was dort zu sehen ist, ergänzen. Pornographie bleibt eben auch im Museum Pornographie - so einfach ist das. Von der reichlichen Verwendung von Hakenkreuzen einmal abgesehen.Ich weiss nicht, ob Sie selbst Kinder haben. Aber wenn, dann empfehle ich Ihnen einen gemeinsamen Besuch in der Schlingensief-Installation - sagen wir aus aufklärerischen, pädagogischen Gründen und vor allem, weil dort alles so natürlich wiedergegeben ist. Gern dürfen Sie dabei auch masturbieren...wenn es angemessen künstlerisch verfremdet ist."Dieser Herr Thomas Feist"

Bodenhausen Re: Offener Brief an die Landeskirche « Antworten #2 am: 08. September 2006, 12:51:30 »

Werter xover! Ich bedanke mich für Ihre Stellungnahme zu unserem offenen Brief an die Landeskirche, auf die ich gern eingehen will. Vorab! Wie in der Sexualität wie auch im öffentlichen Leben: Es kommt nicht auf die Größe an, siehe Ihre Bemerkung über wahrlich nicht große Mitgliederzahlen (klein aber fein und auf die Kleinheit bezogen dennoch mit Einfluß auf gesellschaftliche Prozesse) von Tanatra: Zitat von: xover ...einer Weltloge, die in Deutschland immerhin 25 Mitglieder und ca. 50 Sympathisanten aufzuweisen hat[/quoteWeiterhin: Ich kenne die Schlingensief-Installation, allerdings nicht aus Leipzig, sondern ich habe sie in Neuhardenberg bewundern können. Ich würde auch jederzeit mit meinen Enkeln diese Ausstellung (die sind noch jünger als ihr 15-jähriger Sohn) besuchen, da Skrupel zu haben, hielte ich persönlich für unschristlich, da ich auch persönlich dort weder gewaltverherrlichende noch pornografische Elemente entdecken konnte die sich auf die seelische Entwicklung von Jugendlichen negativ auswirken würden. Ganz im Gegenteil: Schlingensief ist ein wahrhaft positiver Künstler der mit seiner pazifistischen Grundhaltung gegen Gewalt und Unterdrückung kämpft, gerade auch in Installationen wie der in Leipzig gezeigten. Allerdings hätte ich große Skrupel mit den Enkeln eine Flugschau der amerikanischen Armee zu besuchen, in denen todbringende Flugzeuge verherrlicht werden oder ihnen amerikanische Internetseiten von Freikirchen zu zeigen in denen Jugendlichen Schuldgefühle bei Masturbation eingeredet werden und Tips zur Verhinderung von Masturbation gegeben werden, diese Dinge halte ich für gewaltverherrlichend und pornografisch. Daß in Filmen die z.B. den Nationalsozialismus anprangern auch Hakenkreuze gezeigt werden, dies ist so gerechtfertigt wie das Amen in der Kirche und kann ja wohl kaum als Propagierung von NS-Ideologie umgedeutet werden, sondern ist gerade das Gegenteil davon. Anzeigen gegen die Verwendung von Hakenkreuzen in Kunstwerken die eben antifaschistischen Charakter haben, sind Nonsens und sind vergleichbar mit Anzeigen die z.B. rechtsradikale Anwälte des öfteren gegen linke Jugendgruppen gestellt haben, die Aufnäher tragen wie "Nazis raus" etc. auf denen ein Hakenkreuz zu sehen ist, allerdings durchgestrichen! Diesen Jugendlichen Verfahren wegen des Verwendens verfassungsfeindlicher Symbole anzuhängen ist ebenso unredlich, weil die Intensionen dieser Jugendlichen eben gerade gegen Nazi-Ideologie gerichtet ist.Schlingensiefs Intensionen sind eindeutig, dies erschließt sich auch aus seiner Vita: Gegen Gewalt und Unterdrückung!Werter xover! Es bleibt Ihnen ja unbenommen Anzeigen en masse gegen wen auch immer zu erstatten - ein gutes Recht jeden Bürgers (neulich gab es eine Anzeige gegen das Zeigen des bekannten Bildes von Carravaggio, wo Amor als Sieger dargestellt ist, weil das nackte Modell damals erst 12 Jahre alt war!!!), - aber die Brisanz ist doch die, daß diese Anzeige nicht von einem ganz normalen Privatmann kam (seit Juni läuft die Ausstellung in Leipzig und es gab keine Anzeigen vorher, auch in Neuhardenberg nicht) oder von christlichen Fundamentalisten die sich im Kreuzzug gegen normale Sexualität befinden (siehe die Onanieunterdrücker der christlichen Lebensberatung bei nikodemus.net: http://www.nikodemus.net/359?page=4 und andere Seiten, sondern von einem Mann der Jugendarbeit in der evangelischen Kirche! Dies ist das eigentlich bedenkliche an der Sache. Es ist doch da die Frage, wo evangelische Kirche heute steht, ob sie weiter den Weg der Befreiung vom Mittelalter geht oder ob sie restaurativen Kräften in der Jugendarbeit Raum gibt. Es ist eben praktische geistig-moralische Restauration wenn gerade von der Kirche her nach der Polizei gerufen wird um gegen die Freiheit der Kunst vorzugehen und es ist eben keine reine Privatangelegenheit des Bürgers Feist.Mit dieser Anzeige, haben Sie dem Ansehen der evangelischen Kirche Schaden zugefügt, so sehe ich dies, da die Öffentlichkeit in Ihnen zuallerst einen Mann der Kirche sieht und fortschrittliche Bürger fragen sich wie Denunzierung (eine Anzeige ist dies!) mit christlichem Gewissen vereinbar sein kann, dies nachdem wir gedacht haben, daß nach der sexuellen Aufklärung und Befreiung, der Bürger in Deutschland so frei sein müßte um in der Darstellung von Masturbation keinen Anstoß mehr nehmen müßte, auch und gerade nicht vermeintlichen "Jugendschutzes" willen. Armin

freewilly Re: Offener Brief an die Landeskirche « Antworten #3 am: 14. September 2006, 11:05:47 »

Na toll, ausgerechnet Christoph bekommt ne Anzeige wegen Gewalt und Pornoverbreitung, da können sich die Nazis freuen, denen ist er schon lange ein Dorn im Auge, wegen seinem Aussteigerprogramm was er für ehemalige Nazis gegründet hat. Der soll für Gewalt sein? Stimmt einfach nicht!Bin zwar auch nicht so für die Freimaurer, aber da hat diese Loge recht, wenn es um Onanie geht. Jeder normale Jugendliche macht dies und das es unchristlich ist, ist Unsinn! Herr Feist lesen Sie mal die wissenschaftlichen Studien von den australischen Wissenschaftlern, die sogar bewiesen haben, daß diejenigen Jungen die sowas unterdrücken später 6 mal mehr an Prostatakrebs erkranken als normale Jungs die oft onanieren. Da hätten Sie lieber mal eine Anzeige gegen diese Seiten machen sollen, die von Bodenhauser verlinkt sind. Ist ja mehr als krass, die sind echt menschenverachtend und gehören verboten! Blöd fand ich auch, dass Sie in der Presse Ihren 15jährigen Sohn erwähnt haben, den sie vor sowas wie Onaniedarstellungen schützen wollen. Was meinen Sie wie der vor seinen Freunden und in der Schule dasteht, so einen Vater zu haben??? Ich möchte nicht in dessen Haut stecken. Der macht sich ja lächerlich. Gerade als Jugendpfarrer sollten Sie anders handeln. Ich würde vorschlagen, Sie entschuldigen sich bei Christoph in der Presse und dann ist es gut, jeder Christ kann mal Fehler machen, bloss man muss auch seine Fehler einsehen und sich ändern. Mike

xover Re: Offener Brief an die Landeskirche « Antworten #4 am: 14. September 2006, 20:19:28 »

...da ist mir die Zeit zu schade...wenn ich lese, wie "Bodenhausen" eine Anzeige mit Denunziation gleichsetzt oder "freewilly" anscheinend ohne jegliche nähere Information zum Thema auch noch seinen Senf dazu gibt. Das Jugendamt Leipzig - vielleicht soviel abschließend - hat eine Verfügung erlassen, die Jugendlichen unter 16 Jahren den Besuch der Ausstellung verbietet. Und das sind vielleicht - um die Ergüsse meiner Vorredner zusammen zu fassen - nicht solche erzprüden Freikirchler mit einem perversen Hang zur Verteufelung aufrechter Nazifeinde, deren Kinder sich für sie schämen müssen...

Anja_und_Benno Re: Offener Brief an die Landeskirche « Antworten #5 am: 15. September 2006, 11:03:23 »
Falsch Zeugnis, Xover, sollte man aber nicht abgeben, so wichtig ist die Angelegenheit nun auch wieder nicht! Xover, Du schreibst:Zitat von: xover Das Jugendamt Leipzig - vielleicht soviel abschließend - hat eine Verfügung erlassen, die Jugendlichen unter 16 Jahren den Besuch der Ausstellung verbietet. [/quoteDies ist doch nun wirklich anders gelaufen und dies weisst Du auch, oder ?Die Presse und auch leipzig-info im Internet schrieben - wir zitieren:"Thomas Feist läßt nicht locker.Mit allen Mitteln provoziert der Leipziger im Museum der Bildenden Künste eine Altersbeschränkung für die Installation des Künstlers Christoph Schlingensief.Nachdem Feist vor zwei Wochen die Leipziger Staatsanwaltschaft wegen angeblicher jugendgefährdenden Inhalte des Animatographen in Stellung gebracht hatte (die LVZ) berichtete), wendet er sich nun an das Jugendamt. Ich kann nicht zulassen, dass die Freiheit der Kunst für die Aushöhlung des Jugendschutzes mißbraucht wird, ließ Feist in einem Beschwerdebrief, adressiert an Amtschef Siegfried Haller, verlauten..."Sachlich richtig ist, daß die Anzeige bei der Staatsanwaltschaft ins Leere gelaufen ist. Und wie man weiss, ist die Justiz nicht gerade grosszügig wenn es um jugendgefährdende Delikte geht. Anstatt nun Ruhe zu geben, wirst Du immer verbissener und bemühst das Jugendamt. Nur wo kommen wir dahin, proviniziellen Jugendämteren die Entscheidungskompetenz darüber zu geben was als jugendgefährdend indiziert wird oder nicht? Wir leben schließlich in einem Rechtsstaat und da sind die Kompetenzen klar verteilt: Ein Jugendamt kann zwar bei der Bundesprüfstelle Indizierungsanträge stellen, aber selber indizieren überhaupt nicht. Richtig ist, dass deshalb das Jugendamt, in Zugzwang geraten, ja nichts falsch zu machen und da vorsichtshalber lieber eine deffensive Entscheidung zu treffen, dem Museum die +++ Empfehlung+++!!!!!!!!!!!!!!!! gegeben hat, die Ausstellung erst ab 16 Jahren zugänglich zu machen. Von einem Verbot wegen all der vermeintlichen gewaltverherrlichenden, obszönen und pornografischen Dinge die Du in Deiner Anzeige bei der Staatsanwaltschaft aufgeführt hattest, kann keine Rede sein!Interessant wird nun sein wie die Landeskirche sich auf die Aktion ihres Mitarbeiters hin positioniert. Bis jetzt kam da ja noch keine Stellungnahme oder Antwort hier im Forum, jedenfalls keine öffentliche. Anja und Benno

xover Re: Offener Brief an die Landeskirche « Antworten #6 am: 15. September 2006, 14:22:59 »

Anja und Benno: Bitte erst mal das Jugendschutzgesetz lesen und auch seine Anwendungsbestimmungen, bevor Auskünfte über "rovinzialbehÃrden" wie das Leipziger Jugendamt ins Netz gestellt werden.Ich kann darüber hinaus nicht erkennen, das Verbissenheit das angemessenen Wort zur Beschreibung von Bemühungen ist, die Rechte von Kindern und Jugendlichen durchzusetzen - und um nichts anderes gehts hier. Ja, auch Kinder und Jugendliche haben Rechte zum Schutz ihrer PersÃnlichkeit und benÃtigen gelegentlich die Hilfe und Beharrlichkeit von Erwachsenen, um diese einzufordern. Da kann man dann auch nicht das Schild "Kunst" drüberhängen und alles ist anders. Sollte dies eure ehrliche Meinung sein, dann wundert euch nicht, wenn die Nazis in Leipzig nicht mehr Demonstrationen anmelden, sondern Performances veranstalten. "Gewalt läuft im Kopf ab" - so der "Bürgerschreck" Schlingensief. Tja, die Kunst ist heilig. Auch progressiv sollte sie sein. Dagegen gibt es nichts spießigeres als Pornographie, das kommt gleich nach Gartenzwergen und "Herzilein". Dass "Bodenhausen" dazu noch auf den wirklich schon seit längerem bekannten Nikodemus-Fake hereingefallen ist, passt ins Bild. Leute, wo lebt ihr nur? Habt ihr außer planlosem Meckern und halbinformierter Wichtigtuerei noch anderes zu tun? Eine Stellungnahme der Landeskirche hat sicherlich keine Eile. Hat es doch Museumsdirektor Schmidt bisher auch nicht für nÃtig gehalten, mir eine Antwort zu schicken. Doppelmoralisten wie er, der in einem LVZ-Interview herzzerreißend den Umstand beklagte, dass Verbote die Attraktivität der Installation nur noch erhÃhen würden, warb gestern in der selben Zeitung mit der "skandalumwitterten Installation" und lud zur Sonderführung. Da fällt mir nun wirklich nichts mehr ein.Im Ãœbrigen wäre es mutiger, wenn hier nicht nur unter Pseudonym gelabert würde. Ich werde mich aus diesem Grund daran nicht mehr beteiligen. Ist doch auch viel schÃner, wenn dann alle der gleichen Meinung sind. PersÃnliche Zuschriften beantworte ich gern unter kulturarbeit-sachsen@web.de

Bodenhausen Re: Offener Brief an die Landeskirche « Antworten #7 am: 15. September 2006, 20:57:06 »

Werter freewilly! Die Weltloge Tanatra ist mitnichten eine Freimaurerloge! Tanatra hat seine Wurzeln im wahren unverfälschten christlichen Glauben und betreibt Erkenntisarbeit in einem logenartigen Zusammenschluß. Tanatra liegt Missionsarbeit und Volkskirchentum fern, ist aber keineswegs eine Art Geheimbund, ganz im Gegenteil, Tanatra ist der Welt zugewandt und seine Freunde bringen sich gesellschaftlich in Wissenschaft, Politik und Kultur ein.Werter xover!Es ist schade, daß Sie sich aus der Diskussion hier verabschieden möchten. Einer persönlichen Diskussion ist die Weltloge Tanatra aufgeschlossen, also nicht nur per persönlicher Mail. In einiger Zeit werden wir Sie deshalb zu einer Diskussionsrunde mit Denkern, Sexualwisenschaftlern und fortschrittlichen Jugendlichen gern einladen. Auf Ihren Wunsch per von Ihnen angegebener Mailadresse. Im Übrigen bin ich hier mit Klarnamen vertreten!Was Ihre Bemerkung anlangt: Zitat von: xover ...Rechte von Kindern und Jugendlichen durchzusetzen - und um nichts anderes gehts [/quote, so stimme ich Ihnen voll zu, nur unter einer anderen Prämisse, d.h. Kinder und Jugendliche müssen in ihren Rechten gestärkt werden, ganz besonders gegenüber sie bevormundenden "Jugendschützern". Die künstliche Infantilisierung der Jugend darf so nicht weiter voranschreiten, es darf der "Schutz" von Jugendlichen nicht zu einer Bevormundung mißbraucht werden, die auch noch die heutige immer frühere Akzelaration der Jugendlichen negiert. Konnten noch um 1750 14jährige heiraten und waren aber noch nicht einmal geschlechtsreif, so tritt heute in der Regel die Geschlechtsreife mit 11-12 Jahren ein und dies bei Jungen dann natürlicherweise mit onanistischer Betätigung. Es ist also paradox diese geistig und körperlich entwickelten Jugendlichen vor dem Anblick von Onaniedarstellungen zu "schützen". Dieser ""Schutz" ist also keineswegs Schutz, sondern antiquierte Bevormundung und Infantilisierung wenn z.B. 15jährige davor "geschützt" werden diese Szenen bei Schlingensief anzusehen. Onanie gehört zum normalen Sexualverhalten auch von 10 bis 15jährigen und wird erst durch ein Verbot zu etwas unnormalem. Alles in allem kann man mit der jetzigen Regelung der Empfehlung durch das Jugendamt leben, wenngleich sie an der heutigen Lebenswirklichkeit geschlechtsreifer Jugendlicher vorbeigeht. Ich halte dem Jugendamt zugute, abgewogen zu haben, bei Nichteingehens auf Ihren Beschwerdebrief sich weiteren Ärger einzuhandeln und es hat mit dieser Empfehlung P16 diplomatisch klug gehandelt. Es stimmt einen natürlich traurig, dass unsere Behörden mit solcherart Anzeigen etc. belästigt werden, gerade die Justiz und Jugendämter sind überlastet und müssen aber solche Pseudofälle bearbeiten. Wirklich wichtige Dinge kommen dann zu kurz und dann regt sich wieder die Öffentlichkeit auf, daß angeblich die Justiz oder die Jugendämter z.B.bei solchen Fällen wo Kinder bei ihren Eltern verhungert sind, nicht genügend Kontrollen durchgeführt haben. Da geht es um wirklichen Jugendschutz und nicht um einem Pseudoschutz bei dem Anblick Jugendlicher von Onaniedarstellungen in der Kunst.Ein Lob gilt auch der Leipziger Justiz, insbesondere der Staatsanwaltschaft wie souverän sie diesen Fall bearbeitet hat und sich nicht zu Schnellschüssen hat hinreissen lassen wie einer etwaigen Anordnung einer Altersbeschränkung oder gar einer Klageschrift gegen die Ausstellung wegen Gewaltverherrlichung und Pornografie wie vom Anzeigeerstatter initiiert.Die von mir verlinkten Seiten von nikodemus.net sind mitnichten ein Fake! Werter xover, sie können ähnliches auf diversen Internetseiten von deutschen Pfingstgemeinden, bibelfundamentalistischen Gruppierungen und den Freikirchen nahestehenden Gruppen ähnlich nachlesen (siehe z.B. pray.de). Also, daß eine recht große Christenschar auch in Deutschland diese unnormale Onaniebekämpfung propagiert, dürften Ihnen als in der Jugendarbeit tätiger Mitarbeiter wohl bekannt sein. Gern sende ich Ihnen dazu Fakten, auch von dementsprechenden Predigten bei Großveranstaltungen und Internetseiten, sowie schriftliche Belege.Dann möchte ich mich hier von Ihnen verabschieden, da Sie ja nicht mehr an der Diskussion teilnehmen möchten und wünsche Ihnen trotz unseres Disputes Gottes Gnade in Ihrer Arbeit. Mögen Sie nach Irrwegen den wahren Weg aus dem Dunkel heraus erkennen! Ein wichtiger Schritt dazu, so sieht dies die WT, ist das Erlernen der Demut. Zum Schluß zur Verdeutlichung ein paar Zeilen aus dem Traktat "Blumenjahr" des großen Denkers Dr. Walter Timmling: "Es gibt ein Wissen, das keinem Nutzen dient und dem keine ausdrücklich zu bezeichnenden Grenzen gezogen sind, es seien denn jene, die Gott uns Menschen aufrichtete vor den Geheimnissen seiner Herrlichkeit! Solches Wissen ist Glück, nicht so sehr Glücksfall als Beglückung selbst, Speise aus schier verlorenem Urwissen des Menschen und zugeich Dienst und Anbetung des zukünftigen und verschlossenenen Geheimnisses! Solches Wissen ist still und macht still den, der es in sich findet und diesen Schatz zu heben bemüht ist. Ein solches Wissen ist Gnade, die nicht allein den Gerechten und den Ungerechten zuteil wird, ohne daß wir dies aus weltlicher Gerechtigkeit heraus zu begründen vermöchten, sondern von der sogar kaum je einer ausgeschlossen ist." Armin von Bodenhausen, WT

Anja_und_BennoRe: Offener Brief an die Landeskirche « Antworten #8 am: 17. September 2006, 07:33:18 »
Zitat Dass "Bodenhausen" dazu noch auf den wirklich schon seit längerem bekannten Nikodemus-Fake hereingefallen ist, passt ins Bild.Unfaßbar! Schon wieder ein falsch Zeugnis mit dieser Falschinformation, und dies von einem Jugendreferenten der evangelischen Kirche? Wir haben uns selbst erschrocken als wir die menschenverachtenden Seiten von nikodemus.net sogar als Empfehlung auf den Seiten der EKD beim googeln gefunden haben:http://www.ekd.de/newsletter/newsletter113.htmlDieses wirklich jugendgefährdende nikodemus.net ist kein Fake oder die Ausgeburt von religiösen Außenseitern, sondern traurige Realität die Jugendliche massenwirksam indoktriniert - die sogar von der evangelischen Kirche in Deutschland verlinkt wird!Der junge Mann freewilly hat Recht was die körperliche Gesundheitsschädigung von Masturbationsunterdrückung anlangt (Prostatakrebs), von den psychischen Schädigungen ganz zu schweigen, die immens sind. Macht sich evangelische Kirche im Jahre 2006 da nicht mitschuldig an dieser wirklichen Jugendgefährdung, indem es solche Beratungsseiten empfiehlt?Tatsächlich, warum gibt es Seitens der Kirche nicht Verbotsanträge gegen solche Seiten, stattdessen aber Anzeigen eines Kirchenmitarbeiters gegen Masturbationsdarstellungen in einer Kunstausstellung?Diese Doppelmoral ist schon sehr übel, besonders wenn gerade unserem auch international hochgeachteten Museumsdirektor Schmidt Doppelmoral vorgeworfen wird, einem Mann der hoch integer ist und der für die Stadt Leipzig viel getan hat für den Ruf als weltoffene Großstadt.Die Kirche ist nun wirklich am Zuge, eine Distanzierungserklärung für diese ungerechtfertigte Anzeige abzugeben, welche das Ansehen der Stadt Leipzig beschädigt hat.Weiterhin ist dringender Klärungsbedarf geboten, ob man sich als evangelische Kirche wirklich mit Positionen wie bei nikodemus.net vertreten gemein macht. Der Bürger sollte schon wissen dürfen wo Kirche heute wirklich steht!

Anja_und_BennoGast Re: Offener Brief an die Landeskirche « Antworten #9 am: 22. September 2006, 20:00:16 »

Wie die Leipziger Staatsanwaltschaft mitteilte, ist die Schlingensief-Installation in Leipzig, über die wir hier diskutiert haben, j u g e n d f r e i ! Auch konnten pornografische Elemente darin nicht entdeckt werden. ...Schlingensief setze sich mit der Welt geistig auseinander...usw.Die Anzeige des Jugendreferenten der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsen, Herrn Dr. Thomas Feist, wurde abgewiesen und ein Ermittlungsverfahren nicht eingeleitet.

xoverRe: Offener Brief an die Landeskirche « Antworten #10 am: 23. September 2006, 12:51:31 »

....ich weiss nicht, woher Anja und Benny ihre Falschinformationen haben. Richtig ist, dass der international hochgeachtete Herr Schmidtmittlerweile festgestellt hat, dass eine Altersbeschraenkung auf 16 Jahre erforderlich ist. Dies wurde umgesetzt. Dass die Anzeige seitens der Staatsanwaltschaft abgewiesen wurde, ist zudem reine Erfindung. Und all das unter der Tarnung eines Pseudonyms: ihr seid wirklich Feiglinge...

Anja_und_BennoGast Re: Offener Brief an die Landeskirche « Antworten #11 am: 23. September 2006, 21:34:38 »

Also langsam entwickelt sich die Angelegenheit zum Panoptikum !Ich würde mal lieber nächste Woche bei der Staatsanwaltschaft Leipzig nachfragen, ob es sich so verhält wie wir das in dem Forum hier geschrieben haben, ehe uns anzugreifen.Es ist so!!!Entscheidend ist, was die Staatsanwaltschaft zu diesem Fall entscheidet, Empfehlungen des Jugendamtes sind zweitrangig! Die Ausstellung verstößt nicht gegen das Jugendschutzgesetz, so die Staatsanwaltschaft Leipzig!Nicht viel anders kann man das auch woanders lesen, z.B. bei den Nachrichten eines Lokalsenders: http://mephisto976.uni-leipzig.de/artikel,17879.html Übrigens, bleibt es jedem Forumteilnehmer überlassen ob er seine Adresse und seinen Namen angibt oder nicht. Was wir hier schrieben ist nicht aus den Fingern gesogen, sondern klar recherchiert, dies ist das entscheidende!

ChrisNei Re: Offener Brief an die Landeskirche « Antworten #12 am: 21. Oktober 2006, 11:52:13 »

Ich möchte vorwegnehmen das ich mit dem Thema nicht 100 prozentig vertraut bin, jedoch möchte ich mich zur Art und Weise äußern wie in diesem Thema zur Zeit argumentiert wird.Ich muss lesen das sich hier einige Leute persönlich angegriffen fühlen und auch werden, und das dient keiner sachlichen Diskussion. Unter den Vorraussetzungen die hier geschafft werden kann nie eine Diskussion entstehen und ein Meinungsaustausch stattfinden. Und das ist doch eigentlich der Sinn dieses Forums. Besinnen wir uns darauf das wir doch auf einer Seite stehen und keiner von uns Sachen wie eine "Jugendgefährdung" zulassen will und würde, auch wenn eine Jugengefährdung unterschiedlich aufgefasst wird. Wir sollten nicht soweit gehen uns zu beschimpfen ob wir nun mit Synonym oder ohne hier auftreten, denn was hat das noch mit dem Thema zu tun und was nützt es den richtigen Namen zu kennen? Beschimpgungen wie "Feiglinge" gehören meiner Meinung nicht hier her und bringen nur denjenigen in ein falsches Licht welcher sie gebraucht. Ich bin sehr enttäuscht das hier so argumentiert wird. Wir sind Brüder und Schwestern und glauben an den selben Herrn in der selben großen Gemeinde und das sollten wir nie vergessen und trotz aller unterschiedlichen Meinungen und Auffassungen (welche gottseidank bestehen-sonst wärs langweilig) einen brüderlichen und liebevollen Umgang miteinander pflegen.Gottes Segen euch allen!!!einer der die Austellung besucht hat:Christopher Neidhardt

Bodenhausen Re: Offener Brief an die Landeskirche « Antworten #13 am: 21. Oktober 2006, 16:29:10 »

ZitatWir sind Brüder und Schwestern und glauben an den selben Herrn in der selben großen Gemeinde und das sollten wir nie vergessen und trotz aller unterschiedlichen Meinungen und Auffassungen (welche gottseidank bestehen-sonst wärs langweilig) einen brüderlichen und liebevollen Umgang miteinander pflegen.Gottes Segen euch allen!!!Wahre Worte, lieber Chris Neidhardt! Es ist leider so, daß wenn eine kleine Religionsgemeinschaft (Wir sind gar eine der kleinsten Deutschlands überhaupt, da wir nicht missionieren und nicht darauf aus sind neue Mitglieder aufzunehmen und wir uns durchaus wünschen, daß wir überflüssig werden, wenn die Kirchen einmal so tolerant werden um auch undogmatische Christen unter ihrem Dach aufzunehmen.), sich zu Wort meldet, dies nicht ernst genommen wird und man mit dem Begriff Sekte abqualifiziert wird. Ja es ist uns schon des öfteren passiert, daß uns von Christen abgesprochen wurde, daß wir uns Christen nennen dürfen, weil es etliche theologischen Streitpunkte gibt. Meine Meinung ist allerdings die, daß wenn die Bergpredigt Jesu und deren Geist anerkannt wird, daß dann doch wir uns alle als Christen verstehen sollten und Verständnis füreinander haben sollten.Unsere älteren Freunde der Weltloge Tanatra denken da gern an den früheren sächsischen Landesbischof Hugo Hahn zurück, der trotzdem er bei seiner strengen lutherischen Auffassung von Christentum blieb, auch ein herzliches Verhältnis zu Tanatra-Christen pflegte und sich mit ihnen austauschte ohne sie zu diskriminieren.Was ich bei der heutigen sächsischen Landeskirche vermisse, dies ist, daß nicht mal eine Stellungnahme auf unseren offenen Brief hier erfolgte, man steckte wie der Vogel Strauß den Kopf in den Sand. Die Sache war doch so einfach, es ging doch nur darum, ob die Kirche diese Anzeige ihres Mitarbeiters unterstützte oder ob es sich um eine reine Privatangelenheit des Mitarbeiters handelte und sie dies Mitarbeitern zubilligt. Die Sache als solche ist ja nun zu einem gutem Ende gekommen durch den Entscheid der Staatsanwaltschaft. Gewünscht hätte ich mir von dem Mitarbeiter der Kirche, diese Entscheidung einzugestehen. Stattdessen von "Falschmeldungen" zu sprechen, halte ich für wenig würdevoll. Selber kann ich auch wenig konkretes zu dem Entscheid der Justiz sagen, da ich diese Begründung der Staatsanwaltschaft nicht direkt kenne und ich auch nur die Meldungen in der Zeitung, wie von Anja und Benno hier vermeldet, gelesen habe.Es hat nun wenig Sinn über eine Sache die defakto erledigt ist noch weiter zu streiten und wenn die Kirche sich nicht äußern wollte, wird es Gründe gegeben haben. Für die Zukunft allerdings wünschte ich mehr Sensiblität seitens der Kirche wenn es um Verbotsanträge von Kunstausstellungen geht, schon in Hinblick auf die Belastung durch Kaiserzeit und Weimarer Zeit als die Kirche als unangehme Sittenwächterin auftrat und die Freiheit der Kunst behinderte.Was ich allerdings sehr bedenklich finde, daß auch zu dem in dem Forumsbeitrag angesprochenen nikodemus.net zu Fragen der Onanie keine Stellung seitens der Kirche genommen wird. Noch immer wird von der EKD nikodemus.net unter den zehn empfehlenswertesten Jugendberatungsseiten angepriesen. Xover beizeichnete hier ja diese Seiten als Fake und ich wurde als ein wenig depperter Mann hingestellt, der auf solche Seiten hereingefallen ist. Ich wünschte es wäre so und nikodemus wäre ein Fake, aber dies scheint nicht der Fall, ansonsten würde es nicht von der EKD empfohlen.Ich möchte mich nicht wiederholen, aber ich finde es skandalös, daß die EKD heutigen Jugendlichen Onanie so vermittelt, um derentwillen man beim Ausübung Jesus um Verzeihung bitten sollte. So etwas halte ich für untheologisch und jugendgefährdend, da tatsächlich Jugendliche in seelische Konflikte gestürzt werden, wenn sie zwangsläufig immer wieder "schwach" (eine ganz normale hormonell bedingte körperliche Sache) werden und sie wie schon erwähnt dadurch auch körperlich geschädigt werden, denn späterer Prostatakrebs ist keine Kleinigkeit (sechs mal höheres Prostatakrebsrisiko bei Unterdrückung von Masturbation oder Geschlechtsverkehr!). Trotz aller Liebe und Achtung zu den christlichen Mitbrüdern, kann ich nicht umhin dies als Jugendgefährdung zu bezeichnen. Dies soll keine Diffamierung anderer Meinungen sein, sondern es ist eine ehrliche Besorgnis über die Folgen dieser Thesen bei nikodemus net.Ich bitte also nochmals die Brüder und Schwestern der evangelischen Landeskirche sich mit diesem Thema auseinander zu setzen und diese Seiten als Empfehlung der EKD für Jugendliche zu streichen.Mit den freundlichsten Grüßen Armin von BodenhausenWeltloge Tanatra

freewilly Re: Offener Brief an die Landeskirche « Antworten #14 am: 26. Oktober 2006, 12:18:16 »

@xover, Dr. FeistAlso ich fände es richtig, wenn Sie sich bei Christoph Schlingensief entschuldigen würden. Ich stelle mir vor, jemand hätte mich angezeigt und die Staatsanwaltschaft hätte meine Unschuld festgestellt, dann würde ich zumindest eine Entschuldigung von dem erwarten, der mich angeschwärzt hat. Von einem evangelischen Jugendpfarrer hätte ich anderes Verhalten erwartet. Ich bin masslos enttäuscht wie es bei Kirchens zugeht. Was ist denn nun mit dem vermeintlichen Fake von nikodemus? Und was ist mit der "Falschinformation" über den Entscheid der Staatsanwaltschaft? Ich finde auch da müssten Sie sich entschuldigen. Und ich sehe gar nicht ein, dass ich in einem Forum meine Adresse öffentlich mache. Deshalb bin ich kein Feigling. Wenn sie es wünschen, dann sende ich meine Daten, Adresse und Telefonnummer meiner Eltern per Privatnachricht an den Admin zu. Zu verheimlichen habe ich nichts, aber in einem Forum muss nicht gleich jeder die Adresse lesen, das macht keiner.