Sonntag, 22. Juni 2008

Tiefe Trauer um die Mutter




In der Nacht vom Samstag zum Sonntag verstarb in meinen Armen meine von mir über alles geliebte und verehrte Mutter Erika Nowack. Gerade wo es ihr nach langer schwerer Krankheit wieder ein wenig besser ging, sie wieder Hoffnung schöpfte, erlag sie einem Herzversagen genau um Mitternacht unter schwerem Todeskampf. Der einzige Trost den ich habe, ist der, daß sie sich gewünscht hat einmal in ihrem geliebten zuhause zu sterben und nicht in einem Krankenhaus oder Pflegeheim.

Ich werde später, wenn ich dazu wieder in der Lage bin, einen Nachruf schreiben. Derzeit bin ich wie gelähmt und des Schreibens nicht fähig.

Bernd Nowack

Samstag, 21. Juni 2008

Kulturangebot im Jahre 1981


Einige Jahre war ich hauptberuflich in kulturellen Einrichtungen tätig. Angefangen hatte es als Veranstaltungsleiter im Kulturhaus der Gewerkschaften „Maxim Gorki“ Dessau, dann Klubhausleiter des Klubhauses der Werktätigen Dessau-Törten, welches leider bald baupolizeilich geschlossen wurde, dann über ein Jahr lang als Vertretung eines auf Schule befindlichen Kollegen Klubhausleiter im Klubhaus der Werktätigen Dessau-Großkühnau, danach Klubhausleiter im Klubhaus der Werktätigen Dessau-Alten - dies noch während der Bauphase und einige Zeit nach Eröffnung - sowie Filmtheaterleiter der Fortschritt-Lichtspiele in Dessau und einige Jahre Leiter der Ausleihstellen der Stadtbücherei in Dessau-Mosigkau und Dessau-Alten. Letztere Stellen allerdings nur stundenweise, da diese Büchereien nur jeweils an zwei Tagen geöffnet hatten und da ich ja noch freiberuflich als Autor tätig war, so waren diese Arbeitsstellen auf Honorarbasis ebenfalls freiberuflich.
Heute möchte ich mal eine alte Annonce aus meiner Zeit als Klubhausleiter in Dessau-Alten veröffentlichen. Diese ist aus der „Freiheit“ vom 19. März 1981. Vielleicht interessiert es diesen oder jenen was damals so kulturell in den Klubs der Werktätigen so angeboten wurde. Wer die Annonce der öffentlichen Großveranstaltungen (daneben gab es ja auch noch jede Menge an kleineren Veranstaltungen, Arbeitsgemeinschaften und betriebliche Veranstaltungen aller Art) durchsieht, wird merken, daß ich eigentlich immer wo ich war meinen persönlichen Stempel aufgedrückt habe. So war ich Fan von Frieder Simon dem bekannten Puppenspieler mit seinem „Original Caspertheater Larifari“ und ich sah selbst seine Stücke mir gern an. Mit der Rockband „Blau-Rot“ verbanden mich persönliche Freundschaften, besonders mit dem Bassisten Gisbert Potutschek und in der Condor-Rockband aus Magdeburg spielte mein ehemaliger Bandkollege Hans-Jürgen Glöckner mit (als ich noch bei den „Yo-Yos“ Schlagzeug spielte). Als Jazzfan lud ich natürlich auch gern solche Jazzer ein wie das Uwe-Kropinski-Quartett oder die Schulze-Keller-Werkstatt, obwohl diese Veranstaltungen nicht so publikumswirksam waren. Daß ich den bekannten Raubtierdresseur Rudi Born (Autor des Bestsellers „Mein Tiger Bombay“) ebenfalls immer wieder in meine Klubhäuser einlud, dies hatte auch persönliche Gründe, denn sowohl mit ihm wie auch mit den Raubtierdompteuren Jenny und Wolfgang Runge war ich damals persönlich befreundet und sie besuchten mich auch immer mal privat bei mir zuhause. Und daß ich den recht teuren damaligen italienischen Weltklasse-Percussionisten Andrea Centazzo nach Dessau-Alten holte, dies lag schlicht und einfach daran, daß ich ja auch mal Schlagzeuger war und ich mich für derartige Konzerte stark interessierte. So floßen also auch immer persönliche Vorlieben in meine Arbeit mit ein. Natürlich kam man nicht umhin auch Veranstaltungen zu organisieren, die einen persönlich nicht interessierten, wie Betriebsfeiern, Faschingsfeste und ähnliches.

Freitag, 20. Juni 2008

Satire von Bernd Nowack aus dem Jahre 1980



Kurzgeschichten zu verfassen lagen mir schon immer mehr als lange Texte zu schreiben. Heute habe ich mal eine alte Satire aus dem Jahre 1980 heraus gesucht, erschienen ist sie in der Wochenzeitung "Die Flamme" in der Ausgabe vom 18. August 1980. Viel Spaß bei der Lektüre derselben!

Donnerstag, 19. Juni 2008

Nostalgie: Wattfraß und Rumpelmännchen



Wenn ich des öfteren im Blog Nostalgie walten lasse, so bedeutet das nicht, daß ich ein DDR-Staats-Nostalgiker bin. Also die verkommene, entartete sich sozialistisch nennende SED-und-Stasi-Gesellschaft, welche eben leider statt sozialistisch nur kleinbürgerlich war, mit einer Schicht von angepaßten Profiteuren, deren opportunistische Einstellungen sich nach der Wende krass zeigten, als eben diese Typen wieder sofort an die Fressnäpfe drängten und dies ihnen auch gelang unter dem Motto „Fett schwimmt immer oben“, wünsche ich mir bestimmt nicht zurück, nur - wir haben halt den größten Teil unseres Lebens in der DDR verbracht und vieles war ja durchaus liebenswert und vieles natürlich auch entschieden vernünftiger und besser als es jetzt ist und diese Dinge sind es die es wert sind zu erinnern.

Miete, Strom und Heizung in der DDR zu bezahlen, dies machte keinem Schwierigkeiten, dieses Menschenrecht garantierte die DDR im Gegensatz zum Deutschland von heute, wo man leicht bei horrenden Mieten obdachlos werden kann oder wo ein Geringverdiener oder Rentner mit Minirente durchaus im Winter in einer kalten Wohnung sitzen muß bei Kerzenschein, weil kapitalistische Großkonzerne Strom und Heizgas/Heizoel so teuer machen um märchenhaften Profit zu erzielen und der Staat sich daran noch mit einem exorbitant hohen Steueranteil beteiligt, so daß sich ein Großteil der Bevölkerung diesen „Luxus“ nicht mehr leisten kann. Man kennt ja jetzt die scheinheiligen Kampagnen die zum Sparen von Energie auffordern, die aber wieder nur die Reichen befolgen können, wie Isolierung von Häuserwänden, Kauf von effektiveren Kühlschränken und Heizungsanlagen oder gar den Einsatz von Solaranlagen, alles für einen Normalverdiener oder gar Hartz-IV-Empfänger unerschwinglich, so daß die Zuschüsse die in Millionenhöhe vom Staat gegeben werden wieder mal nur der Oberschicht zugute kommen.

Energiesparen war auch in der DDR angesagt. Energie war bedeutend knapper als jetzt, denn es fehlte an Devisen um Oel und Erdgas auf dem Weltmarkt in großem Umfang einzukaufen. Einzig und allein die Braunkohle gab es und deren Abbau war ein volkswirtschaftlicher Kraftakt ohnegleichen. Trotzdem dachte man nicht daran, die billigen Preise für Strom und Kohlen für die Bevölkerung anzuheben, dies mutete man den Bürgern nicht zu. Es blieb bei Werbekampagnen mit den vorhandenen Ressourcen sparsam umzugehen. Zwei dieser Kampagnen sind mir noch gut in Erinnerung, weil die Comic-Figuren die dabei Verwendung fanden ich als Kind irgendwie interessant und lustig fand: „Wattfraß“ und „Rumpelmännchen“! Die Figur des Wattfraß war ein kleiner Teufel der finster dreinblickte. Ein solches altes Papierschild habe ich aus meiner Kindheit aufgehoben. Eigentlich sollte man dieses Schild ja über einem Schalter anmachen als Mahnung sorgsam mit dem Strom umzugehen, aber wie das halt bei Sammlern so ist, ich verwahrte dieses Schild sorgsam bei den Dingen die ich schon als Kind sammelte und so kann ich es heute in bestem Zustand den werten Lesern des Blogs im Scan zeigen. Ja und das Rumpelmännchen kennt wohl jeder ehemalige DDRler noch gut. Es prangte eine Zeitlang an den Sero-Annahmestellen. Sero ist die Abkürzung für Sekundärrohstoffe, wie Altpapier, Gläser, Schrott. Es war mehr als normal, daß man sein Altpapier dort abgab, denn es gab gute Aufkaufpreise, ebenso bei Gläsern und Schrott. Für Altpapier gibt es ja vernünftigerweise wieder Aufkaufstellen und nur wer Geld zu verschenken hat, der schmeißt sein Altpapier etwa in eine blaue Tonne, damit sich die Stadt und Entsorgungsfirmen eine goldene Nase machen können. Das Rumpelmännchen war eine Werbefigur die dem Rumpelstilzchen in Namen und Aussehen entlehnt war. Rückblickend kann man sagen, daß es besonders bei Kindern Anklang fand, die aber sowieso recht eifrig waren beim Altstoffe sammeln, denn die Erlöse daraus waren recht beachtlich, wenn man die damaligen Löhne und Preise in Relation nimmt. Vom Rumpelmännchen habe ich in meinen Sammlungen nichts finden können, deshalb ein Plakat von ihm aus dem Internet von Sammlern die derartige Plakate aufgehoben haben.

Mittwoch, 18. Juni 2008

Walter-Timmling-Ausstellung 1980 in Dessau









Heute möchte ich den werten Lesern des Blogs eine Rezension über die schon mehrfach hier erwähnte Walter-Timmling-Ausstellung im Klubhaus der Werktätigen Dessau-Großkühnau 1980 vorstellen (siehe über Timmling diverse ältere Postings in diesem Blog) . Anbei auch wieder ein paar Scans von Bildern Walter Timmlings die auch in dieser Ausstellung damals zu sehen waren. Wie bekannt war ich ja damals gerade Klubhausleiter in diesem Klubhaus und nur dadurch war es möglich diese Ausstellung auf die Beine zu stellen, denn Privatleuten war es ja in der DDR so gut wie unmöglich derartige Ausstellungen zu veranstalten, dies war nur Gemäldegalerien oder kulturellen Einrichtungen möglich. Die Rezension stand am 31.5.1980 in den Mitteldeutschen Neuesten Nachrichten, der Verfasser ist mir leider nicht bekannt. Zu den Bildern: Unter dem Zeitungsauschnitt das Titelbild des von mir herausgegebenen Werbefaltblattes zur Ausstellung, dann ein Mädchen im weißen Kleid, ein sehr frühes Bild Walter Timmlings, es folgen zwei Aquarelle aus dem Jahre 1936, Szenen von der Dresdener Vogelwiese mit Marktschreiern und einem kleinen Zirkus während der Vorstellung, dann ein Oelbild von 1944, gemalt in der Haft, einen Geisteskranken darstellend und zum Schluß ein Aquarell von 1947 aus der Serie der Engelbilder.

Dienstag, 17. Juni 2008

Der Pavillion in Ziebigk und Schmitz schwarzer Rettich


Das kritische Foto“ hieß in der „LDZ“ zu DDR-Zeiten eine beliebte Rubrik. Ich habe einen alten Ausschnitt aus den 80er Jahren heraus gesucht in welchem Otto Hausmann den schlechten Zustand des Rundbaus in der Robert-Schirrmacher-Straße (Metzer Straße) anprangerte. Dies aus besonderem Grund, denn auch ich zählte einige Zeit zu den Mietern dieses Rundbaus, den ich in Anlehnung an Robert Louis Stevensons "Pavillion auf den Dünen" ebenfalls als Pavillion bezeichnete. Als Jugendlicher spielte ich in einer Rockband namens „Yo-Yos“ Schlagzeug. Aufgetreten sind wir damals hauptsächlich im Raum Dessau, so im Klubhaus „Maxim Gorki“, im Saal der Gaststätte „Kornhaus“, deren Chef der legendäre Georg (Schorsch) Feen war und in anderen Klubhäusern der Werktätigen in Dessau und Umgebung, auch in vielen Klubhäusern wo ich eigentümlicher Weise später deren Klubhausleiter wurde. Zuerst probten wir bei unserem Keyboarder Konrad Brandt (heute ein bekannter Neurologe in Halle) in dessen Zimmer im Haus seiner Eltern, wo auch die private Hautarztpraxis Brandt untergebracht war (Konrads Mutter ist die bekannte Dessauer Hautärztin) in der Saarstraße in Ziebigk. Nachdem Konrad aus der Band ausstieg standen wir ohne Probenraum da. Für nur 10 Mark der DDR pro Monat mietete ich da für ca. zwei Jahre vom VEB Gebäudewirtschaft Dessau obigen Rundbau als Probenraum an.

Strom gab es da allerdings im Pavillion schon nicht mehr, diesen mußten wir uns von einer Mieterin im Nebenhaus, einer Frau Kirchner, jedesmal wenn wir probten erst mal gegen Bezahlung mit Strippen legen. Diese Mieterin wohnte im Haus linkerhand des Rundbaus wo auch die Zweigstelle Ziebigk der Stadtbücherei Dessau untergebracht war, eine Bücherei mit der mich auch angenehme Kindheitserinnerungen verbinden, da ich dort fleißiger Leser war. Zu dem Rundbau gehörte auch ein verwilderter Garten mit alten Obstbäumen. Zu meiner Schande muß ich gestehen, daß wir die Äpfel, Birnen und Pflaumen nie abernteten, sie fielen von den Bäumen und verdarben. Als Jugendlicher hat man eben andere Interessen als gerade Obst zu ernten!

Und dann gehörte zu dem Mietvertrag noch ein ganz kleines Knusperhäuschen, ein winziger roter Klinkerbau wo man nicht mal aufrecht drin stehen konnte. Dies war vor unserer Zeit mal der Gemüse-und Getränke-Kiosk der Frau Schmitz gewesen. Alte Ziebigker können sich bestimmt noch an diese nette Gewerbetreibende erinnern. Bierkästen und Gemüsekisten lagerten wegen des Platzmangels draussen und aus einer Luke heraus verkaufte sie ihre Flasche Bier oder ihren Rotkohlkopf. Ich kann mich noch gut an eine Begebenheit als kleiner Junge von vielleicht sieben Jahren erinnern, als Frau Schmitz mir mal ihren schwarzen Rettich als wahres Wundermittel gegen Husten anpries. Da ich als Kind und Jugendlicher immer mächtig unter Bronchitis zu leiden hatte, sie mich wahrscheinlich beim vorbei gehen gerade husten hörte, rief mir diese Frau Schmitz aus ihrer Luke zu, daß sie da was für mich hätte und schenkte mir einen schwarzen Rettich, den solle meine Mutter abschälen und raspeln und mit Honig und Zitrone beträufeln und durchziehen lassen: „... und schon löst sich Dein Husten, mein Junge! Auch sonst schmeckt der schwarze Rettich, geraspelt mit Salz und Pfeffer, hm, einfach lecker und gesund!“ Es ist eigenartig, daß solche kleinen Begebenheiten im Gedächtnis bleiben und was das merkwürdigste ist, wenn ich heute mal einen schwarzen Rettich kaufe, ihn raspele mit Salz und Pfeffer würze und diesen Salat zu einer Butterschnitte mir munden lasse, dann muß ich an diese Frau Schmitz in ihrem Minikiosk denken. Und wundersamer Weise schmeckt mir schwarzer Rettich immer noch, als wenn dieses damalige Anpreisen auf immer im Gehirn eine positive Assoziation mit dem schwarzen Rettich hinterlassen hat.

Was Otto Hausmann in seinem Text aus den 80er Jahren allerdings noch vergessen hat zu erwähnen, dies war, daß dieser Rundbau auch mal als Stützpunkt der „Nationalen Front“ gedient hat. Ich kann mich noch gut erinnern, daß ich als Kind an einem großen Schild welches zwischen zwei großen Masten befestigt war vorbeiging, wo die Worte standen „Stützpunkt der Nationalen Front, Wohnbezirk soundso“. Was einem aber auch so einfällt, wenn man einmal anfängt in Erinnerungen im Gedächtnis zu kramen? Man kommt vom hundertsten ins tausendste und ist selbst erstaunt was ein Gehirn so alles gespeichert hat, was eigentlich belanglos für das jetzige und spätere Leben ist.

Es ist Rosenzeit






Von den Rosen lieben wir am meisten die großen Strauchrosen. Es ist eine Unsitte wenn Rosen im Herbst oder im Frühjahr kurz geschnitten werden. Diese wirken dann später wie typische Schrebergartenplanzen. Rosen in großen herrschaftlichen Parkanlagen sind immer groß, massiv zurück geschnitten werden sie dort nie. Da ich nun keine Ambitionen habe aus meinem parkähnlichen Garten einen Schrebergarten werden zu lassen, halte ich mich an die Kultur der Rosen wie sie auch von den Gärtnern der historischen Parkanlagen gepflegt wird. Eine massive Blütenpracht, wunderbar groß und wuchtig ist der Lohn dieses Ideals, ganz im Gegensatz zu proletenhaft wirkenden Rosen in manch anderem Garten wo die Rosen massiv mit der Schere bearbeitet wurden.

Zu den heutigen Fotos einer Auswahl von Rosen aus unserem Garten : Immer wieder schön in der Einfahrt die normale rote Kletterrose (Bild 1), ebenso die ganz einfache zartlachsfarbene Wildrose (Bild 2), die auch ihren Reiz hat, die einen kleinen Teil eines Stallgebäudes ziert und wo man sich noch im Herbst an den knallroten Hagebutten erfreuen kann. Im Garten dann eine große Hecke mit rotblühenden Rosen (Bild 3) zum einen Nachbarn und zwei große beigefarbenblühende sehr große Rosensträucher (Bild 4) zum anderen Nachbarn. Auf dem letzten Foto ist neben dem Zeitungsbehälter im Vorgarten eine sehr alte englische Rose (Bild 5) zu sehen die in zartem Rosa blüht. Diese macht einigen Kummer, kränkelt des öfteren, ist schwer zu halten, aber gerade an der hängen wir besonders, da sie sich seit 1885 in unserem Familienbesitz befindet. Der Originalstamm befindet sich im Geburtshaus meiner Mutter in der Ziebigker Schulstraße. Als meine Mutter geboren wurde blühte diese Rose schon. In alten Unterlagen fand ich den Beleg, daß sie gar schon 1885 angeplanzt wurde. Vor ca. 25 Jahren bekamen wir von einem Verwandten der jetzt das Haus in der Schulstraße bewohnt einen Senker dieser alten Rose, die wie gesagt bei uns jetzt im Vorgarten steht. Die Originalrose blüht wie eh und je, wie ich mir habe sagen lassen, in diesem Garten in der Schulstraße. Man stelle sich das vor wie viele Menschen-Generationen sie nun schon seit 1885 überlebt hat. Diese alten englischen Rosen sind unvergleichlich, allein ihr Duft ist betörend, eine Eigenschaft den die modernen Teehybridrosen nicht haben. Eine alte englische Rose ist mit einer modernen Züchtung in etwa zu vergleichen wie eine antiquarische Meissener Porzellanfigur aus der Kändlerzeit mit einer modernen Porzellanfigur aus dem heutigen Kunstgewerbeladen.

Samstag, 14. Juni 2008

B.N. im Jahre 1980


Heute mal ein nostalgischer Scan aus dem Jahre 1980, genauer gesagt ein Artikel in der Liberaldemokratischen Zeitung vom 10. Juli 1980 von Klaus-Dieter Jänicke über mich. Damals war ich Klubhausleiter des Klubhauses der Werktätigen in Dessau-Großkühnau. Neben vielen Großveranstaltungen - das Klubhaus hatte ja einen großen Saal mit großer Bühne - bekannter Rockgruppen der DDR, engagierte ich mich auch für kleinere Veranstaltungen wie o.a. Werkstattwoche der Dessauer Fotografen. Ein weiteres Großprojekt welches ich 1980 in meiner Funktion als Klubhausleiter dort durchführte war die Rekultivierung des Kühnauer Nixensumpfes. Dieses Projekt durchzusetzen war ein hartes Stück Arbeit, denn die Kühnauer Dorfbevölkerung stellte sich stur und wollte partout den Nixensumpf zugeschüttet haben. Aber dies ist eine andere Geschichte und später werde ich im Blog über den Nixensumpf ausführlicher schreiben, dazu muß ich erst einmal die damaligen Unterlagen heraus suchen, ein Unterfangen was auch nicht so einfach ist bei der Fülle an Archivmaterial.

Freitag, 13. Juni 2008

Flower Power ganz privat


Wir leben zuhause mit Blumen und jede Blume hat bei uns so seine ganz eigene Geschichte! Da Mutter ans Bett gefesselt ist kann sie ihren geliebten Garten nicht sehen. Nun es gibt ja zum Glück Blumenvasen von denen es in unserem Haus sowieso nur so wimmelt. Es gibt kaum ein Zimmer wo nicht ein Strauß mit Blumen oder eine blühende Topfpflanze steht. Die Schönheit von Blüten kann Menschen und Schmetterlinge schon trunken machen, eine Aufgabe die die Natur einer Blüte vorgezeichnet hat, denn so viel wesentlich mehr sind wir Menschen auch nicht wie die Blüten umschwirrenden Insekten, Schmetterlinge oder die kleinen Kolibris - wir verfügen halt nur über ein paar Genbausteine mehr! Statt sich an dem Nektar der Blüten zu laben, laben wir uns mit den Augen an der unvergleichlichen Ästhetik von Form und Farbenpracht der Blüten.

Heute Mittag stellte ich einen kleinen Blumenstrauß aus unserem Garten für Mutters Zimmer zusammen. Ein paar Zweige vom weißen Pfeifenstrauch, der erinnert an die Großeltern, denn im Vorgarten bei ihnen standen diese Sträucher, bildeten eine Hecke hinter dem Zaun, dann eine Rose unserer riesigen zwei Parkrosen im mittleren Teil des Gartens, die Sträucher gigantisch in den Ausmaßen und an Wörlitz erinnernd in dessen Park ebensolche Rosen stehen, dann eine große Teehybridrose, die bei uns auf dem Hof steht, die wir bewußt nicht kürzen und die deshalb schon die Ausmaße eines kleinen Baumes angenommen hat, dann eine alte englische Moosrose, ein Senker unserer Cousine aus der Familie der Denhardts zu der wir immer ein gutes Verhältnis hatten, die aber merkwürdigerweise seitdem Mutter krank ist nichts mehr von sich hören läßt, d.h. auch keine Mails mehr schreibt, eigentlich eine typisch deutsche Unart. Ein Bekannter berichtete mir ähnliches, seine Mutter lag etliche Jahre vor ihrem Tod im Bett, konnte sich nicht rühren, lag nur auf dem Rücken, war aber geistig noch voll da. Fast alle bisherigen Freunde und Bekannten blieben nach und nach weg, mit ernstlich und lange Kranken tut sich der Deutsche schwer, er meidet den Kontakt, ein Überbleibsel aus der Zeit als nur der leistungsstarke Mensch zählte, ob nun um Hitlers Größenwahn vom Menschen aus Kruppstahl zu dienen oder später den gesunden Menschen der den "Sozialismus" aufbauen sollte. Heute zählt der Mensch mit den Attributen: fit, sportlich und flexibel, im Alter die fitten Alten die mit der Volkssolidarität tüchtig die Feste feiern wie sie fallen und jede Woche irgendetwas unternehmen können, von der Busfahrt ins Blaue mit Gesang und Schunkelei dabei bis hin zu den Seniorenreisen nach Monaco, Malta und sonstwohin. Bettlägerige Alte paßen da nicht ins eigene Leben der noch Gesunden mit dem Anspruchsdenken auf dolce vita.

Ja und zum Abschluß noch eine Seerosenblüte aus unserem Miniteich. Zu Seerosen haben wir eine ganz besondere Beziehung, es sind d i e Blumen der Jahrhundertwende und des Jugendstils den wir mögen. So habe ich zu der Vase auf dem Tischchen eine unserer Porzellanfiguren gestellt, eine typische Jugendstilarbeit von Roland Paris, eine japanische Geisha darstellend. Es sind also die kleinen Freuden die uns erfreuen und nicht die Party die ein paar Häuser weiter bei Nachbarn im Gange ist. Jeder nach seinen Möglichkeiten und seiner Seelenlage!

Krank in Deutschland? Auswandern ist eine Alternative!


Obiger Scan ist aus der Mitteldeutschen Zeitung vom 6.6.2008. Langsam kapiert man, daß es auch für Kranke, Alte und Behinderte besser ist wenn sie in ein humaneres Land auswandern. Ich empfehle sehr obigen Text mal zu lesen (nur anklicken und er ist vergrößert). All dies deckt sich mit den Meinungen vieler meiner Freunde und Bekannten, die erkannt haben, daß Deutschland kein guter Platz ist für Alter oder Krankheit und die jetzt schon dabei sind ihre Auswanderung im Alter vorzubereiten in Länder wie Thailand, Spanien, Polen, Syrien. Allerdings herrscht in weiten Teilen der deutschen Bevölkerung immer noch die irrige Meinung, daß Deutschland ein besonders humanes und soziales Land sei. Es ist dies eine Geisteshaltung die alles Fremde als weniger kultiviert ansieht als das Deutschtum. So erregt es in der Verwandtschaft einer guten Bekannten aus Zerbst immer wieder Kopfschütteln wenn diese zu Klinikaufenthalten statt in eine deutsche Klinik extra nach Thailand fliegt. Man meint, dort herrsche Hinterwäldlertum. Das Gegenteil ist der Fall! Meine Bekannte ist immer wieder aufs neue von der Art und Weise des Aufenthaltes dort, dem hohen technischen Niveau und dem großen medizinischen Können der dortigen Ärzte überrascht. Ein ganz grundsätzlicher Unterschied zwischen Deutschland und Thailand besteht schon darin, daß in Thailand ein Patient wie ein Hotelgast behandelt wird, in Deutschland dagegen wirken alte Traditionen immer noch nach die aus einer Zeit stammen wo Kranke anstaltsmäßig behandelt wurden, die sich der Anstaltsdisziplin zu fügen hatten. Ein Klinikarzt meinte neulich selbstkritisch zu mir, es gehe in seiner Klinik, was die Abläufe des Weckens etc. angehe, zu wie beim Militär. Selbstverständlich bestimmt in Thailand ein Patient selber wann er geweckt werden möchte, wann er frühstücken möchte, wann er gewaschen werden möchte. Ein Patient ist dort Kunde, der dort einen Kundendienst in Anspruch nimmt und wer zahlt, der hat natürlicherweise das Recht zu bestimmen. Letztendlich müßte es auch bei den gesetzlich Versicherten in Deutschland so sein. Auch wenn sie die medizinischen Leistungen nicht direkt bezahlen, so bezahlt es aber doch deren Krankenkasse für die man nicht unbeträchtliche Beiträge berappen muß. Durch dieses indirekte Bezahlungssystem und die alte Tradition des obrigkeitsstaatlichen Personal-Patientenverhältnisses ist der Gedanke, daß ja eigentlich eine Klinik ein ganz normaler Kundenservice ist, ähnlich einem Hotel, nur eben in medizinischer Ausrichtung mental nicht in Deutschland verankert. Ein Umdenken in die thailändische Richtung wäre wünschenswert, sowohl bei den Kliniken wie auch den Pflegeheimen. Pflegeeinrichtungen wie die obige in dem eingescannten Artikel der MZ sind auch in Deutschland möglich. Nötig dazu wäre eine Liberalisierung des Einwanderungsrechtes, denn mit in deutschen Denkweisen aufgewachsenem deutschen Personal wird ein Wandel kaum zu machen sein. Ein lobenswerter Anfang ist gemacht durch die teilweise Legalisierung, daß privates Pflegepersonal z.B. aus Polen jetzt tätig werden kann. Allerdings sind die Einschränkungen noch immens und von einer wirklichen Liberalisierung sind wir noch weit entfernt. Dankenswerter Weise setzt sich die FDP im Bundestag für eine weitere Öffnung diesbezüglich ein. Hoffen wir, daß sie damit Erfolg haben.

Donnerstag, 12. Juni 2008

Bernd Nowack und der Demokratische Aufbruch


Ich komme erst jetzt dazu die Email von Herrn/Frau Bachmann aus Wittenberg zu beantworten. Da dieses Thema auch andere Leser interessieren wird, so mache ich dies hier im Blog. Herr oder Frau Bachmann fragte an, wie es sich verhalten würde, da ich des öfteren vom Demokratischen Aufbruch schreiben würde, aber dieser doch schon Mitte 1990 mit der CDU fusionierte, also doch im Gegensatz zum Neuen Forum gar nicht mehr existieren würde? Es verhält sich folgendermaßen: Der Demokratische Aufbruch wurde 1989 als Bürgerrechtsbewegung gegründet. In Dessau z.B. waren die Initatoren des DA Rainer Schmitt und meine Wenigkeit. In einer öffentlichen Versammlung in der evangelischen Christuskirche in Dessau-Ziebigk bildete sich dann der Kern der späteren Dessauer DA-Mannschaft heraus. Aus der Bürgerrechtsbewegung DA entstand die Partei „Demokratischer Aufbruch, sozial &. ökologisch“ im juristischen Sinne, wir Dessauer bildeten den Kreisverband Dessau, zu dessen Vorsitzenden man mich wählte. Wir DA-Leute bekamen zwei Sitze am Runden Tisch in Dessau. Noch vor den ersten freien Volkskammerwahlen der DDR im März 1990, wo der DA in der „Allianz für Deutschland“ zusammen mit der CDU und der DSU antrat, wurde mit Parteifreunden aus Wittenberg, Aken und Bitterfeld der Landesverband Anhalt des DA gegründet, zu dessen Vorsitzenden ich ebenfalls gewählt wurde. Als Mitte des Jahres 1990 die Gesamtpartei DA auf ihrem Parteitag die Fusion mit der CDU beschloß, schloß sich der Kreisverband Dessau dieser Fusion nicht an und blieb selbständig. Der Landesverband Anhalt beendete seine Arbeit mit Eintreten der Fusion, der Kreisverband Dessau wirkte weiter, insonderheit durch unseren Stadtrat Rainer Schmitt, der über unsere Liste in den Dessauer Stadtrat gekommen war. Die nächsten vier Jahre bildete der DA in Dessau mit der FDP eine Fraktionsgemeinschaft. Der Großteil der DA-Mitglieder auf Bundesebene ging zur CDU, wie Rainer Eppelmann, Klaus Zeh und natürlich Angela Merkel, die dann den bekannten Weg bis hin zur Bundeskanzlerin ging. Im DA der Wendezeit war allerdings Angela Merkel keineswegs an exponierter Stelle tätig, also hatte kein höheres Amt, sondern fungierte nur als Pressereferentin, dies allerdings in tadelloser Weise und mit großem persönlichen Einsatz.
Die bedeutendste Großveranstaltung die wir als Dessauer DA auf die Beine stellten, dies war im Wahlkampf vor den Volkskammerwahlen 1990 als wir den damaligen Fraktionsvorsitzenden der Bundestagsfraktion der CDU/CSU Dr. Alfred Dregger für eine Wahlkampfveranstaltung auf dem Dessauer Marktplatz für den DA gewinnen konnten. Ca. 10.000 Menschen besuchten diese Veranstaltung.

Der Kreisverband Dessau des Demokratischen Aufbruchs ist dejure nicht aufgelöst, er besteht weiter, allerdings nicht als Kreisverband der Partei DA, die ja in der CDU aufgegangen ist, sondern nur als Bürgerrechtsbewegung wie schon vor der Parteigründung. Da ich das Landesarchiv Anhalt des DA verwalte, kommt Post etc. an meine Adresse. So erhalten wir seit 1990 gesponsert von der Konrad-Adenauer-Stiftung wöchentlich die Parlamentszeitung des Deutschen Bundestages „Das Parlament“ und anderes Infomaterial (siehe Scan).
Ich hoffe, damit diese Frage befriedigend beantwortet zu haben? Anzumerken wäre, daß für das Jahr 2009 eine Ausstellung geplant ist zum Wirken des DA in der Wendezeit. Anfragen, ob ich da Material beisteuern könne, konnte ich bejahen, da ich damals so gut wie alles archiviert habe, angefangen von Wahlkampfplakaten, Flyern, Sitzungsprotokollen, Thesenpapieren der Arbeitsgruppen des DA und vieles andere mehr.

Bernd Nowack und Landesbischof Hugo Hahn

Forum der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens Allgemeines Probleme, Vorschläge und Meinungen (Moderator: Pfr. Böhme) Weltloge Tanatra würdigt Landesbischof Hugo Hahn


Autor : Bodenhausen, Gast
Thema: Weltloge Tanatra würdigt Landesbischof Hugo Hahn (Gelesen 688 mal)

Weltloge Tanatra würdigt Landesbischof Hugo Hahn
« am: 06. September 2006, 23:32:27 »

In seiner Predigt der WT für den Monat September würdigt Denker Bernd Nowack, Dessau (siehe über ihn bei Wikipedia) den ehemaligen sächsischen Landesbischof Hugo Hahn. Ich erlaube mir einige Auszüge aus dessen Text hier zu veröffentlichen, da Hugo Hahn etlichen Landeskirchlern nicht mehr bekannt sein dürfte. Die Weltloge Tanatra, deren Mitglieder und Sympathisanten früher sehr oft die Doppelmitgliedschaft in der Landeskirche und im Gottesbund Loge Tanatra (früherer Name der WT) gewählt hatten, schätzten Hugo Hahn ob seiner Toleranz und seinen persönlichen Freundschaften zu Denkern der WT.Auszug aus der Predigt:Bischof D. Hugo Hahn, 22.9.1886 Reval - 5.11.1957 DresdenSohn des Evangelisten Hahn, junger Pfarrer in seiner Heimat Dorpat, Bruder des Traugott Hahn, der den Märtyrertod starb, Pfarrer in den lutherischen Gemeinden Kreuz und Nissi 1910-1919, Abschied vom Baltikum, Hilfsdienst in Sarstedt (Hannover), 1919 in der Diaspora des Eichsfeldes, Worbis, Übergang in die sächsische Landeskirche, Pfarrer in Leipzig, Thomaskirche, 1930 Superintendent der Ephorie Dresden-Land und Pfarramtsleiter an der Frauenkirche, widmete sich dort praktisch der Betreuung der Arbeitslosen und ab 1933 in Bibelstunden gegen die Deutschen Christen. Hahn - der "heimliche Bischof" von Dresden wurde 1934 als Superintendent suspendiert, 1935 wieder in sein Amt berufen und 1938 endgültig aus Sachsen ausgewiesen, wurde in der württembergischen Landeskirche zuerst Vikar, dann Pfarrer. Er blieb Vorsitzender sowie geistlicher und geistiger Leiter der Bekennenden Kirche Sachsens. Teilnahme an den außerhalb Sachsens tagenden Beratungen des Landesbruderrates, deshalb weitere Gestapo-Repressionen. Verbannung nach Stuttgart, sowie Hedelfingen und Kaltenthal, Tod seiner Frau und Ende des Krieges angegriffene Gesundheit. Hahn wurde als einer der schwäbischen Brüder bezeichnet. 1946 Stadtpfarrer in Zuttenhausen.Am 1. September 1947 wurde Hugo Hahn in die Sächsische Evangelisch-Lutherische Landeskirche zurückberufen, Wieder-Vorstellung in der Martin-Luther-Kirche Dresden. 21.10.1947 seine Einweisung ins Bischofsamt im Dom zu Meissen, im Rat der EKiD, in der Kirchenleitung und Bischofskonfernz der VELKD...... Aus einer für Hahn bezeichnenden Predigt, aufbewahrt von Freunden des Gottesbundes Loge Tanatra und für die Erkenntnisarbeit in der Loge verwendet:"Werfet euer Vertrauen nicht weg! Das Wort Vertrauen heißt auch A b l e g e n . Es wird gebraucht bei Markus vom Ablegen eines Gewandes (10 V.50). Eine ganze Generation, jeder von uns persönlich, steht in der Anfechtung, die Vertrauenshaltung zu Gott wie ein Gewand abzuwerfen und nackt und bloß, völlig vertrauenslos in die Eiseskälte des neuen Jahres hineinzugehen. Legt euer Vertrauen nicht ab! Vertrauen! Vertrauen! Vertrauen! Auf diese Vertrauenshaltung kommt alles an. Das Wort G l a u b e n ist im christlichen Sprachgebrauch stark abgenutzt. Im griechischen Urtext steht diesmal hier ein anderes, verwandtes, eigenartiges Wort "parresia". Das bedeutet: Offenheit, Freimut, freudige Zuversicht. Es wird gebraucht besonders als eine Haltung, die man beim Eintreten bei einem anderen Mensachen, etwa bei einem Mächtigen, und vor allem bei Gott im Herzen haben kann. Es bedeutet: eine offene Tür bei Gott haben und mit fröhlicher Zuversicht da eintreten. Es ist ja schon ein Großes, wenn man etwa bei einer Behörde mit einem Bittanliegen eintritt und dort einen Menschen findet, ein menschliches Herz, Verständnis, Freundlichkeit. Hier bei unserem freimütigen, freudigen Eintreten in das Heilige finden wir auch eine Person, das große Du, Gott selbst.".......Nach seinem Wunsche erklangen die Hauptstücke der musikalischen Exequien, der Deutschen Begräbnismesse von Heinrich Schütz, gesungen vom Kreuzchor unter der Leitung von Kreuzkantor Prof. Dr. Mauersberger. Nach seinem Willen waren alle persönlichen Ehrungen ausgeschlossen. Am Sarge sollten nur Bibelworte als letzter Gruß gesprochen werden. Unter Geläut wurde der Sarg aus der Kirche getragen und von Pfarrern gefolgt zu der in der Nähe liegenden Ruine der Frauenkirche begleitet in der Hahn dereinst seine Gemeinde um sich versammelt hatte. Am Fuße des Lutherdenkmals wurden die Kränze niedergelegt und in einem letzten Grußwort des Verstorbenen gedacht. .......Bekannt die Worte Hugo Hahns in einem freundschaftlichen Gespräch mit Mitgliedern der WT: "Ohne Liebe geht nichts! - Entscheidend ist die Treue. - Ich will konsequent sein in der Inkonsequenz der Liebe."......

Obiger Text von mir wurde 2006 im Forum der evangelisch-lutherischen Kirche Sachsen von Armin von Bodenhausen (WT) veröffentlicht. Dieser Text beinhaltet Auszüge einer Predigt die ich als Monatspredigt als Gast für die WT gehalten hatte. Ich hatte damals das Leben des früheren Bischofs der sächsischen Landeskirche deshalb gewürdigt, da ich damals eine Arbeit über Bischof Hahn anderweitig verfaßt hatte und mich deshalb mit der Quellenlage eingehender befaßt hatte.

Original-URL:
http://evlks.de/forum/index.php?PHPSESSID=68fde8fc00b14cf228a563ed1b1b620b&topic=69.0

Mittwoch, 11. Juni 2008

"Spurensuche", 2. Teil






Was ich beitragen kann zur Aufklärung des Schicksals von Dr. Margarete Ulrich, der Patentante von Ulrike Meinhof (RAF) - siehe Posting "Spurensuche" - dies tue ich natürlich, dies bin ich den Lesern meines Blogs bei derartigen Anfragen schon schuldig. Da ich in der glücklichen Lage bin gleich über mehrere Archive zu verfügen - allein in meiner Geschäftsstelle des Tanatra-Kunst-Verlages sind das Deutsche Witu-Archiv, das Walter-Timmling-Archiv, das Archiv der Weltloge Tanatra und der Kreisverband des Demokratischen Aufbruchs mit seinem Archiv angegliedert - so war es mir möglich, auch wieder einiges zum Umfeld der Margarete Ulrich zur Verfügung zu stellen. Da Margarete Ulrich, die Frau des bekannten Publizisten Dr. Hermann Ulrich war, welcher zum antifaschistischen Frankl-Kreis gehörte zu dem auch Dr. Walter Timmling gehörte, damit auch mit der Weltloge Tanatra zutun hatte, konnte ich beide Archive benutzen, sowohl das von Tanatra wie auch das von Walter Timmling. Über Dr. Hermann Ulrich sind in beiden Archiven umfangreiches Archivmaterial vorhanden, welches ich mir allerdings für eine spätere Publikation vorbehalte zu veröffentlichen. Leider ist über die Ehefrau Margarete Ulrich so gut wie nichts vorhanden, auch kein Fotomaterial. Da sich Dr. Ulrich, trotzdem er Antifaschist war von seiner jüdischen Ehefrau Margarete hatte scheiden lassen, war dies ja das Todesurteil für Margarete Ulrich. Allerdings ist zu dieser Tragik keinerlei Schriftstück in den Archiven zu finden. Leider muß ich da passen und kann nicht zur Aufhellung dieser Umstände beitragen. Ich hoffe aber dennoch mit der Veröffentlichung einiger Dokumente und Fotos aus dem Umkreis der Margarete Ulrich, wie Briefen ihrer Tochter an Lotte Timmling oder dem Briefwechsel zwischen dem Enkel von Margarete Ulrich mit Lotte Timmling, einem Brief des Schwiegersohnes von Margarete Ulrich und einigen Fotos der Nachkommen von Margarete Ulrich dieser von den Nazis ermordeten jüdischen Intellektuellen ein öffentliches Andenken durch die Veröffentlichung in meinem Blog zu gewähren.

Wo ich Unstimmigkeiten in den Angaben von Wienke Zitzlaff und meinen mir zugängigen Unterlagen feststellen mußte, dies sind die Angaben zum Geburtstag von Dr. Margarete Ulrich, geb. Westphal. Diese Angaben differieren. Bei mir wäre es der 20. 10.1895 in Hamburg!

Dienstag, 10. Juni 2008

Drei wichtige Internetseiten

Werte Leser des Blogs „Altes und Neues von Bernd Nowack, Dessau“! Ich möchte Ihnen heute drei Internetseiten von guten Freunden von mir ans Herz legen, diese bei Ihrem Internetsurfen zu besuchen.

Da ist einmal die bekannte Seelsorge-Seite meines lieben Freundes Markus Haltmeier aus Österreich. Haltmeier ist auch Freund und Gastkommentator der Weltloge Tanatra. Haltmeier ist zwar Katholik und zwischen der römisch-katholischen Lehre und den Auffassungen der Weltloge Tanatra bestehen große Gegensätze, dennoch verbinden uns die Grundanliegen christlicher und humanistischer Überzeugungen und es gab in der Praxis immer eine gute Zusammenarbeit mit Vertretern anderer Konfessionen oder anderer Weltanschauungen. Haltmeiers Internetseiten bieten ein überkonfessionelles Seelsorge-Angebot für den Internetsurfer, der keine persönlichen Kontakte zu Seelsorgeeinrichtungen hat. Es ist dies ein erstklassiges Projekt im Internet, ähnlich der Telefonseelsorge:
http://www.nachtfuchs.at.tf/

Mein großes Vorbild in der Bloggerszene ist und bleibt mein hochgeachteter Publizist Karl Weiss, der ja nun bekanntermaßen einer der ganz großen Publizisten ist, deren Blog ein wahrer Riese ist. Abertausende Leser aus aller Welt besuchen täglich die Karl-Weiss-Seiten, dagegen ist natürlich mein Blog ein Zwerg mit seinen nur ca. 300 bis 600 Zugriffen pro Tag. Wer es nicht weiß, Karl Weiss ist einer der kritischsten deutschen Journalisten, der allerdings größtenteils in Brasilien lebt. Von seinen Arbeitsstellen in Rio de Janeiro und Sao Paulo greift dennoch Weiss immer wieder deutsche politische Themen auf und hat sich als unbestechlicher Kritiker der deutschen Gesellschaft einen Namen gemacht. Gerade weil Weiss die nötige räumliche Distanz zu Deutschland hat, sieht er viele Dinge realistischer und relativer. Eine Kolumne von Weiss hat Gewicht, er ist einer der wenigen Publizisten deren Meinung auch die Obrigkeit nicht so einfach unter den Teppich kehren kann. Ab und an bringt Weiss in seinem Blog auch mal einiges aus seiner Wahlheimat Brasilien, wie etwa Interna über brasilianische Fußballvereine. Dies ist ihm möglich, da er in Brasilien gesellschaftlich hoch angesehen ist. Anzumerken wäre, daß seit den 30er Jahren viele Brüder der Weltloge Tanatra in Brasilien oder in Paraguay leben. Angefangen hatte dies mit der Emigration von Brüdern wie dem bekannten Prof. Dr. Georg Hoeltje der nach Brasilien vor den Nazis emigrierte, der erst in den 50er Jahren nach Deutschland zurück kehrte und da dann an der Uni Hannover lehrte:
http://karlweiss.twoday.net/

Der dritte Link ist den Lesern des B.N.-Blogs zwar schon bekannt, ich möchte aber dennoch noch einmal die URL hier veröffentlichen. Es sind dies die deutschsprachigen Seiten der Weltloge Tanatra, die zwar derzeit ein wenig brach liegen, aber es wird schon mal wieder die Zeit kommen, wo dort wieder mehr aktuelle Themen behandelt werden. Wie bekannt bin ich ja mit der WT aufs engste verbunden:
http://tanatra.npage.de




Montag, 9. Juni 2008

Am deutschen Gesundheitswesen, die Welt genesen?









Wie zwei Tage Klinikaufenthalt in Deutschland einen Menschen psychisch fertig machen können, dies zeigte sich an meiner Mutter, zumal eben in den Kliniken nur das rein fachspezifische berücksichtigt wird, der Mensch aber in seiner Ganzheit, seinen Bedürfnissen, seinen seelischen und körperlichen Belastbarkeitsgrenzen kaum Beachtung findet. Die heutige Schulmedizin, besonders im klinischen Bereich hat noch große Defizite aufzuarbeiten, es fehlen einfach die Kapazitäten einen Menschen ganzheitlich zu behandeln, es fehlen den Fachärzten einfach die psychologischen und seelsorgerischen Ausbildungen und besonders die Zeit diese Faktoren zu berücksichtigen. Durch das desolate deutsche Gesundheitswesen mit der Abrechnung von Fallpauschalen, dem wirtschaftlichen Zwang an einem Patienten möglichst viel zu verdienen, was man nur mit technisch aufwendigen Untersuchungen erzielen kann und dann natürlich durch Operationen, muß alles andere zwangsläufig zu kurz kommen. Es wird wohl kaum eine Klinik mit einer Operation noch zuwarten, wenn dadurch finanzielle Einbußen für die Klinik entstehen. Dieses Primat der Ökonomie wird natürlich immer geleugnet werden, wirkt aber letztendlich ähnlich einer Zensurschere im Kopf eines Publizisten in einem Land wo die Pressefreiheit eingeschränkt ist. Ich habe es deutlich gemerkt, daß ein Hauptproblem in unseren Kliniken der Ärztemangel ist. Ärzte sowohl auch mittleres medizinisches Personal arbeiten an ihrer Leistungsgrenze schon vom Umfang der Arbeit her. Es kann einfach keine notwendige Zeit für außerfachliche Behandlung eines Patienten da sein, nimmt man sich diese dennoch, so fehlt die Zeit wieder für andere Dinge.

Mein Mitbruder der WT, Armin von Bodenhausen, mit dem ich dankenswerter Weise ich mich in der letzten Zeit über ethische Fragen in Zusammenhang der Krankheit meiner Mutter austauschen konnte, war bekanntermaßen ein Freund von Prof. Julius Hackethal, der schon in den 70er Jahren unser obrigkeitsstaatliches Gesundheitssystem scharf kritisierte, besonders eben das wenig partnerschaftliche Arzt-Patienten-Verhältnis kritisierte, von den Ärzten als „Göttern in Weiß“ sprach. Vergleicht man aber die 70er und 80er Jahre mit der heutigen Zeit, dann wünscht man sich diese Zeit zurück, denn was nützen einem formale Patientenrechte mit Aufklärungsbögen und Unterschriften unter medizinische Eingriffe, wenn es kaum noch genügend Ärzte in den Kliniken gibt. Daß dies so ist, zeigen die Statistiken der Personalbestände an Kliniken. Im Klartext: In den letzten 25 Jahren wurde permanent der Personalbestand abgesenkt, dies können dann auch neu eingeführte externe Stellen von Sozialarbeitern, Psychologen oder grünen Damen bei weitem nicht ausgleichen. Trotzdem bleiben Prof. Hackethals Thesen in seinem Buch „Auf Messers Schneide, Kunst und Fehler der Chirurgen“ von 1976 immer noch gültig. In diesem Buch plädierte Hackethal für Behandlungsalternativen, mehr Ethik in der Medizin sowie eine bessere Arzt-Patienten-Beziehung. Nach Hackethal hätte z.B. ein Arzt erst einmal meine Mutter fragen müssen ob sie einen Blasenkatheder haben möchte. Auch wenn dieses medizinisch notwendig ist, muß erst einmal der Patient gefragt werden, ob er dem zustimmt, denn es kann ja sein, daß er negative Erfahrungen mit so einem Katheder gemacht hat und er dies als Entmündigung ansieht, wenn er so ein Ding ungefragt angelegt bekommt, welches ihn quält. Die Abwägung zwischen medizinisch notwendigem und dem Willen des Patienten geschieht in der Regel leider meistens fast immer zugunsten ersterem, da man dem Patienten die nötige Einsicht in Maßnahmen nicht zutraut. Das Recht des Patienten über seinen Körper selbst zu bestimmen, stößt in der Praxis des Klinikaufenthaltes an seine natürlichen Grenzen, es ist vom Patienten nur mit Aufbietung aller Kräfte möglich dieses Gleichgewicht zwischen Arzt und Patient zu wahren, welches unsere Gesetze vorschreiben. Es ist tatsächlich so, daß man bei Einweisung in eine Klinik oder ein Pflegeheim einen Großteil seiner Selbstbestimmung abgibt, ähnlich einem Aufenthalt in einem Gefängnis wo man ja auch nicht mehr selbst über sich bestimmen darf. Eine Balance dieser Interessen zu wahren, dies ist immer schwierig und muß zwangsläufig eine stark arbeitsbelastete Ärzteschaft zusätzlich belasten, darum wird im Regelfall es bei der Anordnung von Maßnahmen eines Arztes bleiben ohne langwierige Abstimmung mit dem Patienten. Hat dann der Patient von Außen keinerlei Unterstützung durch Angehörige wird ihm nichts anderes übrig bleiben als sich allen Maßnahmen zu fügen auch wenn er nicht mit ihnen einverstanden ist, dies bestimmen schon die praktischen Machtverhältnisse. Je kränker der Patient, desto weniger wird er seine Interessen und Sichtweisen einbringen können und er muß dann sein Schicksal ganz den Ärzten anvertrauen. Daß diese aber nun nicht unfehlbar sind ist eine Binsenwahrheit. Alle Menschen sind fehlbar und vor Fehlschlägen schützen auch keine akademischen Titel. Aber wenn die Theologie dem Menschen einen freien Willen zubilligt, sich für diesen oder jenen Weg zu entscheiden, wie dies schon Luther in seinen Schriften erkannte, dies sogar im Verhältnis des Menschen zu Gott, so muß dies natürlich erst recht im Alltag gelten, im Verhältnis Mensch zu Mensch, daß der freie Willen des Menschen oberstes Primat sein muß.

Nun, im speziellen Fall meiner Mutter, gibt es jetzt keinen Grund zu klagen, daß dieser freie Willen meiner Mutter mißachtet wurde, aber es steht eben doch im Raume, ob sie diese ihre Sicht auch ohne Schützenhilfe von Außen hätte durchsetzen können. Diese ethische Frage gilt es zu verallgemeinern und es müssen mehr Instrumente geschaffen werden diese Patientenrechte besser durchsetzen zu können, neben den derzeitigen Betreuungsgesetzen für Personen die selbst nicht mehr geschäftsfähig sind, sondern auch für solche Patienten die de jure noch geschäftsfähig sind. In Absprache mit der WT, werden sich einige Brüder in Verbindung mit anderen Brüdern befreundeter Freimaurerlogen und Theologen der beiden großen Kirchen sich zukünftiglich stärker diesem Problemkreis zuwenden, eventuell durch Anregung einer Diskussion z.B. im Rahmen einer evangelischen Akademieveranstaltung die sich mit Fragen der Ethik, der Selbstbestimmung und deren Verhältnis zu der derzeitigen Praxis im Gesundheitswesen befaßt.

Um nun nicht alle Emails zum Zustand meiner Mutter beantworten zu müssen, so möchte ich in altbekannter offener Berichterstattung nur mitteilen, daß natürlich der Gesundheitszustand weiterhin sehr kritisch ist, aber der mentale Zustand meiner Mutter seitdem sie wieder zuhause ist, sich spürbar gebessert hat. Da sie nun immer geäußert hat, daß sie wenn es denn Gott gefällt sie aus diesem Leben abzuberufen, sie sich nichts sehnlicher wünscht, daß sie zuhause sein möchte, so fühlt sie sich endlich wieder besser und hat wieder Mut. Da der Geist einen großen Einfluß auf den Körper hat, machte sich dies auch an körperlichen Reaktionen bemerkbar, wie wieder erlangter geistiger Klarheit und wieder essen können und sogar wieder Zeitung lesen. Dieser Gewinn an Lebensqualität ist eventuell höher zu bewerten als die Aussicht durch eine Operation, deren Ausgang mehr als fraglich ist, das Grundleiden zu beseitigen. Die Abwägung eine schwere Operation in so hohem Alter bei so schlechtem Allgemeinzustand zu wagen, wenn einem das wochenlange postoperative Leiden einen so graut, allein die fremde Umgebung als Horror empfunden wird oder die Alternative nach Hause zu gehen und dort mental sich relativ wohl zu fühlen, dies muß allein der Einzelne selber treffen.

Was mich nun schon ein wenig erschreckte, dies war, als ich die diversen blauen Flecke meiner Mutter sah, die sie nach nur zwei Tagen Klinikaufenthalt bekam. Es ist natürlich notwendig intravenöse Infusionen zu legen, aber wie würde der Körper meiner Mutter aussehen wenn so ein Aufenthalt Wochen dauern würde und man immer wieder neue Stellen für die Kanülen suchen müßte und dann kaum noch Stellen frei wären, weil schon jetzt das Setzen der Kanülen kaum gelang? Anbei heutige Fotos meiner Mutter in ihrem vertrauten geliebten zuhause, ebenso ein paar Fotos von den blauen Flecken die allein durch nur zwei Tage Krankenhausaufenthalt zustande kamen. Nicht gerade eine Ermutigung in eine deutsche Klinik zu gehen! Vergleicht man nun den Service einer deutschen Uni-Klinik mit dem Service einer Klinik in Thailand, so tun sich da Welten auf. An besagter Uni-Klinik ist es nicht möglich ein Privatzimmer zu bekommen, wo ein Angehöriger in der Nähe des Patienten sein darf, in Thailand ist dies eine Selbstverständlichkeit. Eine gute Bekannte läßt sich aus diesem und vielen anderen Gründen grundsätzlich nur noch in Thailand operieren. Dort steht der Patient und dessen Wünsche im Mittelpunkt allen Tuns. Es war überhaupt kein Problem, daß ein Bekannter meiner Bekannten nach der Intensivstation im Zimmer übernachten konnte. Es wurde einfach eine Liege hineingestellt und der Bekannte wurde ohne Formalitäten mit verpflegt, einfach so ohne irgendwelche bürokratischen Hürden zu erfüllen. Was nun das Können und den technischen Ausrüstungszustand dieser thailändischen Klinik anlangte, so können deutsche Kliniken nicht mithalten. Es ist also so, daß Deutschland sowohl menschlich wie auch was den medizinischen Fortschritt anlangt von einem wirtschaftlichen Schwellenland wie Thailand weit abgehängt ist. Deutschland, Deutschland über allem? Was die Menschlichkeit und das Gesundheitswesen anlangt – auf gar keinen Fall!

Spurensuche, Gasttext von Wienke Zitzlaff, geb. Meinhof


Wienke Zitzlaff, geb. Meinhof, Tochter von Dr. Werner Meinhof und Schwester von Ulrike Meinhof (RAF)

Am 7.6.08 erhielt ich eine Email von Wienke Zitzlaff, der bekannten deutschen Feministin und Pazifistin und Mitbegründerin der Sappho-Stiftung (siehe:
http://www.sappho-stiftung.de/ ). Wienke Zitzlaff ist die Schwester von Ulrike Meinhof (RAF) und Tochter von Dr. Werner Meinhof, dem bekannten Kunsthistoriker und Autor christlicher Bücher, welcher Mitglied des schon an anderen Stellen des Blogs erwähnten antifaschistischen Frankl-Kreises war. Da ich ja nun einmal Privatsekretär der Kunsthistorikerin Charlotte Timmling war, der Frau des Frankl-Kreis-Aktivisten Dr. Walter Timmling, ich auch Autor der einzigen Monografie über Timmling bin, auch weiterhin über diesem Themenkreis arbeite und mir zu diesem Themenkreis mir von der Weltloge Tanatra aus deren Archiv alle diesbezüglichen Unterlagen zur Verfügung gestellt wurden, so ergab sich dieser Kontakt zu Frau Wienke Zitzlaff. Im Archiv der Weltloge Tanatra fand ich zwar etliches Material über die Ulrichs, auch ein Foto der Tochter der Ulrichs, aber über das Schicksal der Frau des Dr. Hermann Ulrich nach ihrer Deportation als Jüdin 1942 konnte auch ich nichts weiter in Erfahrung bringen. Zur Erläuterung: Dr. Walter Timmling und Dr. Hermann Ulrich, beide Mitglieder des antifaschistischen Frankl-Kreises, gaben 1933 das Buch „Kunst, Kitsch, Film und Propaganda“ heraus, welches das Mißfallen von Propagandaminister Goebbels erregte (In meiner Monografie über Walter Timmling schrieb ich darüber ausführlich). Dr. Hermann Ulrich war verheiratet mit Dr. phil. Margarete Ulrich, diese war die damalige Patentante von Ulrike Meinhof, der Schwester von Wienke Zitzlaff, geb. Meinhof. Das Lebensschicksal von Margarete Ulrich nach 1942 zu erhellen, welches vollkommen im Dunkeln liegt, dies macht sich Wienke Zitzlaff seit einigen Jahren zur Lebensaufgabe. Da mein Blog aufgrund der unterschiedlichsten Themenkreise und dadurch, daß er von Google durch gute Plazierung kostenlos in vorbildlichster Weise gefördert wird, mittlerweile sehr hohe Zugriffszahlen zu verzeichen hat, d.h. eine große Leserschar hat, werde ich den bisherigen Stand der Nachforschungen von Wienke Zitzlaff hier veröffentlichen und bitte Leser und Institutionen die etwas über das Schicksal von Margarete Ulrich wissen, dies Frau Zitzlaff zur Kenntnis zu bringen. Anschriften und Email-Adresse, siehe unten.

Datum:
Sat, 07 Jun 2008 20:25:21 +0200
Von:
"Wienke"
An:
"Bernd Nowack"
Betreff:
Verbrannt.
Ich habe meine Suche fortgesetzt und schicke Ihnen, wie es mir ergangen ist.vielleicht interessiert es SieGrüße Wienke Zitzlaff-- Wienke Zitzlaff Walter Ballhause Str. 5 30451 Hannover Telefon: 0511 - 4484 60
wienke-hannover@web.de


Verbrannt

von Wienke Zitzlaff

Spurensuche.

Ich suchte die Patentante meiner Schwester.

Alles was ich von ihr weiß, sind Kindheits-Erinnerungen:

Sie hieß Grete Ulrich. Sie war Jüdin. Sie wurde in Auschwitz
vergast.
Sie war verheiratet mit Hermann Ulrich, einem Freund meines Vaters.
Meine Mutter erzählte, sie sei promoviert gewesen und habe als Lektorin bei einem Verlag in Leipzig gearbeitet später sei sie Putzfrau in Kaufhäusern gewesen. /Unsere Mutter war sauer auf Hermann Ulrich. Warum, wusste ich nicht. Er starb 1944 bei einem Bombenangriff.

1940 - ich war 9 Jahre alt, unser Vater war schon an Krebs gestorben -hat Grete Ulrich uns noch mal in Jena besucht – ich erinnere mich: wir haben sie am Bahnhof abgeholt.
Unsere Mutter starb 1949 – ich war 17.
Im Nachlass meiner Eltern fand ich ein Foto.

Als ich selber 70 wurde, ließ es mir keine Ruhe: ich wollte mehr über diese Frau wissen.

Ich fand das Adressbuch meiner Eltern, das sie 1936 angelegt haben müssen, als sie von Oldenburg nach Jena zogen: Hermann Ulrich gibt es da nicht mehr –warum? - wohl aber Grete Ulrich mit 3 Adressen in Erfurt, eine ihrer Schwestern auch in Erfurt und eine Schwester – Barbara – in Berlin.

Ich frage bei der Hessischen Renitenz nach: in ihr wurde meine Schwester zusammen mit Maria Schwarz am 18.Nov. 1934 in Oldenburg getauft von Pfarrer Lic. Carl Wicke aus Sand in Hessen. Ich weiß alle Taufpaten und möchte nur die Anschrift oder die Berufsbezeichnung der Taufpatin Grete Ulrich wissen. Ich bitte also, im Taufregister nachzusehen.

Die Hessische Renitenz hat sich 1952 aufgelöst, hat sich der lutherischen Kirche wieder angeschlossen. Ob sie ein Archiv hat? Ich bitte um Auskunft, ich will gerne kommen, das Archiv einsehen.

Die Antwort: es gibt nichts.

Mich beschäftigt die Frage, ob sie nichts mit dem Täufling Ulrike Meinhof zu tun haben wollen oder die Jüdin verleugnen? Seit 1941 wurden auch die Kirchen – welche? – gezwungen, jüdische Mitglieder auszuschließen.
2007 versichert mir Bischof Roth, inzwischen pensionierter Bischoff der lutherischen Kirche Niedersachsen, dass es in der Renitenz bislang kein Archiv gibt.

Schließlich lande ich bei Wikipedia – so machen wir das doch heute. Was ist daran glaubhaft? Da lese ich:

Diese Personen bildeten den Kern der späteren Gruppe Meinhof/Timmling/Ulrich, die sich aus wertkonservativer Sicht gegen das NS-Regime wandte. Bekannt wurde die Gruppe durch den Streit mit Joseph Goebbels
aufgrund der Veröffentlichung des Buches „Kunst, Kitsch, Film und Propaganda“, erschienen 1933 in der Reihe „Der Damm“ (Hrsg. Werner Meinhof) in der Schulzeschen Verlagsanstalt Oldenburg. In dem Buch bezeichneten die Autoren Hermann Ulrich und Walter Timmling Propaganda als „Werk des Teufels“. Goebbels griff darauf die Autoren in einem Zeitungsartikel an.

Von alle dem weiß ich nichts. Ich finde das Buch im Antiquariat, finde den Verlag – aber niemand kennt die Geschichte.

Auch Walter Timmling kenne ich aus meiner Kinderzeit. Ich kann mich auch an ihn und seine Ehefrau Lotte erinnern. Auch er war ein wichtiger Freund meines Vaters. Er war Maler – ich habe noch Bilder von ihm. Er war schwul und wurde 1938 in Jena gefasst und zu Zuchthaus – nicht KZ – verurteilt.

Also suche ich Walter Timmling. Auch er ist für mich verschollen.

Ob ich über ihn eine Spur zu Grete Ulrich finde?

Ich werde – diesmal über Ebay - fündig: Es wird eine Publikation mit Bildern von Timmling versteigert – der Versteigerungstermin ist längst vorbei – ich maile den Verkäufer (Anmerkung Admin: Dies war ich, meine Wenigkeit Bernd Nowack) an: Verkaufen Sie mir ein Exemplar? Seine Antwort: Sind sie Wienke Meinhof – und er meinte: die Tochter von Werner Meinhof – dann bekommen sie ein Exemplar (Anmerkung Admin: meine damalige Monografie über Walter Timmling, seit langem vergriffen, aber bei mir in Restexemplaren noch vorhanden).

Ich bekam die Monografie – und geriet mit dem Verkäufer in einen intensiven Briefwechsel.

Er war zu DDR Zeiten der Privatsekretär von Lotte Timmling. (Anmerkung Admin: siehe dazu mein Posting hier im Blog über meine Zeit als Privatsekretär von Charlotte Timmling)

Er wusste, dass Timmlings mit Ulrichs befreundet waren.

Und von ihm erfuhr ich, dass Grete Ulrich Margarete Ulrich ist, geborene Westphahl, am 26. Oktober 1896 geboren wurde und 1925 in Beuthen – heute Polen -…. eine Tochter geboren hat, Christa. Hermann Ulrich ließ sich 1936 aus rassischen Gründen von ihr scheiden.

Die Tochter Christa heiratete 1948 (?) einen Engländer. Der Privatsekretär wusste den Namen des Ehegatten und die Namen und Geburtsdaten aller 3 Kinder – aber eine Adresse wusste er nicht.

Ich lebe mit einer Schottin hier im Haus. Ich erzählte ihr und fragte sie, ob sie mir helfen könnte. Sie wollte gerne helfen. Ich zögerte: Ob die Tochter einer Jüdin,,, und außerdem sei sie erst 1948 ausgewandert… ( so meine Gedanken). Meine Freundin, Schottin, erklärte mir, dass vor 1948 Juden aus Deutschland in Groß-Britannien gar nicht aufgenommen wurden – sie hätte gar nicht früher kommen können.

Sie bestärkte mich, nicht aufzugeben.
Es dauerte ein Jahr, dass sie über Internet – eine Adresse von einem Ehepaar fand, das dem ähnelte, das ich suchte.

Sie half mir einen vorsichtigen Brief an diese Menschen zu schreiben, dass ich eben die Tochter von Grete Ulrich suche. Über mich selbst sagte ich nichts, auch nichts über meine Schwester.

Ich bekam eine Antwort, handschriftlich:
ich bin die Frau die sie suchen.

Ich war nur noch verwirrt.
Und antwortete vorsichtig und beglückt.

Ich zeigte mich als Schwester von Ulrike, deren Patentante Grete Ulrich war.

Christa – ich rede sie heute noch mit ihrem Ehenamen an, aber das tut hier nichts zur Sache – schrieb…

Sie sei nicht die Tochter von Grete Ulrich, sondern die Tochter von Margarete. Hermann Ulrich und Margarete wären ihre Eltern. Sie wäre mit beiden Frauen aufgewachsen: Sie wäre im Internat gewesen und habe alle Ferien mit beiden Frauen zusammen verbracht. – ob ich jetzt noch was von ihr wissen wolle?

Über meine Schwester schrieb sie sinngemäß. Dass Grete total unglücklich sein würde über diese Terroristin.

Auf das letzte ging ich nicht ein, schrieb ansonsten was von Patchwork Familie, dass es dies in meiner Familie auch gäbe, dass dies in meinen Augen normal sei – und ich sie unbedingt sehen wolle. Ob ich sie besuchen dürfe?
Sie stimmte zu!!!

Ich fuhr nach Wales.

Eine gute Freundin von mir fuhr mit.
Ich war sehr froh, dass ich nicht alles alleine können muß.

Fliegen – über Amsterdam – umsteigen „city hopper“ heißen die Teile, Meine Freundin glaubte, es heiße „City shopper“

Wir wurden sorgfältig empfangen: Der Tisch war für drei gedeckt,
Wir aßen in Ruhe.

Die lebendige, eigentlich pfiffige alte Dame, sagte zu mir:“ ich habe nur Kindheits- Erinnerungen.“

Sie Jahrgang 1925, ich Jahrgang 1931 – wir im Oktober 2007 -
suchen Kindheitserinnerungen.

Dass es mich gab, war ihr neu. Die Geschichte des Patenkindes von Grete Ulrich hat sie aufmerksam in den Zeitungen verfolgt.

Ich schenkte ihr meine Monografie von Bernd Nowack über Walter Timmling.

Sie erinnert sich, dass Timmlings, Ulrichs – ihr Vater und Tante Grete – und noch viele andere, deren Namen auch ich z.T. erinnerte, sehr eng befreundet waren. Ich fragte, ob da nicht einige homosexuell gewesen wären. Sie, ganz entschieden: „Nein, nur Onkel Walter.“

Gretes Familie ist 1938 nach Südafrika ausgewandert. Christas Mutter hat nach 1945 versucht die Familie zu finden. Vergeblich.
Ich frage, warum ist Grete nicht, nun geschieden, mit ihrer Familie gegangen?
„weil sie Christin war, hat die jüdische Familie sie nicht einbezogen“.

Meine Mutter beschreibt sie 1940 sehr resigniert.

Ich frage sie, ob sie Briefe von Grete Ulrich hat.
Sie hat zwei Postkarten aus Auschwitz, findet sie aber nicht.
Sie hat drei Briefe von 1937 an Lotte Timmling. Ich darf sie mir kopieren.
Grete schreibt: „Werner hat ein Foto von den Kindern geschickt“ – die Kinder sind Ulrike und ich. -
Vor allem aber beschreibt sie die vergnügte und anregende kleine Christa – damals 10,11 Jahre alte – heute 82.

Sie selbst arbeitet in Halle in einem Kaufhaus in der Abteilung für Damenwäsche, hofft, dass sie diese Arbeit nicht so schnell wieder verliert. Freut sich, dass sie in dieser merkwürdigen Umgebung Menschen findet, die Timmling kennen.

Christa erzählt, dass Grete und ihre Mutter enge Freundinnen waren.
Wann ist Grete deportiert worden?
1942 aus Essen. Sylvester haben wir noch zusammen verbracht.
Wer ist „wir“? –
Meine Mutter, Grete und ich.
Meine Freundin fragt: „ Es muß doch sehr schwer für Ihre Mutter gewesen sein, die Freundin so zu verlieren.“
- „Dazu möchte ich nichts sagen.“
Gibt es da keine Briefe?
Die gab es, aber sie sind beim Bombenangriff in Berlin 1945 verbrannt.


Samstag, 7. Juni 2008

Krankmachende Klinikaufenthalte

Mutter Erika Nowack am 27.4.2008 in heimischer Umgebung, Foto: B.N.

Wenn man persönlich betroffen ist, dann zeigt sich einem das deutsche Gesundheitswesen noch desolater als es allgemein schon bekannt ist. Die Überlastung besonders des Personals und der Ärzte an den deutschen Kliniken ist erschreckend und wie praktisch darunter der Patient leiden muß, ja in seiner Menschenwürde verletzt wird, dies zeigte sich drastisch bei meiner Mutter, deren persönliche Leidensgeschichte ich als Publizist hier im Blog schon den werten Lesern mitgeteilt habe. Dies ist bei weitem kein Sensationsjournalismus im Stile der Boulevardpresse, sondern es ist dies die logische Konsequenz offener freier Berichterstattung, die, wie die ständig steigenden Leserzahlen des B.N.-Blogs zeigen, von den Menschen in diesem Land als dringend erforderlich angesehen werden. Ich werde zu späterer Zeit auch die zahlreichen zustimmenden Mails und natürlich auch die kritischen Mails zu dem Thema des Gesundheitswesens am Beispiel des Schicksals meiner Mutter veröffentlichen. Vorab danke ich Armin von Bodenhausen von der Weltloge Tanatra und dem Theologen Markus Schmitt, WT, für die bekundete Anteilnahme am Schicksal meiner Mutter, ebenso dem katholischen Theologen Markus Haltmeier, sowie einigen nicht namentlich hier öffentlich benannten Brüdern von zwei bekannten deutschsprachigen Freimaurerlogen. Einen besonderen Dank möchte ich auch Herrn Klaus S. aussprechen, der in einer sehr anteilnehmenden Mail mir mitteilte, daß er für meine Mutter betet. Dank auch den in Krisenzeiten sich einsetzenden Freunden Dieter K. aus Dessau und Claudia B. aus Zerbst, die mir und meiner Mutter praktisch zur Hilfe standen, sowie auch nochmals Dank dem Taxi-und Krankentransportunternehmen Otto Glathe, Dessau, welches trotz Überlastung zusätzlich für uns einen Fahrtermin übernahm.

Nach dem Desaster mit einem Vertretungsarzt, der meiner Mutter statt wirksamer Medikamente ein homöopathisches Beruhigungsmittel verschrieb, dies in Ferndiagnose (siehe meine Kolumne hier im Blog dazu), also ihre Krankheit bagatellisierte, verfiel man nun ins andere Extrem. Daß aber nun tagelange diagnostische strapaziöse Untersuchungen und damit einhergehender Schlafmangel den Allgemeinzustand meiner Mutter immer mehr zerütten dies wird in den Kliniken leider sträflich negiert, es wird gelinde gesagt unter dem Motto verfahren: Untersuchungen erfolgreich – Patient tot! Tot ist meine Mutter noch nicht, aber nervlich durch den unmenschlichen Klinikstreß der in den hektischen deutschen Kliniken herrscht am psychischen und physischen Ende. Am Donnerstag Abend erbrach sie sich. Ich rief den Notdienst, es erfolgte eine Einweisung zur Notaufnahme in eine Klinik um ca. 21.30 Uhr! Die umfangreichen Untersuchungen, Ultraschall, Röntgen, CT und viele andere Dinge, wie stundenlange Befragungen dauerten bis 3 Uhr morgens. Ein Beruhigungsmittel oder ein Schlafmittel gab es nach diesem für einen sehr kranken und ausgelaugten Menschen nicht, d.h. nach vorhergehenden Tagen ohne Schlaf wieder ein Tag und eine Nacht ohne Schlaf! Statt nun einmal einen Tag dem Körper Ruhe zu geben, hektisches Einreden auf meine arme und nervlich am Ende seiende Mutter und Verlegung nach einem anderen Klinikum, stundenlanges Warten auf einen Krankentransport und immer wieder vertrösten, daß dieser doch bald mal kommen würde. Dazu kein Essen, trotz größtem Hunger der Patientin, wohl wissend, daß sie schon tagelang vorher kaum einen Bissen zu sich nehmen konnte. Der Allgemeinzustand eines Patienten interessiert so gut wie gar nicht, es zählen allein Formalien und einzelne Befunde, eine erschreckende Erkenntnis wie verfahren wird. Im Zeitalter modernster Kommunikationsmittel wie dem Internet, dann die Schildbürgerei, daß das erste Klinikum wo die umfangreichen Diagnostiken gemacht wurden keinerlei Röntgenbilder und CT-Aufnahmen der nachfolgenden Klinik mitgeschickt hatte. Das Ergebnis, ich wurde gebeten doch eine Möglichkeit zu finden diese Dinge von der ersten Klinik zu holen, ansonsten müsse man alles noch einmal machen. Da diese Möglichkeit wegen der Entfernung von 80 km nicht vorhanden war, mußte dann tatsächlich der gesamte Untersuchungsmarathon nur einen Tag später noch einmal mit meiner Mutter veranstaltet werden. Nennt man das dann im Nebeneffekt: Sparsamkeit im Gesundheitswesen, von dem die Politik immer so hochtrabend spricht? Daß dies den Allgemeinzustand meiner Mutter extrem schwächte, wurde dies billigend von der ersten Klinik etwa in Kauf genommen oder war es nur Schlamperei und Desinteresse? Es ist doch bezeichnend, daß in der ersten Klinik der untersuchende Arzt mir mitteilte, daß ein CT mit Kontrastmitteln eigentlich bei meiner Mutter wegen der sehr schlechten Nierenwerte gar nicht gemacht werden dürfe, da dadurch der Kreatinin-Wert noch schlechter werden würde. Ja, schön und gut, erst dieses Warnen und dann wird von der selben Klinik die Ursache gelegt, daß eben diese so schädliche Untersuchung noch mal gemacht werden mußte, also noch mehr die Nieren meiner Mutter geschädigt wurden. Schlimm, schlimm, diese desolaten Zustände.

Diese Vorgehensweise halte ich für menschenverachtend, da es eindeutig einem Menschen einen großen gesundheitlichen Schaden zufügt, da es eine Selbstverständlichkeit sein muß, daß solche wichtigen Unterlagen der nächsten Klinik mitgegeben werden müssen. Natürlich werde ich wie auch schon in anderen Fällen wieder meine Leser über den Fortgang informieren. Und wie auch in anderen Fällen mache ich derartige Dinge öffentlich und informiere Personen des öffentlichen Lebens und der Politik um diese zu sensibilisieren um an ganz persönlichen Schicksalen zu zeigen wie das Leben praktisch in unserem Land aussieht, damit derartige Fehlentwicklungen gestoppt werden können. Als ehemaliger Bürgerrechtler der DDR und Landesvorsitzender einer Bürgerrechtsbewegung/Partei werde ich auf dem Wege fortfahren, gegen Mißstände im Großen wie im Kleinen anzugehen. Wie meine publizistischen Arbeiten in dem Fall des Dessauer Tierschutzvereins zeigten, kann auch mit einer spitzen Feder so manches bewirkt werden, trotz damaliger Drohungen gegen etliche Veröffentlichungen von mir rechtlich vorzugehen. Derartige Drohungen haben mich noch nie beeindruckt und damit lasse ich mich natürlich nicht mundtot machen. Auch darin erfahre ich Solidaritätsbekundungen von anderen, auch bekannten Publizisten und Autoren, welche ich auch hier im Blog demnächst mal veröffentlichen werde.

Donnerstag, 5. Juni 2008

Lesenswert! Die Kolumnen von Detlef Hartlap




Mainstream und Einheitsbrei in den großen Medien, aber es gibt auch Ausnahmen! Eine solche Ausnahme sind die wunderbaren Kolumnen von Detlef Hartlap in dem Wochenmagazin „Prisma“, welches immer am Mittwoch der „Mitteldeutschen Zeitung“ kostenlos beiligt. Mutter machte mich früher mal auf die Kolumnen von Hartlap aufmerksam, denn sie gefielen ihr wegen des gesunden Menschenverstandes der da immer wieder von Hartlap pointiert zum Besten gegeben wird. Also heute kann ich nicht umhin und muß den Lesern des B.N.-Blogs die zwei Kolumnen aus dem heutigen „Prisma-Magazin“ einfach mal präsentieren mit dem Hinweis doch diese Kolumnen, falls nicht schon genügend bekannt, auch in Zukunft zu lesen. Es lohnt sich wirklich. Auch heute war es wieder toll wie Hartlap treffend die Überforderung heutiger Schüler anbrachte und den Nagel auf den Kopf traf mit seiner Analyse des bürgerlichen Kunstbetriebes. So war das schon in seinen bisherigen Kolumnen fast immer der Fall und man kann nur hoffen, daß auch in kommenden „Prisma“-Magazinen Hartlap sich so wohltuend aus dem unverbindlichen Einerlei der derzeitigen Meinungsmache heraus heben wird mit seinen Kolumnen des gesunden Menschenverstandes.

Dienstag, 3. Juni 2008

Eine Schande für Deutschland: sein Gesundheitswesen


Eigentlich sind es ja ganz andere Dinge die mich die letzten Wochen beschäftigen, also absolut nicht Nostalgie und schöne Künste! Diese Beiträge schreibe ich nur um mich ein wenig abzulenken von den schlimmen bundesdeutschen Verhältnissen auf allen Ebenen. Ein ganz schlimmes Kapitel ist das menschenfeindliche desolate deutsche Gesundheitswesen. Man hat es ja schon gewußt wie man in diesem Land, wenn man ernstlich krank ist, verlassen und verkauft ist. Auch hatte mir ein Bekannter von dem Sterben seiner krebskranken Mutter genug erzählt, so daß ich weiß was ein Menschenleben hier wert ist. Bei dieser Frau kam einmal ein Arzt zu einem Hausbesuch, meinte zu den Darmkrebsgeschwüren, daß diese nur Hämorrhiden seien und statt eine Schmerzbedandlung mit Morphinen einzuleiten gab es lumpige Schmerztabletten die der gemeine Bürger mal bei einem kleinen Kopfschmerz nimmt. Ohne richtige Schmerztherapie mußte diese arme Frau bis zum letzten Atemzug leiden, weitere ständige Hausbesuche des Arztes: Fehlanzeige!

Seit Wochen ist meine betagte Mutter schwerkrank, zusätzlich zu der schweren Erkrankung stürzte sie auch noch zweimal wegen großer Schwäche, zwar keine Brüche, aber jede Menge Prellungen, Zerrungen, Wirbelsäulenstauchung und dergleichen. Außer dem normalen Schmerzmittel Ibuprofen, welches für alltägliche Arthroseschmerzen eingesetzt wird: nichts! Zu all dem gesellt sich neben Erbrechen jetzt noch absolute Schlaflosigkeit, mehrere Nächte hintereinander! Wer schon als Gesunder mal einige Tage hintereinander keinen Schlaf finden konnte weiß, was dies für Auswirkungen auf die physische und die psychische Gesundheit hat, das heißt die Nerven sind bis zum Zerreissen angegriffen, zumal wenn man sich im Bett vor Schmerzen und allgemeiner Schwäche sowieso nicht rühren kann. Schlaf, so weiß jeder Laie, ist für eine Genesung unabdingbar und fehlt der Schlaf, dann muß man eben medizinische Schlafmittel einsetzen. Die freiverkäuflichen Schlaftabletten in Deutschland sind für diese schweren Fälle ungeeignet, was wirklich helfen würde, dies darf in Deutschland nur ein Arzt verschreiben, im Gegensatz zu humanen Ländern wie z.B. Thailand, wo man bloß in die Apotheke gehen braucht und dann fast alles das bekommt was in Deutschland dem unmündigen Bürger vorenthalten wird zu kaufen. Das makabre an der Sache ist, daß etliche Medikamente die in Thailand frei zu bekommen sind aus Tablettenspenden von Deutschland stammen. Deutsche Bürger bekommen diese Mittel nicht, müssen leiden, aber dieselben Medikamente werden in Länder der Dritten Welt von Deutschland verschenkt?

Mutters Hausärztin im Urlaub, hat aber eine Vertretung. Ich gestern dorthin. Hausbesuch Fehlanzeige, d.h. er verschreibt Medizin obwohl er sich vom Zustand des Patienten nur durch meine Äußerungen eine Meinung bilden konnte. Ja, statt nun ein wirksames Schlafmittel zu verschreiben, ein Griff in das von Arzneimittelvertretern gespendete Regal (der sichererste Weg um das Arzneimittelbudget zu schonen?) und ich bekam für Mutter ein homöopathisches Nervenberuhigungsmittel mit. Wer es nicht weiß, die Wirksamkeit homöopathischer Mittel konnte wissenschaftlich noch nie nachgewiesen werden. Fast alle Wissenschaftler sind der Meinung, daß diese so extrem verdünnten und geschüttelten Substanzen keinerlei Wirksamkeit haben, eventuell einen Placeboeffekt haben können, aber da die in ihnen enthaltenen Substanzen auch kaum nachgewiesen werden können, da so extrem verdünnt, also so gut wie klares Wasser sind, so haben derlei Medikamente auch keinerlei Nebenwirkungen. Das ist aber auch das einzig positive, jedenfalls der Erfolg der Einnahme dieser Kügelchen war gleich Null und eine weitere schlimme schlaflose Nacht folgte mit den Auswirkungen der Unruhe und Verzweiflung nicht nur bei der Betroffenen sondern auch bei mir, der ich dadurch auch nicht zum Schlafen komme. Ich heute wieder in die Sprechstunde des Vertretungsarztes, ihm die schlimme Situation geschildert. Logisch wären nun zwei Sachen gewesen, entweder ich hätte ein Rezept für ein Schlafmittel bekommen oder er hätte einen Hausbesuch angekündigt. Doch weder noch geschah, sondern ich bekam für Mutter eine Überweisung zum Neurologen, der wäre für Schlafstörungen zuständig! Ja schön und gut, aber jeder Bürger weiß wie es um Termine beim Facharzt bestellt ist, besonders in Dessau - entschieden besser sieht es ja da in Zerbst aus, wie ich von einem Bekannten von dort weiß - und ein Kassenpatient der kann in Dessau schon mal ein halbes Jahr warten ehe er in die Sprechstunde eines Facharztes darf. Und in der Zwischenzeit? Die nächsten Tage? Keine adäqate Behandlung, keine Tabletten, nichts? Ja und dann, nur um diese lumpigen Schlaftabletten zu bekommen, die man in Thailand an jeder Ecke kaufen kann, soll meine schwerkranke Mutter die Strapazen mit dem Krankentransport auf sich nehmen um in eine Facharztpraxis gekarrt zu werden? Schäbig, schäbig kann ich da nur sagen, wenn ein Allgemeinmediziner nicht in der Lage oder Willens ist ein Schlaftabletten-Rezept auszustellen. So etwas hätte es in der DDR auf keinen Fall gegeben, da hätte man über derlei Verhalten nur den Kopf geschüttelt. Inkompetenz, Desinteresse, Weltfremdheit oder tatsächlich nur das Denken um die Einhaltung des Arzneimittelbudgets, Sparen an den wirklich schwer Kranken, wohingegen in Deutschland Kuren und Massagen für fitte Typen verschrieben werden, die vor Gesundheit nur so strotzen, denen aber nach einer Wanderung von 30 km die Beine ein wenig schmerzen und die dann dringend kuren müssen oder sich bei Massagen entspannen wollen, dies dann auf Kosten der Krankenkassen und zu Lasten der wirklich Kranken?

Das wars dann nun, ein Überweisungsschein zum Facharzt und dazu ein Formular für einen Krankentransport dorthin und wieder zurück. Und was dem Ganzen noch die Krone aufsetzte, mit diesem Schein muß man erst noch zur Krankenkasse (der Kranke etwa, wenn er keinen hat der dies für ihn erledigt?), die müsse diese Fahrt mit dem Krankentransport erst noch vorher genehmigen, ansonsten ginge es nicht.
Man kann nur mit dem Kopf schütteln über dies alles und ist verzweifelt. Es ist ein großer Fehler wenn man in einem Land wie Deutschland bleibt, wo so mit den Menschen umgegangen wird. Aber es kann halt nicht jeder auswandern, sei es daß er zu alt ist oder aus anderen Gründen. Aber man kann jeden nur beglückwünschen der diesem Deutschland den Rücken kehren kann. Vor Jahren gab es mal Aufnäher mit der Aufschrift „Ich bin stolz Deutscher zu sein“ den sich rechte unverbesserliche Typen an die Kleidung machten, also bei diesen Verhältnissen kann man auf keinen Fall darauf stolz sein ein Deutscher zu sein, sondern wenn man Realist ist, dann muß man sich dessen schämen. Um das Jahr 1990 hatten linke Gruppen die Parole heraus gegeben „Nie wieder Deutschland“! Es kam anders! Es gibt wieder ein Deutschland, aber was für eines?

Obiges Foto zeigt einen sinnigen T-Shirt-Aufdruck aus dem Internet. Diese T-Shirts können unter folgender URL bestellt werden: www.linke-t-shirts.de/index67960.htm