Zu China haben ältere ehemalige DDR-Bürger eine besondere Beziehung, war doch bis Anfang der 60er Jahre die Volksrepublik ein befreundetes Land der DDR und etliche chinesische Produkte gab es bei uns zu kaufen. Wir kauften besonders gern chinesische Frottee-Handtücher. Diese waren meistens mit wunderbaren Blumenmustern versehen oder mit phantasievollen Tieren. Beliebt bei uns waren auch Postkarten mit der traditionellen chinesischen Malerei, die ja eine sehr grazile und zarte ist. Nach dem Bruch der albanischen und chinesischen Kommunisten mit den Revisionisten, die seit Chruschtschow in der UdSSR und in ihren Satellitenstaaten herrschten, gab es immer seltener chinesische Waren in der DDR zu kaufen, dafür gab es aber immer mehr vietnamesische Waren, wie z.B. sehr schöne und qualitätvolle handgeknüpfte Teppiche, welche die fernöstliche Lücke füllten. Daß im heutigen modernen China die Fotografie noch immer von der traditionellen chinesischen Kunst stark beeinflußt ist, dies zeigen die vielen Fotografien die in den chinesischen Fotoforen für Amateure und Profis zu sehen sind. Die Fülle an Fotografien allein bei baidu ist umwerfend, man hat den Eindruck als wenn jeder der über eine Milliarde Chinesen fotografieren würde. Da mir die poesievolle chinesische Art der Fotografie sehr gefällt, habe ich heute ein paar dieser Forenfotos in den Blog gebracht.
Donnerstag, 30. September 2010
Poetische moderne chinesische Fotokunst
Zu China haben ältere ehemalige DDR-Bürger eine besondere Beziehung, war doch bis Anfang der 60er Jahre die Volksrepublik ein befreundetes Land der DDR und etliche chinesische Produkte gab es bei uns zu kaufen. Wir kauften besonders gern chinesische Frottee-Handtücher. Diese waren meistens mit wunderbaren Blumenmustern versehen oder mit phantasievollen Tieren. Beliebt bei uns waren auch Postkarten mit der traditionellen chinesischen Malerei, die ja eine sehr grazile und zarte ist. Nach dem Bruch der albanischen und chinesischen Kommunisten mit den Revisionisten, die seit Chruschtschow in der UdSSR und in ihren Satellitenstaaten herrschten, gab es immer seltener chinesische Waren in der DDR zu kaufen, dafür gab es aber immer mehr vietnamesische Waren, wie z.B. sehr schöne und qualitätvolle handgeknüpfte Teppiche, welche die fernöstliche Lücke füllten. Daß im heutigen modernen China die Fotografie noch immer von der traditionellen chinesischen Kunst stark beeinflußt ist, dies zeigen die vielen Fotografien die in den chinesischen Fotoforen für Amateure und Profis zu sehen sind. Die Fülle an Fotografien allein bei baidu ist umwerfend, man hat den Eindruck als wenn jeder der über eine Milliarde Chinesen fotografieren würde. Da mir die poesievolle chinesische Art der Fotografie sehr gefällt, habe ich heute ein paar dieser Forenfotos in den Blog gebracht.
Mittwoch, 29. September 2010
Der Chery K. Gessinger-Verlag in der Berliner Linienstraße 145
Kommt man heute in die Berliner Linienstraße 145, so erinnert nichts mehr an den nach dem Krieg dort ansässigen Comic-Verlag von Chery K. Gessinger. Schon Ende 1945 beantragte Gessinger bei der sowjetischen Militärverwaltung von Ostberlin eine Konzession für seinen kleinen Comicverlag, die er Anfang 1946 erhielt. In einer Zeit als Berlin in Schutt und Asche lag, die Menschen hungerten, eine mehr als mutige Geschäftsidee! Erstaunlich auch, daß die Russen diese Konzession erteilten, denn Comics gehörten ja in der Sowjetunion kurz nach Kriegsende nicht zu den alltäglichen Dingen, es gab wichtigere Dinge. Bekannt ist allerdings auch, daß die sowjetischen Militärverwaltungen in ihrer Zone und in Ostberlin enorme Anstrengungen unternahmen, daß die Kultur wieder auf die Beine kam. Konzerte, Theater, Kino, Literatur – all dies wurde nach Kräften gefördert.
Chery K. Gessinger verlegte 1946 als Nr. 1 der Reihe „Onkel Chery´s Bilderbuch“ die Bildgeschichte „Bunte Reise im Kreise“, frei nach Jules Vernes „Reise um die Erde in 80 Tagen“. Den Text schrieb Anna P. Wedekind-Pariselle, welche vor dem Krieg Bücher wie die „Sparsame Kochkunst“ (1936) oder "Ich weiß Bescheid! Rathschläge und Winke für die deutsche Hausfrau“ (o.J.) schrieb. Diese Bücher wurden von der Berliner Zeichnerin Elli (Elly) Lemke (nach dem Krieg: Lemke-Czerwinski) illustriert. Von Elly Lemke-Czerwinski stammen die Cartoons zu „Onkel Chery´s Bilderbuch Nr. 1". Auch später noch arbeiteten die beiden Künstlerinnen zusammen, so in dem Kinderbuch „Es schlägt die Uhr - wie spät ist's nur?“, Zeichnungen von Elly Lemke-Czerwinski, Berlin (damals wohnhaft in Berlin, Linienstraße 145, im gleichen Hause wie der Gessinger-Verlag), 1947 bei Evers-Krenz, Berlin, erschienen.
Schon 1947 verliert sich die Spur des Verlages von Chery K. Gessinger. Ein weiteres „Onkel Chery´s Bilderbuch“ erschien nicht mehr, obwohl dies ja geplant war, ansonsten hätte man nicht von „Nr. 1“ geschrieben. Interessant sind bei dem mir vorliegenden Exemplar aus meiner Comicsammlung die beiden Stempel der „Kinderpost“, dies könnte darauf hin deuten, daß die „Bunte Reise im Kreise“ der „Kinderpost“ (siehe auch: http://members.aon.at/zeitlupe/kinderpost.html ) beigelegt war.
Aus Wikipedia: „Die Kinderpost war eine österreichische Kinder- und Jugendzeitschrift, die von 1946 bis 1959 erschienen ist. Mit der Nullnummer im Dezember 1945 und dem regulären Start zu Jahresbeginn 1946 war die Kinderpost der Pionier unter den österreichischen Kinderzeitschriften der Nachkriegszeit. Die bis 1949/50 vom Verlegerpaar Hans-Fred und Gerda Handl herausgegebene Zeitschrift hatte eine Vorbildrolle für die etwas später gegründeten Zeitschriften Unsere-Zeitung (KPÖ-nahe)…“
Denkbar wäre diese Chery-Beilage für die österreichische „Kinderpost“, denn auch die „Kinderpost“ gehörte zum sowjetischen Einflußgebiet in Österreich, denn ebenso wie Deutschland war Österreich nach dem Krieg in Besatzungszonen eingeteilt und wie Berlin war auch Wien in Sektoren eingeteilt und auch die damalige österreichische „Kinderpost“ kann schon durch die agierenden Personen dort, als mit der kommunistischen Partei sympathisierend, bezeichnet werden.
Anbei ein paar Scans von dem besagten Comic-Heft.
Sonntag, 26. September 2010
Nippes und Erinnerungen
Wikipedia: „Unter den Begriff Nippes (franz. für weiblicher Putz) werden kleine dekorative Kunstgegenstände von oft minderer Qualität subsumiert. Beispiele für Nippes sind Putten- bzw. Engelsfigürchen aus Porzellan oder kleine Vasen ohne praktische Funktion.“
An solchen Nippes-Dingen hängen oft Erinnerungen, ein Grund, daß man sie aufhebt. Ein weiterer Grund ist, daß man sich an derlei Sachen erfreut, so wie man sich an einem Blumenstrauß erfreut. Diese Nippes-Dinge umgeben mich, sei es in Vitrinen oder auf Regalen. Wohl wissend, daß dies keine finanziellen Werte sind, auch keinen Anspruch an Kunst erfüllen, so sind sie dennoch angenehme Begleiter im Leben. Gerade bei Nippes ist die Nähe zum Kitsch oft gegeben und da muß man schon aufpassen. Darum kommen mir natürlich Massenprodukte aus Fernost nicht in die Wohnung, Antiquitäten sind da eher mein Plaisir. Heute möchte ich mal ein paar dieser netten Dinge vorstellen:
Auf dem ersten Foto sind Nippes-Sachen aus der Zeit um 1900 versammelt, so ein Bäderglas und ein kleiner Briefbeschwerer, also weniger reine Zierstücke, sondern Sachen die früher eine Funktion hatten, aber in der Jetztzeit zu Nippes wurden.
Das zweite Foto zeigt links eine ungarische Porzellanfigur aus den 70er Jahren, also etwas neuzeitliches. Diese habe ich deshalb aufgehoben, da sie an Vaters Reisen nach Ungarn erinnert. Als Vorsitzender der Konsumgenossenschaft Dessau hatte er damals Konsumgenossenschaften zum Erfahrungsaustausch in der CSSR und Ungarn besucht und diese kleine Figur als Souvenir mitgebracht. Rechts davon eine Holzdose aus den 20er Jahren, eine Zeit wo Terrier beliebte Modehunde waren. Ganz rechts zwei Blumenkinder aus DDR-Zeiten.
Auf dem dritten Foto, zwei kleine Teddybären aus den 50er Jahren. Als alter Teddybärfreund ein Muß für die Nippes-Sammlung. Und auf dem vierten Foto sind zwei Bierhumpen zu sehen, die wahrscheinlich schon früher nicht wirkliche Gebrauchsgegenstände waren, sondern zur Zierde im Regal standen und allenfalls bei besonderen Anlässen benutzt wurden. Der linke Humpen stammt aus der Zeit um 1860, der rechte ist ein Kind der Zeit um 1900 und stammt von meinem Großvater.
Auf dem fünften Foto steht neben ein paar hübschen Tellern, einer kleinen Marmorbüste und zwei Tassen mit Schmetterlingsmotiven, die Kaffeetasse meiner Mutter, aus der sie jahrelang ihren morgendlichen Kaffee trank, kein besonderes Stück, eine normale Sammeltasse aus der DDR-Zeit, aber mir als Erinnerung an meine Mutter lieb und teuer.
Auf dem sechsten Foto sieht man vor einem Stapel an Obsttellern eine Jugendstilvase, die ich mir mal gekauft habe, da mir das hübsche Motiv mit den Vögeln darauf so gefiel. Rechts davon ein kleines geritztes Künstlerglas mit Fischmotiven. Dieses erinnert mich an die Dessauer Künstlerin Irmela Hadelich. Bevor ich selbst einige Zeit im Antiquitätengeschäft an der katholischen Kirche in Dessau tätig war, war ich Kunde bei dem Vorgänger von Roland Schmidt, dem Antiquitätenhändler Speler. Schon mindestens eine Stunde vor Ladenöffnung standen wir Antiquitätenfreunde vor Spelers Laden in der Ferdinand-von-Schill-Straße um eine Antiquität zu ergattern. Da stand auch Frau Hadelich, die ich schon von meiner Zeit als LDZ-Reporter kannte (http://barrynoa.blogspot.com/2008/01/altes-bn-als-reporter-bei-der-ldz-teil_21.html und http://barrynoa.blogspot.com/2009/10/bn-und-martin-hadelich.html ) und so kam es, daß wir Kunden auch ab und an mal Sachen tauschten und dieses Glas bekam ich mal von ihr im Tausch gegen etwas anderes. Was dies war, dies weiß ich beim besten Willen nicht mehr.
Auf dem letzten Foto sind neben einer kleinen Schale aus Porzellan zwei Dinge die mich an erste Antiquitätenkäufe erinnern. Die zwei kleinen chinesischen Fo-Hunde aus Speckstein waren meine allerersten Käufe bei Speler, dies noch als Schüler. Der kleine Porzellanhund (Mops-Hündgen) mein erster Kauf bei den damals unter der Dessauer Bevölkerung so beliebten Auktionen des Auktionators Herrn Zeh, die immer viel Spaß machten, auch wenn man nichts kaufte. Allein die Stimmung dort war einmalig. Noch immer ist mir der Ausspruch von Herrn Zeh in den Ohren, wenn er bei fast jedem Lot sein „Sehr schön!“ sagte.
Samstag, 25. September 2010
Das Kornhaus in Dessau von Carl Fieger
Im Alter zieht es einen an die Stätten der Kindheit und Jugend, so wie mich immer wieder gern an das Dessauer Kornhaus (1. Foto). Die moderne Bauhausarchitektur des Kornhauses von 1929/30 von Carl Fieger, siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Kornhaus_(Dessau) , wirkt auf den Betrachter großzügig und frei, dies im Gegensatz zur allgegenwärtigen spießbürgerlichen Enge. Besonders interessant finde ich die halbrunde Glasveranda (2. Foto). Manch Tasse Kaffee hatte ich dort früher getrunken, denn in der Glasveranda saß ich besonders gern. Prachtvoll und edel stehen die Kastanien noch immer rechterhand vom Kornhaus, da wo zu DDR-Zeiten ein Kiosk stand (3. und 4. Foto). Es sind wahre Schönheiten. Und wie schon früher hat man von diesem Plateau einen wunderbaren Blick über die Elbe bis hin zum Wallwitzhafen (5. Foto). Erstaunt war ich, daß man kaum noch von diesem Plateau aus den unteren Weg zum Leopoldshafen laufen kann, denn altes Treibgut der Elbe versperrt den Weg (6. Foto). Was nun noch absurder ist, ich sprach mit einem Spaziergänger darüber, der sagte mir, daß er selbst und andere gern dieses Holz beräumt hätten, kostenlos! Kaminbesitzer hätten gern dieses Holz, denn Holz als Brennmaterial ist teuer, aber es wäre verboten es einfach so zu nehmen! Nun verrottet dieses Holz ungenutzt und die Spaziergänger können sich den Hals brechen. Man dürfe nicht mal eine Handvoll Reisig aus Wäldern und Auen mitnehmen, dies wäre Holzdiebstahl und wenn es die Obrigkeit (...oder die vielen büttelhaften Mitbürger, die so gern Schutzmann spielen ...[BN]) mitbekommt, gibt es Anzeigen und Verurteilungen durch die Justiz. Wenn dies wirklich der Fall ist, was mich bei den derzeitigen Zuständen nicht verwundern würde, dann erinnert mich das sehr an alte mittelalterliche Zeiten wo die Feudalherren und die Kirche den Bürgern auch jegliche Nutzung des Landes verboten hatten. Auch da wurden reisigsammelnde arme alte Frauen wegen „Holzdiebstahls“ von der damaligen Schandjustiz, die eine Klassenjustiz des Adels und der Kirche war, verurteilt. Wie doch diese reaktionären Zustände innerhalb kurzer Zeit wieder Einzug in die gesellschaftliche Wirklichkeit gehalten haben!
Freitag, 24. September 2010
Deutsche Büttel allenthalben
Dieser Tage schien die Sonne ja noch mal kräftig und es war tatsächlich herrlicher Altweibersommer, Grund genug mal wieder dem Dessauer Tierpark einen Besuch abzustatten. Mit zwei Bekannten fuhr ich also dahin. Diese zwei Bekannten sind Hartz-IV-Empfänger und wie schon vor einiger Zeit in der Galerie Schloß Georgium oder dem Schloß Luisium, wo diese beiden auf ihren Arbeitslosenausweis Ermäßigung auf den Eintritt bekamen, erwarteten wir dies auch vom Tierpark. Doch da hatten wir die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Am Eingang verlangte die Kassiererin einen „Sozialpaß“ des Sozialamtes zu sehen, der Ausweis des Jobcenters würde nicht genügen. Die beiden Bekannten hatten von einem solchen noch nie etwas gehört, auch im Jobcenter war dies nie Thema, weder in Gesprächen noch auf Anschlägen am schwarzen Brett. Woher sollte man das wissen und warum diesen beschwerlichen Extraweg für die Bürger, diesen zusätzlichen Bürokratismus, wenn so ein Ausweis des Jobcenters klar ersichtlich macht, daß da Personen ein wenig Teilhabe an der Kultur haben wollen die unter der Armutsgrenze leben müssen?
Mit der Kassiererin war nicht zu diskutieren, die gehörte zu den urdeutschen miesen Typen denen es Spaß macht zu den Bütteln der Obrigkeit zu gehören und egal was diese an bürgerfeindlichen Gesetzen und Vorschriften erlässt, sie an der Basis durchzusetzen. Bezeichnend für diese deutsche Büttelmentalität war der süffisante Spruch dieser Person: „Ich gehe arbeiten! Ich hole mir mein Geld nicht vom Arbeitsamt!“ Typisch, typisch! Daß diese miese Type mal selber arbeitslos werden könnte, oder so wenig verdienen könnte, daß sie Aufstockung vom Jobcenter bekommen müßte, um dann auch zu der Personengruppe zu zählen über die sie sich so erheben wollte, dies schien in ihren urdeutschen Spießbürgerkopf nicht rein zu gehen. Daß sie selber auch nicht die Welt verdienen würde, dies erfuhr ich später, als ich mich erkundigte, ob sie beim Tierpark angestellt wäre. Dies war nicht der Fall, sie arbeitete für einen privaten Wachdienst und wie bekannt bezahlen die ja auch keine Traumgehälter. Anstatt nun solidarisch zu sein und die beiden auf Ermäßigungskarte rein zu lassen, stellte sie sich stur. Die „Vorschrift“ über alles, auch über den gesunden Menschenverstand! Denn statt nun zwei mal ermäßigt und einmal volles Eintrittgeld für den Tierpark zu kassieren, so bekam der Tierpark null Euro von uns, denn wir machten kehrt! Eine ökonomisch für den Tierpark völlig irrsinnige Sache! Aber das ist ja den deutschen kleinbürgerlichen Typen egal, Hauptsache die Vorschriften werden eingehalten, ob der Tierpark von derlei Haltung Schaden nimmt, dies interessiert nun solche Leute nicht die Bohne.
Daß unsere ausländischen Mitbürger da anders geartet sind, dies erfuhren wir wenig später in einem chinesischen Asia-Lokal. Wir bestellten Essen und da die beiden ja wenig Geld haben, sind ihnen die Getränke in einem Lokal zu teuer. Wir fragten ob wir unsere Brauseflaschen aus dem Supermarkt zum Essen trinken dürften. Ich sagte zu der Bedienung (keine Deutsche, selbstverständlich), daß wir sonst kein Essen bestellen würden und wieder gehen würden und daß die beiden nur wenig Geld hätten. Sofort stimmte die Bedienung zu, logisch und denkend, daß der Spatz in der Hand besser ist als die Taube auf dem Dach, denn wären wir gegangen, dann hätte man weniger in der Kasse gehabt. Auch diese Bedienung hat ihre Vorschriften, die den Konsum von mitgebrachten Speisen und Getränken in Lokalen nicht gestatten, aber sie hielt sich nicht sklavisch an diese Bestimmung, wenn dadurch dem Lokal Umsatz entgehen würde. Diese Zivilcourage gefiel mir und ich gab ein gutes Trinkgeld, welches ich deutschen Servicekräften schon lange nicht mehr gebe.
Mit der Kassiererin war nicht zu diskutieren, die gehörte zu den urdeutschen miesen Typen denen es Spaß macht zu den Bütteln der Obrigkeit zu gehören und egal was diese an bürgerfeindlichen Gesetzen und Vorschriften erlässt, sie an der Basis durchzusetzen. Bezeichnend für diese deutsche Büttelmentalität war der süffisante Spruch dieser Person: „Ich gehe arbeiten! Ich hole mir mein Geld nicht vom Arbeitsamt!“ Typisch, typisch! Daß diese miese Type mal selber arbeitslos werden könnte, oder so wenig verdienen könnte, daß sie Aufstockung vom Jobcenter bekommen müßte, um dann auch zu der Personengruppe zu zählen über die sie sich so erheben wollte, dies schien in ihren urdeutschen Spießbürgerkopf nicht rein zu gehen. Daß sie selber auch nicht die Welt verdienen würde, dies erfuhr ich später, als ich mich erkundigte, ob sie beim Tierpark angestellt wäre. Dies war nicht der Fall, sie arbeitete für einen privaten Wachdienst und wie bekannt bezahlen die ja auch keine Traumgehälter. Anstatt nun solidarisch zu sein und die beiden auf Ermäßigungskarte rein zu lassen, stellte sie sich stur. Die „Vorschrift“ über alles, auch über den gesunden Menschenverstand! Denn statt nun zwei mal ermäßigt und einmal volles Eintrittgeld für den Tierpark zu kassieren, so bekam der Tierpark null Euro von uns, denn wir machten kehrt! Eine ökonomisch für den Tierpark völlig irrsinnige Sache! Aber das ist ja den deutschen kleinbürgerlichen Typen egal, Hauptsache die Vorschriften werden eingehalten, ob der Tierpark von derlei Haltung Schaden nimmt, dies interessiert nun solche Leute nicht die Bohne.
Daß unsere ausländischen Mitbürger da anders geartet sind, dies erfuhren wir wenig später in einem chinesischen Asia-Lokal. Wir bestellten Essen und da die beiden ja wenig Geld haben, sind ihnen die Getränke in einem Lokal zu teuer. Wir fragten ob wir unsere Brauseflaschen aus dem Supermarkt zum Essen trinken dürften. Ich sagte zu der Bedienung (keine Deutsche, selbstverständlich), daß wir sonst kein Essen bestellen würden und wieder gehen würden und daß die beiden nur wenig Geld hätten. Sofort stimmte die Bedienung zu, logisch und denkend, daß der Spatz in der Hand besser ist als die Taube auf dem Dach, denn wären wir gegangen, dann hätte man weniger in der Kasse gehabt. Auch diese Bedienung hat ihre Vorschriften, die den Konsum von mitgebrachten Speisen und Getränken in Lokalen nicht gestatten, aber sie hielt sich nicht sklavisch an diese Bestimmung, wenn dadurch dem Lokal Umsatz entgehen würde. Diese Zivilcourage gefiel mir und ich gab ein gutes Trinkgeld, welches ich deutschen Servicekräften schon lange nicht mehr gebe.
Mittwoch, 22. September 2010
Alte kunstwissenschaftliche Beiträge über Sascha Schneider
Kunstinteressierte Leser die schon meinen damaligen Beitrag über Sascha Schneider, siehe: http://barrynoa.blogspot.com/2009/03/bn-und-sascha-schneider.html, gelesen haben, werden sich freuen, wenn ich heute aus zwei alten Kunstjournalen Seiten über Sascha Schneider einscanne. Der erste Beitrag von Gerhart Rosenhagen-Romint stammt aus „Velhagen- und Klasings-Monatsheften", der zweite Beitrag von Dr. Felix Zimmermann ist einem Heft aus der Reihe „Kamera und Palette" entnommen, welches im Verlag der Schönheit, Richard A. Giesecke, Dresden, erschien. Beide Hefte sind aus den 20er Jahren.
Dienstag, 21. September 2010
Abendrot
Nur wenige Minuten dauerte heute Abend das Abendrot am Himmel. Obwohl es natürlich romantischere Orte gibt als den Ausblick aus meinem Fenster, aber dennoch mußte ich diesen Schnappschuß machen, weil ich diese Farbenpracht, die auch etwas bedrohliches hatte, festhalten wollte.
Montag, 20. September 2010
Pfirsich-Ernte und Hibiscus-Blüte bei B.N.
40 Jahre alt sind sie, die beiden Pfirsichbäume in unserem Garten. Mutter hatte sie mal aus Kernen bulgarischer Pfirsiche gezogen. Heute war Ernte. Sind sie nicht prächtig, die Pfirsiche? Und der Geschmack erst! Das weiße Fruchtfleisch schmeckt köstlich, nicht zu vergleichen mit den faden Pfirsichen aus dem Supermarkt. Freuen tue ich mich auch, daß mein Hibiscus wieder von den Toten auferstanden ist. Im vorigen Herbst war er so gut wie abgestorben und der strenge Winter tat sein übriges. Erst sehr spät, so im Juli, kamen aus der Erde doch noch Triebe des Hibiscus wieder hervor und jetzt kann ich mich an den wunderbaren großen Blüten erfreuen.
Kontinuität deutscher (Un)Wesensart
Was man mit seinen „lieben“ Mitbürgern so erleben muß, dies geht manchmal kaum auf eine Kuhhaut. Rücksichtslosigkeit und proletenhafte Frechheit nehmen zu – ein schlechtes Zeichen für die Deutschen! Nur ein kleines Beispiel, welches ich gestern erlebte: Nach einem Ausflug mit dem Wohnmobil fuhr ich heimwärts durch die Dessauer Turmstraße. Diese ist sowieso schon ziemlich eng. Auf meiner Seite hielt ein PKW mit Hänger an, dies entgegen der Fahrtrichtung. Da auf der anderen Seite Autos parkten, kam ich nicht mehr durch. Der Fahrer und seine Begleiterin luden einen Schrank ab. Nun ja, für derlei Transporte muß man schon Verständnis haben und warten. Statt nun aber nur den Schrank abzuladen und dann sein Auto auf der richtigen Seite zu parken, um dann anschließend den Schrank in die Wohnung zu tragen, verschwanden beide mit ihrem Schrank auf Nimmerwiedersehen in dem Haus, dies obwohl sie mich sahen und bemerkt hatten, daß ich weiterfahren wollte. Hinter mir stand noch ein Kleinbus, kleiner als mein Wohnmobil, der auch nicht weiter konnte, da die Durchfahrt auch für ihn zu eng war. Nach 10 Minuten vergeblichen Wartens gingen wir zu dem Haus und klingelten erst mal alle Wohnungen durch ehe wir feststellen konnten wo der Falschparker war. In aller Seelenruhe räumte der Möbel, platzmachend für seinen neuen Schrank. Na ja, er fuhr sein Auto fort, dabei aber vor sich her grinsend, sich freuend, daß andere sich ärgerten. Hätten wir nicht geklingelt, dann hätten wir noch stundenlang dort stehen können. Ist das nun deutsche Mentalität? Wahrscheinlich ja. Zur deutschen Wesensart gehört einfach dieses den Mitbürger schikanieren wollen, neben der Blockwartmentalität der Kleinbürger und der Liebe zur Bürokratie. Bestes Beispiel sind die nur in Deutschland so stark verbreiteten Schrebergärten mit ihren Vorschriften und dem „Anscheissen“ von Gartenfreunden die nicht millimetergenau den absurden Vereinsvorschriften Genüge tun.
Der bekannte französische Komiker Alfons nimmt die widerliche deutsche Mentalität wunderbar aufs Korn, einmal entlarvt er die spießbürgerlichen unkameradschaftlichen deutschen Schrebergärtner und zum zweiten die in Mietshäusern sattsam bekannte deutsche „Hausordnung“ die auch in der DDR fröhliche Urständ feierte mit all den Blockwartsvorschriften, wie Eintragen von Besuch in das „Hausbuch“ und seitenlangen „Hausordnungen“, die einem beim Einzug in eine Wohnung ausgehändigt wurden. Wenn es auch im wiedervereinten Deutschland keine Hausbücher mehr gibt, alles andere Widerliche blieb, unter dem Motto „Von der Wiege bis zur Bahre“ oder „Kontinuität deutscher (Un)Wesensart von Kaiser Wilhelm bis Angela Merkel".
http://www.youtube.com/watch?v=ejn_O728krM
http://www.youtube.com/watch?v=rIqZwn0jBbw
Sonntag, 19. September 2010
Fotos von der niedersächsischen Landesgartenschau in Bad Essen 2010 von der Osnabrücker Autorin Anne Koch-Gosejacob
Die mit mir in nettem Kontakt stehende bekannte Osnabrücker Schriftstellerin Anne Koch-Gosejacob (http://barrynoa.blogspot.com/2009/11/bn-und-anne-koch-gosejacob.html , http://barrynoa.blogspot.com/2009/12/gastbeitrag-der-osnabrucker-autorin.html und http://barrynoa.blogspot.com/2010/08/ein-neues-buch-von-anne-koch-gosejacob.html ) hat von der Landesgartenschau im niedersächsischen Bad Essen wunderbare Fotos gemacht, die in einer Fotogalerie bei „os-nachbarn“ zu sehen sind, siehe: http://www1.os-nachbarn.de/MagazinGalerie/3845 .
Diese Fotos sollten Sie sich ansehen, liebe Blogleser! Wirklich sehr schön! Ein paar der 90 Fotos auch bei mir im Blog, siehe oben! Die niedersächsische Landesgartenschau in Bad Essen ist übrigens noch bis zum 17. Oktober 2010 geöffnet.
Samstag, 18. September 2010
Schuhputzmittel in der DDR: Eg-Gü und Wittol
Schuhe putzen gehörte früher einfach zu den Dingen die man sehr oft machte, denn mit dreckigen Schuhen rumlaufen, dies gehörte sich einfach nicht. In meiner Sammlung von Reklamemarken um 1900 sind einige Marken darunter die auf die Vielfalt der Firmen hindeuten die Schuhcreme, auch Schuhwichse genannt, produzierten. Aus DDR-Zeiten kenne ich allerdings nur die Marken die von „Eg-Gü“ und „Wittol“ hergestellt wurden. Von diesen Produkten habe ich noch etliche und die sind bei mir auch noch in Gebrauch. Erstaunlich, denn die Schuhputzmittel haben mittlerweile ihre 30-50 Jahre auf dem Buckel, aber sie kann man immer noch gut gebrauchen. Da ich davon noch einen reichlichen Vorrat habe, also nicht nur die eingescannten, so kann ich auf den Kauf neumodischer Schuhcreme verzichten.
In dem Namen der Firma „Wittol“ steckt der Name Wittenberg, denn in unserer Nachbarstadt Wittenberg wurde diese Schuhcreme hergestellt. Übrigens wurden in dieser Fabrik auch Weihnachtskerzen produziert. „Eg-Gü“ ist eine ganz alte Marke. Der Name ist die Abkürzung von Egbert Günther. Dieser Günther gründet 1890 in Meerane (Sachsen) eine Firma zur Herstellung von Bohnerwachs. Später, nach der Umsiedlung nach Dresden, produzierte er ab 1915 auch Schuhputzmittel und ab 1919 stellte „Eg-Gü“ als erstes Unternehmen der Welt auch Schuhcreme in Tuben her. 1972 wurde der Betrieb enteignet und 1980 dem VEB Wittol angegliedert. Die Marke „Eg-Gü“ gibt es heute noch.
Freitag, 17. September 2010
Das Grabmal der Familie Seiler auf dem Dessauer Friedhof III
Bezugnehmend auf den gestrigen Beitrag im Blog, heute noch Aufnahmen des größten Grabmales auf dem Dessauer Friedhof III, dem Familiengrab der Familie Seiler. Viele Neu-Dessauer werden es gar nicht wissen, aber auf dem Gelände des heutigen Dessau-Centers stand um 1900 das größte deutsche Versandhaus. Das Gelände des heutigen Dessau-Centers hat sowieso eine wechselvolle Geschichte, erst stand dort die Turnanstalt von Professor Werner, dann das herzogliche Kreisgericht und dann das Kaufhaus und Versandhaus Seiler. In neuerer Zeit wurde dann daraus das Konsum-Kaufhaus (später in Konsument-Warenhaus umbenannt) und zuletzt das Horten-Kaufhaus.
Der Versandhandel der Fa. Seiler entwickelte sich aus dem Tuchhandel des Josef Seiler, den er 1876 gegründet hatte. Stoffe, Knöpfe und alles was Schneider und schneidernde Hausfrauen so brauchten, dies lieferte Seiler. Und bedenkt man, daß zur damaligen Zeit fast in jeder Familie geschneidert wurde – man kaufte kaum Konfektionssachen – so verwundert es nicht, daß jährlich eine Million Pakete aus Dessau in das gesamte deutsche Reich versandt wurden. 1945 wurde das Unternehmen enteignet. An das einstmals große Unternehmen und die Familie Seiler erinnert nur das imposante Grabmal auf dem Dessauer Friedhof III. Entstanden ist es 1903 als der junge Friedrich Seiler (25.9.1891-27.11.1903) im zarten Alter von 12 Jahren starb. Der große Schmerz über diesen Tod kommt auch in den bildhauerischen Arbeiten des Grabmales zum Ausdruck. Den Mittelteil der Anlage dominiert eine überlebensgroße Vaterfigur die einen nackten Knaben im Arm fest an sich drückt. Rechts und links ebenfalls allegorische Figuren die tiefe Trauer ausdrücken. Die Rückseite des Grabmales erinnert einen im Stil an altägyptische Steinreliefe. Zur damaligen Firma Seiler habe ich insofern eine Beziehung, da meine Großmutter mütterlicherseits einige Zeit dort gearbeitet hat.
Abonnieren
Posts (Atom)