Freitag, 3. Oktober 2014

Nostalgie: Bowle und Glasanhängerchen

Was bietet man an, wenn liebe Gäste kommen? Kaffee, Tee, Kuchen, einen kleinen Imbiss? Ist doch immer dasselbe und langweilig. Als Nostalgiker mag ich sowieso nicht diese Zeitgeistdinge und deshalb holte ich gestern mal wieder das alte Bowlegefäß aus den 30er Jahren hervor, wo allerdings von den ursprünglich 12 Gläsern nur noch 4 die Zeiten überstanden haben. Egal, da mit mir zusammen gestern sowieso nur 4 Personen am Tisch saßen, machte das nichts.

Zu dem handbemalten Bowlengefäß und den handbemalten Gläsern paßten ganz gut die kleinen Glasanhänger aus den 50er Jahren. Diese Glasanhänger sind an einem kleinen Glasschiff angebracht, nebst Spießchen für Käsestückchen oder andere kleine Snacks, und sie waren in den 50er Jahren groß in Mode. Die Glasanhänger sollten die Funktion haben, daß man die Gläser bei größeren Gesellschaften nicht verwechseln konnte. Tante Frieda bekam halt eine blaue Glasweintraube an ihr Glas (Wink mit dem Zaunpfahl, da dem Wein zugetan) und Onkel Ottokar ein Glasmarienkäferchen (kein Wink mit dem Zaunpfahl) und so weiter. Eigentlich waren sie aber "nur" Kunstgewerbe der damaligen Zeit, an welchem man sich erfreute. Besonders Kinder waren immer begeistert von diesen kleinen Kunstwerken der Glasbläserzunft, so wie ich früher. Ende der 60er Jahre waren diese Dinge dann als übler Kitsch verschrien und sie wurden entsorgt oder in die hinterste Ecke der Wohnung verbannt. Zu Unrecht, denn es war keine Massenware, sondern jedes kleine Teil war Handarbeit, bzw. Mundarbeit eines Glasbläsers.

Meine gestrigen Gäste fanden das mit der Bowle und den Glasanhängerchen toll, obwohl es nicht die von mir avisierte Quittenbowle, mit Quitten aus dem eigenen Garten, gab, sondern schnöde Erdbeerbowle, mit Erdbeeren aus dem Supermarkt, weil meine Quittenernte dieses Jahr sehr mager ausfiel. Die wenigen geernteten Früchte kamen zum Trost allerdings als Tischdekoration zum Einsatz, bis sie die nächsten Tage als Kompott enden werden. Der Duft der Quitten war sehr angenehm, was auch mein Besuch feststellte.

Wenn ich nicht von meinem Besuch aufgeläufert worden wäre, doch mal einen Blogbeitrag über diese Glasanhängerchen zu machen und über die fast vergessene Tradition des Bowlemachens, dann wäre ich da gar nicht drauf gekommen. Heute nun, mit allerdings nun ausgetrunkener Bowle, ein paar Fotos von diesen Dingen im Nachhinein, die derzeit zwar aus der Mode gekommen sind, aber wer weiß, ob nicht so manch Blogleser aufgrund dieses Beitrages nicht doch mal wieder die alte Familienbowle aus dem Schrank holt und diese Tradition wieder aufleben läßt. Und vielleicht finden sich dann auch mal wieder bei etlichen Bloglesern sich die kleinen Glasanhängerchen an, die es eigentlich in jedem Haushalt früher gab!

 
 


 

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